Die »Arbeitsgruppe Ladiner« im Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbund (ASGB) hat ein Papier mit Vorschlägen vorgelegt, wie die ladinische Minderheit im neuen Autonomiestatut besser berücksichtigt werden könnte.
Die Forderungen im Detail:
- Die Eingliederung der Gemeinden Cortina, Col und Fodom, deren Einwohnerinnen sich 2007 in einer Volksabstimmung für die Zugehörigkeit zu Südtirol ausgesprochen hatten, soll vorgesehen und ohne Änderungen am Autonomiestatut ermöglicht werden.
- Bis zur Wiedervereinigung soll Südtirol eine Art Schutzfunktion für die drei Gemeinden in Souramont übernehmen und die Einwohnerinnen — so weit rechtlich möglich — bereits jenen von Südtirol gleichstellen. Außerdem soll die vollständige Eingliederung in die Euregio vorangetrieben werden.
- Überproportionale Berücksichtigung der Ladinerinnen im öffentlichen Dienst (affirmative action), zum Beispiel durch Öffnung der Wettbewerbe für Ladinerinnen auch dann, wenn für sie keine Stellen vorgesehen wären. Diese Maßnahme sollte zu Lasten der eventuell bereits überproportional vertretenen Sprachgruppe gehen.
- Kein Ausschluss der Ladinerinnen aus gewissen Positionen (z.B. Verwaltungsgericht, Sechserkommission…) mehr.
- Sicherstellung von mindestens zwei Ladinerinnen im Landtag durch die Schaffung entsprechender Wahlkreise, wobei versucht werden muss, die außerhalb der ladinischen Täler lebenden Ladinerinnen zu berücksichtigen.
- Sicherstellung einer Ladinerinnenvertretung in der Landesregierung.
- Institutionalisierter Ladinischunterricht auch außerhalb der ladinischen Täler auf Anfrage einer festzulegenden Anzahl von Eltern.
- Anerkennung der historisch gewachsenen ladinischen Ortsnamen und ladinische Exonyme auch auf den Ortstafeln außerhalb Ladiniens.
- Landesämter sollten durchwegs dreisprachige Bezeichnungen aufweisen.
- Einführung einer ladinischen Standardsprache.
- Schaffung einer ladinischen Bezirksgemeinschaft und Anerkennung einer Institution/Organisation, die — insbesondere, falls die Region abgebaut wird — die Ladinerinnen repräsentiert (z.B. Lia di Comuns Ladins).
- Dreisprachigkeitszulage auch außerhalb Ladiniens für Ladinerinnen mit entsprechendem Nachweis.
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10 replies on “Konvent: ASGB will Ladinerinnen besserstellen.”
#Ladinien könnte eine eigene “Provinz light” werden, die ausgestattet ist mit bestimmten Kompetenzen.
Im neuen Autonomiestatut vorgesehene Kooperations-und Subsidiaritätsorgane würden es erlauben Kompetenzen auf einen Gemeindeverband von ladinischen Gemeinden zu heben, dodass Dinge koordiniert bestimmt werden könnten, zB.:
– Sozialdienste
– Schule
– Strassendienste
– Teilbereiche öffentlicher Verkehr
– Grundbuch
– Sport auf Vereinsebene
– Kultur
– Kirche
– etc.
Oder?
@schierhangl: “Provinz light”: wie löst man den im Abschlussdokument geforderten Anschluss des Souramont an die Region (weil Aufteilung auf unterschiedliche Verwaltungsstrukturen der Ladinität nicht förderlich) mit der an anderer Stelle geforderten Abschaffung der Region und der Tatsache, dass Fassa im heutigen Trentino liegt?
@bzler
Allein die Sache der Ladiner genügt schon um an der Region, vielleicht in etwas abgeänderter Form festzuhalten. Auch die bellunesischen Gemeinden Ladiniens könnten in Kooperations-und Subsidiaritätsorgane eingebunden sein.
Dadurch wäre eine wesentlich engere Zusammenarbeit möglich, ohne unbedingt regionale Grenzen zu verschieben.
Das geflügelte Wort des Konvents heiist ja:
“Es geht um Zuständigkeiten (und Finanzierung)”.
Man kann es so darstellen:
oder so:
Man vergleiche die ASGB-Vorschläge mit jenen der Gruppe 7 des Konvents, bei denen Kenntnis zweier (und nicht etwa dreier) Landessprachen angemahnt wird, und Pflichtfach Esparanto ein paar Schulstündchen Ladinisch landesweit vorgezogen wird.
Mit dem dritten, drittletzten und letzen Punkt bin ich nicht einverstanden:
– “Überproportionale Berücksichtigung … zu Lasten der eventuell bereits überproportional vertretenen Sprachgruppe”. Ich würde eher sagen die Ladiner sollen hier meritokratisch berücksichtigt werden, nicht zu Lasten der einen oder anderen Sprachgruppe.
– “Einführung einer ladinischen Standardsprache.” Das klappt einfach nicht, da sich keine Sprachgruppe der andere unterordnen will und die Kunstsprache Ladin Dolomitan von niemandem akzeptiert wird.
– “Dreisprachigkeitszulage auch außerhalb Ladiniens für LadinerInnen”. Also so ein Schmarrn: wieso soll an für Kenntnisse belohnt werden, die niemandem dienen?
Un der Vizepräsidentin Ploner sei gesagt, daß es eine angebliche kulturelle und sprachliche Einheit der ladinischen Minderheit gar nicht gibt.
Wofür?
Ich würde noch hinzufügen: Um eine Kultur der Mehrsprachigkeit zu fördern, um einen Ansporn zur Erlernung der dritten Landessprache zu geben, um den LadinerInnen auch außerhalb ihrer Gemeinden mehr Sprachrechte zu gewähren und um dreisprachiges Personal auszubilden, das zum Beispiel für einen Aushilfs- oder Ersatzdienst in einer ladinischen Gemeinde abgestellt werden kann. Außerdem ist der BürgerInnenkontakt heutzutage (Stichwort Internet) nicht mehr so ortsgebunden wie noch vor wenigen Jahren.
Dies führt aber dann dazu, daß die Ladiner ausserhalb der ladinischen Täler erst Recht keine Arbeit finden, weil sie zu viel kosten. Der Schuß geht also nach hinten los.
Versteh ich nicht… es geht ja um öffentliche Stellen. Die könnte man bei gleicher Qualifikation sogar prioritär an Personen mit Dreisprachigkeitsnachweis vergeben.