Zuerst die gute Nachricht: Der Chor mit dem schönen Namen Cor di Jëuni Gherdëina war bei den fünften European Choir Games in Norrköping (28. Oktober – 5. November) äußerst erfolgreich.
Anschließend veröffentlichte der Chor unter anderem auf seiner Homepage folgendes Foto, das durch die Medien ging:
Ausschnitt Webseite Cor di Jëuni Gherdëina – Unkenntlichmachung von mir
Ausnahmsweise will ich an dieser Stelle nicht (nur) auf den banalen Nationalismus — die italienische Flagge — hinweisen.
Vielmehr eignet sich das Bild als Anschauungsmaterial für eine weitere Problematik: Wie hier schon öfter bemängelt, haben wir gerade in einem sensiblen Gebiet wie Südtirol — international wohl ziemlich einmalig — die Hoheit über die geographische Bezeichnung von Tourismusdestinationen aus der Hand gegeben und sie Privatvereinen mit Gewinnabsicht1Die Tourismusvereine mögen zwar selbst keine Gewinnabsichten haben, doch sie arbeiten im Dienste und Auftrag eines potenten Wirtschaftszweigs. überlassen. In vielen Fällen, wie etwa dem von Gherdëina, trägt dies massiv zur weiteren Minorisierung und Unsichtbarmachung von Minderheiten bei. Es ist kein Zufall, dass die Anerkennung eigener Ortsnamen mit zu den wichtigsten Rechten von nationalen Minderheiten gehört.
Und am vorliegenden Beispiel lässt sich konkret aufzeigen, wie der Name einer Tourismusdestination beileibe nicht auf den Bereich Tourismuswerbung beschränkt bleibt, sondern weit darüber hinaus strahlt. Dies gilt umso mehr in Regionen wie Südtirol (und Talschaften wie Gherdëina), wo der Tourismus eine bestimmende Rolle spielt und demnach von einem Machtgefälle zu seinen Gunsten profitieren kann. Umso wichtiger wäre es also, gerade weil es auch um Minderheitenschutz geht, wortwörtlich »weitreichende« Entscheidungen wie diese nicht den Wirtschaftslobbys zu überlassen.
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- 1Die Tourismusvereine mögen zwar selbst keine Gewinnabsichten haben, doch sie arbeiten im Dienste und Auftrag eines potenten Wirtschaftszweigs.
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