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Putins Ballett kommt nach Bozen.

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Ungeniert pro Putin agieren das Cineforum und das Bozner Stadttheater

Zwei kulturelle Institutionen in Bozen haben keine Berührungsängste mit der russischen Regimekunst. Das Cineforum zeigt höchst umstrittene russische Propaganda, mit Steuergeldern.

Jetzt zieht das Bozner Stadttheater nach. Am 4. Jänner 2026 gastiert das Staatliche Russische Ballett Moskau, mit dem Nussknacker in Bozen. Ein kulturelles Weltphänomen, schwärmt Russia Beyond, eine Seite des Senders Russia Today, der ungeschminkt und ungeschönt heftige Putin-Propaganda betreibt.

Das offizielle Russland, sein offizieller Kulturbetrieb sowie seine Medien dienen dem Kriegspräsidenten Wladimir Putin. Westliche Kulturinstitutionen kümmert das meist wenig bis gar nicht. So konnte im Sommer Anna Netrebko in Deutschland auftreten, das singende Aushängeschild Putin-Russlands. Dagegen gab es Proteste, die Auftritte wurden aber nicht gestört. Im nächsten Jahr gastiert Netrebko an der Wiener Staatsoper, in Paris und in Essen.

Netrebko unterstützt Putin, unterzeichnete 2012 eine Petition für seine Wiederkandidatur, trotz seiner brutalen Kriege in Tschetschenien und Georgien, zeigte sich mit den pro-russischen Donbas-Milizionären. Netrebko, eine singende Leni Riefenstahl für Präsident Putin.

Ähnlich agiert die Ballettszene. Nur eine überschaubare Zahl wagte es 2022, gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine zu protestieren. Die große Mehrheit der Ballettszene steht treu an der Seite Putins. Die Süddeutsche Zeitung befand 2022, der kleinen Gruppe der Protestierer

steht ein Lager schweigender Kollegen und Kolleginnen gegenüber, die entweder abgetaucht sind oder durch Likes unter Anna Netrebkos Posts deutlich machen, auf welcher Seite sie stehen. So verhält es sich mit der Grande Dame des Bolschoi-Balletts, Svetlana Zakharova, die auch schon in der Duma saß und insofern fraglos zu Putins getreuesten Anhängerinnen gezählt werden darf. Auch Sergei Polunin, der mehrfach auf der Bühne des Münchner Nationaltheaters stand und ein Putin-Tattoo auf der Brust trägt, hat bislang keinen Ton von sich gegeben.

– Süddeutsche Zeitung

Wie verhält sich das Staatliche Russische Ballett Moskau? Es ist staatlich finanziert, also ein Kulturorgan des Putin-Staates. Das »freundliche Antlitz« eines mafiösen, mega-nationalistischen, kriegsführenden Staates. Waleri Gergijew, Stardirigent und inniger Freund des russischen Kriegspräsidenten, war immer wieder an der Seite dieses Balletts. Gergijew zählt zu den Hardcore-Fans von Putin.

Nicht nur ukrainische Flüchtlinge protestieren gegen die Auftritte der — zweifelsohne hochwertigen — russischen Stars Netrebko und Gergijew, auch Flüchtlinge aus Russland. Die Reaktion der westlichen Putin-Versteher in den Kulturinstitutionen, Kunst darf nicht bestraft werden.

Eine solche Kulturinstitution ist nun auch das Bozner Stadttheater. Ausgerechnet das russische Staatsballett erhält ein Forum, eines der kulturellen Aushängeschilder des Putin-Staates. Das Bozner Stadttheater wird öffentlich gefördert, von der Gemeinde Bozen und dem Land. Im vergangenen Jahr waren es mehr als 700.000 Euro.

Auch die eingangs zitierte Institution, das Cineforum, kassierte zwischen 2003 und 2024 eine Million Euro vom Land und weitere 100.000 Euro von der Gemeinde Bozen.  

Die vom Cineforum aufgeführten Streifen beschrieb Simon als eine Ohrfeige für die ukrainischen Flüchtlinge in Bozen.

Auf Kritik reagieren die Verantwortlichen und Freunde des Cineforums arrogant und untergriffig, sehen sich als Verteidiger der Meinungsfreiheit. Die Gastgeber des Staatlichen Russisches Balletts werden ähnlich argumentieren.

Warum werden nicht aus Russland geflüchtete Künstler:innen eingeladen? Das Gegenteil ist der Fall, sie werden kaum unterstützt, trotz ihrer Flucht aus dem Land der Repression. Erbarmungslos geht das Putin-Regime, im Westen heißen die Freunde Matteo Salvini, Herbert Kickl, Sahra Wagenknecht, Tino Chrupalla, Viktor Orbán, Robert Fico, Andrej Babis und noch viele mehr, gegen die Künstler:innen vor.

Sie werden von unseren Kulturinstitutionen im Stich gelassen. Die vielen aus Russland geflohenen Literat:innen, Musiker:innen, Filmemacher:innen, Maler:innen und Tänzer:innen — aus Protest gegen den russischen Krieg gegen die Ukraine — verdienen westliche Solidarität, also Auftrittsmöglichkeiten jeder Art. Nicht das Staatliche Russische Ballett, nicht Dirigent Gergijew, nicht Sängerin Netrebko.

Und nicht der Westen cancelt die russische Kultur, sondern der russische Staat, so ähnlich formulierte es der Moskauer Konzeptualist Vadim Zakharov. Das sollten »Institutionen« wie das Cineforum und das Bozner Stadttheater zur Kenntnis nehmen.

Cëla enghe:


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