In lokalen Medien wird gerade diskutiert, warum sich bei der Volkabstimmung vom 8. und 9. Juni in Südtirol 52,11 Prozent der Abstimmenden gegen eine Verkürzung der Einbürgerungsfristen in Italien ausgesprochen haben.
Unter den fünf zur Abstimmung stehenden Vorlagen hat diese auf dem gesamten Staatsgebiet die geringste Zustimmung erhalten. Doch nur in Südtirol, wo die Stimmbeteiligung mit 15,87 Prozent staatsweit am geringsten war, wurde sie sogar mehrheitlich abgelehnt.
Ehrlich gesagt frage ich mich aber, welchen Sinn es hat, interpretieren zu wollen, warum 32.068 der 396.044 Stimmberechtigten (8,09 Prozent) gegen die Verkürzung von Einbürgerungsfristen und 29.468 (7,44 Prozent) dafür sind.
Welche Aussagekraft hat das? Ohne zusätzliche, repräsentative Erhebungen durchzuführen, lassen sich aus dem Ergebnis wohl kaum allgemeingültige Schlüsse ziehen.
Wir könnten lediglich behaupten, dass schnellere Einbürgerungen der überwältigenden Mehrheit nicht wichtig genug waren, um sich zur Urne zu begeben. Manche waren vielleicht verhindert. Und nur in Südtirol ist Pfingsten ein verlängertes Wochenende, weshalb nicht wenige vermutlich gar nicht im Land waren.
Zur Abstimmung gegangen sein dürften überdurchschnittlich viele Progressive und überdurchschnittlich viele Italienischsprachige. Doch auch diesbezüglich lässt sich bei den mickrigen Zahlen ohne genauere Erkenntnisse kaum etwas Belastbares behaupten.
Ich bin ja dafür, dass bei einer Volksabstimmung nur diejenigen entscheiden, die hingehen. Die entsprechende Initiative habe ich bereits unterzeichnet. Solange es ein so hohes Beteiligungsquorum gibt, bleiben den Urnen aber auch viele fern, die eine Abstimmung scheitern lassen wollen — sowie diejenigen, die überzeugt sind, dass das Quorum ohnehin verfehlt wird.
Übrigens: Ich selbst habe abgestimmt und mich dabei auch für schnellere Einbürgerungen ausgesprochen, allerdings nicht ohne Bauchschmerzen, da die geltenden Regeln dafür sorgen, dass die Eingebürgerten nicht zu Südtirolerinnen (egal welcher Sprache) werden, sondern zu Italienerinnen. Für nationale Minderheiten ist das hoch problematisch.
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