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Mit intellektueller Faulheit zum Verlust der Deutungshoheit.
Pro & Contra zum Siegesdenkmal

Autor:a

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Als Reaktion auf einen Beitrag des Eppaner Gemeinderates und vormaligen Co-Sprechers der Südtiroler Grünen, Felix von Wohlgemuth, über das sogenannte Siegesdenkmal, der auf erschienen ist, fand gestern Abend auf RAI-Südtirol ein Pro & Contra mit dem Historiker Hannes Obermair und dem Autor des Beitrags statt.

Von Wohlgemuth fordert eine radikale Dekonstruktion des faschismusverherrlichenden Charakters des Denkmals, das auf die “Müllhalde der Geschichte” befördert gehöre. Obermair schickte gleich zu Beginn voraus, dass es gut sei, über die Thematik zu diskutieren:

Ich freue mich sehr, dass wir diese Debatte hier führen können. Ich schätze auch, dass Herr von Wohlgemuth sich der Debatte stellt – im Unterschied zu anderen Exponenten vom rechten Rand, dem Sie nicht angehören, aber deren Argumentationsmuster Sie leider bedienen.

– Hannes Obermair

Erstaunlicherweise erliegt der eloquente Historiker, der maßgeblich an der Umsetzung des Dokumentationszentrums unterhalb des Siegesdenkmals beteiligt war, hier aber genau jenem Beißreflex, der so viele sachliche und notwendige gesellschaftspolitische Debatten in Südtirol und darüber hinaus im Keim erstickt. Nur weil eine angesprochene Thematik vom rechten Rand befeuert und besetzt wird, heißt das nicht notwendigerweise, dass man sich dessen Argumentationsmuster bedient, auch wenn dieses am Ende zumindest äußerlich und oberflächlich betrachtet ähnliche Resultate zeitigt. Obermairs Anwurf ist einer der schädlichsten für den demokratischen Diskurs, denn er führt dazu, dass rechten Gruppierungen die Deutungshoheit über bestimmte Themen kampflos überlassen wird, anstatt ihnen inhaltlich etwas entgegenzusetzen. Wenn man als bekennender Linker – von Wohlgemuths Selbstdefinition in der RAI-Diskussion – Gefahr läuft, zumindest bezüglich seiner Ansichten in die rechte Schublade befördert zu werden, nur weil man eine in der letzten Konsequenz, nicht jedoch in Motivation und Substanz, vergleichbare Forderung wie diverse Rechtspopulisten stellt, überlegt man lieber zweimal, ob man sich das antun möchte (Selbstbestimmungsbefürworter docet). Über mittlerweile Jahrzehnte hat die politische Linke es aus diesem Grund verabsäumt, vermeintlich rechte Themen wie Migration, öffentliche Sicherheit, Verteidigung usw. mit progressiven Konzepten, die über simple Parolen wie “Refugees welcome!” oder “ACAB” hinausgehen, zu besetzen und die Diskussion darüber faktenbasierend und ohne Scheuklappen und Denkverbote zu führen.

Für mich ist dieses Phänomen, wie auch die Schubladisierung von von Wohlgemuths Forderung, Ausdruck intellektueller Faulheit. Von Wohlgemuth hat ausdrücklich betont, dass das Dokumentationszentrum gelungen sei, gibt aber zu Bedenken, dass dieses nur von jenen wahrgenommen werde, die aktiv den Schritt dahingehend tun. Passiven und arglosen Betrachtern gegenüber würde das Denkmal jedoch nach wie vor ungebrochen seine menschenverachtende Wirkungsmacht entfalten (Leuchtring und Marmor sind – im Gegensatz zum Schriftzug beim Piffrader-Relief – nicht auf Augenhöhe), da zwar die Geschichte des Baus wissenschaftlich kontextualisiert wurde, nicht jedoch dessen äußeres Erscheinungsbild. Damit hat von Wohlgemut vollkommen recht und legt eine Haltung an den Tag, die eine wohltuende Abwechslung zur in Südtirol vorherrschenden Appeasement-Attitüde ist – frei nach dem Motto: “Rom würde das ohnehin nicht erlauben, also fordern wir es gar nicht” (Was sagt das über Rom aus? Was sagt das über Südtirols Autonomie aus?) oder “Eine Beseitigung würde die Gefühle vieler Italiener verletzen und sie eines wichtigen Identitätsfaktors berauben.” (Seit wann wird in einer Demokratie auf die Gefühle jener Rücksicht genommen, deren Identifikation von einem diktatorischen Symbol genährt wird?) Selbst Obermair hat unlängst im Mittagsmagazin auf RAI-Südtirol bestätigt, dass es hinsichtlich der Außenwirkung Optimierungsbedarf gäbe. Und über Ausmaß und Erscheinung dieser “Optimierung” wird man doch wohl noch diskutieren dürfen, ohne gleich in Verdacht zu geraten, rechte Argumentationsmuster zu bedienen. Allein dass ein Abriss oder auch nur eine Musealisierung des Siegesdenkmales den massivsten Protest bei italienischen Rechtsextremisten hervorrufen würde, ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass dies im Kern alles andere als ein rechtes Ansinnen ist, solange man gleichzeitig auch den Abriss nationalsozialistischer Denkmäler gutheißen würde. Auf welchem Planeten also ist die Forderung nach Schleifung faschistischer Denkmäler rechts? Nach dieser Logik wäre auch die in den USA immer wieder lancierte Forderung nach Entfernung der Statuen von Südstaaten-Generälen ein Konföderierten-Anliegen.

Beschämenderweise ist über Jahrzehnte – vom unrühmlich ausgegangenen Friedensplatz-Intermezzo abgesehen – bezüglich Geschichtsaufarbeitung rund um das Siegesdenkmal nichts weitergegangen, obwohl Bozen immer von Mitte-Links regiert wurde. Man kann sich leider des Eindrucks nicht erwehren, dass es die deutschnationalen Kräfte und Nostalgiker in Südtirol gebraucht hat, um Bewegung in die Sache zu bringen. Allen anderen war das Eisen zu heiß, was einiges über den Status totalitärer Ideologien hierzulande aussagt. Meine persönliche Vision für den “Bogen der Schande” wäre übrigens kein Abriss, sondern die folgende: Die Liktorenbündel werden abgeschlagen und in Trümmern am Boden unter dem Denkmal liegen gelassen, um den Fall des Faschismus zu symbolisieren. Zusätzlich wird das Denkmal komplett in rosarote Farbe getüncht und oben drauf wird eine Quadriga aus regenbogenfarbenen Einhörnern gesetzt. Die Treppen werden Teil eines Skateparks, der das Denkmal umgibt.

Gestaltungsvorschlag für das Bozner Siegesdenkmal – Bildbearbeitung von mir (Bildquelle)

Im Laufe der Diskussion hat mich eine weitere Aussage Obermairs erstaunt:

Sie müssten aber – weil Sie Deutschland zitiert haben – natürlich dann auch etwa in Buchenwald „Jedem das Seine“ entfernen. Das irritiert Sie wahrscheinlich genauso.

– Hannes Obermair

Obermair suggeriert somit, dass die Forderung nach Abriss des Siegesdenkmales zwangsläufig bzw. konsequenterweise auch die Forderung nach Abriss von Konzentrationslagern mit sich bringen müsse. Das ist – mit Verlaub – eine absurde Schlussfolgerung oder wiederum intellektuelle Faulheit. Was die totalitären Regime des 20. Jahrhunderts anbelangt, gibt es mindestens drei Kategorien von architektonischen Zeugnissen, die völlig unterschiedlich zu betrachten sind. Zunächst gibt es da die Zweckbauten, die sich nach wie vor vielerorts finden und deren reine Existenz – wenn entsprechend entnazifiziert, sprich expliziter faschistischer Symbolik wie Hakenkreuzen entledigt – nicht bedenklich ist, obschon sie die propagandistische Ästhetik des Regimes weitertragen (z. B. die rationalistischen Büro- und Wohngebäude der Bozner Freiheitsstraße, das Berliner Olympiastadion usw.). Dann gibt es Gedenk- und Erinnerungsstätten wie die verbliebenen Konzentrationslager, die Mauer des Bozner Durchgangslagers oder auch – um ein Beispiel im kommunistisch-totalitären Kontext zu nennen – das ehemalige S-21-Foltergefängnis der Roten Khmer in Phnom Penh. Diese waren zwar auch “Zweckbauten”, jedoch war dieser Zweck der Innbegriff der Menschenverachtung dieser Regime. Somit sollte in einer demokratischen Gesellschaft klar sein, dass deren Erhalt (inklusive etwaiger Symbolik) ausschließlich Mahnmalcharakter haben kann. Für die dritte Kategorie – die Monumentalbauten, die keine praktische Funktion erfüllen, sondern wie im Falle des Siegesdenkmals ausschließlich Macht und Unterdrückung symbolisieren – gilt dies nicht. Sie werden nicht automatisch als Mahnmal wahrgenommen und entfalten – unkontextualisiert – ihre originäre Wirkung. Daher muss das “Jedem das Seine” in Buchenwald oder auch das “Arbeit macht frei” in Auschwitz selbstverständlich bleiben, das “HINC CETEROS EXCOLVIMVS LINGVA LEGIBVS ARTIBVS” jedoch wie das gesamte sogenannte Siegesdenkmal in dieser Form hinterfragt werden.

Cëla enghe: 01 02 03



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Comentârs

24 responses to “Mit intellektueller Faulheit zum Verlust der Deutungshoheit.
Pro & Contra zum Siegesdenkmal

  1. Martin Piger avatar
    Martin Piger

    Vielleicht hat das weniger mit intellektueller Faulheit zu tun, sondern ist ein für Südtiroler Linke leider allzu häufiges Muster. Ursprünglich ging es meistens um Abgrenzung gegen die Vätergeneration in einem Generationenkonflikt, in dem man aus einer engen, konservativen, Welt auszubrechen versuchte. Dabei wurde in vielen Fällen leider auch das, was daran gut war auch über Bord geworfen. In einer Phase der Abnabelung und Befreiung mag dies auch angebracht sein. Loslösung von (oftmals auch toxischen) Bindungen ist ohne Extrempositionen nicht leicht möglich. Bleibt das Überbordwerfen gesunder Anteile nach erfolgreicher Abnabelung aber bestehen, kommt es nicht zu einer gelassenen Neubewertung der Werte der Vätergeneration, deutet das auf in Abwehr erstarrte Denkmuster hin; dann muss man schon von ideologischer Verblendung reden. Für gutes wissenschaftliches Arbeiten ist das alles andere als förderlich, weil man die Deutungshoheit zu einem Gutteil an die Ideologie abgibt, mit der man sich von der Elterngeneration bzw. der dominierenden Gesellschaft abzuheben versucht. Das Feingespür für die jeweiligen, oftmals um wichtige Nuancen andersartige Situationen geht dabei verloren.

    1. Harald Knoflach avatar
      Harald Knoflach

      Ich sehe da zwar nicht so sehr den Zusammenhang zu den “Werten der Vätergeneration”, aber grundsätzlich kann diese Problematik durchaus bestehen.

      1. Martin Piger avatar
        Martin Piger

        Viele Südtiroler und manche Nordtiroler sehen in der Teilung Tirols noch immer ein ein Unrecht. Viele haben das Gesamttiroler Tirol-Bewusstsein bis in die Gegenwart bewahrt. Für Herrn Obermaier sind das aber aus der Zeit gefallene Werte, auch für ihn sind die jetzigen Grenzen unantastbar, das sich als Tiroler Fühlen etwas eher künstliches. Das hat er in früheren Publikationen und Interviews schon klar zum Ausdruck gebracht. Damit hat er auch wenig Bewusstsein dafür, dass das Siegesdenkmal nicht nur für vergangenes Unrecht, sondern für immer noch andauerndes Unrecht steht.

  2. Lukas Wegscheider avatar
    Lukas Wegscheider

    Vielen Dank, Herr Knoflach, für Ihre Überlegungen. Irritiert hat mich persönlich insbesondere der Einstieg in die Diskussion: „Es ist einfach da, das ist ein Faktum.“ Auch die Bemerkung über „Argumentationsmuster vom rechten Rand“ sowie die abfälligen Seitenhiebe auf die „üblichen Stafflers und Langs“, die „Schreibtischlöwen“ und „Computer-Agitatoren“ erschienen mir unnötig und eines Wissenschaftlers nicht würdig.
    Der eigenwillige Vergleich mit Buchenwald sowie die Behauptung, das Museum unter dem sogenannten Siegesdenkmal sei „sehr frequentiert“ und die Besucherzahlen würden dies deutlich belegen, werfen weitere Fragen auf. Schließlich besteht seit längerer Zeit ein Zugangsverbot zu diesem Bauwerk.
    Sehr treffend fand ich hingegen, – und ich würde mich nicht als jemanden “vom rechten Rand” bezeichnen, die Argumentation von Wohlgemuth, wonach man sich der faschistoiden Wucht des Denkmals im Stadtraum nach wie vor nicht entziehen kann, für die „museale Aufarbeitung“ jedoch ins Innere schleichen, – quasi durch die Hintertür, muss.

  3. G.P. avatar
    G.P.

    Von einem italophilen Hannes Obermair kann man sich auch nix anderes erwarten …

    1. Harald Knoflach avatar
      Harald Knoflach

      Auch wenn ich Obermair in meinem Text (scharf) kritisiere, so halte ich ihn doch für einen überaus klugen und vielseitig gebildeten Menschen, der sehr wohl auch differenzierte Sichtweisen an den Tag legt und mit dem Dokumentationszentrum auch hervorragende Arbeit geleistet hat.

  4. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Sollte Herr Obermaier mit seinem Seitenhieb auf die “üblichen Stafflers und Lang” auch mich gemeint haben, so würde mich schon sehr interessieren, worauf der Herr Obermaier diese Verleumdung stützt. Als angeblicher “Siegesdenkmal-Experte” dürfte er wohl mein Buch “Das Denkmal für den Faschismus” gelesen haben. Ich habe darin vor allem über das von den Faschisten zerstörte Denkmal für die gefallenen Kaiserjäger geschrieben, das von den Faschisten zerstört und eingeebnet wurde. Das etwa acht Meter vor dem sogenannten Siegesdenkmal gelegene Gefallenendenkmal wurde eingeebnet, damit jeder, der zum faschistischen Siegesdenkmal hochsteigt, das Gedenken an unsere österreichischen Gefallenen mit Füßen tritt. Das ist für den Herrn Obermaier anscheinend in Ordnung, für mich aber nicht. Mein Co-Autor Nerio di Carlo hat die komplexe faschistische Symbolik analysiert, die in dem “Siegesdenkmal” enthalten ist, auch das natürlich für den Herrn Obermaier nicht relevant. Besonders bedenklich ist die umfangreiche, extrem blasphemische religiöse Symbolik, die von der katholischen Kirche akzeptiert wurde. Bis heute hat sich die Kirche davon nicht distanziert. In jüngster Zeit habe ich mich im Internet dafür eingesetzt, dass das Siegesdenkmal, so wie es der von mir sehr geschätzte Herr von Wohlgemut gefordert hat, auch äußerlich depotenziert wird. Mein Vorschlag war, die faschistischen Liktorenbündel-Säulen mit Stacheldraht zu umwickeln. Zum Dokumentationszentrum im Keller des Siegesdenkmales stimme ich mit Herrn von Wohlgemut überein, dass es zu versteckt ist und von Passanten gar nicht wahrgenommen wird, während das Siegesdenkmal in seiner vollen faschistischen Pracht seine Wirkung entfalten darf. Nicht einverstanden bin ich mit Herrn von Wohlgemut, wonach das Dokumentationszentrum hervorragend gestaltet wurde. In meinen Augen werden Nationalsozialismus und Faschismus in diesem “Dokumentationszentrum” viel zu wenig als furchtbare menschenverachtende Ideologien gebrandmarkt und damit extrem verharmlost. Mit dieser Meinung dürfte ich wohl den Herrn Obermaier links überholt haben, aber bei seiner Scheuklappenmentalität kann er das gar nicht wahrgenommen haben.

  5. Simon avatar

    Meiner Meinung nach hat Herr Obermair sehr viel Positives für die Aufarbeitung und Kontextualisierung der sogenannten faschistischen Relikte in Bozen geleistet. Insbesondere der Eingriff am Piffrader-Relief ist gelungen. Daher finde ich die Kritik an ihm hier in den Kommentaren großteils ziemlich unfair, wiewohl ich natürlich auch einiges anders sehe als er.

    1. Harald Knoflach avatar
      Harald Knoflach

      Das sehe ich genauso. Ich habe in meinem Text ganz gezielt zwei seiner Aussagen während der Fernsehsendung kritisiert. Das schmälert aber nicht, was er in diesem Kontext geleistet hat.

    2. Hartmuth Staffler avatar
      Hartmuth Staffler

      Ich kann in der Aufarbeitung der faschistischen Relikte durch den Herrn Obermair wenig Positives erkennen. Vor allem vermisse ich eine deutliche Distanzierung von Nationalsozialismus und Faschismus und von der katholischen Kirche, die diese menschenverachtenden Ideologien vor allem in Zusammenhang mit dem faschistischen Siegesdenkmal massiv unterstützt hat. Toleranz ist gut, aber Toleranz gegenüber Nationalsozialismus und Faschismus a la Obermair finde ich nicht gut.

      1. Harald Knoflach avatar
        Harald Knoflach

        aber Toleranz gegenüber Nationalsozialismus und Faschismus a la Obermair finde ich nicht gut.

        Diese Unterstellung ist eine Frechheit. Wie gesagt, ich kritisiere Obermairs Aussagen bei Pro & Contra auch – aber da geht es um Auffassungsunterschiede in der Umsetzung, nicht um die grundsätzliche Opposition zum Faschismus – ihm jedoch eine Toleranz gegenüber diesen Ideologien zuzuschreiben, ist eine Sauerei. Dieses Niveau ist ein Mitgrund, warum wir nicht weiterkommen in dieser Angelegenheit. Einen kompetenten und glaubwürdigen Mitstreiter im antifaschistischen Kampf derart abzukanzeln ist meschugge.

      2. Hartmuth Staffler avatar
        Hartmuth Staffler

        @ Harald Knoflach: Es freut mich zwar, dass mir als Liebhaber und Kenner der jiddischen Sprache vorgeworfen wird, dass meine Meinung “meschugge sei, ich vermute aber, dass dies nicht als Anerkennung für meinen seit vielen Jahren dokumentierten Kampf gegen den Antisemitismus (beginnend mit meinen Buch “Krummstab und Krummnase”) gedacht war, sondern eher als eine aus Unwissenheit generierte Beleidigung. Ich hätte mir allerdings anstatt Beleidigungen Antworten auf meine Argumente erwartet. Einen Historiker, der konsequent die Erhaltung faschistischer Denkmäler fordert und der auch gegen den Nationalsozialismus noch nie eine nachvollziehbare Strategie vorgestellt hat, als “glaubwürdig” zu bezeichnen, finde ich sehr unglaubwürdig. Unter anderem verstehe ich nicht, warum die ehrwürdige katholische Kirche hier eine Art Welpenschutz zu genießen scheint.

      3. Harald Knoflach avatar
        Harald Knoflach

        Bitte mir das konkrete Argument in deinem Kommentar zu nennen, auf das ich hätte eingehen können und das mit dem zu tun hat, was ich im Artikel geschrieben habe.
        Ich verstehe nicht, was die unrühmliche Rolle der Kirche (Welpenschutz auf BBD? WTF?) mit Obermairs Aussagen auf RAI-Südtirol zu tun hat.
        Die Beleidigung war eine Reaktion auf die Beleidigung Obermairs deinerseits, die auch völlig ohne Argumente und Belege ausgekommen ist.
        Man kann sowohl den Abriss als auch den Erhalt faschistischer Denkmäler aus antifaschistischer Perspektive argumentativ begründen. Ich mache in meinem Artikel ja auch den Vorschlag zum Erhalt, glaube aber nicht, dass diese Umgestaltung in irgendeiner Weise Toleranz gegenüber Faschismus demonstrieren würde.
        Was meinst du mit “nachvollziehbarer Strategie gegen den Nationalsozialismus”, die von einem Historiker kommen solle und wo genau liegt das Versäumnis Obermairs?

      4. Hartmuth Staffler avatar
        Hartmuth Staffler

        @ Harald Knoflach: Auf diesen frontalen und durch nichts belegten, beleidigenden (ich würde sagen “hinterfotzigen”) Angriff vom 2. Oktober antworte ich wie folgt:
        – Argumente, auf die man antworten könnte, wenn man Gegenargumente hätte, habe ich zur Genüge geliefert. Im Wesentlichen stimme ich mit den Argumenten des Herrn von Wohlgemut überein. Ich habe dafür plädiert, das Siegesdenkmal nicht abzureißen, sondern ihm durch eine sichtbare Modifikation seinen bis heute bestehenden Zweck, die Verherrlichung des Faschismus, zu nehmen. Ich habe vorgeschlagen, die Liktorenbündel-Säulen mit Stacheldraht zu umwinden, bin aber jederzeit zu einer Überlegung über andere Vorgangsweisen bereit. In meinem Buch “Das Denkmal für den Faschismus” hat sich Co-Autor Nerio di Carlo vor allem mit der komplexen Symbolik des sogenannten Siegesdenkmales befasst. Dazu gehört auch, wie ich in dem Buch ausgeführt habe, die Tatsache, dass jeder der zum Siegesdenkmal geht, unser Gefallenendenkmal mit Füßen treten muss. Das ist in meinen Augen eine sehr üble Symbolik und daher ein Argument, auf das ich leider keine Antworten erhalten habe.
        – Die beschämende Rolle der Kirche, die das faschistische Denkmal ausdrücklich begrüßt und sich davon nie distanziert hat, wie sie auch die extrem blasphemischen Aussagen des Denkmales bis heute akzeptiert, hat mit den Aussagen des Herrn Obermair sehr wohl zu tun, da auch er dieses Pharisäertum meines Wissens (man belehre mich des Gegenteils) nie verurteilt hat.
        – Den Vorwurf, ich habe den Herrn Obermaier “beleidigt”, muss ich entschieden zurückweisen. Ich bin mit Aussagen und Vorgangsweisen des Herrn Obermair oftmals nicht einverstanden und erlaube mir daher, seine Aussagen zu kritisieren, was in einer Demokratie wohl erlaubt sein sollte. Als Mensch respektiere ich ihn und es würde mir einfallen, ihn beleidigen zu wollen. Dass er mich hingegen gerne beleidigt, nehme ich mit lächelnder Toleranz hin.
        – Andererseits kann ich die Toleranz nicht verstehen, die Herr ObermaIeer in meinen Augen dem Faschismus und als Trittbrettfahrer desselben dem Nationalsozialismus gegenüber an den Tag legt. In seinem Dokumentationszentrum, das zwar rein museumstechnisch gut gestaltet ist und daher auch Preise einheimst, werden Faschismus und Nationalsozialismus in meinen Augen viel zu harmlos dargestellt. Dies ist meine Meinung, der man, wie allen meinen Meinungen, auch widersprechen kann. Aber mit Beleidigungen anstatt argumentativem Widerspruch kommt man nicht weiter.
        Ich werde daher, so lange dieser Herr Hopfgartner nur mit Beleidigungen und nicht mit Argumenten gegen mich vorgeht, diese Seite, die auch viele gute Ansätze hat, verlassen. Wer Diskussionen verabscheut bzw. abwürgt und lieber unter Seinesgleichen bleibt, der soll das tun, aber sich nicht wundern, wenn er vereinsamt.

      5. Harald Knoflach avatar
        Harald Knoflach

        Auf diesen frontalen und durch nichts belegten, beleidigenden (ich würde sagen “hinterfotzigen”) Angriff vom 2. Oktober antworte ich wie folgt:

        Ich bin nicht ad hominem gegangen. In keiner meiner Aussagen, sondern ich habe konkrete Aussagen kritisiert. Das nennt man Diskussion – denke ich.

        Argumente, auf die man antworten könnte, wenn man Gegenargumente hätte, habe ich zur Genüge geliefert.

        Die vorgebrachten Argumente, die keine Argumente, sondern Vorschläge sind, decken sich ungefähr mit dem, was ich geschrieben habe. Nicht im Detail, aber im Prinzip. Also warum sollte ich auf etwas antworten, was genau dem entspricht, was ich auch denke?

        hat mit den Aussagen des Herrn Obermair sehr wohl zu tun, da auch er dieses Pharisäertum meines Wissens (man belehre mich des Gegenteils) nie verurteilt hat.

        Ich weiß es genauso nicht. Das müsste Herr Obermair selbst beantworten, wenngleich ich bezweifle, dass er das tun wird, nachdem ihm Toleranz gegenüber Faschismus und Nationalsozialismus unterstellt wurde – was schon ein sehr heftiger Vorwurf ist.

        Ich bin mit Aussagen und Vorgangsweisen des Herrn Obermair oftmals nicht einverstanden und erlaube mir daher, seine Aussagen zu kritisieren, was in einer Demokratie wohl erlaubt sein sollte.

        Genau das hab ich in dem Artikel auch gemacht. Ich habe seine Aussagen kritisiert, nicht aber seine grundsätzliche Einstellung kritisiert bzw. ihm wie auch immer geartete Verharmlosung von Totalitarismus angedichtet.

        Dass er mich hingegen gerne beleidigt, nehme ich mit lächelnder Toleranz hin.

        Tut er das denn? Was hat er gesagt? Hat er dir Toleranz gegenüber Antisemitismus vorgeworfen oder etwas dergleichen?

        werden Faschismus und Nationalsozialismus in meinen Augen viel zu harmlos dargestellt. Dies ist meine Meinung, der man, wie allen meinen Meinungen, auch widersprechen kann.

        Ich widerspreche somit. Meiner Meinung nach sind die Diktaturen im Dokumentationszentrum angemessen dargestellt.

        Aber mit Beleidigungen anstatt argumentativem Widerspruch kommt man nicht weiter.

        Was konkret war eine Beleidigung meinerseits?

        Ich werde daher, so lange dieser Herr Hopfgartner nur mit Beleidigungen und nicht mit Argumenten gegen mich vorgeht, diese Seite, die auch viele gute Ansätze hat, verlassen.

        Wer ist Herr Hopfgartner? Und was hat er Beleidigendes geschrieben? Normalerweise dulden wir auf BBD im Kommentarbereich keine Beleidigungen, weil sie gegen die Netiquette verstoßen.

  6. Simon avatar

    Dann gibt es Gedenk- und Erinnerungsstätten wie die verbliebenen Konzentrationslager, die Mauer des Bozner Durchgangslagers oder auch – um ein Beispiel im kommunistisch-totalitären Kontext zu nennen – das ehemalige S-21-Foltergefängnis der Roten Khmer in Phnom Penh. Diese waren zwar auch “Zweckbauten”, jedoch war dieser Zweck der Innbegriff der Menschenverachtung dieser Regime. Somit sollte in einer demokratischen Gesellschaft klar sein, dass deren Erhalt (inklusive etwaiger Symbolik) ausschließlich Mahnmalcharakter haben kann.

    Diese Mahnmale sind ja auch für viele Rechte und Rechtsextreme richtige Schandmale, weshalb viele von ihnen bis heute versuchen, wennschon nicht ihre Existenz zu leugnen, so zumindest ihre Funktion und Bedeutung zu relativieren und herunterzuspielen.

    Der Abbruch eines KZ (oder die Entfernung von »Arbeit macht frei«) und der Abbruch des sogenannten Siegesdenkmals (oder die Entfernung von »Hinc excoluimus…«) sind also nicht bloß nicht dasselbe, sondern in dieser Hinsicht das Gegenteil voneinander: In einem Fall würde ich Spuren der Schande und im anderen Fall Spuren der Glorifizierung eines totalitären Regimes entfernen.

    Das halte ich am derzeitigen Zustand des Siegesdenkmals auch für besonders unbefriedigend: dass es für die Anhängerinnen des faschistischen Regimes noch immer in der ursprünglichen Bedeutung dasteht und nach wie vor einen Zweck für ein bejahendes Gedenken erfüllen kann (vgl. [1] [2]).

  7. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Tatsache ist leider, dass die Italiener an der Mauer des ehemaligen Nazi-Durchgangslagers in Bozen festhalten,, während sie ihr faschistisches KZ in Blumau vollkommen ignorieren. Eine einseitige,, parteiische Aufarbeitung der Geschichte schafft nicht Versöhnung, sondern nur neue Konflikte.

  8. Wolfgang Mayr avatar
    Wolfgang Mayr

    Das Abschieben in die rechte Ecke geht schnell, da wird sich der Felix gewundert haben. Die “Linke”, das beschreibt Harald zutreffend, hat den “Rechten” wichtige Themen überlassen, “Heimat”, Migration, Sicherheit, Teile der Linken trägt ein großes Stück Verantwortung auch dafür, dass die Rechtsradikalen quer durch Europa ein Drittel der Stimmen und auch mehr holen

    1. Felix von Wohlgemuth avatar
      Felix von Wohlgemuth

      Da gebe ich Dir vollkommen Recht Wolfgang! Zu lange wurden “unliebsame” Thematiken von Mitte-Links von jeglicher Diskussion ausgeklammert – immer mit dem Scheinargument, dass es sich um “Themen der Rechten” handeln würde. Damit hat man aber genau dieser extremen Tür und Tor geöffnet, alleine und unwidersprochen den öffentlichen Diskurs zu bestimmen. Die Früchte dieses Versagens (an welchem ich zumindest für Südtirol eine wenn auch kleine Mitschuld trage) ernten nun Anderlan und Knoll.
      Die Frage ist, ob es nicht schon zu spät ist, diese Lawine, dieses Abrutschen großer Teile der Gesellschaft in rechtsextreme Positionen aufzuhalten. Ich habe es schon mal geschrieben…wir sind viele, aber sind wir noch

      1. G.P. avatar
        G.P.

        Ganz richtig, Herr Wohlgemuth. Sie haben das Problem erkannt, sehr viele andere – im Grunde die meisten – von Mitte-Links (noch) nicht. Ob es zu spät ist, wird die Zeit zeigen. Optimistisch bin ich nicht …

      2. Simon avatar

        Damit bin ich nicht sonderlich einverstanden und auch nicht mit Haralds obigem Satz

        Über mittlerweile Jahrzehnte hat die politische Linke es aus diesem Grund verabsäumt, vermeintlich rechte Themen wie Migration, öffentliche Sicherheit, Verteidigung usw. mit progressiven Konzepten, die über simple Parolen wie “Refugees welcome!” oder “ACAB” hinausgehen, zu besetzen und die Diskussion darüber faktenbasierend und ohne Scheuklappen und Denkverbote zu führen.

        Erstens weil ich es ungerecht finde, die Linke auch bei bewusster Überspitzung auf »Refugees welcome!« und »ACAB« zu reduzieren, weil es links der Mitte sehr vielfältige, reflektierte und differenzierte Positionen zu diesen Themen gibt. Natürlich nicht ausschließlich, aber das wäre zuviel verlangt.

        Zweitens weil ich nicht der Meinung bin, dass es — egal welche Fehler sie auch begeht — der Linken angelastet werden kann, wenn Leute menschen- und demokratiefeindliche Parteien wählen. Es gibt meiner Ansicht nach keine nachvollziehbaren und rechtfertigbaren Gründe, um rechtsextremistische Kräfte zu wählen.

        Und drittens, weil ich nicht glaube, dass es ein Beitrag zur Lösung sein kann, den Rechten hinterherzurennen. Speziell in Italien sind und waren Teile der Linke immer nach rechts offen, hatten keine Scheuklappen und Ängste, pflegen einen aus meiner Sicht beängstigenden Nationalismus. Mit dem Ergebnis, dass das Land ein Vorreiter der Faschisierung ist und eine weit nach rechts verschobene Politlandschaft hat. Den Linken hat das nicht geholfen.

      3. Cicero avatar
        Cicero

        Ich weiß nicht wie Felix von Wohlgemuth ein “Abrutschen GROßER TEILE ! der Gesellschaft in eine rechtsEXTREME Position” begründen kann. Hier eine Definition:

        Unterschied zwischen rechts, rechtsradikal und rechtsextrem

        Wahrscheinlich verwechselt er bloß “rechts” oder “rechtradikal” mit “RechtsEXTREM”.

        Eine bewusste Verunglimpfung (wie neuerdings üblich, wenn bestimmte gesellschaftliche Positionen anders bzw. aus konservativer Sicht gesehen werden) möchte ich ihm aber nicht unterstellen.

  9. Cicero avatar
    Cicero

    Man kann und soll das Thema faschistische Denkmäler immer wieder aufs Tapet bringen, dies wird aber an der bestehenden Situation in absehbarer Zeit nichts ändern. Denn solange die italienische Volksgruppe im Land in Teilen ihr Selbstverständnis aus der Identifikation mit faschistischen Symbolen (die sie mit Symbolen des Staates gleichsetzt ) bezieht, an die sich klammert, sehe ich keine Möglichkeit etwas zu ändern.
    Denn die Vertreter der deutschen Mehrheitspartei(en) drängen auch gar nicht auf Veränderung. Sie begründen ihre Haltung mit der Wahrung des “ethnischen Friedens” wo Aktionen wie Eingriffe an der faschistischen Erbmasse nur stören und angeblich ethnische Spannungen heraufbeschwören würden.
    Deshalb soll der status quo möglichst nicht angetastet und thematisiert werden. Das reicht von der Umbenennung von Straßennamen faschistischen Ursprungs bis zur Umgestaltung von Denkmälern, von der Eliminierung von (in Europa einzigartig) amtlichen faschistischen Ortsnamen gar nicht reden, bis zur Einschreibung von einheimischen Kindern italienischer Muttersprache an deutsche Schulen ohne deren Deutschkenntnisse (Grundvoraussetzung für einen Fachunterricht) vorher zu überprüfen usw. usw.
    “Lei net roglen” heißt die Devise.
    Allenfalls gesteht man kleinere eher unauffällige “Entschärfungen” zu, wobei das Piffrader -Denkmal in diese Kategorie fällt, wo man vom ursprünglichen Plan dieses durch einen Sichtschutz zu verdecken (hinter den man sich bei einer evtl. Besichtigung zu begeben gehabt hätte und es somit den Charakter eines Museums erhalten hätte) ) abgegangen ist und die dann umgesetzte Entschärfung durch einen bloßen Schriftzug kurzerhand durch Abschaltung bzw. technischen Problems eines Stromausfalls (temporär oder länger) zunichte gemacht werden kann, also eine Augenwischerei darstellt.
    Genauso könnte eine echte Musealisierung des Siegesdenkmals durch eine Einhausung (evtl. durch eine architektonisch ansprechende Glaskonstruktion) stattfinden, wo dann Besucher sich “hineinzubegeben” hätten um die “Denkmäler des Faschismus” inklusive Museum zu BESICHTIGEN bzw. erklärt zu bekommen ohne am Denkmal selber etwas zu verändern. Der Platz dafür wäre da.
    Auf welchen Aufschrei schon allein ein solcher Vorschlag stoßen würde kann man sich vorstellen, wäre aber einen Versuch wert, da im Grunde genommen ja niemandem etwas genommen würde und die Gegenargumente anhörenswert bzw. entlarvend wären.
    Wird aber nicht passieren, aus oben genannten Gründen.

  10. Veronica Miron avatar
    Veronica Miron

    “Retain, but explain” – sagt Hannes Obermair.

    So wie Piffraders Flachrelief durch Hannah Arendts Satz erklärt wurde, wäre es wichtig, auch das Siegesdenkmal durch eine weithin sichtbare Inschrift zu erklären.

    Ich schlage „In Vielfalt geeint“ vor – das Motto der Europäischen Union.

    Wichtig ist dass es gut sichtbar ist. Sichtbarer als die lateinische Inschrift.

    Ps: Kompliment an Rai Südtirol, Felix von Wohlgemuth und Hannes Obermair. In einer demokratischen Gesellschaft sollte es keine Tabus geben.

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