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Christian Bianchi bestimmt die Sprache.

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Weil wir ja gerade beim Thema Präpotenz waren, hier noch ein weiteres Beispiel: Die TAZ ist, wie es ihre (Un-)Art ist, wieder einmal nach vorn geprescht und hat in der Druckausgabe vom vergangenen Samstag einfach behauptet, Christian Bianchi (Uniti/Lega) werde sein Landtagsmandat nicht annehmen. Der Leiferer Bürgermeister hatte nach der Wahl bekanntgegeben, dass er sein jetziges Amt nur dann aufgeben werde, wenn er in die Landesregierung kommt. Etwas anderes interessiert ihn offenbar nicht, auch nicht der Wählerwille.

Nun war Bianchi über die voreiligen Schlussfolgerungen der TAZ wenig erfreut und verlangte eine Richtigstellung in italienischer Sprache. Das muss wohl dieser »gegenseitige Respekt« sein, den er für die Frecce Tricolori eingefordert hatte, kurz bevor er sich darüber freute, dass die Südtirolerinnen (im wahrsten Sinne von oben herab) dazu gezwungen wurden, »die heilige Trikolore« einzuatmen.

Einer Zeitung, die in einer Minderheitensprache erscheint, als Politiker einfach einen Text in der lingua nazionale zu schicken, ist ein unverblümter Akt der Minorisierung. Gleichzeitig bestätigt man damit, dass man es für völlig legitim hält, in Südtirol mit Deutschsprachigen immer und in jedem Kontext einfach Italienisch zu sprechen — ganz einfach, weil man es kann (vgl. 01 02 03). Bianchi stützt damit die Auffassung, dass man sich als Italienischsprachiger dem Gegenüber grundsätzlich nicht anzupassen braucht. Anders gesagt: Siamo in Italia e qui si parla italiano.

Dass das kein Einzelfall ist, belegt unter anderem die Tatsache, dass mehrere Parteien im Vorfeld der Wahlen Fragebögen deutschsprachiger Medien auf Italienisch beantwortet haben: Im Fall der SWZ1Nr. 36/2023 – die Sprache war den Parteien freigestellt waren dies 5SB, FdI und La Civica2Uniti/Lega, Enzian, FI, Vita, Centrodestra haben nicht teilgenommen, bei der ff 3Nr. 42/2023 Uniti/Lega und La Civica. Wohl keiner »deutschsprachigen« Partei würde es einfallen, einem italienischsprachigen Medium nur auf Deutsch zu antworten, obwohl es sich dabei nicht um Suprematismus, sondern um seine Negierung (vgl. 01) handeln würde.4Es ist nicht dasselbe, ob man ein vorhandenes Diskriminierungsmuster verstärkt oder ob man es konterkariert. Mir wäre aber auch keine deutschsprachige Politikerin bekannt, die nicht imstande wäre, Fragen auf Italienisch zu beantworten.

Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 || 01

  • 1
    Nr. 36/2023 – die Sprache war den Parteien freigestellt
  • 2
    Uniti/Lega, Enzian, FI, Vita, Centrodestra haben nicht teilgenommen
  • 3
    Nr. 42/2023
  • 4
    Es ist nicht dasselbe, ob man ein vorhandenes Diskriminierungsmuster verstärkt oder ob man es konterkariert.


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