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Nicht nur die Kanaren haben Grenzen.
Übertourismus

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ai

In Santa Cruz de Tenerife rund 30.000, in Las Palmas de Gran Canaria 15.000, in Arrecife auf Lanzarote 10.000. So viele Menschen wurden auf den Kanarischen Inseln bei den drei wichtigsten Kundgebungen gegen den überbordenden Tourismus und die damit einhergehenden Probleme (hohe Lebenshaltungskosten, Wohnungsnot, Wassermangel…) gezählt. Berücksichtigt man auch kleinere Proteste, kommt man offiziellen Angaben zufolge auf bis zu 57.000 Teilnehmende. Die Fotos im Netz sind beeindruckend und gingen um die Welt, auf einem immer wieder geteilten Bild war ein Schild zu sehen, auf dem »die Kanaren leben nicht vom Tourismus, der Tourismus lebt von den Kanaren« zu lesen war. Der Befund wäre angesichts neuer Besucherrekorde und immer größer werdender sozialer Probleme wohl auch auf Südtirol anwendbar. Erst kürzlich hatte ich aus einem Interview im katalanischen Fernsehen zitiert, in dessen Rahmen auf die oft fehlende volkswirtschaftliche Nachhaltigkeit des Sektors hingewiesen wurde. Öffentliche Investitionen in Infrastruktur, die erst durch große Ströme an Besucherinnen erforderlich wird, kosteten oft mehr, als der Tourismus bringe. Solange aber Private nur Gewinne einfahren und die wachsenden Kosten von der Allgemeinheit getragen werden, fällt das Ungleichgewicht oft nicht auf.

Auf den Kanaren forderten die Menschen unter anderem ein Fremdenverkehrsmoratorium, die Einführung einer Ökosteuer für die Tourismusbranche und das Verbot (oder zumindest die drastische Einschränkung) von Zweitwohnsitzen. Wenn eine Branche für unbeteiligte Menschen, andere Wirtschaftszweige und die Umwelt zur unerträglichen Belastung wird, sind Gegenmaßnahmen unausweichlich.

Wie in Katalonien oder Cymru (Wales) betreffen die Folgen des Übertourismus in Südtirol zudem ein Gebiet, das wegen der Anwesenheit von Minderheiten besonders sensibel ist. Zweitwohnsitze, Abwanderung und die Notwendigkeit, immer mehr auswärtiges Personal hierher zu holen, das im aufgeblähten — weil auf den Tourismus zugeschnittenen — öffentlichen Dienst (Gesundheitswesen!) die Einhaltung von Proporz und Zwei- bzw. Dreisprachigkeitspflicht erschwert, führen hierzulande auch diesbezüglich zu Verwerfungen, die Lösungen nötig machen.

Siehe auch: 01 02 03 04 05



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Comentârs

2 responses to “Nicht nur die Kanaren haben Grenzen.
Übertourismus

  1. Markus avatar
    Markus

    Teneriffa, Maya Bay, die Dolomiten, Venedig, … überall auf der Welt sind die Hotspots von Touristen überlaufen. Und nicht nur: auch die Großstädte breiten sich immer mehr aus, und damit meine ich nicht nur Mexico City oder Tokyo, auch Los Angeles oder Dubai haben sich mittlerweile zu einem Meer aus Häusern entwickelt und Jakarta ist sogar unbewohnbar geworden. Das zugrundeliegende Problem ist nur eines: Überbevölkerung. 8 Milliarden Menschen sind einfach zu viel!

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