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  • Landesbezeichnung amtlich machen.
    Südtirol

    Während für die Region Trentino-Südtirol (erst) mit der Verfassungsreform von 2001 die Bezeichnung »Südtirol« Eingang ins italienische Grundgesetz (Art. 1161aber: nicht in Art. 131) gefunden hat und mit der anstehenden Autonomiereform das im Faschismus oktroyierte »Alto Adige« auch in den deutschen Namen der Region übernommen werden soll2Buchstabe s des Entwurfs, heißt das Land Südtirol gemäß italienischer Verfassung und gemäß Autonomiestatut bis heute offiziell lediglich »Provincia autonoma di Bolzano« bzw. übersetzt »Autonome Provinz Bozen«.

    Buchstabe b des Reformentwurfs sieht zwar vor, dass »Province« und »Provincia« im Statut durch »Province autonome« und »Provincia autonoma« (und analog dazu im deutschen Text) ersetzt werden, doch wurde verabsäumt, endlich auch auf das Land bezogen die Bezeichnung »Südtirol« zu verankern. Somit bleiben die gängige Langform »Autonome Provinz Bozen – Südtirol« sowie die ladinische und italienische Entsprechung — genauso wie »Land Südtirol« — bloß geduldete, aber rechtlich nicht voll anerkannte Formen.

    Mit einem Beschlussantrag (Nr. 268/25) wollen das Andreas Leiter Reber (Freie Fraktion) und der frühere SVP-Landesrat Thomas Widmann (Für Südtirol) nun ändern, ohne direkt in die Autonomiereform einzugreifen.

    Demnach solle sich der Südtiroler Landtag dafür aussprechen:

    • den Landesnamen „Südtirol“ im deutschen und ladinischen Sprachgebrauch als amtliche Form oder Teil einer Vollform für die derzeitige „Provincia autonoma di Bolzano“ einführen zu wollen;
    • im englischen Wortlaut die Bezeichnung „South Tyrol“ für das Land Südtirol bzw. die derzeitige „Autonome Provinz Bozen“ einzuführen und verwenden zu wollen;

    – aus Beschlussantrag Nr. 268/25

    und die Landesregierung sowie die Vertreter des Landtags in der Sechser- und Zwölferkommission zu beauftragen:

    • auf allen zuständigen Ebenen Initiativen für die offizielle Einsetzung der deutschen Begriffs „Südtirol“ als offiziellen Landesnamen oder Teil einer Vollform des Landesnamens für die autonome Provinz Bozen zu ergreifen[;]
    • auf allen zuständigen Ebenen Initiativen zu starten, welche die amtliche Gültigkeit einer Fassung des Sonderstatuts für die Region Trentino-Südtirol im deutschen Wortlaut (und wenn möglich auch im ladinischen Wortlaut) herbeiführen[;]
    • die Landesverwaltung und sämtliche Körperschaften mit Landesbeteiligung anzuweisen, im englischen Wortlaut die Bezeichnung „South Tyrol“ für die „Autonome Provinz Bozen“ zu verwenden.

    – aus Beschlussantrag Nr. 268/25

    Es ist erstaunlich — und wohl auch bezeichnend —, dass der SVP im Rahmen der Autonomieverhandlungen nicht selbst eingefallen ist, auf die Einführung von »Südtirol« in die deutsche Landesbezeichnung zu bestehen, wenn schon gleichzeitig akzeptiert wird, dass »Alto Adige« in die deutsche Regionsbezeichnung übernommen wird.

    Cëla enghe: 01 02 03

    • 1
      aber: nicht in Art. 131
    • 2
      Buchstabe s des Entwurfs


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  • Repubblica weist auf Italianisierung der Landesbezeichnung hin.
    Autonomiereform

    Vor wenigen Tagen veröffentlichte die italienische Tageszeitung la Repubblica einen Beitrag von Matteo Pucciarelli, in dem die Einführung der vom Faschismus oktroyierten Landesbezeichnung »Alto Adige« in den deutschen Namen der Region Trentino-Südtirol thematisiert wird. Unter dem Titel Fratelli d’Italia will mit dem Einverständnis der SVP den Namen Alto Adige neben Südtirol durchsetzen1Übersetzung von mir – Original: Fratelli d’Italia vuole imporre il nome Alto Adige accanto a Südtirol. Con l’ok di Svp wird auch die Genese der »italienischen« Ortsnamensgebung in Südtirol nachgezeichnet und einer breiteren Öffentlichkeit im Staat bekannt gemacht. Unter anderem heißt es da:

    Seit den Zeiten der faschistischen Maßnahmen zur Zwangsitalianisierung waren die Deutschen nicht gezwungen, eine fremde Bezeichnung benutzen zu müssen. Während des Faschismus wurde »Südtirol« verboten und im Deutschen mit »Oberetsch« ersetzt, der Übersetzung von »Alto Adige«: ein von Napoleon erfundenes Toponym, das dann — mit veränderter geografischer Abgrenzung — vom Faschismus übernommen wurde, der der Theorie der natürlichen Grenzen folgte.

    – Matteo Pucciarelli, la Repubblica

    Eine kulturelle Kolonisierung, die von einer verfälschten historischen Annahme ausging: [Ettore] Tolomei behauptete, es seien die Deutschen gewesen, die Südtirol besetzt hätten. Deshalb müsse man sich jetzt das alte römische Siedlungsgebiet zurückholen, indem Italiener dazu aufgefordert werden, das Gebiet im Tausch gegen einen Arbeitsplatz und andere Vergünstigungen zu besiedeln. So kamen Tausende voller Hoffnung, auch aus Süditalien. Und da Worte manchmal zählen, aber manchmal alles sind und uns definieren, musste man bei ihnen ansetzen. Während des Faschismus wurden alle sprachlichen Minderheiten verfolgt. Zum Beispiel litten die Slowenen in Julien unter Gewalt, Plünderungen und Deportationen. Auch im Aostatal und in einigen okzitanischen Gemeinden des Piemont wurde die Ortsnamensgebung italianisiert, doch nach dem Krieg wurden die authentischen Namen wiederhergestellt: Im Aostatal etwa kehrten die Namen Châtillon, das im Faschismus in Castiglione umbenannt worden war, La Thuile (Porta Littoria), Courmayeur (Cormaiore), Saint-Vincent (San Vincenzo della Fonte) und so weiter zurück. In Südtirol jedoch nicht.

    – Matteo Pucciarelli, la Repubblica

    Verlinkungen und Übersetzungen von mir (Original anzeigen)

    È dal tempo dei provvedimenti fascisti per l’italianizzazione forzata che i tedeschi non si ritrovano a dover usare la dizione altrui. Al tempo del fascismo “Südtirol” fu messo al bando e sostituito, in tedesco, da “Öberetsch” (sic), che è la traduzione di “Alto Adige”: un toponimo inventato da Napoleone e poi adottato – cambiandone i contorni geografici – dal fascismo, il quale seguiva la teoria dei confini naturali.

    […]

    Una colonizzazione culturale che partì da un presupposto storico falsato: erano stati i tedeschi ad occupare il Sud Tirolo, sosteneva Tolomei. Perciò adesso bisognava riprendersi l’antico insediamento romano, invitando gli italiani a popolare il territorio in cambio di lavoro ed altre agevolazioni. Così di speranzosi ne arrivarono a migliaia, anche dal sud. E visto che le parole a volte contano, ma altre volte sono tutto e ci identificano, bisognava partire da quelle. Durante il fascismo tutte le minoranze linguistiche furono perseguitate. Per esempio, gli sloveni della Venezia Giulia subirono violenze, saccheggi, deportazioni. Anche in Valle d’Aosta e in alcuni comuni piemontesi di lingua occitana la toponomastica fu italianizzata, ma nel dopoguerra i nomi autentici furono ripristinati: in Valle d’Aosta, per esempio, tornarono i nomi di Châtillon, in epoca fascista italianizzato in Castiglione, La Thuille (Porta Littoria), Courmayeur (Cormaiore), Saint-Vincent (San Vincenzo della Fonte) e così via. Non fu così nel territorio ‘sudtirolese’.

    – Matteo Pucciarelli, la Repubblica

    Es kommt selten genug vor, dass in staatsweiten italienischen Medien einigermaßen korrekt und sogar selbstkritisch über solche Themen berichtet wird. Hier aber weist ein Autor sogar darauf hin, dass die SVP die Italianisierungspolitik der politischen Erben von Tolomei mitträgt. Das dürfte nahezu einmalig sein — und sollte uns vielleicht zu denken geben.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01

    • 1
      Übersetzung von mir – Original: Fratelli d’Italia vuole imporre il nome Alto Adige accanto a Südtirol. Con l’ok di Svp


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  • Zur gestrigen Gemeinderatswahl.

    Gestern wurden in 111 von 116 Südtiroler Gemeinden die Bürgermeisterinnen und Gemeinderäte neu gewählt, in Bozen zudem die Stadtviertelräte.

    Es folgen wie gewohnt ein paar unsystematische Beobachtungen und Bewertungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

    • Die landesweite Wahlbeteiligung (60,0%) ist im Vergleich zur Gemeindewahl 2020 (65,4%) und 2015 (66,9%) deutlich gesunken (vgl.).
    • In 36 von 111 Gemeinden stand nur eine einzige Bürgermeisterkandidatin zur Wahl, fast immer von der SVP.
    • Insgesamt wird es fortan zwar mehr weibliche Bürgermeisterinnen als bisher geben, mit 16 von 116 sind es aber noch immer wenige.1Mit Meran (s. unten) könnten es 17 von 116 werden.
    • Auch in den Gemeinderäten ist die durchschnittliche Frauenquote von rund 25% auf über 30% (mit Spitzenwerten von 50% in Deutschnofen und Meran) gestiegen.
    Bozen
    • In der Landeshauptstadt liegt der rechte Bürgermeisterkandidat Claudio Corrarati (36,2%) nach dem ersten Wahlgang so weit vorn wie nie zuvor ein Bewerber dieses Lagers. Er ist das freundliche Antlitz eines weit nach rechts verschobenen, in Teilen rechtsextremen Wahlbündnisses.
    • Corrarati muss am 18. Mai gegen den Frontmann der bisher regierenden Mittelinkskoalition, Juri Andriollo (27,3%), in die Stichwahl gehen.
    • Der Kandidat der Volkspartei, Stephan Konder (15,1%), landete auf Platz drei. Er und Matthias Cologna (6,8%) vom Team K erringen als die einzigen deutschsprachigen Bürgermeisterkandidaten gemeinsam nur 21,1% der Stimmen. Das ist noch weniger als der Anteil der deutschen Sprachgruppe an der Bozner Bevölkerung.
    • Die SVP (2020: 14,8% → 2025: 16,1%) ist wiederum die meistgewählte Partei. Sie schafft es darüber hinaus jedoch nicht, in die Stadtviertelräte von Europa-Neustift und Don Bosco, aus denen sie 2020 geflogen war, zurückzukehren.
    • Die meistgewählte Kandidatin von Fratelli d’Italia (15,4%), der stärksten Partei des Rechtsbündnisses, ist die homophobe Klimawandelleugnerin Anna Scarafoni. Wird sie ihr Landtagsmandat aufgeben oder war ihre Kandidatur eine Augenwischerei?
    • Die schrumpfende Lega beweist sich hauptsächlich nur noch als Plattform für Hardcore-Faschisten: Auf ihren Listen schafft es CPI-Mann und Ex-Unitalia-Gemeinderat Marco Caruso als Listenerster in den Gemeinderat der Landeshauptstadt. Maurizio Puglisi Ghizzi, ehemaliger CPI-Bürgermeisterkandidat, bleibt als Drittgewählter knapp draußen, während es Massimo Trigolo — ebenfalls für die Lega — zurück in den Stadtviertelrat von Oberau Haslach schafft, wo er schon 2016-2020 für CPI saß.
    • In Meran geht Vizebürgermeisterin Katharina Zeller (SVP) als Erstplatzierte in die Stichwahl gegen den bisherigen Bürgermeister und Koalitionspartner Dario Dal Medico. Vor fünf Jahren hatte es SVP-Kandidat Richard Stampfl nicht in die Ausscheidung geschafft — die zwischen Paul Rösch und Dal Medico ausgetragen wurde.
    • In Bruneck schafft Bruno Wolf für die SVP auf Anhieb die absolute Mehrheit (51,8%) und muss somit nicht gegen den zweitplatzierten Maximilian Gartner (16,9%) von den Grünen in die Stichwahl. Er folgt auf Roland Griessmair, der wegen der Mandatsbeschränkung weichen musste.
    • In Sterzing wurde Bürgermeister Peter Volgger von der Bürgerliste Für Sterzing Wipptal wiedergewählt.
    • In Eppan erobert die SVP den Bürgermeistersessel zurück, nachdem Wilfried Trettl (Bürgerliste) ebenfalls aufgrund der Mandatsbeschränkung nicht mehr antreten durfte.
    • Auch in Sëlva konnte die Volkspartei wieder punkten, nachdem seit 2015 Roland Demetz (Lista de Zitadins) das Amt des Ambolt innehatte.
    • In den mehrheitlich italienischsprachigen Gemeinden Pfatten und Salurn konnte die SVP den Bürgermeistersessel verteidigen (vgl.). Auch im mehrheitlich italienischen Leifers stellt die Volkspartei seit 2024 den Bürgermeister.
    • In Andrian und Welschnofen verliert die SVP das höchste Amt an eine Dorf- bzw. Bürgerliste, die Mehrheit in den Gemeinderäten bleibt jedoch bei der Volkspartei.
    • In Freienfeld, Glurns und Sand in Taufers konnten die jeweiligen Bürgerlisten den Bürgermeistersessel verteidigen.
    • Erwartungsgemäß bestätigt sich die SVP als die Partei, die auch nach dieser Wahl bei weitem die meisten Bürgermeisterinnen und Gemeinderätinnen stellen wird. In mehreren Gemeinden stand nur die Volkspartei zur Wahl. Sie profitiert hier auch von ihrer tiefen Verwurzelung vor Ort und ihrer weit verzweigten Struktur.
    • Die sehr weit nach rechts abgedriftete STF kann zwar deutlich mehr Mandate erringen als 2020, bleibt jedoch insgesamt unter den Erwartungen (Befürchtungen). Insbesondere hat sie es nicht geschafft, einen Bürgermeistersessel zu ergattern.
    • Die Grünen gehen in die Breite, sind jetzt in mehr Gemeinden (Gargazon, Montan, Welsberg-Taisten…) vertreten, aber nicht unbedingt in die Höhe. Während sie in Bozen (9,2% → 7,8%) und Meran (25,7% → 12,7%) Federn lassen, verbessern sie in Bruneck (12,4% → 16,9%) ihr Ergebnis.

    Nicht gewählt wurde:

    • in den Gemeinden, in denen es infolge der Landtagswahl 2023 zu vorgezogenen Neuwahlen gekommen war (Brixen, Lana, Leifers, St. Martin/Passeier);
    • in La Val, wo nach dem Ableben von Ombolt Angel Miribung ebenfalls bereits 2024 gewählt wurde.

    Ergänzungen und allfällige Korrekturhinweise ausdrücklich erwünscht.

    Cëla enghe: 01

    • 1
      Mit Meran (s. unten) könnten es 17 von 116 werden.


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  • Neonazis, Finanzer und Schütze.
    Revolte Wipptal

    Was die Antifa Meran in Bezug auf die deutschnationale Neonazigruppe Revolte Wipptal zu berichten weiß, ist der pure Wahnsinn:

    Es könnten Bilder aus den 90er-Jahren sein, als auch in Südtirol die „Baseballschlägerjahre“ begannen. Aber sie sind hochaktuell. Die Rechts-Radikalisierung bringt auch ein Klischee zurück: die Springerstiefel-Nazis.

    – Antifa Meran

    • Der Anführer der Gruppe sei — laut TAZ — Crescenzo C., seines Zeichens Beamter der italienischen Finanzwache. Er trage schon mal Hakenkreuzgürtel oder Wehrmachtshelm.
    • Mitglied Lukas K., dessen Haut mehrere eindeutige Nazi-Tattoos (Thorshammer oder als Teil seines Namens getarnte SS-Runen) verunzieren, sei beim Südtiroler Schützenbund aktiv und wolle Kommandant der neugegründeten Schützenkompanie Innerpfitsch werden. In den sozialen Medien habe er Videos von gemeinsamen Schießübungen in Tschechien mit einer Wehrmachtsflagge versehen.
    • Julian S., ebenfalls Mitglied, posiere in sozialen Medien vor einem Wehrmachtspanzer. Bis vor kurzem habe er zudem als julian.14w firmiert, wobei das Kürzel für 14 words stehe, »ein 14 Wörter langer Glaubenssatz von Neonazis und Rassisten«.
    • Bei anderen Mitgliedern fänden sich weitere Erkennungszeichen wie 88 (für Heil Hitler) oder WP (für White Power).
    • Das Gruppen-T-Shirt der Revolte zeige auf dem Ärmel die Schwarze Sonne, die sich aus Hakenkreuzen und S-Runen zusammensetzt.
    • Die Mitglieder posierten mit Harrington-Jacke und Springerstiefeln mit weißen Schnürsenkeln. Das sind Erkennungszeichen und Codes der Neonaziszene. Zudem seien in den Videos »Onkelz-Sound, dazwischen Wehrmachtslieder und rechtsextreme Songs von Kategorie C« zu hören.

    Als besorgniserregend schätzt die Antifa naturgemäß die Allianz zwischen politischen Parteien und rechtsextremen Gruppen ein:

    Die neue Rechts-Radikalisierung, die aus anderen Ländern bekannt ist, ist nun auch in Südtirol Realität. Brandgefährlich ist vor allem die neue Allianz aus politischen Parteien und rechtsextremen Gruppen, für die beispielhaft die Liste JWA steht.

    – Antifa Meran

    Der gesamte, detaillierte Beitrag der Antifa, einschließlich optimistischer Schlussbemerkung, kann hier nachgelesen werden.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • FdI lugt in Bruneck aus dem Schafspelz.

    Der faschistische Koalitionspartner der SVP auf Landesebene, Fratelli d’Italia, zeigt auch in Bruneck sein wahres Gesicht: Wie die TAZ berichtet, drehte Gemeinderatskandidat Emanuele Di Marcantonio (Polo – Lista Civica) am faschistischen Alpini-Denkmal des Pustertaler Hauptorts gemeinsam mit EU-Parlamentarierin Elena Donazzan (FdI) ein Wahlwerbevideo mit ultranationalistischer Schlagseite.

    Di Marcantonio sei ein Bezugspunkt der Italianität in Bruneck, so Donazzan in der Wahlwerbung. Italien werde hier von denen repräsentiert, die eine Uniform tragen, katholisch und seit Generationen italienisch sind und von den Lehrkräften, die unterrichten, wie schön die italienische Kultur und wie italienisch dieses Land in seiner Geschichte und in seinen Traditionen sei.

    Im Original:

    Emanuele [Di Marcantonio] è un riferimento per l’italianità qui a Brunico.

    – Elena Donazzan

    Qui l’Italia è rappresentata da chi veste la divisa, da chi è cattolico, da chi è italiano da generazioni, da quei docenti che insegnano quanto è bella la cultura italiana e quanto questa terra sia italiana nella sua storia e nella sua tradizione.

    – Elena Donazzan

    Transkriptionen von mir

    Mit diesem Auftritt, urteilt die TAZ, werde die »Wolf-im-Schafspelz-These« bestätigt. Die Botschaft sei klar: »Siamo in Italia.«

    Die Rolle von Uniformträgerinnen und Lehrkräften ist aus Sicht der Rechtsextremen klar. Sie sollen die Speerspitze einer weiteren Italianisierung und Kolonialisierung dieses Landes sein. Wer FdI wählt, darf noch immer auf die Assimilierung und Entnationalisierung der deutschsprachigen Bevölkerung hoffen — und wer mit der Meloni-Partei koaliert, macht sich zum Werkzeug dieser Pläne.

    Donazzan selbst ist kein unbeschriebenes Blatt. Nur ein paar Beispiele: Im Jahr 2010 hatte das ehemalige MSI-Mitglied prominent an einer Gedenkveranstaltung zu Ehren der X Mas von Benito Mussolinis sogenannter Sozialrepublik teilgenommen. Im Jahr 2021 stimmte sie in der Radiosendung La Zanzara von Giuseppe Cruciani die faschistische Hymne Faccetta nera an. Und in den sozialen Medien veröffentlichte sie unter ihrem eigenen Profilbild 2020 den — ebenso faschistischen — Slogan »Boia chi molla!« als Antwort auf einen Kommentar. All das geschah, während sie Bildungsassessorin der Region Venetien (2005-2024) war.

    Herr Di Marcantonio, der sich für die Wahlen eine solche Unterstützerin geholt hat, darf sich aber trotzdem berechtigte Hoffnungen machen, an der Seite der SVP in den Gemeindeausschuss von Bruneck einzuziehen, falls er gewählt wird.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • Italienische Post: Unverschämte Minderheitenfeindlichkeit.

    Gerade war ich wegen einer Rücksendung im Postamt von Schabs. Die Kommunikation mit dem einzigen Bediensteten war auf Deutsch nicht möglich, mehr noch: weder ein Guten Tag!, Bitte!, Danke! oder Auf Wiedersehen! hat der junge Herr herausgebracht, obwohl ich beim Betreten und beim Verlassen des Postamts auf Deutsch gegrüßt habe. Von Offre active natürlich keine Spur.

    Als hätte es niemals eine Zweisprachigkeitspflicht gegeben.

    Totale Fehlleistungen dieser Art werden uns ja häufig mit dem Personalmangel erklärt — wobei man ein Bitte! und ein Danke! ja wohl in wenigen Minuten lernt, was zumindest von etwas gutem Willen zeugen würde.

    Von gutem Willen würde es aber auch zeugen, wenn wenigstens die schriftlichen Unterlagen zweisprachig wären, wie es das Gesetz verlangt. Doch am Ende der kurzen Prozedur wurde mir folgende Quittung ausgehändigt:

    Quittung – Schwärzungen von mir

    Auch hier wieder, als hätte es niemals eine Zweisprachigkeitspflicht gegeben. Der Wisch sieht (bis auf die Bezeichnung des Postamts) nicht anders aus, als wenn er von einem Postamt in Rom ausgegeben worden wäre.

    Quittung (Rückseite) – banaler grünweißroter Nationalismus darf auch nicht fehlen

    Das lässt sich alles mit Personalmangel definitiv nicht mehr erklären, sondern nur noch mit offener Verachtung für den Minderheitenschutz und die einschlägigen Regeln. Beharrlich. Systematisch. In der Gewissheit, dies ungestraft tun zu können.

    Aber Südtirol lässt sich ja offenbar auch noch gerne auf den Kopf schei**en: In diesem Bereich ist es sogar noch eklatanter als in anderen, da das Land der Post für ihr jahrzehntelanges unverschämt koloniales Agieren auch noch jährlich freiwillig Millionen in den Rachen schiebt.


    Die Aufweichung von Minderheitenschutzrechten, wie etwa die der Ansässigkeitsklausel im Zuge der Autonomiereform, sehe ich bekanntlich kritisch. Doch wie auch immer man dazu steht, ein unverrückbares Prinzip sollte eigentlich immer gelten: Bevor — wenn überhaupt — Zugeständnisse zu Lasten der Minderheiten gemacht werden, müssen die bestehenden Rechte eingehalten und in vollem Umfang gewährleistet werden. Solange das nicht der Fall ist, brauchen wir über die Schwächung irgendwelcher anderer Maßnahmen gar nicht erst zu reden. Aber auch das ist offenbar nicht Konsens.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 | 08 09



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