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Landesregierung: SVP soll gordischen Knoten lösen.

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Etwas ist den italienischen Rechtsradikalen um Marco Galateo (FdI) und Christian Bianchi (Uniti/Lega) nach der Landtagswahl schon prächtig gelungen: Mit ihrem beharrlichen Druck, gegebenenfalls auch wider den Proporz zwei Landesrätinnen für sich durchzusetzen, liegt die Aufmerksamkeit seit Wochen fast nur noch auf diesem Aspekt — und kaum noch auf der Frage, ob die SVP überhaupt mit solchen Kräften koalieren soll. Egal wie die Angelegenheit, zu der nun Rechtsgutachten mit unterschiedlichen Vorzeichen vorliegen, ausgeht, kann eine Regierungsbeteiligung der Neofaschisten anschließend relativ reibungslos über die Bühne gehen. Sollte der Proporz nach spitzfindiger Interpretation der Nachkommastellen zwei italienische Regierungsmitglieder hergeben, wird man höchstwahrscheinlich nicht andere Parteien ins Kabinett holen, als die, die so unnachgiebig für dieses Ziel gekämpft haben. Bleibt es hingegen bei einem italienischen Mitglied, kann die SVP nach dem Motto argumentieren: Seht her, wir koalieren zwar mit den Ungustln, doch ihren überzogenen Forderungen haben wir uns nicht gebeugt. Wir haben sie im Griff.

Dabei hätte die Volkspartei längst die Möglichkeit, ja sogar die Pflicht gehabt, dem unwürdigen Spektakel ein Ende zu bereiten, um die Verhandlungen auf die Sachebene zurückzuholen: Genauso wie sie zum Glück einem Verzicht auf den ladinischen Landesrat eine Abfuhr erteilt hat, hätte sie klarstellen müssen, dass eine Vergrößerung der Landesregierung von neun1seit dem Ausscheiden von Thomas Widmann sogar nur noch acht auf elf Mitglieder gar nicht zur Debatte steht. Warum auch?

Durch die Postenbesessenheit von FdI und Lega ist ja nicht nur die inhaltliche Debatte um die nächste Landesregierung aus dem Fokus gerückt, sondern auch die Tatsache, dass wir hier ausschließlich über die Hypothese eines Kabinetts mit elf Mitgliedern sprechen — das ist die maximale vom Gesetz vorgesehene Größe. Nur bei elf Mitgliedern gibt es überhaupt einen Zweifel an der Anzahl der italienischen Vertreterinnen. Doch spätestens jetzt, wo es sich widersprechende Rechtsgutachten zur ethnischen Zusammensetzung gibt, wäre eine Elferregierung sowieso ein Vabanquespiel: Egal ob mit einem oder zwei Italienerinnen würde man sich aufgrund des einen oder des anderen Gutachtens der Gefahr von Rekursen aussetzen, die auch die Legitimität von Beschlüssen einer »falsch besetzten« Regierung in Frage stellen würden.

Da wäre es viel sinnvoller, eine Landesregierung mit acht bis zehn Mitgliedern — am besten ohne Beteiligung von Neofaschisten — würde die nächste Legislatur nutzen, um erstens sinnvolle Politik für Südtirol zu machen und zweitens, nebenbei, den entsprechenden Punkt des Wahlgesetzes im Landtag so präzise umzuformulieren, dass sich ein solches Trauerspiel in Zukunft nicht wiederholen kann.

Siehe auch: 01 02 03 04 05 || 01 02

  • 1
    seit dem Ausscheiden von Thomas Widmann sogar nur noch acht


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Comentârs

5 responses to “Landesregierung: SVP soll gordischen Knoten lösen.”

  1. artim avatar
    artim

    Eine Posse.
    Man fragt sich, wozu hat es eigentlich eine ganze Rechtsabteilung des Landtags, wenn man sich dann doch nicht auf deren Gutachten verlässt?
    Irren auch all die anderen renommierten Experten?
    Die spitzfindige Interpretation der Nachkommastellen, die zwei italienische Regierungsmitglieder bei einer evtl. Zusammensetzung einer 11-er Regierung hergeben,rührt, wenn ich es richtig verstehe, aus einem Fehlschuss. Man kann den lad. Landtagsvertreter, wenn man ihn schon bei der Quotenverteilung (35-1) außen vor lässt, dann nicht wieder als Gesamtquote heranziehen.

  2. G.P. avatar
    G.P.

    Tja. da werden eben so lange von allen möglichen Leuten Gutachten in Auftrag gegeben, bis das passende Gutachten – sprich zwei italienische Landesräte – dabei ist. Und das wird dann herangezogen … und mit Sicherheit auch von der SVP gutgeheißen.
    Übrigens, ganz nebenbei: Wer bezahlt diese Gutachten?

    1. Simon avatar

      Ich unterstelle, dass die Gutachten für die größere nationale Causa kostenlos erstellt wurden. Die Rechtsanwältinnen Crisafulli und Maines sind ja auch kein unbeschriebenes Blatt.

      1. G.P. avatar
        G.P.

        Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass genau die Minderheitenexpertin Maines im Gutachten die Kommastellen “erfindet”, um auf den zweiten ital. Landesrat zu kommen.
        Aber ja, wie man immer wieder hört, ist in Südtirol ja die ital. Sprachgruppe die Minderheit und muß geschützt werden …

  3. Simon avatar

    Die STF hat jetzt angekündigt, eine allfällige Landesregierung mit zwei italienischen Vertreterinnen gerichtlich prüfen lassen zu wollen. Somit bestätigt sich, dass ein derartiges Kabinett auf unsicheren Beinen stehen würde.

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