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  • Fake news sulla dispersione scolastica.

    Nuovo incredibile caso di disinformazione sul Sudtirolo sulla base di statistiche errate: da giorni ormai i media stanno diffondendo la notizia, apparentemente falsa, su una dispersione scolastica (abbandono scolastico prematuro) nella nostra terra che sarebbe la terza più alta — dopo quella della Sardegna e della Sicilia —, se comparata con quella di regioni italiane. I dati di riferimento sono dell’Istat (e di Eurostat), la relativa elaborazione è stata realizzata dalla CGIA di Mestre. Peccato che, come fa sapere a Rai Südtirol Philipp Achammer (SVP), responsabile della formazione in lingua tedesca del governo sudtirolese, alla base di questa «informazione» ci siano dei dati del tutto sballati, perché non tengono conto degli apprendisti con contratto di lavoro. Si tratta di una categoria che esiste in Sudtirolo ma non in Italia e che dall’Istat, erroneamente, viene considerata abbandono scolastico, quando invece le ragazze e i ragazzi sono a tutti gli effetti in fase di formazione. Con la conseguenza che anche Eurostat, cui l’istituto di statistica statale invia i suoi dati, dispone di dati errati.

    Il valore reale della dispersione scolastica in Sudtirolo, secondo Rai Südtirol, si aggirerebbe intorno all’8-10%, valore inferiore ad esempio a quello della Germania (12,8%) e in linea con quello dell’Austria (8,6%) e dell’area Euro (9,8%).

    Achammer fa notare come il governo italiano e l’Istat siano già stati informati varie volte di questa grave incongruenza, ma non abbiano mai reagito.

    Specificità territoriali ignorate

    Questa situazione ricorda ciò che avveniva con i Livelli essenziali di assistenza (LEA), dove il Ministero della Salute italiano diffondeva dati incompleti o errati1dovuti all’organizzazione differente rispetto a quella delle regioni ordinarie sul Sudtirolo, che in quanto provincia autonoma non era nemmeno sottoposto alle verifiche, e la fondazione GIMBE (similmente alla CGIA nel caso attuale), fidandosi dei dati ufficiali, nelle proprie elaborazioni faceva risultare quello sudtirolese uno dei sistemi sanitari peggiori se comparato a quelli delle regioni italiane.

    E come nel caso dei LEA, anche sulla dispersione scolastica apparentemente disastrosa si stanno accumulando decine di articoli di giornale che acriticamente diffondono fake news, ad esempio l’edizione odierna dell’inserto sudtirolese del Corriere. E una volta messe in circolazione, è molto difficile cancellare queste informazioni errate dalle teste di chi le ha ricevute.

    Tutto questo «grazie» all’incapacità dello stato centrale e dell’Istat di tenere adeguatamente conto di una realtà autonoma — con tutte le sue specificità — come la nostra, e che invece perseverano ad applicare gli stessi criteri a tutte le realtà anche al costo di diffondere fake news.

    Attenzione comunque: nessuno dice che in Sudtirolo i problemi non esistono, tutt’altro, ma non sarà certo grazie a dati falsati che si potranno risolvere. Al contrario: la disinformazione contribuisce alla confusione e a individuare problemi dove non ci sono, lasciando irrisolti quelli reali.

    Vedi anche: 01

    • 1
      dovuti all’organizzazione differente rispetto a quella delle regioni ordinarie


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  • Amt für Landessprachen und Bürgerrechte wird gestärkt.

    In ihrer Sitzung vom Dienstag hat die Landesregierung auf Vorschlag von Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) beschlossen, das noch junge Amt für Landessprachen und Bürgerrechte (AfLB) zu stärken, um das Recht auf Gebrauch der Muttersprache besser überwachen und durchsetzen zu können. Dafür werden bei dem 2020 gegründeten Amt zwei zusätzliche Vollzeitstellen geschaffen. So soll das Beschwerdemanagement unterstützt und eine proaktive Beratung der öffentlichen Verwaltungen in sprachlicher Hinsicht sichergestellt werden. Außerdem ist eine Sensibilisierungskampagne geplant, mit der das Bewusstsein für die Mehrsprachigkeit gefördert werden soll.

    Die Stärkung des AfLB wird insbesondere mit den Herausforderungen begründet, die sich durch die Digitalisierung ergeben. Ob das Amt selbst endlich — analog zur Volksanwaltschaft oder zur Gleichstellungsrätin, die beim Landtag angesiedelt sind — einen eigenen Internetauftritt erhält, über den sich Bürgerinnen über ihre Rechte informieren und niederschwellig Beschwerden einreichen können, ist unklar.

    Erst kürzlich waren durch eine Landtagsanfrage interessante Daten über die bisherige Tätigkeit des neuen Amts bekannt geworden. Die eingegangenen und bearbeiteten Meldungen über die Verletzung des Rechts auf Gebrauch der Muttersprache haben sich von 2020 bis 2023 (18→54) verdreifacht, zwischen 2022 und 2023 verdoppelt (27→54).

    Das Amt ist auch im sogenannten Einvernehmenskomitee vertreten, das für die Umsetzung des Proporzes zuständig ist.

    Verstöße gegen die Zwei- bzw. Dreisprachigkeitsbestimmungen können dem AfLB mit einer gewöhnlichen E-Mail an landessprachen.buergerrechte[at]provinz.bz.it oder mit einer zertifizierte E-Mail an lb-ld[at]pec.prov.bz.it gemeldet werden.

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • Mit Segregation gegen die Segregation.

    Eine geplante und letztendlich abgelehnte sogenannte »Sonderklasse« für Schülerinnen mit geringen Deutschkenntnissen an der Bozner Goetheschule hatte kürzlich für große mediale und politische Aufregung gesorgt, unter anderem war von Segregation die Rede. Ein Vorwurf, der sich nur noch verstärkte, als Christoph Franceschini auf Salto schrieb, dass es an derselben Schule einen (elitären) Zug mit Reformpädagogik gebe, der »ausschließlich« von Kindern besucht werde, »die in der deutschen Sprache beheimatet sind.«

    Interessant ist, dass nicht wenige, die auf diese — angebliche oder tatsächliche — Segregation äußerst empört reagierten, fast reflexhaft die Forderung nach mehrsprachigen Klassenzügen wiederholten.

    Das ist einerseits sonderbar, weil unklar ist, warum Kinder, die offenbar in deutscher Vollimmersion nicht gut genug Deutsch lernen würden, um dem Unterricht zu folgen, dieses Ziel ausgerechnet in einer halbimmersiven Situation (also mit ungefähr halb so viel Deutsch) erreichen sollten; andererseits aber auch, weil mehrsprachige Klassen als Zusatzangebot nichts anderes als ein elitäres Segregationsmodell wären.

    Dies zeigen die Erfahrungen in Kanada, dem Herkunftsland der Immersion. Darauf deuten erste Erfahrungen mit dem »internationalen« Klassenzug am Realgymnasium Bozen hin, wo die Segregation allerdings von eben jenen begrüßt wird, die sie an der Goetheschule ablehnen. Und das hat nicht zuletzt auch die Sprachwissenschafterin Andrea Abel im Salto–Podcast von Wolfgang Mayr gesagt:

    Ich denke, dass mittlerweile diese Diskussionen um zweisprachige Schulzüge usw. fast schon ein Anachronismus sind. Ich bin der Meinung, dass wir uns viel stärker darauf konzentrieren sollten, wie wir der echten Mehrsprachigkeit in den Klassen gerecht werden. Dass es Zusatzangebote geben kann, für zweisprachige Kinder Deutsch-Italienisch oder für andere Gruppen, die gerne an eine Privatschule gehen möchten, in [der] auch Deutsch, Englisch und Italienisch angeboten wird — eine Art europäische Schule — oder was auch immer, ist gut und recht und funktioniert sicher auch gut. Aber aus meiner Sicht sind das tatsächlich Eliteangebote, und was wir damit erreichen ist eine zusätzliche Segregation. […] Es gibt Kinder aus dem Bozner Bildungsbürgertum, die wandern an die Pestalozzi-Schule oder an irgendwelche Schulen [ab], wo es Angebote gibt mit bestimmten pädagogischen Schwerpunkten [gibt] — Stichwort Reformpädagogik, Montessori-Angebote oder an anderen Schulen Angebote mit einem Musikschwerpunkt usw. Das sind lauter Angebote, die insbesondere von einer Bildungselite wahrgenommen werden. Teilweise, weil sie tatsächlich überzeugt sind, dass ihre Kinder besonders musikalisch begabt sind und diesen Schwerpunkt verfolgen sollen; ein zweiter Grund ist allerdings auch der, dass eine bestimmte Bildungselite bewusst Schulen oder Schulzüge vermeiden möchte, in denen die Mehrsprachigkeit [durch Schüler:innen mit Migrationsgeschichte] zunimmt.

    Andrea Abel, Sprachwissenschafterin (Eurac/Uni Bozen), im hörenswerten SaltoPodcast von Wolfgang Mayr mit dem Titel »Welche Schule braucht das Land?« – Transkription und Hervorhebungen von mir

    Das ist übrigens dieselbe Frau Andrea Abel, die gemeinsam mit Landesschudirektorin Sigrun Falkensteiner und Landesrat Philipp Achammer (SVP) — konsequenterweise — gegen die sogenannte »Sonderklasse« argumentiert hat. Inkonsequent sind die, die gegen die »Sonderklasse«, aber für die mehrsprachige Schule sind.

    Siehe auch: 01 02 03 04 | 05 06 07 || 01



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  • Georg Mair erklärt die Titularnation zur Minderheit.

    Im letztwöchigen ff-Leitartikel hatte Georg Mair seine Freude darüber zum Ausdruck gebracht, dass Südtirol Italien sei. Diese Woche nun macht er sich bereitwillig zum Verbündeten und Handlanger der Neofaschisten, indem er zum Thema Autonomiereform nicht nur wieder einmal die mehrsprachige Schule fordert, sondern gar den unwissenschaftlichen Hoax verbreitet, dass die Italienerinnen die eigentliche Minderheit in Südtirol seien:

    Vor allem die Südtiroler Volkspartei hatte kein Interesse, die Reform der Autonomie auf den Ergebnissen des Konvents aufzubauen.

    Es hätten dabei ja auch Leute mitreden können, die nicht der SVP angehören, die Opposition gar. Es hätte dabei über Dinge geredet werden können wie eine mehrsprachige Schule, den Proporz, dass Südtirol nicht mehr nur aus Deutschen, Italienern und Ladinern besteht, dass die benachteiligte Minderheit in Südtirol nicht mehr die deutsche, sondern die italienische Sprachgruppe ist.

    – Georg Mair, ff Nr. 37/2024 (Auszug)

    Italienische Ultranationalisten wie Alessandro Urzì (FdI) oder Christian Bianchi (Uniti/Lega) arbeiten seit langem mit großer Beständigkeit daran, die unhaltbare Auffassung zu etablieren, dass die Italienerinnen in Südtirol nicht nur zahlenmäßig in der Minderheit, sondern arm, benachteiligt und schutzbedürftig seien. Welch bessere Strategie könnte es geben, die Rechte der nationalen Minderheiten weiter zu beschneiden, als die Titularnation — einschlägigen Definitionen und der Realität zum Trotz — als Minderheit zu deklarieren?

    Journalisten, die es als Glück bezeichnen, dass Südtirol von einem Land annektiert wurde, das seine Bevölkerung einer brutalen Assimilierungspolitik unterworfen hatte und sich heute zu einer illiberalen, gegen gesellschaftliche und sprachliche Minderheiten gerichtete Demokratie entwickelt, sehen offenbar die Zeit gekommen, den Minderheitenschutz völlig ad absurdum zu führen. Bald wird er uns vielleicht auch noch verklickern wollen, Italien habe uns vom österreichischen Joch befreit.

    Siehe auch: 01 02 03 | 04 05 || 01



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  • Der paritätische Kindergarten in Meran.

    Wie der Corriere in seiner gestrigen Südtirolbeilage berichtet, hat Meraner Stadtregierung einstimmig — also mit den Stimmen der SVP — beschlossen, einen »100% zweisprachigen« Kindergarten zu errichten, wo die Kinder in einer »paritätischen ‘Vollimmersion’« mit den Sprachen Deutsch und Italienisch gleichermaßen konfrontiert werden sollen. Der Vorschlag sei das Ergebnis einer Arbeitsgruppe, in der Sabine Kiem (Team K), Beatrice Calligione (von der Bürgermeisterliste Civica per Merano) und Julia Dalsant (Grüne) mit Unterstützung der zuständigen Gemeindereferentin Emanuela Albieri (ebenfalls Civica per Merano) und zweier Beraterinnen gearbeitet haben sollen. Die Namen der Beraterinnen lauten Renata Zanin (von der FUB) und: Liliana Turri.

    Wie wir hier schon öfter thematisiert haben (01 02 03), giftet Turri, früher bei den Grünen, dann beim Team K, seit Jahren — unter anderem auf Salto — mit drastischer Wortwahl gegen Südtirol, das Autonomiestatut, seine Mechanismen und den Dialekt. Dabei schwingt sie regelmäßig auch die Nazikeule. Ein mehrsprachiges Schulsystem fordert sie immer wieder auch mit Argumenten, die ihre Verachtung für den Minderheitenschutz erahnen lassen.

    Gegenüber dem möglichen Untergang der ladinischen Sprache legt sie sogar einen erschreckenden, achselzuckenden Fatalismus an den Tag, der — im Sinne eines Victim Blamings — die linguizidalen Minorisierungstendenzen und -mechanismen (01 02) völlig außer acht lässt:

    Ladinisch sollte man in der Familie sprechen und pflegen sowie im territorialen Kontext. Wenn dies nicht gemacht wird, kann die Schule auch nicht viel ausrichten. Und darüber hinaus folgt das ein wenig der Tendenz der Minderheitensprachen, die immer weniger gesprochen werden, leider. Die Sprecher selbst sind dafür verantwortlich, im Unbewusstsein, dass sie ihre Sprache, ihre Kultur sterben lassen.

    – Liliana Turri

    Übersetzung von mir (Original anzeigen)

    Il ladino si dovrebbe parlare e curare in famiglia e nel contesto del territorio. Se questo non viene fatto la scuola più di tanto non può dare. E del resto segue un po’ la tendenza delle lingue minoritarie che si parlano sempre meno, purtroppo. I parlanti stessi sono responsabili di questo, inconsapevoli che fanno morire la loro lingua, la loro cultura.

    – Liliana Turri

    Sollte die deutsche Sprache durch die Immersionsprojekte Schaden nehmen, war es halt eben die Schuld der Minderheit.

    Einem Gastbeitrag, in dem die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung und der Proporz als Maßnahmen beschrieben werden, die vom Nationalsozialismus inspiriert seien, pflichtete sie in den Kommentaren bei:

    Zusammengefasst. Wer von ausserhalb [sic] der Provinzgrenzen kommt (aber auch einige, die innerhalb dieser Grenzen wohnen), sehen in der ethnisch-sprachlichen Trennung ein Zeichen fuer [sic] den Einfluss der NS-Ideologie.

    – Liliana Turri

    Und diejenigen, die es nicht sehen, ist es, weil sie es nicht sehen wollen. [sic]

    – Liliana Turri

    In einem eigenen Salto-Beitrag spricht sie sogar faktenbefreit von einem angeblichen »Todesmarsch« der Italienerinnen in Südtirol.

    Dass eine Person, die so argumentiert und für die Rechte der deutschsprachigen Minderheit nichts übrig hat, als Beraterin für ein mehrsprachiges Kindergartenprojekt in Südtirol fungiert, ist wirklich schwer verdaulich. Immersionsprojekte, von denen die Wissenschaft im Fall von Sprachminderheiten abrät1umso mehr in einem Kontext (wie Meran), wo die Minderheitensprache nicht dominant ist (z.B. 01 02 03), müssten in Südtirol, wenn sie denn umgesetzt werden, stets den Minderheitenschutz vor Augen haben. Die Einbindung von Frau Turri wirft diesbezüglich aber einen Schatten voraus und lässt erahnen, welche »Werte« dem Projekt zugrunde liegen.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05

    • 1
      umso mehr in einem Kontext (wie Meran), wo die Minderheitensprache nicht dominant ist


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  • Aufgezwungene Identitäten.

    Der frühere schwedische Tennisstar Mats Wilander hat im Anschluss an das von Jannik Sinner gewonnene US Open gegenüber der französischen Sportzeitung L’Equipe den Wunsch geäußert (bzw. die Forderung erhoben), die Südtiroler Nummer 1 im Tennis möge italienischer und weniger österreichisch sein. Diese Aussage hat auch in italienischen Medien große Resonanz erreicht.

    Es reicht also nicht, dass Südtirolerinnen (übrigens anders als Nordirinnen) keine Wahl haben, für welches Land sie antreten und übrigens auch keine Möglichkeit haben, für eigene Teams an den Start zu gehen. Vielmehr werden sie darüber hinaus auch noch regelmäßig — mal subtiler, mal weniger — dazu gedrängt, eine Rolle einzunehmen, die dem »nationalen« Klischee entspricht. Dazu gehört in vielen Fällen auch, die oktroyierte Staatssprache zu sprechen und von der eigenen Muttersprache Abstand zu nehmen (01 02) oder die Nationalhymne zu singen und die italienische Flagge zu schwenken.

    Das Bewusstsein und die Sensibilität, dass man Menschen nicht gegen ihren Wunsch eine Geschlechtsidentität zuweisen (geschweige denn sie zur Annahme eines dem Geschlechterklischee entsprechenden Verhaltens/Temperaments drängen) soll, setzen sich glücklicherweise allmählich durch. Falls das amtliche (noch) nicht mit dem gefühlten Geschlecht übereinstimmt, werden dafür teilweise sogar — was ich ausdrücklich begrüße! — sogenannte Aliasidentitäten geschaffen.

    Demgegenüber werden nationale Identitäten nach wie vor völlig ungeniert aufgedrängt. Diesbezüglich ist meiner Meinung nach dringend ein Umdenken vonnöten.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07



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  • Ist die Flucht aus Südtirol extrem?

    Der Handels- und Dienstleistungsverband hds zeigt sich also besorgt, weil Trentino-Südtirol »trauriger Spitzenreiter bei der “Fachkräfteflucht”« sei. Das zeige eine aktuelle Studie der italienischen Fondazione Nord Est:

    Im Verhältnis zur Bevölkerungsanzahl sind die 1570 jungen Menschen aus der Region, die 2023 abgewandert sind, viel mehr als jene etwa aus der Lombardei, wo bei einer Einwohnerzahl von über 10 Millionen insgesamt 5760 Personen abgewandert sind.

    – Pressemitteilung hds (Hervorhebung im Original)

    Die Studie zeigt aber gar nicht, dass Südtirol Spitzenreiter bei der Abwanderung wäre. Vielmehr geht es darin ausschließlich um den Wegzug ins Ausland. Menschen, die von der Lombardei nach Venetien oder von Südtirol ins Piemont ziehen, scheinen in der Statistik gar nicht auf. Hierzulande liegt es aber für Wegzugwillige buchstäblich nahe, nicht unbedingt in eine Region Italiens, sondern ins benachbarte — vor allem deutschsprachige — »Ausland« zu ziehen, wo zudem die Lebens- und Arbeitsbedingungen meist deutlich besser sind.

    Auch wenn es um die Wahl des Studienorts geht ist es ja so, dass ein sehr großer, wohl mit keiner italienischen Region vergleichbarer Anteil der Südtirolerinnen sich für andere Länder des deutschen Sprachraums entscheidet, auch weil sie sie (insbesondere aus sprachlicher Sicht) gar nicht als Ausland betrachten.

    Regelmäßig wird behauptet, dass die Grenzen in Europa nicht mehr existierten. Handeln Menschen dann danach, wird das nicht goutiert — oder zumindest nicht richtig rezipiert.

    Denn obwohl sie oft sogar in derselben Region (im historischen Tirol) bleiben oder lediglich in die nächstgelegene Metropole (München) ziehen, scheinen weggezogene Südtirolerinnen in der Statistik von Fondazione Nord Est als »Flüchtige« auf, während gleichzeitig Menschen aus italienischen Regionen, die dasselbe im Inneren des Staatsgebiets tun (und sich also auch in ihrem Sprachraum bewegen), erst gar nicht berücksichtigt werden.

    Die Studie ist »nationalistisch«, indem sie nur grenzüberschreitende Migration als Abwanderung betrachtet, was zwar legitim, aber speziell aus Südtiroler Sicht irreführend ist.

    Ja, die Attraktivität Südtirols für hier Aufgewachsene und auch für Menschen aus dem restlichen deutschen Sprachraum, mit dem wir im Wettbewerb stehen, muss tatsächlich dringend erhöht werden. Die vom hds zitierte Studie sagt darüber jedoch weniger aus, als die besorgte (und meiner Meinung nach irreführende) Stellungnahme vermuten ließe. Vielmehr zeigt sich, dass der Kontakt zwischen Südtirol und dem restlichen deutschen Sprachraum noch aufrecht ist.

    Siehe auch: 01 02 | 03 04 05 06



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  • Zweifelhaftes Glück.

    Auf den letzten Leitartikel von Georg Mair in der ff hat Harald schon in seinem Beitrag über die sogenannte Sonderklasse der Goetheschule hingewiesen. Trotzdem möchte ich hier noch einmal kurz darauf zurückkommen.

    Mir ist natürlich klar, dass der Titel

    Zum Glück ist Südtirol Italien

    – Georg Mair, ff Nr. 36/2024

    in erster Linie auf die Inklusion in den Schulen gemünzt ist, wo Italien tatsächlich — wenngleich wohl mit Einschränkungen — ein Positivbeispiel darstellt. Dennoch bin ich der Meinung, dass ein derartiger Titel nicht nur echte Autonomistinnen oder einen überzeugten Sezessionisten wie mich stören sollte.

    Die fortwährende Minorisierung muss nicht jeden umtreiben, wiewohl man es sich von einem Medium, das in einer Minderheitensprache erscheint, zumindest wünschen würde. Dass sich Italien aber seit Jahrzehnten auf dem Weg zur illiberalen Demokratie befindet, derzeit von neofaschistischen Kräften regiert wird und auch in Bezug auf die Pressefreiheit richtig schlecht dasteht, sollte einen Journalisten vielleicht doch interessieren und von einem so plakativen Titel abhalten.

    Doch anscheinend ist das Glücksgefühl bei manchen einfach durch gar nichts mehr zu trüben.

    Siehe auch: 01 02 03 | 04 || 01 02 03 04



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