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Packungsbeilagen: Urzì dafür, SVP dagegen.
Zweisprachigkeit von der Sammelpartei niedergestimmt

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Mit einem Beschlussantrag forderte die Süd-Tiroler Freiheit (STF) vom Südtiroler Landtag unter anderem:

  • die Diskriminierung der deutschen Sprache im Bereich der Packungsbeilagen von Medikamenten zu verurteilen;
  • den Landeshauptmann dazu zu verpflichten, für die Umsetzung der geltenden Gesetze zu sorgen, die zweisprachige Packungsbeilagen vorschreiben.

Postfaschist Alessandro Urzì, der sich unter anderem gegen die Gleichstellung der deutschen Sprache bei Produktetikettierungen ausgesprochen hatte, unterstützte den Antrag:

Alessandro Urzì (L’Alto Adige nel cuore) kündigte seine Zustimmung an. Es gehe immerhin um die Gesundheit der Menschen. Die Beipackzettel seien in Fachsprache abgefasst, die in einer anderen Sprache noch schwieriger zu verstehen sei. Für die Pharmafirmen sei es umständlich, allein für Südtirol andere Beipackzettel beizulegen, aber das sei keine Ausrede. Seiner Meinung nach sollten auch die Hinweise auf den Zigarettenpäckchen zweisprachig sein, denn der Tabak bringe auch Deutsche um.

Pressemitteilung des Landtags (Auszug)

Auch Hans Heiss (Grüne) unterstützte den Vorstoß der STF:

Das Recht auf Information und auf Muttersprache sei wesentlich. Es wäre auch besser, wenn die Beipackzettel menschenfreundlicher gestaltet würden. Das Land hätte über den Großeinkäufer Sanitätsbetrieb die Möglichkeit, zweisprachige Beipackzettel einzufordern. Südtirol habe den niedrigsten Medikamentenverbrauch in Italien, aber er nehme zu, und vor allem ältere Menschen seien darauf angewiesen. All das spreche für eine bessere Regelung der Materie.

— Pressemitteilung des Landtags (Auszug)

Die SVP, Sammelpartei der deutschen und ladinischen Minderheiten in Südtirol, sprach sich jedoch gegen den Beschlussantrag aus:

Natürlich müsse jeder den Beipackzettel in seiner Sprache erhalten können, bestätigte LR Richard Theiner. Die Sache sei aber schwierig, da in Italien die Materie völlig anders geregelt sei als bei den deutschsprachigen Nachbarn. Die Landesregierung habe sich sehr um eine Lösung bemüht. Die gefundene Lösung, die auf Wunsch ausgedruckten Beipackzettel – was übrigens auf dem ganzen Staatsgebiet möglich sei -, sei aber noch nicht zufriedenstellend. Der deutsche Beipackzettel müsse unaufgefordert ausgehändigt werden, dies sei für den Apotheker Pflicht.

— Pressemitteilung des Landtags (Auszug)

Weil »die Sache« in Italien »schwierig« ist, wurde der Beschlussantrag schlussendlich mit 12 Ja- zu 16 Neinstimmen abgelehnt. Nicht vom italienischen Parlament, sondern vom Südtiroler Landtag. Und nicht von Postfaschisten oder Autonomiefeinden, sondern von den sogenannten Autonomiepatrioten der SVP.

Wir halten fest: Was in der Schweiz, in Finnland, ja selbst in der Ukraine möglich ist, ist in der angeblichen Vorzeigeautonomie »schwierig«. Und schwierig ist das neue »unmöglich«.

Siehe auch: 01 02 03 04



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Comentârs

8 responses to “Packungsbeilagen: Urzì dafür, SVP dagegen.
Zweisprachigkeit von der Sammelpartei niedergestimmt

  1. hunter avatar
    hunter

    ganz großes kino wiedereinmal

  2. G. P. avatar
    G. P.

    Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen. (Hermann Hesse)

  3. @schierhangl avatar
    @schierhangl

    Geomapping funktioniert auch umgekehrt:
    Gibt man in Österreich bei der Herbergssuchseite booking.com San Martino di Castrozza ein
    erhält man automatisch den deutschsprachigen Namen: Sankt Martin in Sismunthbach….

    Alles nur einfachste technische Lösung und nicht der böse Zentralstaat?

    1. hunter avatar
      hunter

      ??? HÄÄÄ ???

      1. RoMo avatar
        RoMo

        Give up

  4. Tirola Bua avatar
    Tirola Bua

    Die Svp führt halt Krieg gegen das eigene Volk.

  5. ProEuregio avatar
    ProEuregio

    … in welch surrealer Welt leben wir, dass man sich 2016 über “nicht-existierende-Selbstverständlichkeiten” erregen muss!?!?!
    Während meiner Praktikumsjahre in München um 1972 waren zu meinem damaligen und heutigen Erstaunen sämtliche Beipackzettel in den wichtigsten europäischen Sprachen einschließlich aller GastarbeiterSprachen!
    Und offensichtlich “Dank-SVP-SogenannterVolksPartei”

    1. pérvasion avatar

      Ich frage mich sowieso, warum man in Südtirol zum Beispiel nicht schon lange das Modell der »internationalen Apotheken« in Deutschland unter die Lupe genommen und zur Übernahme vorgeschlagen hat. Aber wenn man sogar davor zurückschreckt, die Umsetzung geltenden Rechts zu verlangen, wird man wohl eher nichts Neues mehr andenken. Wäre dann ja noch »schwieriger«.

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