Der neue Bozner Bürgermeister Claudio Corrarati, in dessen Koalition sich unter anderem die SVP und Hardcore-Faschisten von CasaPound befinden, hat seinen Amtseid — natürlich brav in grünweißroter Schärpe — auf Italienisch und Deutsch abgelegt. Außerdem ist zum Beispiel sein Facebook-Profil weitgehend zweisprachig. Deutschsprachigen Medien gibt er Interviews in dieser Sprache.
Sicher, es ist Zufall, dass er Deutsch überhaupt einigermaßen beherrscht, denn zur Berufsbeschreibung eines Bozner Bürgermeisters gehört das leider nicht. Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass all seine Referentinnen die deutsche Sprache beherrschen und pflegen werden.
Zumindest jetzt, am Anfang seiner Amtszeit, muss man jedoch bei aller inhaltlicher Kritik (01
02
) anerkennen, dass sich Corrarati sichtlich um ein zweisprachiges Auftreten bemüht.
All das sollte ja eigentlich nichts Besonderes, sondern völlig selbstverständlich und normal — also gar nicht erwähnenswert — sein. Dass Corraratis Zweisprachigkeit auffällt, spricht Bände über die Marginalisierung der deutschen Sprache in Südtirol und insbesondere in Bozen.
Corraratis Vorgänger Renzo Caramaschi, der von einer Mittelinkskoalition getragen wurde, machte keine großen Anstrengungen, Deutsch zu sprechen. Auch in Interviews mit deutschen Medien redete er häufig Italienisch. Und seine offiziellen Pressekonferenzen waren ebenfalls einsprachig. Das ging sogar so weit, dass selbst Vizebürgermeister Luis Walcher von der SVP, der den Posten als Vertreter der deutschen Sprachgruppe innehatte, bei diesen Anlässen nur Italienisch sprach und somit weniger Wert auf die deutsche Sprache legte als heute Corrarati.
Juri Andriollo (PD), der als Mittelinkskandidat Caramaschi beerben wollte, habe ich den gesamten Wahlkampf hindurch kein deutsches Wort sprechen gehört, obwohl er programmatisch für eine inklusive Stadt stehen wollte. Es wird sogar gemunkelt, dass ein Duell zwischen Andriollo und Corrarati auf Rai Südtirol an seiner Weigerung gescheitert sei, ein solches auf Deutsch zu führen.
Unabhängig davon, ob letzteres stimmt, haben es die Linken den Rechten auch diesbezüglich wieder einmal viel zu leicht gemacht, positiv in Erscheinung zu treten.
Cëla enghe: 01
02
03
04
| 05
06
07
| 08
09
10
11
Scrì na resposta