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Ärztinnen mit Rückzahlungsforderungen konfrontiert.

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In Südtirol werden deutschsprachige Ärztinnen aus dem Berufsverzeichnis gestrichen, wenn sie nicht ausreichend gut Italienisch sprechen. Wenn sie kein Deutsch beherrschen, ist dies nicht der Fall. In Südtirol haben Ärztinnen mit Anzeigen einer Gewerkschaft (!) zu rechnen, wenn sie an einer Fachausbildung des Gesundheitsbetriebs nach österreichischem Modell teilnehmen. Und in Südtirol ist ihr Einstiegsgehalt nur halb so hoch, wie in benachbarten Gebieten jenseits der Grenze.

Aufgrund eines Dekrets der SVP-gestützten Regierung von Matteo Renzi (damals PD) sind ihre Einnahmen zudem auf 240.000 Euro (brutto!) begrenzt — unerheblich, ob es sich um Krankenhaus- oder Basisärztinnen mit eigener Praxis handelt. Letztere müssen mit ihren Einnahmen Personal, Gerätschaften, Mieten bezahlen. Einige von ihnen sehen sich nun deshalb mit Rückforderungen des Gesundheitsbetriebs in Höhe von bis zu 400.000 Euro konfrontiert.

Schon vor wenigen Jahren sah sich ein Kinderarzt im Pustertal veranlasst, aufgrund dieser hanebüchenen Beschränkung seine gut funktionierende Praxis kurzerhand zu schließen.

Mit all diesen Schikanen haben Ärztinnen jenseits der (angeblich inexistenten) Grenze im restlichen Sprachraum nicht zu rechnen. Im Gegenteil: sie werden händeringend gesucht und mit offenen Armen empfangen. Sie müssen dafür ihren Lebens- oder lediglich ihren Arbeitsort teils nur um wenige Kilometer verlegen — in Länder mit einer höheren Lebensqualität und oft deutlich besseren Sozialsystemen. Eine neue Sprache zu lernen erübrigt sich.

All das wird sicher nicht dazu führen, dass Südtirol seinen Mangel an (zweisprachigen) Ärztinnen in den Griff bekommt. Ganz im Gegenteil. Schikanöse staatliche Normen und nationalistische Reflexe (01 02) fügen unserem Gesundheitssystem aktiv und billigend großen Schaden zu. Tun wir bitte nicht so, als wäre der Mangel an ärztlichem Personal gottgegeben. Mit einer echten Autonomie wäre er viel leichter zu lösen. Oder wenigstens abzumildern.

Siehe auch: 01 02 03 04 05 06



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Comentârs

One response to “Ärztinnen mit Rückzahlungsforderungen konfrontiert.”

  1. Waltraud Astner avatar
    Waltraud Astner

    Du hast vollkommen recht. Es ist sonst nicht zu erklären, dass von den ca 80 jährlich Südtiroler Studienanfängern, die nur in Österrreich ein Studium beginnen, offenbar nicht einmal ein Drittel nach Südtirol zurückkehrt. Mit jährlich 20 neuen Ärzten müssten die Pensionierungen doch zu kompensieren sein. Vielleicht müsste man einmal konkret die Wege der neuen Südtiroler Ärzte die jährlich abschließen, gezielt nachverfolgen, deren Motivation die Arbeitsplatzwahl betreffend, erfragen und Statistiken erstellen.
    Weiters wären Artikel wie der obige, auch einmal in anderen Medien zu veröffentlichen um bestimmte Zusammenhänge einem breiteren Publikum zur Kenntnis zu bringen.

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