Die Bedrohung durch den Faschismus sei zurückgekehrt, weshalb es wieder nötig sei, ihr mit Entschiedenheit entgegenzutreten. Ein neues Manifest, das an jenes von 1925 anknüpft, wurde von 400 Professorinnen und 31 Nobelpreisträgerinnen unterzeichnet und veröffentlicht, darunter Autoritarismusexpertinnen wie Ruth Ben-Ghiat, Timothy Snyder und Jason Stanley.
Website des Manifests – im Hintergrund Pablo Picassos Guernica
Einige Auszüge aus dem Manifest:
Der Faschismus entstand vor einem Jahrhundert in Italien und markierte den Beginn moderner Diktaturen. Innerhalb weniger Jahre breitete er sich in Europa und weltweit aus, unter verschiedenen Namen, aber mit ähnlichen Strukturen. Wo immer er an die Macht kam, untergrub er die Gewaltenteilung zugunsten autokratischer Herrschaft, unterdrückte die Opposition mit Gewalt, kontrollierte die Presse, verhinderte Fortschritte bei den Rechten der Frauen und zerschlug die Kämpfe der Arbeiter für wirtschaftliche Gerechtigkeit. Unweigerlich durchdrang und verzerrte er alle Institutionen, die wissenschaftlicher, akademischer und kultureller Arbeit gewidmet waren. Sein Todeskult verherrlichte imperialistische Aggression und genozidalen Rassismus und führte zum Zweiten Weltkrieg, zum Holocaust, zum Tod von Dutzenden Millionen Menschen und zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Der Faschismus ist nie verschwunden, doch für eine Zeit wurde er eingedämmt. In den letzten zwei Jahrzehnten jedoch haben wir eine neue Welle rechtsextremer Bewegungen erlebt, die oft unverkennbar faschistische Züge tragen: Angriffe auf demokratische Normen und Institutionen, wiederbelebter Nationalismus mit rassistischer Rhetorik, autoritäre Impulse und systematische Angriffe auf die Rechte derjenigen, die nicht in ein künstlich konstruiertes Bild traditioneller Autorität passen – begründet in religiöser, sexueller und geschlechtlicher Normativität.
Demokratien sind nicht fehlerfrei: Sie sind anfällig für Desinformation und noch nicht ausreichend inklusiv. Doch sie bieten von Natur aus fruchtbaren Boden für intellektuellen und kulturellen Fortschritt – und damit stets das Potenzial zur Verbesserung. In demokratischen Gesellschaften können Menschenrechte und Freiheiten erweitert werden, Kunst gedeiht, wissenschaftliche Entdeckungen florieren und Wissen wächst. Sie gewähren die Freiheit, Ideen herauszufordern und Machtstrukturen in Frage zu stellen, neue Theorien vorzuschlagen, auch wenn sie kulturell unbequem sind – was für den menschlichen Fortschritt unabdingbar ist.
Auch wenn die bestehende globale Ordnung und internationale Institutionen verbessert werden müssen, wäre ihr Abbau zugunsten einer Welt, die von roher Gewalt, transaktionaler Logik und militärischer Macht regiert wird, ein Rückfall in ein Zeitalter des Kolonialismus, des Leidens und der Zerstörung.
Der konkrete Aufruf lautet:
- Verteidigt demokratische, kulturelle und Bildungseinrichtungen. Deckt Verstöße gegen demokratische Prinzipien und Menschenrechte auf. Verweigert vorauseilenden Gehorsam.
- Schließt euch kollektiven Aktionen an, lokal und international. Boykottiert und streikt, wo immer möglich. Macht den Widerstand unüberhörbar und schwer unterdrückbar.
- Verteidigt Fakten und Beweise. Fördert kritisches Denken und engagiert euch auf dieser Basis in euren Gemeinschaften.
Das vollständige Manifest kann hier gelesen und unterzeichnet werden.
Scrì na resposta