Schon einmal war Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) zur UNO nach New York gereist, wo sich Italien — das zum Beispiel noch immer nicht die Charta der Minderheitensprachen oder die Zusatzprotokolle des Madrider Abkommens ratifiziert hat — als Land des vorbildlichen Minderheitenschutzes in Szene setzen konnte. Damals (im September 2022) war noch Mario Draghi geschäftsführender italienischer Regierungschef.
Jetzt soll sich Südtirol — im September dieses Jahres – erneut als sogenannter Token für einen Staat hergeben, der nahezu alle nationalen Minderheiten weitgehend assimiliert hat und unter der rechtsrechten Regierung von Giorgia Meloni (FdI) die Grundrechte anderer (zumal sexueller) Minderheiten untergräbt. Erschwerend kommt hinzu, dass die versprochene Wiederherstellung der autonomen Mindeststandards von 1992, die massiv ausgehöhlt wurden, gerade verzögert — und der Ausbau sogar in Frage gestellt — wird. Ferner hält Italien nach wie vor an der faschistischen Dreiteilung der ladinischen Minderheit fest.
Arno Kompatscher wird nicht müde zu behaupten, die Zusammenarbeit mit den postfaschistischen Fratelli sei auf die besondere Situation (ethnische Konkordanz) in Südtirol zurückzuführen und habe keine internationale Bedeutung. Mit einem Auftritt bei der UNO würde er die italienische Regierung aber auf internationalster Ebene dabei unterstützen, sich unverdient in ein gutes Licht zu stellen, während hinter dieser Kulisse Grundrechte geopfert werden.
Andere Minderheiten versuchen auf internationalem Parkett vor allem, wennschon auf Defizite (die es auch in Südtirol en masse gibt) hinzuweisen und die Situation zu verbessern. Der Landeshauptmann glaubt aber offenbar, durch Anbiederung an den Staat mehr erreichen zu können. Den anderen Minderheiten im italienischen Staat erweist Südtirol damit einen Bärendienst — und trägt gleichzeitig zur Reinwaschung einer bedenklichen Regierung bei.
Angekündigt hat den neuerlichen Auftritt in New York übrigens der italienische Außenminister Antonio Tajani (FI) — der es gutheißen würde, Sezessionistinnen lebenslänglich wegzusperren — im Rahmen des jüngsten G7-Gipfels in Apulien. Gleichzeitig hat die italienische Delegation beim G7 die Aufnahme des Rechts auf Abtreibung in die Schlusserklärung verhindert.
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