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Verbotene deutschsprachige Begrüßung.
FdI-Intoleranz

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Das war mir tatsächlich entgangen: Im September 2018 stattete der damalige EU-Kommissar für Haushalt und Personal, Günther Oettinger, den vereinigten Bilanzkommissionen des italienischen Parlaments (Abgeordnetenhaus und Senat) einen Besuch ab. Als ihn Senator Dieter Steger (SVP) kurz auf Deutsch begrüßte, kam es zum Eklat. Mehrere Vertreterinnen von FdI gingen auf die Barrikaden und beschimpften den Südtiroler für seine Geste. »Siamo in Italia!« Und als Steger den Ausschussvorsitzenden Claudio Borghi von der Lega um Unterstützung bat, ließ der ihm auch noch kurzerhand das Mikrofon abdrehen.

Dieser Vorfall erzählt mehr über die Gesinnung der illiberalen Fratelli, mit denen die SVP nun eine Landesregierung bilden wird, als ihnen lieb sein könnte: Da geht es natürlich hauptsächlich um Minderheitenfeindlichkeit — wenn einem Senator verboten wird, in seiner eigenen Muttersprache und der der Mehrzahl von Bürgerinnen, die er vertritt, in offiziellem Umfeld auch nur ein paar Worte zu von sich zu geben. Es geht aber auch um die grundsätzliche Ablehnung alles Fremden und Anderen (selbst wenn es volens nolens zu Italien gehört), um die Unterdrückung einer institutionellen Freundlichkeitsgeste gegenüber einem europäischen Gast und um die Negierung des europäischen Gedankens; sowie nicht zuletzt auch um Heuchelei, wenn wir bedenken, dass dieselben Rechtsrechten sich hier in Südtirol seit Jahren als große Befürworterinnen der Mehrsprachigkeit aufspielen. Dabei geht es ihnen nicht um die Mehrsprachigkeit an sich, sondern — mit anderen Mitteln — noch immer um ähnliche Ziele wie vor hundert Jahren (vgl. 01 02). Während andere Nationalstaaten allmählich ihre Parlamente explizit für Minderheitensprachen öffnen (vgl. 01 02), also Schritte in Richtung Verständigung machen, stehen die Fratelli für den ungeschminkten, rauen Nationalismus, der noch nicht einmal ein Grußwort in einer anderen Sprache als der nationalen duldet.

Und all das wird durch die neue Regierungskoalition normalisiert und verharmlost.

Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07



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