Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Fragen Sie Ihren Arzt. Nicht.
    Fragen Sie besser den Landeshauptmann

    In der Schweiz: Seit jeher dreisprachige Packungsbeilagen bei Medikamenten. Mit der Gesundheit der Menschen wird nicht gespaßt.

    Aspirin.

    In Südtirol: Trotz einschlägiger Bestimmungen nach wie vor keine Heilung in Sicht. Dabei besteht laut Verbraucherzentrale akuter Handlungsbedarf.

    Bevölkerungstabelle.
    [ST=Südtirol | TI=Kanton Tessin]
    Quelle: Wikipedia.

    Dass es dabei nicht auf Zahlen — sondern auf Weigerung und Scheinargumente — ankommt, zeigt der direkte Bevölkerungsvergleich zwischen Südtirol und dem italienischsprachigen Teil der Schweiz. Den Pharmaunternehmen ist also die Gesundheit der Pazienten im Prinzip egal, ihre Ethik ist die des Geldes.

    Das bedeutet aber auch, dass in Südtirol — im Gegensatz zur Eidgenossenschaft — Politik und Justiz in ihrer Eingriffs- und Aufsichtsfunktion versagt haben; der Vorwurf der Fahrlässigkeit muss auf diese Institutionen ausgedehnt werden.

    Wann endlich wird das starke Land mit den Starken stark, um die Schwachen zu schützen?

    Siehe auch: 01 02 03



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  • Engiadina.

    Eindrücke aus dem Engadin.

    Wenn man durch den rätoromanischen Teil der Schweiz fährt oder dort urlaubt, entgeht einem nicht, dass hier eine andere, eine besondere Sprache gesprochen wird.

    Infuormaziun. Societats.

    Am Tourismusamt steht »Infuormaziun« und »Büro da Trafic«. Der anspruchsvolle Tourist, der an seinem Urlaubsziel interessiert ist, weiß zu schätzen, dass er nicht irregeführt oder für blöd verkauft, das ihm nichts vorgemacht wird. Sprache kann an und für sich schon Interesse wecken.

    In Südtirols ladinischen Tälern glauben Tourismusfürsten dagegen offensichtlich, Besucherzahlen durch billige Anbiederung und Selbstverleugnung erreichen zu können, und vermarkten ihre schönen Ortschaften fast durchwegs als »San Cassiano«, »La Villa« und »Colfosco«. Geködert und irregeführt wird der anspruchslose Gast, der nicht Authentisches sucht — oder gar Tiefgründiges über die besuchte Region erfahren will — sondern oberflächlich leicht Aussprechbares und Merkbares. Ettore lässt grüßen.

    Lataria. Beck.
    Coiffeur. Furnaria.

    In Graubünden verwenden auch Privatbetriebe die örtliche Sprache. Was wir hier bewundern, sollte gemäß Hausverstand selbstverständlich sein.

    Banca Chantunala.

    Die Kantonalbank Banca Chantunala.

    BP Tankstelle.

    Und sogar die Tankstelle (hier: in St. Moritz/San Murezzan) eines internationalen Ölkonzerns wie BP »spricht« die Sprache des Ortes*. Man sieht, dass sich auch große ausländische Betriebe — selbst in Tourismushochburgen — an den herrschenden Geist anpassen. Und an die Rechte einer Minderheit von wenigen 10.000.

    *) Zum Vergleich: In Südtirol ist selbst Deutsch an Tankstellen so gut wie inexistent, geschweige denn Ladinisch; nicht einmal die international geläufige Bezeichnung »Diesel« hat sich durchgesetzt, stattdessen verkaufen die meisten Betreiber »Gasolio«. Absurd.



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  • Die merkwürdige Haltung der VP.

    Ob und inwiefern Cossigas Selbstbestimmungsvorschlag ein Gewinn für Südtirol gewesen wäre, bleibt schwer ermittelbar. Mit einiger Wahrscheinlichkeit hätte die Initiative eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Außerdem beruht das Ansinnen auf gestrigen Sichtweisen und bricht aus dem »nationalstaatlichen« Denken, einem Muster des vorletzten Jahrhunderts, nicht aus.

    Nicht zuletzt wäre die Genehmigung der Vorlage durch das Parlament wohl sehr unwahrscheinlich gewesen. Doch gerade deshalb ist zweifelhaft, ob es da lohnt, sich im vorauseilenden Gehorsam zu distanzieren.

    Bemerkenswert und geradezu erschütternd sind — und darum geht es hier — die in diesem Zusammenhang von der Sammelpartei vorgebrachten grundsätzlichen Argumente, die zum Teil recht arg nach Machterhaltung oder Ahnungslosigkeit gen Himmel stinken und gleichzeitig auch einen seriösen Einsatz für die Unabhängigkeit nachhaltig schädigen könnten:

    Das Recht auf Selbstbestimmung sei im Völkerrecht verankert, heißt es da, dessen Aufnahme ins nationale Recht sinnlos, ja kontraproduktiv.

    Dabei ist diese juridische Redundanz gerade in Ländern, die Volksbefragungen zur Unabhängigkeit bereits erlauben — wie etwa Kanada (Québec) — gang und gäbe. Es kann eine Berufung auf internationales Recht geben; ausschlaggebend ist jedoch in gefestigten, westlichen Demokratien zumeist das innerstaatliche Recht. In diesem Falle sieht die kanadische Rechtsordnung die Möglichkeit einer Abspaltung konkret vor und reglementiert sie.

    Eine juridische Grundlage für die Ausübung des Rechts auf Selbstbestimmung gibt es in Italien derzeit nicht. Cossigas Vorlage — wie auch immer man zu ihr steht — hätte die Selbstbestimmung ins italienische Grundgesetz geholt. Sozusagen eine »Durchführungsbestimmung« des internationalen Rechts, welches bekanntermaßen nicht selten ein zahnloser Tiger bleibt, so es von den Staaten nicht ernstgenommen, umgesetzt, angewandt wird.

    Nun kann die SVP in diesem Sinne gegen Cossigas konkreten Vorstoß sein, nicht aber prinzipiell — und glaubwürdig — gegen eine Festschreibung des Selbstbestimmungsrechtes in der Verfassung, was sie jedoch seit einigen Wochen geradezu gebetsmühlenartig zu verstehen gibt!

    Nur am Rande fällt ein weiterer Widerspruch auf, der den Verdacht des politischen Opportunismus erhärtet: Stichwort Schützenpetition. Warum sollte man bitte einen Verweis auf die Selbstbestimmung in die österreichische Verfassung aufnehmen, nicht aber in die italienische, also jene, die uns unmittelbar betrifft? Wovor fürchtet sich die Sammelpartei?

    Eine Erklärung bleibt sie schuldig!



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  • 76.4%

    Autor:a

    ai

    |

    6 Comentârs → on 76.4%

    Haushoch wurde in Südtirol die Verfassungsverhunzung der Regierung Berlusconi abgelehnt. Der Etikettenschwindel mit dem Föderalismus, hinter dem sich u.a. mehr Zentralstaat, autoritäre Züge und unsolidarische Hintergedanken verbergen, wurde enttarnt und zurückgewiesen.

    Schade nur um die mäßige Wahlbeteiligung. Offensichtlich haben einige nicht erkannt, wie wichtig das Grundgesetz auch für ein autonomes Land ist — und welch einmaliges Instrument der Mitbestimmung ein Referendum ist. Trotzdem: Im Vergleich zur durchschnittlichen Beteiligung beim »Demokratieweltmeister« Schweiz sind 38.4% noch ganz schön viel.

    Ergebnis.

    Quelle: Südtiroler Bürgernetz.

    Auch staatsweit wurde der Vorlage von Mitterechts mit immerhin 61.3% eine klare Absage erteilt und damit die Grundlage für eine erneute und seriöse Befassung mit dem Thema Föderalismus — und Selbstbestimmung — geschaffen.



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  • Geldinstitute.

    Wie bereits beschrieben, sind Geldinstitute in Katalonien — anders als in Südtirol — verpflichtet, im Sinne des Konsumentinnenschutzes mindestens die dortige Landessprache zu gebrauchen. Verträge und andere Dokumente müssen darüber hinaus in getrennten Exemplaren auf Kastilisch und Katalanisch aufliegen. Über diese Pflicht gehen die Bankhäuser weit hinaus, wenn sie beispielsweise auch außerhalb der Minderheitenregionen zahlreiche Dienste in der Sprache der Kundinnen anbieten, so etwa am Bankomaten:

    Geldautomat.

    Geldautomat von la Caixa in Madrid

    Diese leider etwas unscharfe Aufnahme wurde in Madrid gemacht. Angezeigt wird vor Durchführung eines Vorgangs standardmäßig eine Sprachwahl, die Katalanisch, Galicisch und Baskisch (Euskera) — samt Landesflaggen — mit berücksichtigt. Dies gilt für so gut wie alle Geldinstitute, sogar für typische spanische Regionalbanken wie die »Caja de Madrid«.

    Zum Vergleich: In Südtirol bieten in der Regel nur heimische Banken auch Kundinnen mit inländischer Bankomatkarte die Sprachauswahl überhaupt an. Ladinisch ist nicht dabei. Und selbst die Volksbank bietet am Automaten nur gebrochenes Deutsch. Banken, die nicht in Südtirol sässig sind, hier jedoch Filialen betreiben, bieten eine andere Sprache als Italienisch normalerweise nur bei Benützung ausländischer Karten an. Geschweige denn eine deutsche Sprachoption für Südtirolerinnen in Rom (analog zu Katalanisch, Galicisch und Euskera in Madrid).

    Ähnlich wie in Spanien funktioniert das System übrigens auch in der nahen Eidgenossenschaft. In beiden Ländern nutzen manche Banken auch die Möglichkeit, die bevorzugte Sprache der Kundin in einer Datenbank oder direkt auf der Karte abzuspeichern, sodass bei Nutzung der bankeigenen Automaten die gewünschte Sprache priorisiert wird.

    Siehe auch: 01 02 03



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