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Gràtzias, Kelledda!

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Vorgestern Abend hat uns mit Michela Kelledda Murgia eine ganz ganz großartige Frau verlassen. Die sardische Schriftstellerin und studierte Theologin, die ihre vielfältige berufliche Laufbahn als Religionslehrerin begonnen hatte, war seit vielen Jahren stets aktiv im politischen Kampf für die Rechte der Benachteiligten, im Antifaschismus und Antimilitarismus, auf der Seite von queeren Menschen, Frauen, Arbeiterinnen und Geflüchteten — für deren Aufnahme sie sich persönlich einsetzte.

Eines ihrer wichtigsten Werke trägt den Titel Faschist werden — eine Anleitung und beinhaltet eine sarkastisch überspitzte Entlarvung von Denkmustern und Handlungsweisen, die dem Neofaschismus und seiner Verharmlosung den Weg ebnen. Dementsprechend hart ging Murgia auch mit der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni (FdI) ins Gericht, der sie überdies ihren fehlenden Feminismus vorwarf.

Schon 2010 hatte sie sich in einem Interview als Verfechterin der Unabhängigkeit ihrer Heimatinsel bekannt. Sie unterstützte in der Folge nicht nur mehrere sezessionistische Parteien und Projekte, sondern kandidierte 2014 selbst als Spitzenkandidatin der separatistischen Koalition Sardegna Possibile1aus Progetu República di Sardigna, Gentes und Comunidades, mit der und für die sie gut 10% der Stimmen holte.

In der italienischen Wochenzeitung Espresso agierte sie — dem Titel einer Kolumne nach, die sie 2021 übernommen hatte — als die Antiitalienerin.

Die Demokratie hat die schwachsinnige Eigenschaft, als Regierungssystem auf Dissens statt auf Konsens zu beruhen.

– aus: Faschist werden – eine Anleitung

Erst im Mai dieses Jahres hatte sie bekanntgegeben, an einem Tumor in fortgeschrittenem Stadium zu leiden, nachdem sie bereits 2016 einen Nierenkrebs besiegt hatte. Mit dem Leiden, das sie als Teil von sich akzeptiert hatte, ging sie sehr offen um.

Ihr letzter Wunsch, nicht unter einer Regierungschefin Meloni zu sterben, ging leider genauso wenig in Erfüllung wie die Eigenstaatlichkeit ihrer Insel. Murgia wurde 51 Jahre alt. Und sie wird fehlen.

Siehe auch: 01 02 03 || 01 02 03

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    aus Progetu República di Sardigna, Gentes und Comunidades


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