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  • Jüngstes Gerücht.

    Vor wenigen Wochen hatte Wolfgang Niederhofer in seinem Artikel exzellent dargelegt, warum die Höhe der Steuerbelastung allein kein Indikator zur Bewertung eines Staatswesens sein kann. Dazu müsse man unter anderem mitberücksichtigen, was den Bürgern für ihren Beitrag zum État geboten wird — schließlich haben sich gerade in der Wirtschaftskrise auch Länder mit einer hohen Staatsquote als relativ solide erwiesen.

    Hierzulande zeichnet sich in kommender Zeit noch einmal eine drastische Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Steuerbelastung und Qualität der öffentlichen Dienstleistungen ab, womit der Standortnachteil gegenüber umliegenden Regionen — jenseits der (»nicht existierenden«) Grenze — akzentuiert wird. Auch das wirtschaftlich gesunde Südtirol droht kaputtgespart zu werden.

    Neuesten Berichten zufolge soll jetzt auch die bereits ausgehungerte Justiz, die bereits für eine im internationalen Vergleich miserable Rechtssicherheit verantwortlich ist, noch einmal deutlich Federn lassen. Als Gegenleistung für die steigende Steuerlast sollen die Dienstleistungen nicht etwa effizienter gestaltet werden, um den neuerlichen Aufschwung zu erleichtern. Vielmehr soll hierzulande geplant sein, die Außenstellen des Landesgerichts Bozen zu schließen, was die Überlastung des Hauptsitzes noch weiter verschlechtern würde.

    Erst vor wenigen Tagen hatte das Landesgericht die Ausstellung von Sprachgruppenzugehörigkeitsnachweisen eingestellt, einen Dienst, der für Südtirol — gerade im sozialen und wirtschaftlichen Sektor — von zentraler Bedeutung ist. Die Bestätigung ist für die Zuweisung eines Stipendiums, einer Sozialwohnung oder einer öffntlichen Arbeitsstelle erforderlich.

    Vor wenigen Jahren waren die bis dahin zuständigen Präturen in den Bezirken geschlossen worden, sodass sämtliche Anfragen zentral in Bozen abgewickelt werden mussten — was jetzt am chronischen Personalmangel gescheitert ist. Da kann sich jeder ausmalen, was eine weitere Zentralisierung zur Folge hätte.



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  • Zugpferd Sezessionismus.

    Ich folge in meinem Handeln nicht der Maxime, dass man möglichst viel fordern müsse, um wenigstens etwas zu erhalten, doch das scheint wenigstens eine Nebenwirkung der Unabhängigkeitsbestrebungen zu sein: Nicht nur, dass jetzt plötzlich notorische Autonomiegegner und -kritikerinnen zum Autonomiepatriotismus aufrufen oder gar die Stärkung der Euregio fordern, um — das sagen sie freilich nicht — den Sezessionismus einzubremsen. Wie die Tageszeitung A.Adige in ihrer gestrigen Ausgabe berichtete, hat Oskar Peterlini (SVP) im italienischen Senat ganz offen mit dem Argument um Zustimmung für seinen Abänderungsantrag geworben, dass jeder widerrechtliche Eingriff in die Autonomie selbstverständlich die Position der Unabhängigkeitsbefürworter stärke.

    Freilich ist die Grenze zwischen ehrlichem Einsatz für die Autonomie und vordergründiger Delegitimierung bzw. Schwächung der Sezessionisten immer fließend. Doch es ist selbst für Autonomiebefürworter von zweifellosem Vorteil, wenn es neben jenen, die weniger fordern — den Zentralisten — auch diejenigen gibt, die mehr wollen.



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  • Autonomiepatriotismus.

    In Südtirol sei das Autonomiegefühl nur sehr schwach ausgebildet, bemängelte Journalist Florian Kronbichler. “Wer sich heute zur Autonomie bekennt, gilt vielfach als ‘Verzichtler’”, so Kronbichler, der für mehr Autonomiegeist und Autonomiepatriotismus plädierte.

    Quelle: Südtirol Online.



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  • Neuer Wachhund.

    Seit langem fordern Südtiroler Parteien — einschließlich der Regierungspartei SVP — die Abschaffung des Regierungskommissärs als römisch-zentralistischen Aufpasser über unsere Autonomie. Doch diese Forderung war stets unerhört verhallt. Damit nicht genug, soll jetzt ein zusätzlicher Wachhund abgestellt werden, der die angeblich »autonome« Haushaltsführung des Landes überprüfen wird: Trotz des Widerstands von Südtiroler und Aostaner Senatoren wurde gestern vom italienischen Senat ein Regierungsdekret genehmigt, das neben Maßnahmen zur Kostensenkung auch ein interministerielles Kontrollorgan und einen Kommissar vorsieht, welche die öffentlichen Haushalte der Lokalkörperschaften überprüfen und wenn »nötig« einschreiten werden. Ausnahmeregelungen für die Autonomien wurden vom Plenum mit breiter Mehrheit abgelehnt. Da dies einen abermaligen Eingriff in landeseigene Befugnisse des darstellt, werden Bozen, Trient und Aosta diese Maßnahme aller Voraussicht nach vor dem Verfassungsgericht anfechten.

    Die Niederlage hindert Senator Oskar Peterlini (SVP) nicht daran, von einem »beachtlichen Erfolg« zu sprechen, weil 44 Senatoren für (aber 207 gegen) seinen Abänderungsantrag gestimmt haben. Das ist genauso eine Realitätsverweigerung wie die Annahme, dass mit diesem Zentralstaat eine Vollautonomie zu machen wäre. Man fragt sich, auf welchem Planeten unsere Regierungspartei inzwischen lebt.



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  • Internal Enlargement.


    Mitbestimmung/ Politik/ · · · · · EU/ ·

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  • Ausverkauf lohnt nicht.

    Die kürzlich zu Ende gegangene Wintersaison war aus touristischer Sicht durchwachsen, wie das Landesinstitut für Statistik (Astat) vermeldet. Bezüglich der Übernachtungszahlen kann man bei einem Rückgang von 0,1% im Vergleich zum Vorjahr von Stagnation sprechen. Allerdings waren die Ergebnisse innerhalb Südtirols regional sehr unterschiedlich: Während in Gherdëina, Badia, Rosengarten-Latemar (u.a. Karerpass), am Kronplatz und im Hochpustertal deutliche Rückgänge verzeichnet wurden, konnten alle übrigen Tourismusregionen mehr oder minder deutlich zulegen.

    Es fällt auf, dass genau jene Gebiete Einbußen hinnehmen mussten, die — mit teilweiser Ausnahme des Kronplatzes — nicht auf Authentizität, sondern auf Anbiederung gesetzt haben. Anders als die übrigen Tourismusregionen in Südtirol konnten sie den durch die schlechte Wirtschaftslage bedingten Wegfall italienischer Gäste nicht durch Gäste aus anderen Herkunftsländern ausgleichen.



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  • Landesgericht stellt Dienst ein.

    Erst am 2. Mai war hier die Missachtung von Zweisprachigkeitsbestimmungen durch das Bozner Landesgericht bemängelt worden, auch und gerade in sprachlich sensiblen Bereichen wie die Ausstellung von Sprachgruppenzugehörigkeitsnachweisen. Rund einen Monat später wurde dieser Dienst nun gänzlich eingestellt: Aufgrund von Überlastung hat Gerichtspräsident Heinrich Zanon veranlasst, keine Bescheinigungen mehr auszustellen. Die knappe Personaldecke reiche nicht aus, um rund 15.000 Anfragen im Jahr abzuarbeiten. Der Staat ist — wie im Falle der Gerichtsübersetzer — seit Jahren außerstande, die erforderlichen Planstellen zu besetzen.

    Die hohe Anzahl an Anfragen zeigt jedoch auch, wie dringend die Aufrechterhaltung des Dienstes ist. Die vom Gericht auszustellenden Bescheinigungen sind erforderlich, um in Südtirol an öffentlichen Stellenausschreibungen teil- oder eine Sozialwohnung in Anspruch zu nehmen. Dass sie nun nicht mehr ausgestellt werden können, birgt gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten großes Spannungspotenzial.

    Es ist jedoch an und für sich skandalös, dass in unserem angeblichen Vorzeigeland essentielle öffentliche Dienste nicht mehr garantiert werden können. Es liegt erst wenige Wochen zurück, dass der Staat aus Geldmangel die Erneuerung von Führerscheinen vorübergehend einstellen musste.

    Jetzt werden Stimmen laut, die Ausstellung der Bescheinigungen den Gemeinden zu übertragen. Dabei war der Dienst seit Abschaffung der Präturen 1999 bis 2005 schon einmal Zuständigkeit der Kommunen und wurde dann — wenn ich mich recht entsinne — vor allem auf Druck der italienischen Rechtsparteien des Vereins Convivia, der den Lokalkörperschaften nicht traute, ans Gericht übertragen.

    Jeder Schritt, der Bürger und Verwaltung annähert, ist freilich zu begrüßen. Wenn Land und Gemeinden dem Staat jedoch stets die Kastanien aus dem Feuer holen, wird eine Grundsatzdiskussion über die Gesamtsituation verzögert: Solange die Justiz nicht ans Land übertragen wird, werden die leidigen Probleme wohl fortbestehen.



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  • Rispuntano i confini.

    Ci dicono che in Europa i confini non esistono più e che per questo non avrebbe senso introdurne di nuovi — un’argomentazione alla quale abbiamo già reagito. In realtà a rendere i confini meno percettibili, oltre al mercato unico, ha contribuito soprattutto la soppressione dei controlli più evidenti (trattato di Schengen), che ora però rischiano di rispuntare: secondo quanto anticipato dalla Commissione europea, domani sarà approvato un provvedimento che consentirà agli stati, previa consultazione di Bruxelles, di abbassare le barre di confine «in caso di emergenza» — non più, come finora, per 30 giorni, ma per sei mesi prorogabili a due anni. Se fosse già esistita questa possibilità, con ogni probabilità durante i mesi della primavera araba, accompagnata da consistenti flussi migratori, avremmo visto ritornare le guardie di confine al Brennero, con tanti saluti all’Euregio.



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