Der italienische Gastronationalismus, eine Spielart des banalen Nationalismus, ist an seinem vorläufigen Höhepunkt angelangt — mit der Ernennung der italienischen Küche, was auch immer das genau sein soll, zum immateriellen Unesco-Weltkulturerbe.
Wie sich das etwa auf Südtirol auswirkt, sehen wir bereits: Vizelandeshauptmann Marco Galateo von den neofaschistischen Fratelli d’Italia ließ sich die Gelegenheit natürlich nicht entgehen, sofort zu deklamieren, die nun geadelte italienische Küche umfasse auch jene aus Südtirol. Knödel und sein heißgeliebter Speck gehörten freilich dazu. Zaghaften Widerspruch gegen diese Vereinnahmung gab es laut heutigen Dolomiten von LH Arno Kompatscher (SVP).
Die Idiotie, eine »nationale« Küche als solche zum Welterbe zu machen, offenbart sich hier sofort: Südtiroler Knödel, Speck und Schlutzkrapfen gehören dazu, Nordtiroler Knödel, Speck und Schlutzkrapfen sind jedoch draußen. Mailänder Risotto ist Weltstar, Tessiner Risotto plötzlich nur noch ein Abklatsch.
So betont man Grenzen, statt sie abzubauen.
Ähnlich verhält es sich mit dem zeitgleich zum Erbe erklärten Schweizer Jodeln — während zum Beispiel das Tiroler Jodeln außen vor bleibt.
Vertreterinnen von IDM, HGV, hds und Südtiroler Speckkonsortium sind von der Auszeichnung für die italienische Küche jedenfalls begeistert, wie entsprechenden Aussagen in den heutigen Dolomiten ebenfalls zu entnehmen war. Wo es etwas zu verkaufen gibt, fallen bekanntlich alle Hemmungen. Wir können uns also bereits darauf einstellen, dass ein Schatz, der allen gehört, schon bald mit viel Italia und noch mehr Trikolore vermarktet wird.
Zur Genugtuung der Fratelli und aller Freunde der »nationalen Einheit«.
Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 | 08

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