Anlässlich des “Tages der Befreiung Italiens” am 25. April liefern sich die Süd-Tiroler Freiheit und Landeshauptmann Arno Kompatscher ein spannendes Duell, wer wohl die besseren Haltungsnoten für seine ideologischen Verrenkungen verdient.
Querbalken und Hervorhebung von mir
Die STF macht also ernst und tritt Italien wegen mangelnder Geschichtsaufarbeitung auf die Füße, stolpert dabei aber grandios über die eigenen beiden rechten Haxen. Eine Partei, die – gefühlt seit dem Abgang von Eva Klotz – völlig neben die Schuach ist, um bei der Gliedmaßenmetaphorik zu bleiben, und ungefähr so viele Berührungsängste gegenüber Rechtsextremismus (aka Faschismus) hat wie Hansi Hinterseer hinsichtlich modischer Fehlgriffe, echauffiert sich über den tatsächlich laxen Umgang des Stiefelstaats (jippie – noch eine Gliedmaßenmetapher) mit dem faschistischen Erbe. Dabei ist die STF unter Sven Knoll von der Single-Issue-Partei (Selbstbestimmung) zum deutschsprachigen ideologischen Bruder der Fratelli mutiert und flirtet – zumindest was die grausliche Rhetorik in Wort und Bild betrifft – mit der Lega. Wie bei RIANs Verwandtschaftstreffen hauen die strammen STFler in satter Regelmäßigkeit “politisch einen raus”. Um die Sache scheint es ihnen dabei selten zu gehen, sondern nur um den Rauch. Denn während bei jedem Gewaltakt, an dem Menschen mit Migrationshintergrund beteiligt sind, die Presseaussendung schneller raus ist, als du Blaubeerpfannkuchen sagen kannst, hat bei den jüngsten Gewaltexzessen im Umfeld von Maturabällen offensichtlich die Internetverbindung der Social-Media-Abteilung gestreikt, wohl weil die für die STF “üblichen Verdächtigen” nicht beteiligt waren. Wie gesagt: Es geht ihnen nicht um die Sache, sondern um den Rauch. Dafür reißen sie Hirnspagate, die Jean-Claude van Damme vor Neid erblassen lassen. Angelehnt an Focardi lautet die STF-Devise: Il cattivo fascismo italiano e il buon fascismo tedesco. So ist Jean-Pascal Hohm, der im Vorjahr Gast der Landesversammlung der STF war und vom Verfassungsschutz in Deutschland als rechtsextrem eingestuft wird, genauso ein Guter wie Andreas Winhart, der in Bayern unter Beobachtung des BfV stand und von der STF in den Landtag eingeladen wurde oder die STF-Landesjugendsprecherin, Melanie Mair, die sich selbst ganz rechts außen im politischen Spektrum verortet, Bücher des Rechtsextremisten Martin Sellner gut findet und in Publikationen der Identitären Interviews gibt oder der damalige STF-Gemeinderat und Landtagskandidat Matthias Hofer, der auf dem Akademikerball in Wien die Nähe zum deutschnationalen Lager sucht oder – erst unlängst – der ehemalige Vorsitzende der Jungen STF, Martin Scheiber, der sich laut Antifa Meran als Mitglied der Jungen Aktion geoutet habe oder … Verständlich also, dass diese “buoni” – zu Deutsch “Gutmenschen” – nun ziemlich empört sind, nachdem sie Landeshauptmann Kompatscher in einem Kommentar zum 25. April in einem Atemzug mit den “cattivi” der Casa Pound genannt und vor einer Bedrohung der Demokratie durch Neo-Faschismus und Neo-Nationalsozialismus gewarnt hat.
So recht der Landeshauptmann damit hat, so argumentativ verbrezelt er sich dabei; beziehungsweise es gilt für ihn ganz klar die gleiche Devise wie für die STF – nur umgekehrt und noch ein bissi selektiver: Il buon fascismo italiano so long se mit miar koalieren e il cattivo fascismo tedesco. Wobei, zur Verteidigung des Landeshauptmannes muss man schon auch sagen, dass die Lega bei der Regierungsbildung 2019 ihr ganz großes Indianerehrenwort gegeben hat, ausnahmsweise nicht rassistisch, sexistisch, xenophob, homophob oder ähnliches zu sein und sich im Großen und Ganzen an den demokratischen Grundkonsens zu halten. Und auch der Kabinett-Kompatscher-III-Vize-Landeshauptmann Marco Galateo (FdI) konnte dem LH glaubhaft versichern, dass seine Teilnahme an einem Fackelmarsch mit der neofaschistischen Casa Pound ein reines Versehen war und er eigentlich spätabends in Bozen, nachdem er zwei große Spezi getrunken hatte, auf der Suche nach einem stillen Örtchen war und ihm ein freundlicher, ihm völlig unbekannter, Herr – da es doch schon recht finster war – eine Fackel in die Hand drückte, damit er beim Toilettengang ja nicht die Eingangstür für Männlein und Weiblein verwechseln möge. Da Galateo nach seiner Rückkehr von der Toilette den freundlichen Herrn nicht mehr fand, dem er die Fackel hätte zurückgeben können, ist es völlig nachvollziehbar, dass sich der Vize-Landeshauptmann dann nicht mehr von dem martialen, faschistisch anmutenden Schauspiel entfernen konnte, da er sonst ja als Fackeldieb dagestanden wäre. Ein Skandal, den er politisch wohl nicht überlebt hätte. Dass Galateo kein Fackeldieb ist, belegt ein Foto, das ihn im Kreis der Faschisten des Dritten Jahrtausends zeigt. Glück gehabt.
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