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Salvadori: Galateos Täter-Opfer-Umkehr.
Goebbels-Posting

Autor:a

ai

Zurückhaltung und Respekt fordert Vizelandeshauptmann Marco Galateo (FdI) für einen Parteikollegen, der nichts weniger als einen maßgeblichen Wegbereiter des Holocausts zitiert hat, um seinem Hass auf die Pride-Flagge Nachdruck zu verleihen.

Der Bozner Gemeinderat Diego Salvadori (FdI) werde »seit Tagen von allen Seiten ohne Respekt für die Menschenwürde massakriert«. Diese Menschenwürde, von der die Goebbelsfreunde so viel Ahnung haben.

Von Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) war Galateo zuvor dazu aufgefordert worden, sich klar von Salvadori zu distanzieren. Doch der tut das genaue Gegenteil, verurteilt die angebliche »Instrumentalisierung« des haarsträubenden Vorfalls, drückt dem Urheber des Goebbels-Postings, das er zuvor selbst »versehentlich« gelikt hatte, »volle Solidarität« aus und holt schon wieder zum Frontalangriff auf die LGBTQIA-Gemeinschaft aus, die angeblich undemokratisch sei.

Denn schließlich sei Salvadori ja demokratisch gewählt worden und solle jetzt gegen den Willen der Wählerinnen »vernichtet« werden. So kann man jede Rücktrittsforderung ad absurdum führen, egal was geschieht.

Der ach so demokratische Faschist solle hingegen »in absoluter Freiheit und Ruhe« entscheiden, ob er zurücktreten will, so Galateo allen Ernstes. Vom Vizelandeshauptmann kommt also noch nicht einmal eine milde Rücktrittsempfehlung.

Schlitten fahren mit dem LH

In wenigen Monaten haben die Neofaschisten in der Landesregierung die Grenzen des Denk- und Sagbaren bereits systematisch — Schritt für Schritt, Provokation für Provokation, wie es ihre Spezialität ist — ins Unermessliche verschoben. Schon jetzt reicht noch nicht einmal die Bezugnahme auf einen der größten Nazis mehr aus, um ihr Schamgefühl zu wecken. Im Gegenteil: Noch immer fühlen sie sich im Recht. Beim nächsten Mal können sie dann schon wieder ein klein wenig mehr wagen.

Der Landeshauptmann und die SVP als angebliche Seniorpartner in der Koalition haben sich den Neofaschisten völlig ausgeliefert. Die kosten inzwischen voll aus, dass sie aufgrund der versprochenen Autonomiereform am längeren Hebel sitzen und letztendlich kaum etwas befürchten müssen.

Selbst wenn die SVP jetzt die Handbremse ziehen würde, was längst überfällig wäre, hätte unsere Demokratie durch diese Regierungsbeteiligung bereits großen Schaden genommen.

Aber besser ein sprichwörtliches Ende mit Schrecken, als der sich abzeichnende Schrecken ohne Ende.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 || 01 02 03



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Comentârs

9 responses to “Salvadori: Galateos Täter-Opfer-Umkehr.
Goebbels-Posting

  1. Lukas Wegscheider avatar
    Lukas Wegscheider

    Gab es da nicht mal so einen Garanten? Oder eine Rote Linie? Oder eine Reißleine, oder so was …??

    1. Martin Brugger avatar
      Martin Brugger

      Ja genau, Herr Wegscheider und die Reissleine müsste der Garant jetzt ziehen, denn “Europa schaut auf uns”, zumal der „Goebbels-Sager“ weite Kreise zieht. So wurde auch der Schluss-Satz der APA/DPA Aussendung, in dem es heißt:

      In Südtirol bildet die seit Jahrzehnten regierende Südtiroler Volkspartei (SVP), die sich als Sammlungspartei versteht, zusammen mit den Fratelli eine Koalition. In Rom führt die Fratelli-Vorsitzende Giorgia Meloni seit 2022 ein Bündnis aus drei rechten und konservativen Parteien. Die „Brüder Italiens“ haben ihren Ursprung in der postfaschistischen Bewegung.

      von sämtlichen Medien übernommen. Aufgrund der Liaison mit den „Brüder Italiens“ sieht man jetzt, dass die ehemalige Südtiroler Volks Partei von den derzeitigen Führern in der Gosse gelandet ist und nun zu einer sehr traurigen, aber leider selbstverschuldete Berühmtheit gelangt.

      Googelt man nur die deutschsprachigen Medien, so haben den oben zitierten Passus allein im Internet folgende Informationsportale übernommen:

      Aachener Zeitung – Adhoc-news.de – Berchtesgadener Anzeiger – Blick.de – EJZ.de – FLZ Fränkische Landeszeitung – FNP.de – GGG.at – Haller Kreisblatt – Handelsblatt.com – Idowa.de – IVZ Aktuell –
      ka-news.de – Kronen Zeitung at – Mannheimer Morgen – Mannschafts Magazin – Merkur.de – MSN
      MV-Nachrichten – Nachrichten.at – Nordbayerischer Kurier – N-TV – NOZ.de – NOXX.de – NW.de – Nürtinger Zeitung – OÖ Nachrichten – Odenwälder Zeitung – Onetz.de – ORF.at – Pforzheimer Zeitung – PNP.de – Münchner Notizen – Radiogong.de – Radio 7.de – Radio Vest de – Rhein-Neckar-Zeitung – RP Online – RPR1
      – Standard.at – Stuttgarter-Zeitung.de – Threads.com – Tirol orf.at – T-Online – Upday News com – Welt – wnoz.de –

      Unser “quartetto comico” in Rom (die Julia Unterberger zähle ich nicht dazu) bekommt jetzt gottlob einen “Kümmerer” beiseite gestellt, denn so wie es den Anschein hat, haben diese Anrecht auf eine Diagnose für eine “zieldifferente Autonomiepolitik”: so ähnlich klingt das, wenn von “Autonomia differenziata” die Rede ist.

      Also bitte, aber es gibt noch Hoffnung und das man möchte es kaum glauben – in den Reihen der “Fratelli” und zwar in der Person des Ministers für die Beziehungen zum Parlament, Senator Luca Ciriani, der so eine Art Schnittstelle zwischen der Regierung und den Abgeordneten und Senatoren einnimmt. Auf den “Kümmerer” für unser “Quartett” könnte man diesfalls verzichten: Ciriani hat im November 2024 eine Debatte innerhalb der “Fratelli” ausgelöst, indem er seine Partei mit dem Vorschlag überraschte, die grün-weiß-rote Flamme aus dem Parteilogo der Fratelli d’Italia zu entfernen. Dazu bezog er in der Zeitung “Il Foglio” wie folgt Stellung: “Wenn wir nach vorn schauen wollen, dann wird auch die Zeit kommen, die Flamme zu löschen”. Die Flamme geht auf die Getreuen des faschistischen Diktators Benito Mussolini zurück, die im Jahr 1946 den “Movimento Sociale Italiano (MSI)” gegründet. In der Symbolik steht diese Flamme für das ewige Feuer auf dem Grab Mussolinis.

      Ich fände es gut, wenn Julia Unterberger diesen Vorschlag aufnimmt, denn sie alleine hat den “Mumm”, dies glaubwürdig vorzubringen und als Bedingung für die Autonomiereform in die Waagschale zu werfen. Dann wäre der Schaden für Südtirol zumindest überschaubarer.

      1. Simon avatar

        Ich finde nicht, dass es Aufgabe der SVP ist, eine neofaschistische Partei dazu zu bewegen, sich ihrer neofaschistischen Symbolik zu entledigen.

        Vielmehr hätte die SVP niemals Koalitionen mit einer solchen Kraft eingehen dürfen.

      2. Martin Brugger avatar
        Martin Brugger

        Simon, es gibt da ein italienisches Sprichwort, das heißt “Chi tace acconsente”. Die SVP hätte die Koalition nicht eingehen sollen, das ist richtig und sie hat trotz Vorwarnung diesen Kapitalfehler gemacht. Sie ist die Koalition eingegangen und steht nun vor einem Scherbenhaufen: die Stammwähler brechen weg, die Alten sterben weg, die Grenzwähler denken nicht daran, eine solche Opportunisten-Partei, als die sie sich jetzt präsentiert, zu wählen.

        Andererseits dürfen wir der SVP auch die Meriten nicht absprechen, auch solche die noch vor der Koalition eingefahren wurden. Mit dem “Goebbels-Sager” hat sie jetzt aber die Möglichkeit, das Zünglein an der Waage zu spielen, indem sie die Autonomiereform in die Waagschale wirft: was soll daran falsch sein, den “Mussolini” in die Vergangenheit zu katapulisieren Simon? Bitte erkläre er es mir!

        Wenn die SVP mit ihrem “Kümmerling” staatstragend wird, dann macht es auch nichts mehr aus, wenn sie sich in die Partei-Interna ihres Partners einmischt. Der “Pakt mit dem Teufel” wurde geschlossen, jetzt geht es darum, auf “Teufel komm raus” das Beste daraus zu machen.

        Und man darf auch eines nicht vergessen: dass auch die “Fratelli” einige gute Politiker in ihren Reihen haben, die längst begriffen haben, dass man mit der Zeit gehen muss. In einer Demokratie ist der Pendelschlag zwischen Links und Rechts etwas ganz Normales, nur darf das Pendel nicht ausklinken sonst kann das Uhrwerk, die “Demokratie” Schaden nehmen.

        Also: nichts unversucht lassen, alle demokratischen Möglichkeiten für eine bessere Welt ausschöpfen: im Sinne des größtmöglichen Glückes der Bürger und der Minderheiten, was ja die ureigene Aufgabe von Politik ist!

      3. Simon avatar

        [W]as soll daran falsch sein, den “Mussolini” in die Vergangenheit zu katapulisieren Simon? Bitte erkläre er es mir!

        Gar nichts wäre daran falsch, gar nichts. Aber diese Entscheidung muss von FdI selbst kommen. Ein Verzicht auf die Flamme ohne echte Entfaschisierung der Partei wäre eine zwar zu begrüßende, aber nicht wirklich ausschlaggebende »Oberflächlichkeit«.

        Bezüglich der Entfaschisierbarkeit von FdI bin ich übrigens sehr skeptisch. Deshalb bin ich der Meinung, dass die SVP dringend die Zusammenarbeit mit dieser Partei beenden sollte, anstatt Änderungen an ihrem Parteilogo zu fordern.

      4. Martin Brugger avatar
        Martin Brugger

        Danke Simon, ganz bei Ihnen/Dir. Es stimmt, die Zusammenarbeit gehört beendet, aber dazu ist die Verwalter-Partei zu schwach. Im Übrigen könnte sie jederzeit durch den Gemeinden-Verband substituiert werden, denn das sind jetzt ein- und dieselbe Organisation. Der Verband müsste nur in eine Partei transformiert werden.

      5. Simon avatar

        Das verstehe ich jetzt leider nicht.

      6. Martin Brugger avatar
        Martin Brugger

        Die Verwalter-Partei besteht aus denselben Verwaltern, die in den Gemeinden das Sagen haben. Letzter Fall ist der “Kümmerer”, der ja auch Bürgermeister war, nur windet man sich, weil man es gegenüber der Bevölkerung nicht eingestehen will. Sollte wie durch ein Wunder die von den Lobbies und ihren Verwaltern gewollte Koalition platzen (der erste, der diese Koalition herbeigeredet hat, war der ehemalige Bauernbund-Obmann), dann entkorken wir einen “Dom-Perignon” auf meine Kosten, Simon!

  2. Martin Piger avatar
    Martin Piger

    Der Landeshauptmann ist wahrlich nicht zu beneiden. Aber auch nicht zu bemitleiden, denn die Warnungen waren da, die ganze Aktion sowieso von einem schwer nachvollziehbaren Optimismus getragen:
    Wenn man sich mit dem Teufel ins Bett legt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man dann irgendwann in der Hölle aufwacht.

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