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Sinner und die kolonialistischen Konsumentenschützerinnen.

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Auch in Italien gibt es Vereine mit spezifischen Tätigkeitsbereichen: Gesundheit, Soziales, Sport, Schutz von Konsumentinnen oder Umwelt — um nur einige zu nennen. Doch eine Kompetenz scheint übergreifend zu sein, der Nationalismus und die koloniale Pöbelei gegen nationale Minderheiten (vgl. 01 02 03 04).

So kommt es auch, dass jetzt die Konsumentinnenvereinigung Codacons, eine der größten des Landes, die Stimme erhebt, weil der Südtiroler Tennisspieler und derzeitige Weltranglistenzweite Jannik Sinner beschlossen hat, dieses Jahr nicht am Davis Cup teilzunehmen.

In einer Individualsportart wie dem Tennis stellt das Turnier die große Ausnahme dar, weil es auf Nationalmannschaften ausgelegt ist.

Der Codacons fordert nun, Sinner alle öffentlichen Ehrungen zu entziehen, da seine Entscheidung »ein Schlag ins Gesicht Italiens« sei.

Regelmäßig müssen Sportlerinnen aus Südtirol Italianitätsbeweise abliefern und werden auch von Politik, Medien und Institutionen identitär vereinnahmt. Diesmal sah sich zum Beispiel auch Bruno Vespa, Moderator des öffentlich-rechtlichen italienischen Fernsehens, dazu veranlasst, Sinner wegen seiner Davis-Absage anzugreifen.

Sinner selbst übrigens soll sich in Wien — freiwillig oder nicht — indes als Italiener bezeichnet haben.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07



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Comentârs

3 responses to “Sinner und die kolonialistischen Konsumentenschützerinnen.”

  1. Lorenz Winkler avatar
    Lorenz Winkler

    An der Freiwilligkeit darf gezweifelt werden. Es erinnert mich gerade an meine Präsenzzeit bei den italienischen Gebirgsjägern, wo immer wieder meine “Italianität” auf den Prüfstand gestellt wurde. Im Prinzip waren es Fangfragen, die man nur mit der Antwort “cittadino italiano” am ehesten begegnen konnte. In den meisten Fällen folgte dann “Ja, aber was fühlst Du Dich, deutsch oder italienisch?” Antwort: “cittadino italiano di madrelingua tedesca” oder noch besser “cittadino italiano di madrelingua germanofona”. Dann waren die Diskussionen meistens beendet. Aber zurück zu Sinner: “italiensicher Staatsbürger” als Antwort wäre den Nationalisten/Kollonialisten wohl nicht emotional genug.

    1. G.P. avatar
      G.P.

      Mit etwas Rückgrat kann man auch antworten “ich fühle mich als Südtiroler” oder im Zweifelsfall “ich bin ital. Staatsbürger und fühle mich als Südtiroler”.

      1. Lorenz Winkler avatar
        Lorenz Winkler

        Das ist auch eine Möglichkeit, wobei “sudtirolese” vs. “alto atesino” schon wieder Nährboden für die nationalistische Verfänglichkeitskaskade des Frage-Antwort-Spiels böte, ob man nun Deutscher oder Italiener sei bzw. sich als solcher fühle. Österreicher ist den Fragestellern gar nicht in den Sinn kommen, Tiroler dann schon eher (vgl. “chi non salta tirolese è”-Sprechgesänge). Eine weitere neutrale Varianten war “Weder noch, ich bin Angehöriger der österreichischen Minderheit in Italien.” oder “deutschsprachigen Minderheit(en)”

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