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  • Nicht nur ein Vergleich.

    In der heutigen Tageszeitung übertrifft sich Florian Kronbichler mal wieder selbst: Er setzt die Enteignung von 300ha Obstwiesen durch das faschistische Regime, zur Schaffung der Bozner Industriezone, mit der Verlängerung der Landebahn am Flugplatz gleich. Sie finde ebenfalls gegen den Willen der Bevölkerung statt. Der Landeshauptmann bagatellisiere jetzt die Rodung von Obstwiesen, während die 300ha für die Industriezone (im Südtirol-Handbuch, das vom Land herausgegeben wird) durch die Formulierung »drei Millionen Quadratmeter« hochgespielt würden.

    Dass die Dimensionen trotzdem keinesfalls vergleichbar sind, unterschlägt Kronbichler genauso, wie er die Tatsache ignoriert, dass Regierungen in repräsentativen Demokratien das Recht (zum Teil sogar die Pflicht) haben, auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen; dass die Prozedur rechtsstaatlichen Prinzipien folgt, Bürgerinnen die Möglichkeit haben, Einspruch zu erheben, den Rechtsweg zu beschreiten, zu demonstrieren und sogar die Landesregierung abzuwählen. All das war im Faschismus, einer totalitären Diktatur, freilich nicht gewährleistet.
    Dem Fass schlägt aber den Boden aus, dass Kronbichler die Landebahnverlängerung mit einer Zwangsmaßnahme vergleicht, die ausdrücklich die Majorisierung (und dadurch die kulturelle Auslöschung) der Südtirolerinnen zum Ziel hatte.

    Ganz egal, wie man zum Flugplatz stehen mag, einen derartigen Vergleich muss man zurückweisen!



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  • Italia paese multilingue?

    Language Rich Europe, programma sul multilinguismo fondato dalla Commissione Europea, sostenuto da EUNIC (European Union’s Network of National Institutes of Culture) sotto la supervisione di British Council, elaborerà un indice sul multilinguismo e sulle politiche di supporto al multilinguismo, incluse le lingue regionali e minoritarie.

    Durante il lancio ufficiale del progetto in Italia sono già state tratte alcune conclusioni, basate sugli studi preliminari eseguiti e riassunte da Monica Barni, professoressa in Didattica delle Lingue Moderne all’Università per Stranieri di Siena (partner italiana di Language Rich Europe).

    In Italia l’italiano è ormai usato da circa il 90% della popolazione, anche per la comunicazione orale. Si tratta di un cambiamento radicale rispetto a una tradizione idiomatica caratterizzata da una prevalenza delle lingue locali. Prima della fondazione dello stato nazionale (1861) l’italiano era una lingua usata per secoli come lingua letteraria, ma parlata solamente in Toscana e nella zona di Roma.

    Alla domanda posta dagli organizzatori («l’Italia è davvero un paese multilingue?») la risposta è stata che

    sì, l’Italia è un paese multilingue, ma privo della consapevolezza di tale identità e della consapevolezza dell’importanza delle lingue degli altri.

    Di conseguenza il primo bilancio è molto scoraggiante:

    La ricerca ha messo in luce come la “questione delle lingue” in Italia non sia risolta, ma si evidenzia la tensione fra i poli del monolinguismo ricercato – l’italiano come lingua degli italiani – e il multilinguismo da sempre presente nella penisola, grazie alla presenza dei dialetti e delle lingue di antica minoranza, e rinnovato oggi dalle nuove, molte lingue portate dagli immigrati.

    Diventa dunque evidente che mentre la costituzione parla di rispetto e tutela della diversità linguistica e culturale i fatti vanno nella direzione opposta, verso una crescente omogenizzazione (mono)linguistica.

    Gli italiani, e la politica linguistica italiana, non vedono le lingue degli altri, le apprendono poco, e le conoscono poco. A livello scolastico l’offerta di lingue è, in pratica, limitata alla sola lingua inglese — con l’unica eccezione delle scuole secondarie di I grado, ponendoci al di sotto della media europea; gli insegnanti non ricevono una formazione specifica per insegnare le lingue e non vengono incoraggiati a trascorrere periodi di studio nel Paese in cui si parla la lingua che insegnano. Tutti questi fattori sono inscindibilmente legati alla carenza di competenza nelle lingue straniere da parte degli italiani, come mettono in luce altre indagini svolte a livello europeo.
    Da questa carenza di lingue straniere, di sensibilità e di attenzione verso le lingue degli altri derivano conseguenze negative per la capacità di internazionalizzazione del nostro sistema produttivo.

    Le minoranze linguistiche in questo contesto non trovano un clima favorevole alla loro salvaguardia, né la comprensione ed il sostegno necessari ad una prospettiva per il futuro.

    Cëla enghe: 01



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  • Sudtirolesi.
    Quotation

    Martello, il Comune sudtirolese al 100%

    Titolo odierno del Corriere dell’A.A., relativo alla notizia che tutti gli abitanti del comune si sono dichiarati di lingua tedesca.

    Davvero un comune — in Sudtirolo — è sudtirolese nella misura in cui i suoi abitanti sono di lingua tedesca? Ma non si può continuare a considerare i cittadini di lingua italiana degli intrusi.



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  • SSW: Tabu gebrochen.

    Der Südschleswigsche Wählerverband (SSW), Partei der dänischen und friesischen Minderheiten in Schleswig-Holstein, sitzt erstmals in einer Landesregierung. Allen inakzeptablen Warnungen der bislang regierenden CDU zum Trotz, eine Minderheitenpartei dürfe nicht zur Königsmacherin werden, regiert nun eine Koalition aus SPD, Grünen und SSW das Land. Mit 35 von 69 Abgeordneten verfügt sie über eine denkbar knappe Mehrheit im Landtag, kann aber voraussichtlich auch mit der Tolerierung durch die Piraten rechnen. Der Wählerverband, dessen Spitzenkandidatin Anke Spoorendonk fortan als Justiz-, Kultur- und Europaministerin im Kieler Kabinett sitzt, hat angekündigt, »skandinavische Blickpunkte« in die Landespolitik bringen zu wollen. Gratulation!

    Cëla enghe: 01 || 01



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  • ad “Mängel in Astat-Ergebnissen”.

    Diesmal haben wir uns glatt geirrt! Nicht alles, was der Logik zu entsprechen scheint, ist auch tatsächlich logisch: Aufgrund des unterschiedlichen Bevölkerungswachstums in den einzelnen Bezirken wäre es theoretisch sogar möglich, dass die italienische Sprachgruppe anteilsmäßig in allen Bezirken zulegt, gleichzeitig aber insgesamt zurückgeht. Hier ein mögliches Rechenbeispiel:

    Asche über unsere Häupter!

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Sprachgruppenlotterie.

    Morgen sollen die Daten der Volkszählung vorgestellt werden, aber schon heute wird darauf reagiert. Das einzige, was man schon jetzt kritisieren könnte, ist das Zustandekommen der Ergebnisse, da die Methode starke Zweifel an ihrer Brauchbarkeit aufkommen lassen müsste. Doch das tut niemand.

    Ich möchte hier noch einmal veranschaulichen, warum das Verfahren völlig abstrus erscheint:

    1. Die namentliche Zugehörigkeitserklärung wurde 2011 erstmals von der statistischen Erhebung getrennt. Letztere ist jedoch für die Zuteilung von öffentlichen Arbeitsplätzen, Stipendien, Sozialwohnungen, Kulturföderung und vielem mehr ausschlaggebend, obwohl die Ergebnisse der beiden Zählungen auseinanderklaffen können. Was bedeutet das? Nehmen wir an, bei der namentlichen Erklärung (welche in versiegelten Kouverts bei Gericht aufbewahrt wird) haben sich 65% deutsch, 30% italienisch und 5% ladinisch erklärt. Bei der statistischen Erhebung haben sich dann jedoch — aus welchem Grund auch immer — 70% der deutschen, 27% der italienischen und nur 3% der ladinischen Sprachgruppe zugehörig erklärt. Den 65% der Bevölkerung, die sich bei der namentlichen Erklärung als deutsch deklariert haben, stünden dann fortan 70% der Arbeitsplätze, Stipendien, Sozialwohnungen, Kulturförderung u.v.m. zur Verfügung, also mehr, als ihnen zustünde. Den 30% Italienern und 5% Ladinern blieben im Gegenzug nur 27% respektive 3% der genannten Güter, Dienstleistungen und Ressourcen, also weit unterhalb des realen Bedarfs.
    2. Während jeder, der Recht auf die Inanspruchnahme eines durch den Proporz geregelten Gutes, einer Dienstleistung oder einer Ressource hat (also auch Zuwanderer) die namentliche Zugehörigkeitserklärung abgeben muss bzw. darf, wurde bei der Volkszählung nur die sprachliche Zugehörigkeit der italienischen Staatsbürger erhoben. Was bedeutet das? Zuwanderer aus dem italienischen Staatsgebiet wurden sehr wohl gezählt und haben das Ergebnis zugunsten der italienischen Sprachgruppe verzerrt, während Zuwanderer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht berücksichtigt wurden. Wenn aber der Anteil der Italiener künstlich vergrößert wurde, haben sie dem Ausmaß dieser Verzerrung entsprechend Anspruch auf mehr Arbeitsplätze, Stipendien, Sozialwohnungen, Kulturförderung u.v.m., als ihnen proportional »real« zustünde. Schließlich können auch andere EU-Bürger auf diese Ressourcen zugreifen, Deutsche und Österreicher (sowie die in vielen Belangen gleichgestellten Schweizer) tun dies dann jedoch zu Lasten der deutschen Sprachgruppe, da ja zu erwarten ist, dass sie sich in der namentlich-persönlichen Erklärung dieser Gruppe zugehörig erklären.

    Es ist gar nicht abzusehen, wer die Leidtragenden dieser Verzerrungen sein werden, weshalb es müßig wäre, hier von Bevorzugung der einen oder der anderen Sprachgruppe zu sprechen. Die Erhebungsmethode treibt jedoch den Proporz ad absurdum und könnte kurz- bis mittelfristig zu Spannungen führen. Ob ein solches Glücksspiel einer höchstrichterlichen Überprüfung standhalten würde, ist zudem fraglich.

    Das ist der Skandal und damit sollten sich unsere Politiker beschäftigen. Wennschon Proporz, dann proportional — sonst gar nicht!

    Cëla enghe: 01



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  • Napolitano und Fußballsiege.

    Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano stellt neuerdings einen Zusammenhang zwischen Erfolg bei der Fußball-EM und der Fähigkeit einer Nation zur Krisenbewältigung her.

    Die Wirtschaftskrise und die Fußball-EM sind zwar im Grunde zwei verschiedene Dinge — ist aber ein Land in Krisenzeiten auf dem Fußballplatz erfolgreich, so ermutigt das die Bevölkerung und das ganze Land bei der Krisenbewältigung.

    Dass Fußball-Großereignisse gesellschaftlich zentrale Veranstaltungen sind, beweist schon die Tatsache, dass sämtliche Ministerpräsidenten bzw. Staatsoberhäupter ihren Nationalteams die Aufwartung machen. Napolitano bildet hier keine Ausnahme. Die Medien befeuern ihrerseits die nationalstaatliche »Sache« mit teils archaisch, militärisch anmutendem Vokabular. Eine von mir geschätzte Oberschullehrerin beschrieb Fußball-Großereignisse als Ersatzkriege. Wie dem auch sei, die Faszination Fußball begeistert und beschäftigt die Massen. Ein Spiel mit simplen, leicht verständlichen Regeln, das im afrikanischen Hinterhof ebenso gespielt werden kann, wie in einer modernen Arena. Ein Spiel, das trotz Korruptionsskandalen und knallhartem wirtschaftlichen Business den Traum von der Durchlässigkeit der Gesellschaft nährt. Hier zählen zumindest theoretisch weder Hautfarbe noch soziale Herkunft, sondern einzig Können und Talent.

    Zurück zu den Aussagen Napolitanos: Für ein Minderheitengebiet entwickeln derartige Verknüpfungen eine besondere Brisanz. Aus verfassungspatriotischer Logik müssten SüdtirolerInnen nun wohl ebenfalls der italienischen Mannschaft den Daumen drücken? Nach derselben Logik wurde ja vor einem Jahr eine gebührende Teilnahme Südtirols an den 150-Jahr-Feiern Italiens gefordert. Auch von Leuten, die sonst gerne vom grenzenlosen Europa philosophieren.

    Wer sich diesem nationalstaatlichen Druck widersetzt, muss sich jedenfalls rechtfertigen — nicht umgekehrt. In Zukunft werden sich (zahlreiche) SüdtirolerInnen, die nicht der italienischen Nationalmannschaft den Daumen drücken, wohl auch für die Wirtschaftskrise und die erhöhten Steuern rechtfertigen müssen. Laut Napolitano gibt es da ja einen Zusammenhang. Leute, die noch immer vom Alpinitreffen schwärmen, wie ein Pubertierender vom ersten Alkoholexzess, werden dem Staatspräsidenten wohl sekundieren. Schließlich fördern nächtelange Hupkonzerte und grün-weiß-rote Autokorsos durch Südtirols Dörfer den gesellschaftlichen Zusammenhalt und neuerdings auch die wirtschaftliche Genesung des Landes. Eigenartig nur, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Südtirol häufig über die Symbole und Logik des Nationalstaates definiert wird. Eine wirklich funktionierende Autonomie sollte hier eigentlich Alternativen anbieten und einen gesellschaftlichen Zusammenhalt in einem Kontext abseits der nationalstaatlichen Logik garantieren. Südtirols Autonomie ist dazu nicht imstande — einer der gravierendsten Konstruktionsfehler unserer Autonomie, der im Rahmen eines Nationalstaates wohl auch schwerlich zu überwinden ist.



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  • Jüngstes Gerücht.

    Vor wenigen Wochen hatte Wolfgang Niederhofer in seinem Artikel exzellent dargelegt, warum die Höhe der Steuerbelastung allein kein Indikator zur Bewertung eines Staatswesens sein kann. Dazu müsse man unter anderem mitberücksichtigen, was den Bürgern für ihren Beitrag zum État geboten wird — schließlich haben sich gerade in der Wirtschaftskrise auch Länder mit einer hohen Staatsquote als relativ solide erwiesen.

    Hierzulande zeichnet sich in kommender Zeit noch einmal eine drastische Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Steuerbelastung und Qualität der öffentlichen Dienstleistungen ab, womit der Standortnachteil gegenüber umliegenden Regionen — jenseits der (»nicht existierenden«) Grenze — akzentuiert wird. Auch das wirtschaftlich gesunde Südtirol droht kaputtgespart zu werden.

    Neuesten Berichten zufolge soll jetzt auch die bereits ausgehungerte Justiz, die bereits für eine im internationalen Vergleich miserable Rechtssicherheit verantwortlich ist, noch einmal deutlich Federn lassen. Als Gegenleistung für die steigende Steuerlast sollen die Dienstleistungen nicht etwa effizienter gestaltet werden, um den neuerlichen Aufschwung zu erleichtern. Vielmehr soll hierzulande geplant sein, die Außenstellen des Landesgerichts Bozen zu schließen, was die Überlastung des Hauptsitzes noch weiter verschlechtern würde.

    Erst vor wenigen Tagen hatte das Landesgericht die Ausstellung von Sprachgruppenzugehörigkeitsnachweisen eingestellt, einen Dienst, der für Südtirol — gerade im sozialen und wirtschaftlichen Sektor — von zentraler Bedeutung ist. Die Bestätigung ist für die Zuweisung eines Stipendiums, einer Sozialwohnung oder einer öffntlichen Arbeitsstelle erforderlich.

    Vor wenigen Jahren waren die bis dahin zuständigen Präturen in den Bezirken geschlossen worden, sodass sämtliche Anfragen zentral in Bozen abgewickelt werden mussten — was jetzt am chronischen Personalmangel gescheitert ist. Da kann sich jeder ausmalen, was eine weitere Zentralisierung zur Folge hätte.



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