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“Die Einstufung Südtirols als Risikogebiet entbehrt jeglicher Grundlage.”
Südtirol auf Platz 3 weltweit was COVID-19-Todesopfer betrifft

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Im vollen Bewusstsein, dass COVID-19-Vergleichszahlen zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit großer Vorsicht zu genießen sind, sticht die hohe Zahl der Toten in Südtirol dennoch ins Auge. Wäre Südtirol ein unabhängiger Staat, läge es weltweit (!) hinter Belgien und Spanien und noch vor Italien auf Platz drei jener Länder mit den meisten Todesopfern relativ zur Einwohnerzahl gesehen. Von diesem Ranking ausgenommen sind Zwergstaaten mit weniger als 200.000 Einwohnern.

Grafik zum Vergrößern anklicken.

Während in Südtirol 560 COVID-19-Todesfälle pro 1.000.000 Einwohner zu beklagen sind, sind es im österreichischen “Hotspot” Tirol “nur” 143. Und das bei einer annähernd gleich hohen Rate an bestätigten Infektionen pro 1.000.000 Einwohner (ST 4975, N/OT 4712). Das dritte Euregio-Land Trentino ist mit 843 Todesfällen pro 1.000.000 Einwohnern noch einmal stärker betroffen als Südtirol.

Nachdem die Entrüstung groß war, als das Robert-Koch-Institut Südtirol am 5. März 2020 zum Risikogebiet erklärte (Zitat Handelskammerpräsident Michl Ebner: “Diese Einstufung Südtirols als Risikogebiet entbehrt jeglicher Grundlage, wir fordern eine Neubewertung und haben bereits in diesem Sinne beim RKI interveniert.“) und auch Contes zentralistisch verordneter “Lockdown” für Südtirol kritisch beäugt wurde, muss man mittlerweile fast froh sein, dass sozusagen von außen interveniert wurde, denn sonst wäre es wohl noch viel schlimmer gekommen.

Der Südtiroler Politik wie auch den Verantwortlichen des Sanitätsbetriebes müssen obige Zahlen schwer zu denken geben. Während zu den Vorfällen rund um Ischgl eine Untersuchungskommission eingerichtet wurde, scheint es in Südtirol abgesehen von dem von Salto aufgedeckten Schutzausrüstungsskandal kaum Diskussionen über ein möglicherweise tödliches Missmanagement zu geben.

Update 10.12.2020

Die Lage hat sich nicht verbessert, sondern im Vergleich gesehen sogar verschlimmert. Viel schlechter kann man diese Gesundheitskrise wohl kaum managen. Eine “Angemessene Performance”, wie sie Sanitätsdirektor Pierpaolo Bertoli diagnostizierte, ist überhaupt nicht erkennbar, auch wenn das jüngste Massenscreening mit großer Beteiligung aufwarten konnte. Die Verantwortlichen liefern vielmehr eine katastrophale Performance ab, angesichts der Tatsache, dass Südtirol – wäre es ein unabhängiger Staat – weltweit auf Platz 2 bei den Corona-Todesfällen pro 1.000.000 Einwohner läge (Zwergstaaten mit unter 500.000 Einwohnern ausgenommen).

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Siehe auch: 01 02 03 04 05 06



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Comentârs

5 responses to ““Die Einstufung Südtirols als Risikogebiet entbehrt jeglicher Grundlage.”
Südtirol auf Platz 3 weltweit was COVID-19-Todesopfer betrifft

  1. Harald Knoflach avatar
    Harald Knoflach

    Wäre Südtirol ein unabhängiger Staat, läge es mittlerweile sogar hinter Belgien weltweit auf Platz 2 was die Corona-Todesfälle pro 1.000.000 Einwohner anbelangt (Zwergstaaten wie San Marino usw. ausgenommen). Im Mai lag neben Belgien auch noch Spanien vor Südtirol. Mittlerweile (Stichtag 9. 12. 2020) hat sich die Südtiroler Situation im Vergleich weiter verschlechtert.
    Südtirol liegt bei 1135 Todesfällen/1.000.000 Ew.
    Belgien bei 1516. Italien bei 1022.
    Das Bundesland Tirol läge mit 531 Todesfällen/1.000.000 Ew. auf Rang 33 weltweit.

  2. Steffl avatar
    Steffl

    Danke für die beeindruckende Grafik! Komisch ist es aber schon. Südtirol steht, je länger die Pandemie andauert immer schlechter da, während etwa Schweden ohne besondere Einschränkungen (wenn auch immer mehr als noch zu Beginn) oder Maskenpflicht besser dasteht als noch im Frühjahr – was die Todeszahlen betrifft. Wird hier anders behandelt, anders gezählt oder an was liegt es? An den Einschränkungen und an der Maskenpflicht kann es nicht liegen!

    1. Harald Knoflach avatar
      Harald Knoflach

      ich bin auch noch auf keinen grünen zweig gekommen, woran die unterschiedlichen entwicklungen in den ländern liegen.
      japan und südkorea (auch demokratien) sind – was die zahlen anbelangt – im vergleich zu europa eine andere liga. auch schwedens nachbarländer (NOR, FIN, DEN) – die man durchaus vergleichen kann – haben einen bruchteil der opfer schwedens zu beklagen. andererseits ist schweden im herbst (im gegensatz zum frühjahr) kein negativausreißer. im gegenteil.

  3. Steffl avatar
    Steffl

    Passend dazu ein aktueller Artikel des Gemeinwohlökonomiebefürworters Prof. Christian Kreiß auf Telepolis:

    https://www.heise.de/tp/features/Der-schwedische-Corona-Weg-Erfolg-oder-Misserfolg-4984494.html

  4. Steffl avatar
    Steffl

    Bemerkenswert ist v.a., dass Schweden 2020 gemessen am 10 Jahreszeitraum die drittniedrigste Sterberate aufweist…wieso machen die Medien diesen Sonderweg ohne Masken, ohne diese Einschränkungen v.a. für Kinder-Jugendliche und junge Erwachsene und viel weniger Grundrechtseinschränkungen immer wieder schlechter als er ist?

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