Die italienische Polizeigewerkschaft Siulp in Südtirol beschwert sich laut heutigem A. Adige über das Treffen zwischen den Ministern Alfano und Sobotka am Brenner.
Siulp-Landessekretär Mario Deriu beklagt unter anderem, dass das Treffen auf österreichischem Boden stattgefunden hat. Ein Akt der Unterordnung sei das gewesen.
Überhaupt fühlt sich die italienische Polizei offenbar in ihrer Ehre verletzt. Dass die italienische Regierung die trilateralen Polizeistreifen in den Zügen bestätigt hat, kommentiert Deriu wie folgt:
Un segno di resa all’Austria e alla Germania. Come dire: siamo i soliti italiani, incapaci di fare i controlli da soli. I poliziotti italiani sono contrari, lo diciamo da mesi.
Die italienische Polizei ist also gegen grenzüberschreitende Streifen, wie sie in ganz Europa seit Jahren gang und gäbe sind, ohne dass dies jemals als ehrverletzend interpretiert worden wäre. Italienische Polizisten kontrollieren etwa auch in der Schweiz und in Frankreich.
Ergo: Österreich soll die Grenzen nicht dichtmachen — wir sind ja in Europa. Aber gemischte Polizeistreifen? Nein danke — wir sind ja in Italien.
A propos: Die Südtirolerinnen wurden bis heute niemals gefragt, ob sie überhaupt italienische Polizistinnen im Land haben wollen (die übrigens außerstande/außer Willens sind, die Rechte der Südtirolerinnen zu respektieren). Dass diese Polizistinnen dann auch noch politischen Einfluss gegen grenzüberschreitende Zusammenarbeit ausüben und Platzverweise erteilen möchten, geht dann vielleicht doch ein Stück zu weit.
5 replies on “Alfano-Sobotka, anmaßende Polizei.”
Geschichten haben (fast) immer mehrere Seiten.
Hier ein Auszug aus einem interessanten Interview, das Barbara Bertoncin und die diesjährige Trägerin des Ilse-Waldthaler-Preises für Zivilcourage Monika Weissensteiner mit Mario Deriu geführt haben und das in der letzten Ausgabe der Zeitschrift “una città ” erschienen ist:
Das gesamte Interview ist hier nachlesbar und geht unter anderem auch auf die Problematik des fingerprinting ein.
Oh my god… wenn ich sowas lese… und das von einem Polizisten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kapo_%28KZ%29
Das Interview zeigt beträchtliche Rollenkonflikte auf. Und diese sind eine wichtige Voraussetzung, um einerseits situativ angemessene Verhaltensweisen zu entwickeln und andererseits strukturelle Veränderungen anzustoßen. Das finde ich – unabhängig davon, ob ich mit allem, was dort steht einverstanden bin oder nicht – positiv.
Also ich kann aus vielen Äußerungen das ewige Vorurteil »il cattivo tedesco e il bravo italiano« herauslesen. Und der Unfähigkeit Italiens, die Flüchtlinge unterzubringen sowie der Unfähigkeit Europas, eine Lösung für die Umverteilung zu finden, sollte (verkürzt dargestellt) einfach ein Durchwinken nach Norden entsprechen. Warum eigentlich wollen fast alle Flüchtlinge in den Norden zu den bösen Nazis?
Noch was: Auch meiner Meinung nach sollten die trilateralen Streifen auf Gegenseitigkeit beruhen, also durchaus italienische Beamte bis nach München mitfahren. Gleichzeitig beschweren sich die italienischen Polizeigewerkschaften, dass nicht einmal für ihren eigenen Zuständigkeitsbereich genügend Polizisten verfügbar sind…
Da quello che sembra negli ultimi mesi di migranti e potenziali rifugiati ne vengono “durchgewunken” soprattutto da nord verso sud. E non stiamo parlando di persone sbarcate in Italia e che poi hanno raggiunto Austria e Germania ma di gente arrivata in A e D attraverso la rotta balcanica e che dall’I non ci è mai passata. Visto che a indirizzarli verso l’Italia sono spesso le stesse autorità tedesche ed austriache, dovremmo introdurre, accanto alle tradizionali maschere citate (italiano buono e tedesco cattivo) anche un nuovo personaggio in commedia: quello del tedesco (e austriaco) furbetto.