→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

Vom entgrenzten Antisemitismus.
Das alte »Gespenst« geht wieder um

Autor:a

ai


Täglich demonstrieren weltweit Hamas-Sympathisanten gegen Israel. Ungeniert skandieren sie den Slogan »From the River to the Sea, Palestine will be free«, der nichts anderes bedeutet als die Zerstörung Israels.

Es macht diese Losung nicht weniger schwer, weil auch die israelische Rechte in diesen Kategorien denkt und agiert. Zweifelsohne ist der Krieg der israelischen Armee in Gaza inzwischen ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit einer Reihe von Kriegsverbrechen. Zweifelsohne auch ein Grund, gegen diese zerstörerische israelische »Politik« zu protestieren.

Wobei diese Protestler die Vorgeschichte, den 7. Oktober 2023, als Befreiungstat bejubeln. Also die massenhafte Vergewaltigung von Mädchen und Frauen bei gleichzeitiger Verstümmlung und auch den massenhaften Mord an — nicht nur — israelischen »Zivilisten«. Wie krank (besser: wie antisemitisch) muss man sein, dieses Massaker als Befreiungskampf zu empfinden?

Ein Blick nach Darfur, im westliche Sudan: Laut der Welthungerhilfe sind dort seit einem Jahr mehr als 300.000 Menschen von islamistischen Milizen eingekesselt. Selbstverständlich ohne Nahrung, Trinkwasser oder medizinische Hilfe. Die Versorgungslage ist verheerend, stellt die Welthungerhilfe fest. Von insgesamt 30 Millionen Hilfsbedürftigen geht die Welthungerhilfe aus. Dem Krieg zwischen dem Militär und den islamistischen RSF-Milizen fielen mehr als 150.000 Menschen zum Opfer, zwölf Millionen wurden vertrieben. »Ich habe noch nie dieses Ausmaß an Brutalität, an Menschenrechtsverletzungen in einem Krieg erlebt«, zitiert der Spiegel einen UNO-Funktionär. Massenvergewaltigungen sind an der Tagesordnung, Missbrauch, Misshandlungen, das ganze Repertoire der Menschenverachter.

Proteste dagegen, Demonstrationen? Fehlanzeige. Verwundert auch nicht, die islamistischen RSF-Milizen und die islamofaschistische Hamas sind die zwei ähnlichen Seiten der einen Medaille.

Wer protestiert gegen den russischen Terrorkrieg in der Ukraine? Wer gegen islamistischen Terror in Syrien gegen Christen, Drusen, Alawiten und Kurden? Wer demonstriert gegen die grenzenlose Gewalt im östlichen Kongo, gegen die von russischen Söldnern befeuerten »Konflikte« in der Sahelzone?

Niemand. Warum? Da geht es nicht um Juden. Die weltweiten Proteste gegen Israel, meist geifernd vorgetragen, sind schlicht und einfach antisemitisch. Die Demonstrierenden sind nützliche Idioten der Hamas. Auch jene, die plötzlich den Humanismus entdecken und zum Boykott von Israel und israelischen Unternehmen aufrufen.

Die Folgen dieser — ja, antisemitischen — Aufrufe sind »nachhaltig«. Eine ganze Reihe von Beispielen bestätigt dies. Ende Juli warf der Pilot einer spanischen Urlaubermaschine 47 französische Kinder aus dem Flugzeug. Unter der tatkräftigen Mithilfe der Guardia Civil, einst Folterknechte im Baskenland.

Die Begleiterin wurde in Handschellen abgeführt. Die Kinder sollen randaliert haben, so die Begründung. Sie haben hebräische Lieder gesungen, bei den Kindern handelte es sich um jüdischstämmige französische Schülerinnen und Schüler. Ein kruder Fall von Antisemitismus.

Laut Medienberichten soll der Pilot, der den Rauswurf angeordnet hatte, den islamistischen Twin-Tower-Attentäter Mohammed Atta zum Piloten ausgebildet haben.

Auf Zypern verhinderten im Juli antiisraelische Demonstranten den Landgang israelischer Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes. Einige Tage zuvor blockierten antiisraelische Demonstranten und Hafenarbeiter die Entladung eines israelischen Frachtschiffs im Hafen von Piräus bei Athen.

Im galicischen Vigo in Spanien vertrieb vor zwei Wochen ein Restaurantbesitzer mehrere israelische Gäste.

Anfang August lernt ein 52-jähriger Franzose auf einer Raststätte bei Mailand die italienische Gastfreundschaft kennen. Der Mann trug eine Kippa, Dutzende Menschen beschimpften, traten und schlugen ihn und brüllten »Mörder, geht nach Hause! Wir sind hier in Italien, nicht in Gaza!« Und fehlen durfte auch nicht die Losung »Free Palästine!«

Beeindruckt von dem antisemitischen Hass wird der französische Staatsbürger mit der Aussage “wir Juden müssen Angst haben” zitiert.

Zwei Beispiele von vielen antisemitischen »Vorfällen«, nicht nur blöde Sprüche und Schläge gehören dazu, in Deutschland registrierte die Meldestelle Rias eine »dramatische Zunahme von Antisemitismus«. Die Judenfeindlichkeit grassiert.

Nicht von ungefähr meiden inzwischen israelischen Touristinnen und Touristen Westeuropa, hier schwappt ihnen antisemitischer Hass entgegen.

Antisemiten unterschiedlicher Coleur befeuern den Hass auf Juden und Israel. Autochthone Rechtsradikale, angebliche linke Antizionisten, arabische Nationalisten und Islamisten, wie jüngst in Berlin. Ungehindert von der Polizei skandierten Mitte Juli Syrer Parolen gegen Drusen und gegen Israel und riefen zur Vergewaltigung auf, wahrscheinlich von Drusinnen und Jüdinnen.

Auch in Südtirol nutzten die Hamas-Sympathisanten die Meinungsfreiheit, um gegen Israel zu hetzen. Die Organisatoren des Pride-Festes ließen diesen Leuten viel Freiraum, eigentlich wurden damit — nicht nur — Schwulenrechte verraten. Zeit-Journalist Jens Balzer spricht von einem moralischen Bankrott dieser Linken. Sie ignorieren die »terroristischen, patriarchalen und zutiefst homophoben Grundzüge der Hamas«, im Weltbild der Hamas kämen »Queere, Schwule und Transmenschen nur tot vor«.

Das wurde völlig ausgeblendet. Wen wundert es dann, wenn der Aufschrei über antisemitische Postings des Mitarbeiters von Jürgen Wirth-Anderlan ausbleibt? Und es sollte verwundern, wenn ein erfolgreicher Unternehmer wie Robert Blaas per Facebook mitteilt, dass er die Zusammenarbeit mit israelischen Unternehmen einstellt, sprich boykottiert.


Autor:innen- und Gastbeiträge spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung oder die Position von BBD wieder, so wie die jeweiligen Verfasser:innen nicht notwendigerweise die Ziele von BBD unterstützen. · I contributi esterni non necessariamente riflettono le opinioni o la posizione di BBD, come a loro volta le autrici/gli autori non necessariamente condividono gli obiettivi di BBD. — ©


Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

Comentârs

5 responses to “Vom entgrenzten Antisemitismus.
Das alte »Gespenst« geht wieder um

  1. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Wolfgang Mayr hat wie so oft weitgehend recht. Nur in einem Punkt sei eine Anmerkung erlaubt. In dem Lied, das die französisch-Jüdischen Jugendlichen gesungen haben und das zu ihrem Rauswurf aus dem Flugzeug führte, wurde dazu aufgerufen, alle Palästinenser zu töten. Trotz Aufforderung vezichteten sie nicht auf den rassistischen Gesang und verhinderten die korrekte Durchführung der vorgeschriebenen Sicherheitshinweise, weshalb sie aus dem Flugzeug geworfen wurden. Eine zusätzliche Überlegung: Der üble Antisemit und Slawenhasser Alcide Degasperi wird heute noch in Europa verehrt. Es kommt also nicht darauf an, was man sagt, sondern wer es sagt.

    1. Simon avatar

      Martin Luther kann man da auch gleich mit erwähnen… oder?

      1. Hartmuth Staffler avatar
        Hartmuth Staffler

        Wer gegen Antisemitismus ist, kann sich seine Kontrahenten nicht nach eigenem Gutdünken auswählen. Der Antisemitismus Luthers ist durchaus Gegenstand wissenschaftlicher Erörterungen, während der Antisemitismus des Alcide Degasperi, den er wohl von seinem väterlichen Freund, dem Bischof Celestino Endrici mitbekommen hat, tunlichst verschwiegen wird, weil man am Bild des Beinaheheiligen und angeblich so großen Europäers nicht kratzen will. Es braucht mehr intellektuelle Aufrichtigkeit und weniger devote Scheinheiligkeit.

    2. Wolfgang Mayr avatar
      Wolfgang Mayr

      Ich konnte keine Quelle finden, die bestätigt, dass die französischen Kinder Lieder über das Killen von Palästinensern gesungen hätten. Der Spiegel schreibt: “Laut der Airline sollen die Kinder die Notausrüstung des Flugzeugs manipuliert und sich aggressiv verhalten haben. Reiseteilnehmer indes berichteten, Kinder hätten laut ein Lied auf Hebräisch angestimmt und die Besatzung sich daraufhin provozierend verhalten, bis es schließlich zum Rauswurf gekommen sei”. Das Durchgoogeln führte mich nur zu solchen Meldungen.

  2. Cicero avatar
    Cicero

    Die Veränderungen unserer Gesellschaften durch den nicht abbrechenden Zuzug von Menschen mit islamisch geprägter Kultur zeigen sich nicht nur in den Parallelgesellschaften, wo die Errungenschaften unserer westlichen Kultur einfach ignoriert und unterwandert werden, sondern sie wirken sich auch zunehmend negativ auf gesellschaftliche Gruppen aus die für diese importierte Kultur Minderwertigkeit oder gar Hassobjekte darstellen (z.B. Juden, Homosexuelle und auch Frauen ).
    Auf deutschen Straßen wird ungeniert öffentlich das Kalifat gefordert und Judenhass und die Vernichtung Israels darf skandiert werden. Vor allem die extreme Linke in bestimmten Milieus (Universitäten) beteiligt sich völlig irrational in bester Täter-Opfer Umkehr an diesen perfiden Vorgängen.
    Europäische Politiker kehren sich unter diesem Druck von Israel ab, machen sich mit der Sache der Hamas gemein, anstatt vehement gegen deren Terror zu protestieren, die Freilassung der Geiseln zu fordern und die Israelis bei der Bekämpfung der Hamas zu unterstützen, deren Terror auch Europa bedroht, fallen sie Israel noch in den Rücken.
    Hier ein offener Brief an Bundeskanzler Merz erschienen in der “Jüdischen Allgemeinen” (Organ Zentralrat der Juden Deutschland) :

    https://www.juedische-allgemeine.de/meinung/lieber-herr-bundeskanzler-merz/

Leave a Reply to Wolfgang Mayr Cancel reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL