Der nationalistische Druck intoleranter italienischer Journalistinnen (‹1 ‹2) hat letztendlich seine Wirkung nicht verfehlt: Wie die TAZ berichtet, hat sich Senatorin Julia Unterberger (SVP) am Ende der Beratungen mit Staatspräsident Sergio Mattarella diesmal bewusst zuerst auf Italienisch und erst dann auf Deutsch an die Medienvertreterinnen gewandt, »um Polemiken zu vermeiden.« Also vorauseilend, und das zu einem Zeitpunkt, da Italien eine rechtsextreme Regierung bekommt.
Andererseits — und diesen Seitenhieb kann ich mir an dieser Stelle leider nicht verkneifen — müssen wir ja schon froh sein, dass es Unterberger überhaupt für nötig hält, sich in Rom auch auf Deutsch an die Medien zu wenden. Andere Vertreterinnen ihrer Partei, wie der Vizebürgermeister der Landeshauptstadt, finden das ja inzwischen schon in Bozen überflüssig.
One reply on “Unterbergers sprachliche Unterordnung.”
Stimmt. Von Unterberger, von der man ansonsten ja auch einen anderen Selbstanspruch für sprachliche Sichtbarkeit im Bereich Gender kennt, erwartet man auf politischer Ebene nicht gleich unbedingt Anpassung durch freiwillige Vorwegnahme aufgrund vermuteten, erwünschten Sprachverhaltens gegenüber Medienvertreter-innen mit schlechten Umgangsformen bzw. gegenüber nationalistischen Gesinnungstäter-innen in der Vergangenheit, um befürchtete Konfliktsituationen zu vermeiden oder um sich Wohlwollen zu verschaffen.
Kritisch wird man auch die Aussage (Unterberger-Facebook-Posting vom 20.10.22, Video, ab 3:05) zu Gefahr für die Autonomie sehen dürfen. Aussagen, wie die Autonomie sei sicher, da ja international abgesichert, hat eher mit (naivem) Wunschdenken oder mit (unverantwortlicher) Realitätsverkennung zu tun. Es gilt wohl nun vielmehr pro-aktiv zusammen mit anderen Kräften der offenen Gesellschaft in einer europäischen Wertegemeinschaft auf Garantien hinzuarbeiten.
Errungenschaften der Demokratie, u.a. der Minderheitenschutz, sind eben nicht fix. Das mahnt/lehrt uns die Geschichte. Auch in einem Repräsentationssystem, in dem die zahlreichen Einzelnen vom Zwang zur politischen Mitarbeit entlastet sind. Wieso also ausgerechnet die SVP als Vertretung der Minderheitenbevölkerung in Italien ihre die Zukunft Südtirols betreffenden Aussagen Melonis zur Autonomie: «Un’autonomia non ha bisogno di essere tutelata all’interno di una struttura statale.« (2022) u.a.m. nicht ernst nimmt, ist für mich jedenfalls nicht verständich.
Zumal man seit 1946 bekanntlich ja nicht mal die eh nur sehr wenigen Schutzbestimmungen des Gruber-De-Gasperi-Abkommens im Rahmen des Pariser Friedensvertrages vollständig umzusetzen vermochte. Man hat sie praktisch zu totem Recht verkommen lassen. Statt völkerrechtlich verankerter Amtssprache ‚völlige Gleichstellung mit dem Italienischen‘ hat man Deutsch als Hilfssprache usw.