Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Auf der Straße der Peinlichkeiten.

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    33 Comentârs → on Auf der Straße der Peinlichkeiten.

    Roland Lang von der Bewegung Süd-Tiroler Freiheit nimmt sich in seiner jüngsten Aussendung eines Themas an, das wahrlich Aufmerksamkeit verdient. Es geht um den kreativen Umgang mit der deutschen Sprache auf den offiziellen Straßenschildern Bozens. (Mein persönlicher Favorit ist die Trienter Straße, die eigenen Recherchen zufolge in nicht weniger als fünf verschiedenen Schreibweisen ausgewiesen ist.)
    Herr Lang erweist den Bemühungen um korrekte Orthographie allerdings einen Bärendienst, denn dank seiner könnte der Wald an Schildbürger’schen Stilblüten bald noch viel dichter sein. Lang beharrt nämlich darauf und drängt die Stadtverwaltung dazu, die Venediger Straße in “Venedig-Straße” (sic! *fremdschäm*) umzubenennen. Wenngleich die Aufschrift »Venedigerstraße« — da zusammengeschrieben — nicht der deutschen Rechtschreibung entspricht, so ist Venediger Straße doch die korrekte Bezeichnung für eine Straße, die nach der Lagunenstadt benannt ist. Nahezu im gesamten deutschen Sprachraum wird die flektierte Variante verwendet. Bezeichnungen wie Romstraße und Mailandstraße bilden die Ausnahme und werden laut Duden — ohne Bindestrich — zusammengeschrieben. Langs »Korrektur« ist somit in zweifacher Hinsicht falsch. Lediglich in Liechtenstein und der Schweiz sind von obiger Regel abweichende Bezeichnungen gängig (Bernstrasse, Grenzacherstrasse…). Ein Blick in den Duden oder nach Innsbruck, wo in Sachen Straßenbezeichnungen und Rechtschreibung neuerdings vorbildliche Arbeit geleistet wird, hätte genügt. Der Süd-Tirol-Freiheit, pardon Süd-Tiroler Freiheit, sind doch hoffentlich der Bozner Platz, die Salurner Straße oder auch die Brunecker Straße (allesamt flektiert und ohne Bindestrich!) bekannt.

    Zugegeben, die deutsche Rechtschreibung ist einigermaßen komplex. Wer sich jedoch als Sprachhüter aufspielt, sollte seine Vorschläge zumindest mit dem Standardwerk der deutschen Rechtschreibung abstimmen. Um weiteren Peinlichkeiten vorzubeugen, hier noch ein paar andere Regeln zur Schreibung von Straßennamen. Die Vintlerstraße ist nach der Familie der Vintler benannt, während eine etwaige Vintler Straße den Ort im Pustertal als Paten hat. Eine Vintlstrasse gäbe es vielleicht in Zürich. Der Verdiplatz wird zusammengeschrieben, der Giuseppe-Verdi-Platz gekoppelt, wobei der Trend in Richtung letzterer Bezeichnung geht.

    Siehe auch: 01



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  • Minniti will Schule nach RSI-Kämpfer benennen.

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    47 Comentârs → on Minniti will Schule nach RSI-Kämpfer benennen.

    Aufgrund der einschlägigen Reformen sollen in Meran mehrere italienische Schulen zusammengelegt werden. Um einen Namen für das neue Schulzentrum ausfindig zu machen, haben sich die Verantwortlichen vor Ort ein partizipatives Modell ausgedacht: Schülerinnen und Eltern sollen Voschläge einbringen und darüber abstimmen, ein eigenes Komitee würde die Wahl dann begutachten und gegebenenfalls absegnen. Überraschenderweise zeichnet sich der Sieg eines »deutschen Namens« ab, jener des interethnischen Vordenkers Alexander Langer.

    Wie die Tageszeitung A. Adige in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, war dies für den — angeblich geläuterten — Postfaschisten Mauro Minniti Anlass genug, offiziell (und gegen die Prinzipien der Schulautonomie) bei der italienischen Schulamtsleiterin Minnei zu intervenieren, um diesen Namen abzuwenden. Vorwand: Es sei an der Zeit, Namen aus der lokalen (Meraner) Geschichte den Vorzug zu geben, anstatt sich auf Landesebene umzusehen. Merkwürdig, dass Minniti weder der alte Schulname (Giosuè Carducci, nachweislich kein Meraner), noch Straßenbezeichnungen nach irgendwelchen Militäreinheiten zu stören scheinen (die einige Splitter seiner Partei propagieren).

    Hochgradig skandalös und zeitgleich entlarvend ist jedoch einer der beiden Vorschläge, die der Landtagspräsident aus SVPs Gnaden selbst ins Spiel bringt: Die Schule solle entweder der jungen Meraner Jüdin Elena Stern gewidmet werden, die im Alter von sechs Jahren von den Nazis deportiert und ermordet wurde oder — man lasse sich die »angemessene« Kombination auf der Zunge zergehen — Erminio Barbieri, einem freiwilligen Kämpfer der faschistischen Sozialrepublik RSI, der von den Partisaninnen getötet wurde.

    Für Minniti wird es wohl wieder Zeit für eine Distanzierung. In einer funktionierenden Demokratie würde ihn die Landtagsmehrheit aus dem Präsidentenamt entlassen.

    Siehe auch: 01 02 03



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  • Tschöggl.
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    9 Comentârs → on Tschöggl.
    Quotation

    Ich fühle mich auch als Italienerin. Ich weiß, dass Südtirol zu Italien gehört und ich halte auch zu Italien, beim Fußball und beim Skifahren. Manchmal treffen wir uns im Jugendzentrum oder in einer Bar, und wenn zufällig ein Abfahrtsrennen übertragen wird, dann verfolgen wir es im Fernsehen. Wenn ein Österreicher im Rennen ist und am Ende nicht die Eins aufscheint, klatschen wir. Ob ein Franzose oder ein Norweger oder ein Italiener — das sind ja meistens auch Südtiroler — die Abfahrt gewinnt, ist egal, Hauptsache kein Österreicher.
    Wir machen das teilweise auch, um die anderen zu provozieren. Bei uns im Dorf gibt es unglaublich viele Tschöggl, die behaupten, dass wir nicht Italiener sind, dass die Tiroler immer schon deutsch waren und dass wir zu Österreich gehören. Die nennen sich dann Patrioten. Sie wollen mit Italien nichts zu tun haben, wollen natürlich auch nicht Italienisch lernen, geschweige denn reden. Sie behaupten, dass sie das nicht brauchen.

    ff Nr. 43 veröffentlichte Auszüge aus »reden — Siebzehn Sprechgeschichten aus Südtirol« von Toni Colleselli (Verlag Alpha Beta).

    Während abfällige Äußerungen über unsere italienischen Mitbürgerinnen längst nicht mehr gesellschaftsfähig sind, ist Tschöggl-Bashing in weiten Kreisen Konsens — und scheint in manchen Fällen sogar das Ansehen der Urheberin zu steigern. Es wäre interessant zu erforschen, inwiefern offen zur Schau getragene Ablehnung gegen »Tschöggl« (der zum Teil auch eine große Portion Selbstverleugnung beinhaltet, wie ich unterstelle) zum Emanzipationsritual Neu- oder Pseudo-Weltoffener gehört — wobei diesem Verhalten wohl die zweifelhafte Gleichung Weltoffenheit = Stadt = Italiener (die sich in Südtirol in den Städten konzentrieren) zugrundeliegt.

    Siehe auch: 01 || 01 02 03



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  • Startschuss für Südtiroler Piraten.

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    18 Comentârs → on Startschuss für Südtiroler Piraten.

    Auf der langen Welle des Berliner Erfolgs über Facebook lanciert — wo sie mittlerweile mehr als 900 Sympathisanten* zählen — haben sich einige Südtiroler »Piraten« gestern in Bozen zu einer ersten öffentlichen Versammlung getroffen. Mit knapp 30 Anwesenden blieb die Teilnehmerzahl zwar unter den hochgesteckten Erwartungen, zusammen mit den weiteren rund 30 Interessierten, die das Treffen per Livestream verfolgten und mitkommentierten, war das für den Anfang eine stattliche Anzahl.

    Nach dem Rücktritt Thomas Sigmunds von allen provisorischen Ämtern — und einem Blitzbesuch von Medienvertretern, die heute lang und breit über den Abend berichten — entfaltete sich eine erstaunlich engagierte Diskussion. Neben technischen und ersten organisatorischen Fragen wurden auch einige Schwerpunkte angesprochen, die weitgehend die Kernthemen der internationalen Piratenbewegung widerspiegeln: Internet und neue Medien, Datenschutz, Transparenz und Urheberrechte. Dafür, dass es sich bei den Teilnehmern — mit wenigen Ausnahmen, Thomas Sigmund und Markus Lobis etwa — offensichtlich um Politikneulinge handelt, war es eine sehr gediegene und niveauvolle Debatte mit vielen Meldungen.

    Die Piraten kanalisieren mit ihrem Auftreten und ihrem Selbstverständnis ein neues Politikverständnis sowie den Wunsch nach mehr basisdemokratischer Mitentscheidung, wodurch sich zwar beileibe keine Deckungsgleichheit, aber durchaus Schnittmengen mit den Indignados ergeben.

    Interessant wird bei einem derartigen Projekt freilich die Definition eines gemeinsamen Parteiprogramms, will man sich nicht mittelfristig der Programmlosigkeit bezichtigen lassen. Über die Kernthemen hinaus scheint bei den Piraten bislang wenig Einigkeit darüber zu herrschen, wie sich die Partei zu grundsätzlichen — und durchaus auch südtirolspezifischen — Themen positionieren soll. Stichwortartig sind bei der gestrigen Versammlung Themen wie das bedingungslose Grundeinkommen, die Mehrsprachigkeit, aber auch Flugplatz und dritte Autobahnspur gefallen, wobei die Auffassungen dazu durchaus unterschiedlich ausfallen könnten. Kritisch könnte es aufgrund der Heterogenität der »Mitglieder« werden, wenn basisdemokratisch ermittelt wird, dass etwa die Mehrheit der Mitglieder für eine Erweiterung des Flugplatzes eintritt, dann aber alle (auch diejenigen, die parteiintern dagegen gestimmt haben) die gemeinsame Position in der Öffentlichkeit vertreten müssen.

    Für ein diesbezügliches Urteil ist es freilich viel zu früh: Die Zukunft der bislang informellen Bewegung wird zeigen, ob dieser Spagat zu schaffen ist. Das frische und idealistische politische Engagement mehrheitlich junger Menschen ist in jedem Fall zu begrüßen und kann grundsätzlich mit der Unterstützung dieser Plattform rechnen.

    *) das sind auf die Bevölkerungszahl hochgerechnet mehr, als das bundesdeutsche Pendant vorweisen kann.



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  • Geschichtsaufarbeitung beim AVS.

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    10 Comentârs → on Geschichtsaufarbeitung beim AVS.

    Die drei Nachfolgevereine des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DÖAV) — der Deutsche Alpenverein (DAV), der Österreichische Alpenverein (OeAV) und der Alpenverein Südtirol (AVS) — haben zusammen das Buch mit dem Titel »Berg heil!« herausgegeben. Es ist Ergebnis einer dreijährigen Studie über die dunkelsten Kapitel der gemeinsamen Vereinsgeschichte, welche in Zusammenarbeit mit unabhängigen Historikern durchgeführt wurde. Beleuchtet wurden unter anderem die deutschnationale Ideologie und der frühe Antisemitismus, welcher in einigen Sektionen des zunächst liberalen Vereins auf den Beginn des 20. Jahrhunderts zurückgeht. Das Alpine Museum in München zeigt vom 24. November bis zum 30. Juni eine entsprechende Ausstellung.

    Die professionelle Geschichtsaufarbeitung ist besonders bei diesem einzigen »großdeutschen« Verein vor 1938, der sich den übersteigerten Nationalismus und Antisemitismus des vorigen Jahrhunderts spätestens ab 1920 zueigen machte, von großer Aktualität. Sehr positiv ist, dass sich auch der AVS am Projekt beteiligt hat, obwohl er im Zeitraum von 1918 bis 1945 — dem eigentlichen Fokus der Studie — nicht Teil des DÖAV war und seine Gründung als eigenständiger Verein auf die zweite Nachkriegszeit zurückgeht. Anstatt sich aus der Affäre zu ziehen, hat man die gemeinsame Verantwortung und die nationalistische Kontinuität bis 1945 in den Vordergrund gestellt. Zur Nachahmung empfohlen.



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  • SWZ stachelt Minniti an.

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    147 Comentârs → on SWZ stachelt Minniti an.

    Ausschnitt aus dem Interview von Christian Pfeifer mit Mauro Minniti (PDL), erschienen in der dieswöchigen Ausgabe der Südtiroler Wirtschaftszeitung:

    SWZ: Herr Minniti, was empfinden Sie, wenn Sie derzeit die Wegweiser- und Toponomastikdiskussion verfolgen? Wir fragen Sie nicht als Landtagspräsident, sondern als Vertreter der italienischen Sprachgruppe.
    Mauro Minniti: Ich bin überzeugt, dass die Fitto-Durnwalder-Kommission gut und ernsthaft gearbeitet hat, mit Verantwortungsbewusstsein und Besonnenheit. Beides – Verantwortungsbewusstsein und Besonnenheit – ist von grundlegender Wichtigkeit, wenn ein so bedeutsames Thema wie die Toponomastik behandelt wird. Wir werden sehen, welches Ergebnis herauskommt, aber der Ausgangspunkt ist schon einmal ganz gut. Darüber hinaus handelt es sich bei der Toponomastik um eine verfassungsrechtliche Materie, egal ob es um die Fitto-Durnwalder-Verhandlungen oder um die anstehende Diskussion im Landtag geht. Somit muss letztendlich der Staatspräsident seine Zustimmung geben. Ich vertraue auf den Staatspräsidenten, der eine seriöse Person ist und sicher beurteilen kann, ob die gefundenen Lösungen angemessen sind. Das stellt für mich – im positiven Sinne – eine wichtige Garantie dar.

    Der Südtiroler CAI-Präsident Giu­seppe Broggi kritisiert in einem offenen Brief an den Staatspräsidenten die “Privatverhandlungen” zwischen Landeshauptmann Luis Durnwalder und Minister Raffaele Fitto und beklagt, dass ein deutscher Politiker entscheiden wolle, welche italienischen Namen die italienischen Bürger künftig noch verwenden dürfen. Ganz unrecht hat Broggi nicht, oder?
    Wenn zwei Personen verhandeln, dann entscheidet nie eine Person alleine. Sicher wird Durnwalder die Interessen “seiner” Volksgruppe vertreten, das liegt in der Natur der Politik. Ihm steht aber eine kompetente Person wie Minister Fitto gegenüber.

    Sie sind also der Meinung, dass die kritisierten “Privatverhandlungen” zwischen Fitto und Durnwalder der richtige Weg sind, auch vor dem Hintergrund einer jahrzehntelangen Nichtlösung der Angelegenheit?
    Ich finde den Weg in Ordnung. Ich finde auch, dass die Kommission trotz aller Kritik, die sie geerntet hat, mit Sachkenntnis zu Werke gegangen ist. Es wurden Prinzipien festgelegt und auf deren Grundlage wurde gearbeitet. Ich persönlich könnte mir gut vorstellen, dass diese Prinzipien auch für das Landesgesetz angewandt werden, mit dem sich der Landtag demnächst befassen wird. Wieso sollten die Kriterien für ein Abkommen in Sachen Wanderwege gut gehen und für ein Landesgesetz nicht?

    Wäre es – wenn einmal alle politischen und geschichtlichen Argumente beiseite gestellt würden – nicht das Vernünftigste, alle italienischen Bezeichnungen beizubehalten und einfach die deutschen Bezeichnungen amtlich anzuerkennen?
    Natürlich, ich wäre damit sofort einverstanden. Das Autonomiestatut sieht ja die Zweisprachigkeit vor. Aber weil es in der Politik offensichtlich auch andere Interessen gibt, muss akzeptiert werden, dass der andere Weg eingeschlagen wurde …

    … auf die Gefahr hin, dass italienische Bezeichnungen verschwinden, die von italienischen Mitbürgern verwendet werden, selbst wenn es nur eine Handvoll Bürger ist. Irgendwie scheinen Sie das in Kauf zu nehmen, ganz im Gegensatz zu einigen Ihrer italienischsprachigen Kollegen.
    Gerade aus diesem Grund braucht es ein Höchstmaß an Feingefühl, wenn eine solche Materie in Angriff genommen wird. Die Toponomastik spiegelt die Geschichte, die Wurzeln eines Volkes wider, egal ob Mehr- oder Minderheit.

    Geschichte hin, Wurzeln her: Steht die Südtiroler Bevölkerung bald 90 Jahre nach Einführung des “Prontuario” den tolomeischen Fantasiebezeichnungen vielleicht sogar gleichgültiger gegenüber, als dies die Politik wahrhaben will?
    Ich sage schon seit Langem, dass sich die Bürger von der Politik wünschen würden, wenn sich diese mehr auf das soziale Unbehagen als auf das politische Unbehagen konzentrieren würde. Einer Familie, die Schwierigkeiten hat, mit dem Einkommen ein Auskommen zu finden, ist die Toponomastikfrage so etwas von egal.

    Also überschätzt die SVP die Bedeutung der Tolomei-Namen und lässt sich in der Frage von den deutschen Rechtsparteien treiben?
    Achtung, nachdem Südtirol die Toponomastikfrage jahrzehntelang vor sich her geschoben hat, vielleicht einfach, weil die Zeit für eine Lösung nicht reif war, besteht jetzt die konkrete Chance, das Kapitel endlich abzuschließen – dank eines mutigen Ministers wie Raffaele Fitto. Ich sehe darin auch eine gute Chance, gewissen politischen Unruhestiftern, die – brutal ausgedrückt – ihre Daseinsberechtigung auf der Toponomastikfrage aufbauen, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Diese Unruhestifter gibt es sowohl auf italienischer als auch auf deutscher Seite.

    […]

     

    Angesichts der — meiner Ansicht nach empörenden — Fragestellungen gewinnt man den Eindruck, dass Herr Minniti der SWZ nicht radikal genug ist.



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  • Spain’s secret conflict.

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    1 Comentâr → on Spain’s secret conflict.

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • Der Proporz (& die Grünen).

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    45 Comentârs → on Der Proporz (& die Grünen).

    Die Grünen rufen mittlerweile offen zum Boykott der Sprachgruppenerhebung im Zuge der Volkszählung auf. Begründet wird dies mit der Ablehnung des Proporzes und dem Fehlen von “Sprachkategorien” die der sprachlichen Vielfalt Südtirols gerecht werden.

    Die von den Grünen angesprochenen Themen sind eng mit der weiteren Entwicklung Südtirols verknüpft. Nicht zufällig beinhaltet das Manifest als zentrale Kernpunkte ein staatlich unabhängiges Südtirol, das den Proporz im heutigen Sinne nicht mehr notwendig hat und wo eine vielfach nach ethnischen Trennlinien organisierte Gesellschaft einer gemeinsamen, postethnischen und mehrsprachigen Südtiroler Identität Platz machen kann.

    Will man dieses Ziel behutsam und ohne Kollateralschaden erreichen, sind die Rahmenbedingungen entscheidend. Hier unterscheiden sich das Manifest und die Positionen der Grünen diametral. Letztere möchten den Proporz und die Sprachgruppenerhebung unter dem derzeitigen Status Quo (Verbleib bei Italien und mehr oder weniger die heutige Teilautonomie) streichen. Obwohl sich die Grünen als Autonomiepartei bezeichnen, sehen sie die Weiterentwicklung Südtirols in erster Linie in der Aufweichung heutiger Autonomienormen, ohne jemals einen nennenswerten aktiven Beitrag zur Erweiterung der Autonomie geleistet zu haben. Meist stehen die Grünen neuen Kompetenzen gar ablehnend gegenüber.

    Das Manifest geht davon aus, dass erst ein tatsächlich geschützter Rahmen, eben die staatliche Unabhängigkeit, die Voraussetzungen schafft, das Verhältnis zwischen den Sprachgruppen nachhaltig auf eine neue Ebene zu stellen und eine mehrsprachige Gesellschaft mit einer gemeinsamen Identität und einem gemeinsamen Verantwortungsbewusstsein für die Region, die sich alle in Südtirol lebenden Menschen teilen, zu entwickeln. Erst der Status der staatlichen Unabhängigkeit unterbindet den derzeitigen Teufelskreis der “nationalstaatlichen Eigendynamik”, gegen die die derzeitige Teilautonomie in wesentlichen Bereichen viel zu schwach ist, und ermöglicht es den beiden in Südtirol lebenden sprachlichen Minderheiten, der ladinischen und deutschen Volksgruppe, nicht mehr krampfhaft anders sein zu müssen, wie das “Staatsvolk, da ansonsten selbstverständlich sofort die Autonomie als Gesamtheit in Frage gestellt würde.

    Die völlige Blindheit der Grünen gegenüber dem Phänomen der nationalstaatlichen Eigendynamik ist ebenso charakteristisch wie eine sehr selektive Wahrnehmung von Gefühlslagen verschiedenster gesellschaftlicher Gruppen. Während es für die Grünen ein Problem darstellt, wenn Eltern eines 14-jährigen Jugendlichen über dessen Sprachgruppenzugehörigkeit entscheiden müssen oder einige, perfekt zweisprachig sozialisierte Menschen, sich schwer tun, sich einer Sprachgruppe zuzuordnen, ist es für die Grünen kein Problem, wenn durch den heutigen status quo auch ganz andere Gefühlslagen verletzt werden. So sind die Grünen völlig unsensibel, dass beispielsweise eine Zwangsbeteiligung an den 150-Jahr Feiern zur Einheit Italiens für viele deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler/innen eine Verletzung dargestellt hätte. Ebenso ist es für die Grünen keine Verletzung der Identität, wenn deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler/innen bei jedem noch so lächerlichen Dokument, oder bei jeder noch so banalen Internetbestellung, um die Nationalität “Italien” nicht herumkommen, oder sich als Italiener deklarieren müssen. Bei jedem Hotel Check-In zählt letztendlich der italienische Reisepass und sind wir uns ehrlich – würden alle Südtiroler/innen dem Sprachzugehörigkeits-Boykott der Grünen folgen, würde es in wenigen Jahrzehnten aufgrund der nationalstaatlichen Logik für den nicht ganz ortskundigen Beobachter aufgrund mangelhafter Datenlage heißen, die Südtiroler/innen sprechen mehrheitlich Italienisch. Einige sprechen auch Deutsch und Ladinisch.

    Die Zielsetzungen mögen zwar identisch sein – trotzdem führen die beiden Lösungen zu einer völlig unterschiedlichen Risikosituation. Der von den Grünen verfolgte Weg nimmt immer wieder willentlich in Kauf, dass sich die nationalstaatliche Logik in Südtirol in verschiedenen Bereichen weiter verstärkt. Das Manifest hat erkannt, dass erst eine grundlegende Änderung der Rahmenbedingungen (Eigenstaatlichkeit versus Zugehörigkeit zu Italien) den gordischen Knoten, der nach ethnischen Trennlinien organisierten Gesellschaft, nachhaltig lösen kann.



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