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Resettlement: »Reiche Länder« tun viel zu wenig.
Studie offenbart große Defizite

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Oxfam hat vor wenigen Tagen einen Bericht über Resettlement und andere humanitäre Aufnahmeprogramme veröffentlicht, der zeigt, wie wenig die meisten westlichen Länder tun, um syrischen Flüchtenden fernab von Schlepperrouten Aufnahme zu gewähren.

  • Resettlement bedeutet, dass ein Drittstaat (d.h. weder das Land, aus dem ein Mensch geflohen ist, noch das Land in dem der Geflüchtete zunächst Aufnahme gefunden hat) einer Person Flüchtlingsstatus anbietet.
  • Humanitäre Aufnahmeprogramme ähneln dem Resettlement, beinhalten jedoch meist ein beschleunigtes Verfahren, oft ohne Beteiligung des UN-Flüchtlingshilfswerks.

— Oxfam

Nur rund 130.000 schutzbedürftige Syrerinnen und Syrer seien von »reichen Ländern« (Oxfam) im Rahmen von Resettlement- und ähnlichen Programmen aufgenommen worden. Das sind etwa 3% der fünf Millionen Menschen, die aus dem kriegsgebeutelten Land in die Nachbarstaaten Libanon, Jordanien und Türkei geflohen sind. Dabei schätzt das UN-Hilfswerk UNHCR, dass sich mindestens 10% in einer so prekären Lage befinden, dass sie in andere Staaten verlegt werden müssten.

Oxfam hat für westliche Länder ein sogenanntes »fair share«, den fairen Anteil durch Resettlement- und ähnliche Programme aufzunehmender Flüchtlinge errechnet und zur tatsächlichen Situation (Aufnahmezahlen seit 2013) in Relation gesetzt. Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur Kanada, Norwegen und Deutschland überschreiten bereits das ermittelte Soll. Die meisten anderen Länder sind von einer befriedigenden Situation noch weit entfernt, während sieben der untersuchten Staaten (Griechenland, Japan, Korea, Polen, Portugal, Slowakei und Russland) noch gar keine Resettlements von schutzbedürftigen Geflüchteten in die Wege geleitet haben.

Siehe auch: 01 02 03



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Comentârs

13 responses to “Resettlement: »Reiche Länder« tun viel zu wenig.
Studie offenbart große Defizite

  1. hunter avatar
    hunter

    wobei man das schon auch mit der zahl der aufgenommenen flüchtlinge in relation stellen muss. für kanada ist aufgrund der geografischen lage resettlement ja beinahe die einzige möglichkeit, jemanden aufzunehmen, während man die europäischen länder von syrien aus vergleichsweise “leicht” erreichen kann. also hinkt der vergleich schon ein wenig.
    wobei derartige programme durchaus eine gute möglichkeit wären, dem vorherrschenden darwinismus in der flüchtlingsfrage herr zu werden und den schleppern das wasser abzugraben.

    1. pérvasion avatar

      wobei man das schon auch mit der zahl der aufgenommenen flüchtlinge in relation stellen muss.

      Stimmt natürlich. Man kann Kanada nicht mit Deutschland oder Österreich vergleichen. Aber es gibt trotzdem interessante und wichtige Erkenntnisse, etwa

      • dass Kanada viel mehr macht, als Australien oder die USA;
      • dass Deutschland nicht nur viele Flüchtlinge »hereingelassen«, sondern auch viele gezielt resettelt hat und
      • damit in dieser Hinsicht weit mehr tut, als Österreich, Frankreich oder Italien;
      • dass Australien wenigstens beim Resettlement nicht unter ferner liefen rangiert;
      • während sich europäische Länder wie Polen, Tschechien oder Slowakei — die sich Ankommenden weitgehend verschlossen haben — auch in dieser Hinsicht nicht mit Ruhm bekleckern und schließlich
      • vor allem, dass nur knapp ein Drittel derjenigen, die laut UNHCR dringend resettelt werden müssten, auch in andere Länder verlegt wurden, während Syriens Nachbarländer fast die gesamte Last schultern müssen.
  2. TirolaBua avatar
    TirolaBua

    Löst man durch die Ansiedlung von Menschen fremder Länder wirklich die Probleme oder macht man alles nur schlimmer?

    1. pérvasion avatar

      Je nachdem, was man als »Problem« betrachtet.

      Wenn das Problem die Schutzbedürftigkeit ist, dann wird dieses Problem damit aller Voraussicht nach gelöst.

      1. Libertè avatar
        Libertè

        Dieses “Problem” muss man aber nicht mit Ansiedelung “bei uns” lösen

      2. pérvasion avatar

        Wenn die Frage lautet, ob so das Problem gelöst wird, lautet meine Antwort wie oben.

        Wenn die Frage lautet, ob es auch andere Lösungen geben könnte, lautet meine Antwort: Gut möglich.

        Nur: Wenn alle »nicht bei uns« sagen würden, dann müssten die Geflüchteten in ihrem Heimatland bleiben. Das ist sicher nicht die Lösung.

      3. TirolaBua avatar
        TirolaBua

        Das Problem, warum man Personen umsiedelt, wird nicht gelöst.

      4. pérvasion avatar

        Du meinst die Fluchtursache?

      5. TirolaBua avatar
        TirolaBua

        Genau, die besteht weiterhin. Deswegen ist Symptombekämpfung sicher nicht die richtige Lösung.

      6. pérvasion avatar

        Klar! Die Toplösung wäre der Weltfrieden. Bis der hergestellt ist, muss man Schutzbedürftigen helfen — alles andere wäre unerträgliche Heuchelei.

      7. Libertè avatar
        Libertè

        alles andere wäre unerträgliche Heuchelei.

        Aktiv die Herstellung des Weltfriedens behindern, wie viele “Pazifisten” es tun, ist Heuchelei

  3. Waltraud Astner avatar
    Waltraud Astner

    Die beste und humanste Art Schutzbedürftigen zu helfen ist sie nahe ihrer Herkunftsländer mit internationaler Hilfe möglichst gut zu betreuen bis sie zurückkehren können. Es gibt aber Fälle für die eine Rückkehr oft nicht möglich ist (z.B. Waisenkinder). Für solche ist ein Resettlement gedacht, dies sollte aber keinesfalls eine gezielte Umsiedlung im größeren Stil bedeuten. Tatsächlich sollte Resettlement, neben der Betreuung von Geflüchteten nahe ihrer Heimat der einzige Weg sein effiziente Flüchtlingspolitik zu betreiben, von der ALLE (außer den Schleppern) profitieren. Dass Europa es zulässt dass die Menschenhändlermafia TÄGLICH mehrere Boote mit jungen Afrikanern hierher bringen kann, wovon von vorneherein klar ist dass sie kein Bleiberecht bekommen (bzw. dies nicht schon vor der Einreise festgestellt wird), ist ein politisches Versagen erste Ranges.
    Folgender Artikel bringt es auf den Punkt:

    http://cicero.de/berliner-republik/migrationspolitik-jedes-unrecht-beginnt-mit-einer-luege

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