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Die sprachliche Rosinenpickerei deutscher Konzerne.

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Deutsche Handelsriesen wie NKD, dm, TEDi und ALDI haben ihren Rechtssitz für Italien in Südtirol. Dies thematisiert die SWZ in ihrer aktuellen Ausgabe (Nr. 33/25). Steuerlich ergeben sich daraus für unser Land allerdings keinerlei Vorteile.

Weshalb diese Firmen Südtirol aussuchen, liegt auf der Hand: Wie SWZ-Steuerexperte Walter Großmann ausführt, legten deutsche Konzerne — nicht nur im Handelssektor — Wert auf deutschsprachige Ansprechpartnerinnen. Einerseits wegen der Sprache an sich, andererseits jedoch auch wegen der »deutschen« Arbeitsweise und Mentalität, die zum besseren Verständnis und Vertrauen beitrügen. Dies bestätigte etwa NKD der Wirtschaftszeitung ausdrücklich.

Nicht zuletzt sei es für die Firmen ein Vorteil, dass hierzulande die Jahresabschlüsse in deutscher Sprache hinterlegt werden dürfen, so Großmann.

Da viele Ketten in Südtirol (z.B. aus der Werbung und aus Aufenthalten jenseits des Brenners) schon vorher bekannt sind, starte sich ferner der Aufbau des Italiengeschäfts von hier aus leichter.

Wir sind also aufgrund unserer Zugehörigkeit zum deutschen Sprach- und Kulturraum ein willkommenes Sprungbrett für deutsche Firmen nach Italien. Die Vorteile werden von den Konzernen gern in Anspruch genommen — und wir »Konsumentinnen« dürfen dann auch als Versuchsmaterial herhalten. Das ist per se nicht schlimm.

Wenn es jedoch darum geht, die Deutschsprachigkeit unseres Landes auch im Geschäftsgebaren zu berücksichtigen und in Kundenfreundlichkeit umzumünzen, halten sich Begeisterung und Engagement vieler Firmen in sehr engen Grenzen, wie wir auch hier schon desöfteren aufgezeigt haben. Etwa am Beispiel von ALDI. Subjektiven Beobachtungen zufolge wird die Mehrsprachigkeit noch am ehesten gepflegt, solange sich das Italiengeschäft im Aufbau befindet. Sobald und je mehr der Erfolg auch außerhalb Südtirols an Fahrt aufnimmt, wird sie dann nach und nach der nationalen Homogenisierung geopfert.

Speziell jenen Firmen, die ihren Rechts- oder gar ihren operativen Sitz für Italien in Südtirol haben und die oben erwähnten Vorteile in Anspruch nehmen, kann man nicht einmal zugute halten, dass sie vielleicht die sprachliche Situation im Land nicht kennen. Sie betreiben ganz einfach eine unverschämte Rosinenpickerei.

Leisten können sie es sich einerseits, weil die Konsumentinnen diesbezüglich wenig Macht haben und andererseits, weil es in Südtirol im Unterschied zu anderen Minderheitengebieten keine einschlägigen Gesetze gibt, die die Berücksichtigung der Minderheitensprachen vorschreiben würden.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 || 01 02



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