Der ehemalige Bozner Bürgermeister Luigi Spagnolli, der für den PD in den italienischen Senat gewählt wurde, wo er nun Vizesprecher der Autonomiegruppe ist, befürchtet, dass ein Verteidigungsminister der neofaschistischen Fratelli d’Italia wie Guido Crosetto die Wichtigkeit einer hohen Militärpräsenz in Südtirol verkennt. Mit einer Anfrage, die er gemeinsam mit Alessandro Alfieri (PD) und Pietro Patton (Autonomiegruppe) verfasst hat, will er deshalb Klarheit über mögliche Rückstufungspläne des Gebirgstruppenkommandos in Südtirol erhalten.
Die Argumente, die in der Anfrage vorgebracht werden, zielen nicht so sehr auf die Einholung von Informationen ab, sondern belehren den Minister hauptsächlich über die Rolle der Besatzungstruppen in Südtirol.
Hierzulande sei sich die Bevölkerung der hohen Qualität der militärischen und zivilen Leistungen der Alpini bewusst, etwa im Bevölkerungsschutz bei Naturkatastrophen. Dies gelte insbesondere für die Landeshauptstadt, wo die Soldaten vor über einem halben Jahrhundert zur Gestaltung des Talferufers beigetragen und in den 1980er Jahren Bailey-Brücken zur Verfügung gestellt hätten, um die Talferquerung zu gewährleisten.
Noch gravierender (!) sei aber, dass durch etwaige Rückstufungspläne die Präsenz von Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten wegfallen oder reduziert werden könnte. Die Männer und Frauen in Alpini-Uniform hätten bisher verschiedenste Aufgaben im gesellschaftlichen Gefüge wahrgenommen und wichtige unentgeltliche Beiträge in Kultur, Sport und Ehrenamt geleistet.
Ohnehin sei in Südtirol das Ansehen staatlicher Einrichtungen nicht besonders hoch, weshalb nach Meinung der Anfragenden nicht ausgerechnet jene Einrichtungen abgeschafft werden sollten, die am meisten geschätzt würden.
Nicht zuletzt zeigen sich Spagnolli und seine Kollegen — die großes Interesse an der Militärpräsenz in Südtirol zeigen, obwohl sie aus der Lombardei und dem Trentino stammen — besorgt, dass die vom Land für das italienische Militär gebauten Wohnungen nicht belegt werden könnten.
Wäre ja auch schade, wenn sie in einem Land mit akuter Wohnungsnot den Einheimischen zugute kämen.
Alles in allem machen die drei Senatoren keinen Hehl daraus, dass sie die Rolle des Militärs in Südtirol als eine koloniale betrachten. Nicht um verteidigungspolitische Überlegungen geht es ihnen nämlich, sondern um die Präsenz Uniformierter aus italienischen Regionen, die schon aufgrund ihres Berufs überdurchschnittlich oft zu (ultra-)nationalistischen politischen Ansichten tendieren (vgl. 01
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). Außerdem sollen die Alpini das Ansehen des Zentralstaates in einem annektierten, autonomen Land mehren.
Obschon die Anfrage nicht an ihn gerichtet war, konnte Rechtsaußen Alessandro Urzì (FdI) die besorgten Mittelinkspolitiker bereits beruhigen: Die außerordentlich hohe Militärpräsenz in Südtirol werde nicht nur keineswegs zurück-, sondern auch noch weiter hochgefahren. In Kürze werde etwa die Kaserne in Innichen wiedereröffnet und 490 Männern und Frauen Platz bieten.
Im April hatte in Bruneck auch EU-Parlamentarierin Elena Donazzan (FdI) die Rolle von Uniformträgerinnen (und Italienischlehrerinnen) unterstrichen: Italien repräsentieren und Südtirols Italianität bestätigen.
Bei italienischen Rechten und Linken herrscht also weitgehende Einigkeit.
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