Vor wenigen Tagen hat Brigitte Foppa, Landtagsabgeordnete der Grünen, auf einen Facebook-Eintrag von Alan Bondoni hingewiesen, der für die Lega zur Gemeinderatswahl vom 4. Mai in Bozen antritt. Mit entmenschlichender Sprache fordert Bondoni darin: »Aus mit kriminellem Ungeziefer.«
Foppa forderte den Bürgermeisterkandidaten der Rechten, Claudio Corrarati, dessen Name auch auf dem Wahlsymbol der Lega prangt, dazu auf, sich von Bondoni zu distanzieren.
Eine Distanzierung, die meines Wissens nicht stattgefunden hat, wäre zwar das Allermindeste, aber wohl kaum überzeugend.
Kein Ausrutscher
Wer sich nämlich die Lega als Bündnispartnerin aussucht, tut dies im vollen Bewusstsein, dass menschenverachtende Positionen und Rassismus nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind.
Einige Beispiele der letzten Jahre:
- Jänner 2019: Kurt Pancheri von der Lega beleidigt Homosexuelle im Gemeinderat der Landeshauptstadt als Schwucheln1im Original: finocchi und weigert sich anschließend, sich für seine Wortwahl zu entschuldigen.
- Februar 2019: Der Bozner Lega-Gemeinderat Kevin Masocco muss den Hut nehmen, nachdem er zur Vergewaltigung einer Wiener DJane aufgerufen hatte.
- September 2019: Beim traditionellen Parteitag in Pontida werden zwei Journalisten tätlich angegriffen, einer von ihnen auch noch antisemitisch beschimpft. Lega-Chef Matteo Salvini entschuldigt sich nicht etwa, sondern tritt auch noch nach. Mit dabei unter anderem: zwei Südtiroler Landesräte und die Landtagsvizepräsidentin (alle von der Lega).
- Oktober 2019: Dieselben zwei Landesräte und die Landtagsvizepräsidentin nehmen gemeinsam mit CasaPound an einer Großveranstaltung der Rechten in Rom teil.
- Juni 2020: Die Lega nimmt von Sergio Armanini als Bürgermeisterkandidat in Meran Abstand, weil schwer rassistische und sexistische Äußerungen bekannt wurden, die er zuvor gegen eine Journalistin getätigt hatte.
- Frühjahr 2021: Der Vahrner Gemeindereferent der Lega Ivan Maschi beleidigt junge Studierende des Brixner Priesterseminars aus Tansania und Indien rassistisch.
- Dezember 2021: Die Lega stimmt gemeinsam mit Alessandro Urzì (FdI) für dessen Antrag, der LGBTQIA-Vereinigung Centaurus Landesbeiträge zu entziehen.
- Oktober 2022: Im Gemeinderat von Bozen kommt es zum Eklat, als Kurt Pancheri der Ratspräsidentin droht, ihr »die Fresse einzuschlagen«, weil sie ihm am Sitzungsende nicht mehr das Wort erteilt.2im Original: ti spacco la faccia!
- Juni 2023: Der italienische Regionenminister Roberto Calderoli (Lega) wird zum wiederholten Mal wegen rassistischer Äußerungen verurteilt.
- Seit der letzten Europawahl sitzt der ultranationalistische, rassistische, sexistische und homophobe Fascho-General Roberto Vannacci für die Lega im Europaparlament.
An dieser Stelle darf daran erinnert werden, dass sich die SVP die Lega auf Landesebene gleich zweimal (2018 und 2023) als Koalitionspartnerin ausgesucht hat. Dass sie derzeit nicht mehr Teil der Regierungsmehrheit ist, ist dem Zufall geschuldet, dass LR Christian Bianchi kürzlich zu FI übergetreten ist.
In dem eingangs erwähnten Facebook-Eintrag übrigens bittet Alan Bondoni vielsagenderweise um Vorzugsstimmen für sich selbst, Marco Caruso, Maurizio Puglisi Ghizzi und Roberto Selle. Während es sich bei letzterem um den Listenführer handelt, sind die beiden anderen Mitglieder der offen faschistischen CasaPound.
Wer am 4. Mai in Bozen Corrarati wählt — gell, LVH? — stimmt auch für diese Demokratie- und Menschenfeinde und macht sich mit ihnen gemein.
- 1im Original: finocchi
- 2im Original: ti spacco la faccia!
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