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Proporz und Sprache wieder unter Beschuss.
Sechserkommission

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Im Juni hatte die italienische Regierung von Giorgia Meloni (FdI) eine von der Sechserkommission gutgeheißene Aufweichung von Proporz und Zweisprachigkeitspflicht im Staatsdienst beschlossen. Damit soll Personalengpässen begegnet werden — doch die ohnehin schlechte und immer prekärere Umsetzung des Rechts auf Gebrauch der deutschen Sprache im Umgang mit öffentlichen Diensten (01 02 03) wird darunter weiter leiden. Gleich zwei wesentliche Pfeiler des Minderheitenschutzes in Südtirol werden angegriffen, die Italianisierung wird vorangetrieben und der Druck, mit der Wahrung der Mehrsprachigkeit kompatible Lösungen zu finden, sinkt abermals.

Schon zwei Tage bevor die neue Norm am 15. Juli in Kraft getreten ist, teilte der Vorsitzende der Sechserkommission Alessandro Urzì (FdI) auf Facebook ein Rai-Interview mit Rechtsanwältin Eleonora Maines, der zufolge es nun gelte, diese zweifelhafte Errungenschaft vom Staatsdienst auch auf alle anderen Bereiche — namentlich den Landesdienst — auszuweiten. Urzì nennt dies eine »wichtige Stellungnahme«.

Querbalken von mir

Der nächste Angriff auf den Minderheitenschutz steht nun also wohl unmittelbar bevor. Und die SVP — die bereits im Zuge der Autonomiereform Verschlechterungen zugestimmt (01 02 03 04) hat — scheint nicht in der Verfassung, sich dem Ansinnen zu widersetzen.


Maines ist vom Zentralstaat ernanntes Mitglied der Sechserkommission. Im Herbst 2023 hatte sie ein parteiisches Gutachten für die Lega erstellt, mit dem die Rechten die Erhöhung der Anzahl an Italienern in der Landesregierung (im Namen des Proporzes!) forderten.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 || 01 02 03



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Comentârs

4 responses to “Proporz und Sprache wieder unter Beschuss.
Sechserkommission

  1. Andreas avatar
    Andreas

    Personalmangel wird es andauernd und überall im öffentlichen Dienst geben, wenn die Konditionen sich nicht drastisch verbessern. Deswegen befürchte ich, dass diese temporäre Regelung dauerhaft bleibt bzw. noch ausgedehnt wird.
    Anstatt sich zu überlegen, wie man ein System, das den Minderheitenschutz nicht garantieren kann, verändern kann, hält man an diesem dysfunktionalen System fest und ändert einfach die Zugangsbedingungen zu Lasten der Minderheit.
    Vor allem beim Staatsdienst in Südtirol wäre ich mir nicht so sicher, ob innerbetrieblich bspw. auf die Zweisprachigkeit viel Wert gelegt wird oder ob man eventuell sogar gebashed wird, wenn man als Mitarbeitende darauf besteht bei Arbeitsbesprechungen Deutsch zu sprechen – das bleibt natürlich Spekulation.

  2. Martin Piger avatar
    Martin Piger

    Natürlich ist diese Maßnahme für Notsituationen im Grunde schon der Anfang zur Abschaffung der Zweisprachigkeitspflicht.
    Man kennt ja diese nie enden wollenden Notsituationen in Italien.
    Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Urzì hat ja bekräftigt, dass das Recht in seiner Muttersprache mit den Staatsämtern zu kommunizieren selbsverständlich garantiert bleibt. Wie das funktionieren soll, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

    1. Simon avatar

      Wie soll etwas garantiert bleiben, was es (vgl. [1] [2]) noch nie war?

      Außerdem wollte Urzì das Recht auf Gebrauch der Muttersprache im mündlichen Verkehr eh ganz abschaffen.

      1. Martin Piger avatar
        Martin Piger

        Ja, aber anscheinend ist er dafür, dass das PRINZIP des Rechts auf Gebrauch der Muttersprache auf den Ämtern garantiert bleibt, was immer das auch heissen mag?

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