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Minderheiten und Integration von Neubürger:innen und deren Kindern.

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von Sigmund Kripp

Wie verhalten wir uns als deutsche Minderheit in Italien, um angesichts von Einwanderung und der — relativ höheren — Geburtenrate, sowie Geburtenrückgang in der angestammten Bevölkerung, längerfristig bestehen zu können?

Ich möchte zwei sehr spannende Aussagen festhalten, deren Herkunft man aufs Erste nicht so vermuten möchte. Ist doch normalerweise die alte, heilige SVP die Gralshüterin der deutschen Minderheit in Südtirol!

Die erste Aussage stammt von Felix von Wohlgemuth, Grüner Gemeinderat in Eppan, die wie folgt lautet, ich zitiere aus seinem Facebook-Account vom 9. Dezember 2025:

Kinder mit Migrationshintergrund, welche nicht die deutsche, sondern die italienische Schule besuchen, werden sich höchstwahrscheinlich später der italienischen Sprachgruppe zugehörig fühlen (nein, nicht erklären, denn das macht ja jeder wie er gerade will — sondern eben fühlen).

Bei der aktuellen demografischen Entwicklung ist dieses Abschieben aller “nicht-deutschsprachigen” Kinder in die italienische Schule ein höchst gefährlicher und eigentlich für eine Sprachminderheit suizidaler Akt der Realitätsverweigerung.

Wenn wir die deutschsprachige Minderheit in die Zukunft retten wollen, dann müssen wir die Sprachprobleme IN der deutschen Schule lösen; wir müssen mehr Kinder dort aufnehmen und in Deutsch ausbilden! Wir dürfen diese Kinder nicht zu Problemen, sondern müssen sie zu Südtirolerinnen und Südtiroler machen. Jedes Kind mit Migrationshintergrund in einer italienischen Schule ist eine Schwächung unserer auf Sprache und Kultur aufbauenden Autonomie.

– Felix von Wohlgemuth

Der Eintrag ist auch hier als Gastbeitrag erschienen.

Die zweite Aussage stammt aus der gegenüberliegenden politischen Fraktion, von Bernhard Zimmerhofer, STF, der in der Haushaltsdebatte vom Dezember 2025 sinngemäß Folgendes gesagt hat (ich bitte um Nachsicht, wenn ich nicht wortwörtlich wiedergebe):

Zu diesem Thema kann ich aber folgendes sagen: Es ist ja grundsätzlich positiv, wenn ausländische Eltern ihre Kinder lieber in einen deutschen Kindergarten bzw. Schule einschreiben, weil sie sich dadurch bessere Zukunftschancen erwarten, gleichzeitig könnten diese Kinder auch eher für unseren Kulturkreis gewonnen und integriert werden. Dies darf sich aber im Unterricht nicht zum Nachteil der deutschsprachigen Kinder auswirken. Deshalb braucht es eine gezielte Sprachförderung im Vorfeld.

– Bernhard Zimmerhofer

Das ist interessant und auch sehr spannend! Während die SVP-Vertreter aus Bozen bzw. Fraktionssprecher Harald Stauder eher mauern und Angst haben, durch nicht muttersprachliche Kinder im Unterricht könnte die Sprachkompetenz in der (deutschen) Muttersprache leiden, stehen Vertreter von Grünen und STF eher positiv zu einer vollen Integration ausländischer Kinder, weil nur auf diese Art und Weise der Bestand der deutschen Sprachgruppe langfristig gesichert werden kann!

Denn an der Demografie kann sich niemand vorbeischleichen: Unsere Neubürgerinnen haben oft sehr viel mehr Kinder als wir Südtiroler oder Altoatesini!

Insofern finde ich das eine Situation, in der ein Aufbruch zu neuen Ufern gewagt wird; allerdings von ungewohnten Seiten! Die alte SVP indes verstrickt sich in Abwehrhaltung und frühkindlichen Sprachtests, deren Ergebnisse zu bislang unbekannten Handlungsanleitungen führen sollen.

Ich denke auch, und habe das schon früher formuliert, dass wir die Neubürger:innen für uns gewinnen sollen! Andernfalls überrollt uns die demografische Entwicklung gnadenlos!

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06


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Comentârs

One response to “Minderheiten und Integration von Neubürger:innen und deren Kindern.”

  1. artim avatar
    artim

    Sigmund Kripp …
    Klar. Man kann gesinnungsgeleitet viel reden, schreiben.
    Es liegen meist bekannte Engführungen und Motive zugrunde. Was seit Jahren und Jahrzehnten fehlt, sind konkrete Antworten/Konzepte der Bildungspolitik in Rom und Bozen selbst, zur Frage z.B., wie kann in einer empathischen Wissensgesellschaft 2.0 das Menschenrecht auf Bildung in einer völkerrechtlich geschützten Minderheitenschule im fremdsprachigem Umfeld mit Deutsch als Bildungstransfer auf Standardniveau gewährleistet werden.
    Öffentliche Bildungswirtschaft ist Dienst und Leistung. Auch in der Provinz Bozen.
    Eltern wissen meist, qualitative Bildung ist nicht nur für das Wohl und die Entwicklung des Kindes/Heranwachsenden entscheidend, sondern auch dessen Kapital.
    Insbesondere in einer Wettbewerbsgesellschaft.
    Auch die dt. Minderheitenschule in einem fremdsprachigen Umfeld, wie in der Provinz Bozen, die seit Jahren und Jahrzehnten mittlerweile unter massiven Druck steht, tut/täte gut daran, dies zu erkennen, sofern sie sich nicht selbst abschaffen möchte, was offenbar ja das eigentliche politische Ziel mancher, selbst in der Südtirolerschaft, ist.

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