Kürzlich ist in der Reihe “Simmantics” des Salto-Zeichners Benno Simma folgende “Karikatur” erschienen, die US-Präsident Donald Trump und den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu als blutsaugende Vampire zeigt. Der Text ist eine Anspielung darauf, dass Netanjahu ausgerechnet Trump für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen hat.
Benno Simma auf Salto – Querbalken von mir
Im Zuge der mehr als berechtigten Kritik an Israels Vorgehen gegen die Palästinenser und an der israelischen Regierung brechen offenbar nun alle Dämme und Menschen, die Humanität für Gaza fordern, strapazieren gleichzeitig die abscheulichsten antisemitischen Stereotype: Juden als blutsaugende, entmenschlichte Parasiten gepaart mit der Ritualmordlegende.
Der Vorwurf, wonach Juden (christliche) Kinder ermorden würden, um deren Blut für rituelle Zwecke zu gebrauchen, wurzelt im christlichen Antijudaismus der Spätantike und des frühen Mittelalters. Mit der Legende um den Ritualmord am 12-jährigen William von Norwich verbreitete sich die so genannte Blutlüge über ganz Europa. Über die Jahrhunderte entstanden durch antijüdische Propaganda die absurdesten Geschichten, die bis in die heutige Zeit wirken und die Grundlage für Verschwörungstheorien wie jene vom Weltjudentum bilden. Mit dem Kult um das Anderle von Rinn (welcher erst 1994 endgültig durch Bischof Reinhold Stecher abgedreht wurde) und der ehemaligen Märtyrerverehrung des Simon von Trient – einer der langlebigsten Ritualmordlegenden überhaupt – gibt es auch im historischen Tirol prominente Beispiele für diesen tief in der Bevölkerung verwurzelten Judenhass, der unter den Nationalsozialisten im Holocaust gipfelte.
Antisemitische NS-Propaganda – Der Jude als Vampir: Obige Zeichnung stammt laut Signatur im Bild rechts oben (Fips) von Philipp Rupprecht und ist höchstwahrscheinlich im NS-Hetzblatt “Der Stürmer” erschienen, dessen Hauptzeichner Rupprecht war. – Querbalken von mir
Auch heute noch bedienen sich extremistische Gruppen wie Neonazis und Islamisten obiger antisemitischer Symbolik. Verschwörungstheorien wie QAnon und Pizza Gate, die an die Existenz unterirdischer Kinderfarmen glauben, in denen im Geheimen agierende Eliten den Kindern Blut für die Gewinnung von Adrenochrom zum Zwecke der Verjüngung abzapfen, sind die moderne antisemitische Fortsetzung der mittelalterlichen Ritualmordlegende.
Und natürlich greifen auch palästinensische Extremisten wie die Hamas das Motiv des diabolischen, blutsaugenden, kindermordenden jüdischen Vampirs auf.
Propaganda-Show der Hamas bei der Übergabe getöteter israelischer Geiseln – Querbalken von mir
Dass derlei antisemitischer Schund auch bei vermeintlich progressiven Medien wie Salto verfängt, ist erstaunlich bis erschreckend. Dass es gar zu einem Verfahren vor der Journalistenkammer kommt, wage ich angesichts des laxen Umgangs mit rassistischer Hetze hierzulande zu bezweifeln. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
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