Gerade erst hat der neue Bozner Bürgermeister die Schirmherrschaft für den ersten Südtirolo Pride am 28. Juni abgelehnt, da startet der Vizelandeshauptmann, Marco Galateo von den neofaschistischen Fratelli d’Italia, einen Frontalangriff auf die LGBTQIA-Gemeinschaft und ihre Symbole.
Wie schon in den vergangenen Jahren, wurde anlässlich des Pride-Monats Juni auch heuer auf Gebäuden des Landes die Regenbogenflagge gehisst, zudem steht sie im Raum der Landespressekonferenz. Die Initiative geht wiederum von Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) in seiner Eigenschaft als Landesrat für Chancengleichheit aus.
Vehementer Protest gegen diese Maßnahme, die die angebliche Unterstützung des Landes für die Rechte der LGBTQIA-Gemeinschaft sichtbar machen soll, kommt direkt von Kompatschers Stellvertreter, der sogar angekündigt hat, den Raum der Landespressekonferenz aus Protest nicht mehr betreten zu wollen, solange dort das verhasste Symbol zu sehen ist. Er, der schon als Oppositioneller einen Kreuzzug gegen die Farben der queeren Community geführt hatte, wird jetzt auch als Regierungsmitglied immer dreister — weil er wohl verstanden hat, dass es für die SVP in Wirklichkeit keinerlei rote Linien gibt und dass der »Wertekatalog« nichts wert ist.
Die Südtirolausgabe des Corriere zitiert Galateo heute folgendermaßen:
Ehrlich gesagt glaube ich, dass eine Flagge weder für mich noch für die Personen, die sie repräsentiert, etwas ändert. Die Menschen haben andere Probleme: Sicherheit, Lebenshaltungskosten, Wohnkosten, Arbeit. Eine Flagge dient nur dazu, das eigene Gewissen reinzuwaschen.
– Marco Galateo
Übersetzung von mir (Original anzeigen)
Francamente credo che una bandiera non cambi niente, né a me né alle persone rappresentate — taglia corto Galateo —. Gli esseri umani hanno altri problemi: sicurezza, caro vita, caro casa, lavoro. Una bandiera non serve a niente, se non a pulirsi la coscienza.
– Marco Galateo
Immer dasselbe: es gibt ja Wichtigeres. Merkwürdig nur, dass Galateo die Regenbogenflagge dann doch so wichtig ist, dass er dafür bereit ist, die Landespressekonferenz zu boykottieren.
Und auch wenn es darum geht, anderen die eigene nationalistische Symbolik aufzuzwingen, sind Sicherheit, Teuerung und all der Rest nicht mehr so vorrangig. Im Gegenteil: Galateo selbst ist es sogar den Aufwand wert, für seine eigenen Pressekonferenzen jedes Mal die Trikolore aufstellen zu lassen.
Womit er jedoch Recht hat: Angesichts der Koalition mit menschenverachtenden Kräften dient die Regenbogenflagge wirklich nicht viel mehr, als dem reinen Gewissen von Arno Kompatscher. Würde es der Landeshauptmann mit den Werten ernst meinen, müsste er längst — wie versprochen — die Reißleine ziehen. Ein gemeinsames Engagement der Landesregierung stellt das LGBTQIA-Symbol hier nicht dar.
Schirmherrschaft
Dass das alles auch ganz reale Folgen hat beweist, die Tatsache, dass die Organisatorinnen von Südtirolo Pride beschlossen haben, beim Land nicht um die Schirmherrschaft für ihre Veranstaltung anzufragen, wie der heutige Corriere ebenfalls berichtet. Während sich der Landeshauptmann offen gezeigt habe, habe man sich wegen der Präsenz von Galateo und FdI in der Mehrheit letztendlich dagegen entschieden, einen Antrag zu stellen.
Wer mit den Faschos paktiert, zerstört den gesellschaftlichen Fortschritt, die Inklusion und den Zusammenhalt. Davor war die SVP gewarnt worden.
Scrì na resposta