Anfang August habe ich hier auf einen Beitrag der us-amerikanischen Wissenschafterin Alexandra Cosima Budabin aufmerksam gemacht, die die lokalen Verstrickungen der Black-Lives-Matter-Proteste (BLM) in Bozen unter die Lupe genommen hatte. Dabei ging sie auf die zweimalige Besprühung einer Säule am sogenannten Siegesplatz ein, die sie als »ein faschistisches Symbol, das Teil einer imperialistischen Raumplanung war« bezeichnete. Hier hätte es eine Überlagerung von genuinen BLM-Protesten mit anderen Diskursebenen gegeben, konkret habe hier auch die koloniale Praxis des italienischen Staates gegenüber Südtirol im Fokus gestanden.
Nach der ersten Besprühung hätten Mitglieder der neofaschistischen CasaPound in einem Akt der buchtstäblichen und metaphorischen Reinwaschung sämtliche Spuren des Widerstands beseitigt. Dann wurde die Säule ein zweites Mal besprüht, und zwar mit dem Slogan Love People – Fuck Racism.
Doch wer stieg diesmal in die Fußstapfen von CasaPound, um die Hegemonie des dominanten Diskurses wiederherzustellen und die gesellschaftliche Bedeutung des Widerstandsakts auszulöschen? Wer verhalf der kolonialen Praxis des italienischen Staates gegenüber Südtirol wieder zu ihrem zweifelhaften Recht?
Es war kein Geringerer als der damalige Gemeinderat, heutige FdI-Landtagsabgeordnete und Vizelandeshauptmann in spe Marco Galateo, der sich, wie bis heute auf seinem Facebook-Profil zu sehen ist, mit mehreren Gesinnungsgenossen stolz als Reinigungskraft der faschistischen Symbolik inszenierte:
Eintrag von Marco Galateo (FdI) auf Facebook, Juli 2020; Querbalken und Schwärzungen von mir
Dabei brachte er es auch noch fertig, Love People – Fuck Racism neusprechmäßig als Ausdruck »antirassistischen Hasses« zu bezeichnen — während seins dann wohl pro-faschistische Liebe sein muss.
Zu wundern braucht man sich bei jemandem, der das sogenannte Siegesdenkmal schöner beleuchten lassen möchte, dem Schülerreisen nach Wien ebenso ein Dorn im Auge sind wie Regenbogenflaggen und der mit einem Foltermittel der Faschistinnen scherzt nicht wirklich. So haben wir aber halt noch eine weitere Bestätigung für die wahre Gesinnung und die Prioritäten unseres möglichen neuen Landeshauptmannstellvertreters — wenn wir am Sonntag nicht verhindern, dass er es werden kann.
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