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Sprachen, Ideologie und Geschlechter im neuen Landtag.

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Irgendwo auf Twitter habe ich gelesen, dass der neue Südtiroler Landtag eine wesentlich fragmentiertere und nach rechts verschobene Gesellschaft widerspiegle als viele vermutet hätten, insbesondere bei den Deutschsprachigen. Diese Behauptung habe ich zum Anlass genommen, mit Hilfe einer umfassenden Auswertung, die Harald vorbereitet hatte, den neuen Landtag noch einmal etwas näher unter die Lupe zu nehmen:

  • In einem vorhergehenden Beitrag hatte ich bereits darauf hingewiesen, dass die Wählerstimmen diesmal weiter nach rechts gewandert sind als 2018, aber nicht so weit wie 2013.
  • Interessant ist jedoch, dass sich die tatsächlich gewählten Abgeordneten auf der Rechts-Links-Achse genau gleich verteilen wie vor zehn Jahren: drei sind links, 20 gehören zur Mitte und zwölf sind rechts. In der abgelaufenen Legislatur war es anders: da waren zwar ebenfalls drei links, der Mitte gehörten aber 23 an und nur neun waren rechts.
  • Schaut man sich die Lage nach Sprachgruppe der Abgeordneten getrennt an, ist der einzige Ladiner im neuen Landtag (Daniel Alfreider, SVP) in der Mitte angesiedelt. Von den 29 Deutschsprachigen sind drei links (10,3%), 18 in der Mitte (62,1%) und acht rechts (27,6%). Von den fünf italienischsprachigen Abgeordneten zählt hingegen keiner zur Linken, einer zur Mitte (20%) und vier zur Rechten (80%).
Entwicklung der Linken nach Sprachgruppe
  • Bei der Landtagswahl 2013 wurden 29 deutschsprachige Abgeordnete gewählt, von denen zwei links waren (6,9%). Fünf Jahre später waren zwei von 25 deutschsprachigen Abgeordneten (8%) links und nach der jüngsten Wahl sind es drei von 29 (10,3%). Es gab also eine konstante Steigerung.
  • Bei den italienischsprachigen Abgeordneten war vor zehn Jahren einer von fünf (20%) linksgerichtet, 2018 noch einer von acht (12,5%) und im neuen Landtag keiner mehr. Das ist eine konstante Abnahme.
Entwicklung der Mitte nach Sprachgruppe
  • Alle Abgeordneten der ladinischen Sprachgruppe, die seit 2013 gewählt wurden, gehörten zur SVP und sind somit in der politischen Mitte angesiedelt (100%).
  • Im Falle der deutschen Sprachgruppe gehörten 17 von 29 Abgeordneten, die 2013 gewählt wurden, einer Partei der Mitte an (58,6%). Im Jahr 2018 waren es 19 von 25 (76%) und jetzt sind es noch 18 von 29 (62,1%). Es gibt keinen durchgehenden Trend.
  • Von den Italienischsprachigen waren vor zehn Jahren zwei von fünf in der Mitte (40%) verortet, vor fünf Jahren noch zwei von acht (25%) und jetzt nur noch einer von fünf (20%). Eine beständige Abnahme.
Entwicklung der Rechten nach Sprachgruppe
  • Die Rechtsparteien errangen 2013 zehn von 29 deutschsprachigen Abgeordneten (34,5%), fünf Jahre später nur noch vier von 25 (16%) und bei der jüngsten Landtagswahl acht von 29 (27,6%).
  • Bei den italienischsprachigen Abgeordneten gab es eine konstante Steigerung: Während vor zehn Jahren zwei von fünf Gewählten rechts waren (40%), waren es 2018 fünf von acht (62,5%) und bei der Wahl vom letzten Sonntag vier von fünf (80%).
Daten nach Geschlechtern
  • Das weibliche Geschlecht war und ist deutlich unterrepräsentiert, wir kommen nicht vom Fleck: Vor zehn Jahren waren zehn von 35 Gewählten weiblich (28,6%), vor fünf Jahren nur noch neun (25,7%) und diesmal sind es wieder zehn (28,6%). Dementsprechend überrepräsentiert sind die Männer.
  • Weiblich sind zwei von drei Abgeordneten der Linken (66,7%), fünf von 20 der Mitte (25%) und zwei von zwölf der Rechten (16,7%). Das Gefälle ist eindeutig.
  • Unter den 29 Abgeordneten der deutschen Sprachgruppe sind neun Frauen (31%), bei der italienischen Sprachgruppe ist es eine von fünf (20%). Der einzige Abgeordnete der ladinischen Sprachgruppe ist ein Mann.

Das Fazit in aller Kürze: Unter den italienischen Abgeordneten gibt es einen deutlich höheren Rechtsanteil (80%) als unter den deutschen (27,6%). Im Vergleich zu 2013 (+40 Punkte) — und zu 2018 (+17,5 Punkte) — hat es bei den Italienern auch die deutlichste Rechtsverschiebung gegeben. Die linken Abgeordneten sind im Durchschnitt deutlich weiblicher (66,7%) als die der Rechten (16,7%) und der Mitte (25%), die italienischsprachigen Abgeordneten noch männlicher (80%) als die deutschsprachigen (69%).

Die dieser Auswertung zugrundegelegte Einteilung der Parteien und ihrer Abgeordneten in Links, Mitte und Rechts entspricht der, die auch für die Grafiken (hier) verwendet wurde. Sowohl die Geschlechter als auch die Sprachgruppen beziehen sich auf die Situation, wie sie unmittelbar aus den jeweiligen Wahlen hervorgegangen ist. Spätere Änderungen (z.B. durch Rücktritte oder Änderung der Sprachgruppenzugehörigkeit) wurden nicht berücksichtigt.



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