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  • Steuerhinterziehung.
    Quotation

    Das Argument, mit dem [der spanische Finanzminister] Montoro die Mehrwertsteuer begründet hat, ist, dass »in diesem Land viele Menschen Steuern hinterziehen«. Finden Sie dieses unethische Verhalten normal? »Nachdem die Hälfte der Spanier keine Steuern zahlt, erhöhen wir den Druck auf die, die ihre Pflicht erfüllen«. Wenn es Menschen gibt, die in Spanien Steuern hinterziehen, müsste Montoro zurücktreten, denn seine Pflicht als Finanzminister ist es, die Steuern derer einzutreiben, die sie nicht bezahlen und nicht, diejenigen zu bestrafen, die ihre Steuern bezahlen.

    Prof. Xavier Sala i Martin, hier. – Übersetzung:

    Cëla enghe: 01



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  • »Consell« legt erstes Gutachten vor.
    Es berät die katalanische Regierung bei der Umsetzung des Unabhängigkeitsreferendums

    Wie wir berichteten, hatte die katalanische Regierung vor einigen Monaten den Consell Assessor per a la Transició Nacional ins Leben gerufen, ein hochkarätig besetztes Organ, das der Mannschaft um Präsident Artur Mas beratend zur Seite stehen soll, wenn es um die Planung, Umsetzung und Begleitung des Selbstbestimmungsprozesses geht.

    Heute übergab der Consell der katalanischen Regierung fristgerecht das erste von 15 Dokumenten, das es auszuarbeiten hatte, und zwar ein Gutachten über die juristischen und politischen Möglichkeiten, das Unabhängigkeitsreferendum durchzuführen. Auf 221 Seiten werden unter anderem die demokratische Legitimation, die rechtlichen Strategien zur Einleitung der Befragung, die internationalen Rahmenbedingungen, die Umsetzung und Fragestellung, die unmittelbaren Folgen des Abstimmungsergebnisses und mögliche Auswege im Falle eines Boykotts durch den spanischen Staat unter die Lupe genommen.

    Das gesamte Dokument kann hier von den Seiten der Generalitat de Catalunya heruntergeladen werden; es stellt ein nachahmenswertes Beispiel für eine transparente, konzeptionell anspruchsvolle und in hohem Maße professionelle politische Arbeitsweise in hochsensiblen Bereichen dar, von der wir in Südtirol bis dato nur träumen können.

    Ein auch nur annähernd so anspruchsvolles Konzept zur Umsetzung ihrer Ziele (Ausbau der Autonomie1Wenn schon nicht Einberufung eines Selbstbestimmungsreferendums., Analyse der gewünschten und erforderlichen Zuständigkeiten etc.) hat unsere Landesregierung nie vorgelegt. Im Gegenteil: Einerseits wird — bewusst oder unbewusst — sogar mit missverständlichen und falschen Begrifflichkeiten wie »Vollautonomie« gearbeitet, andererseits werden weitreichende Reformen wie die Einführung von Immersionsunterricht eingeleitet, ohne dass dafür belastbare Daten, geschweige denn ein umfassendes Konzept, vorhanden wären.

    Cëla enghe: 01

    • 1
      Wenn schon nicht Einberufung eines Selbstbestimmungsreferendums.


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  • Giovamento.
    Quotation

    [N]egli anni sessanta forze più radicali all’interno della SVP riuscirono a strappare a Roma almeno il “Pacchetto”. Analogamente può darsi che solo la crescita dei partiti secessionisti sudtirolesi potrà convincere Roma a concedere qualche miglioramento sostanziale dell’autonomia vigente per stabilizzare la situazione delle forze politiche più moderate.

    Thomas Benedikter, da «Come completare l’autonomia dell’A.Adige/Südtirol? 10 tesi»

    Noi di non siamo mai stati indipendentisti per ragioni strategiche o tattiche. Ma abbiamo sempre sostenuto che l’indipendentismo non nuoce all’autonomismo, non essendo i due concetti per forza antitetici. Anzi, possono giovarsi a vicenda.



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  • Autonomia svuotata.
    Quotation

    [S]e si toglie all’Autonomia, in nome del coordinamento della finanza pubblica, anche la possibilità  di scegliere dove e come risparmiare allora tanto vale ricopiare con un copia e incolla le leggi nazionali e quindi l’Autonomia si svuota totalmente. Se a questo si aggiunge l’altro principio della tutela della concorrenza in base al quale sono state bocciate le leggi provinciali sul commercio (e indirettamente quindi sulla pianificazione del territorio e potenzialmente su tante altre materie locali), l’Autonomia speciale corre davvero il rischio di essere un guscio vuoto. Qui nessuno vuole difendere l’egoismo o il separatismo ma l’Autonomia speciale è un valore importante e delicato storicamente costruito con grande fatica e coraggio, che va difeso e tutelato da un pericoloso e rinnovato centralismo statale.

    Luigi Gallo, Rifondazione Comunista, assessore della città di Bolzano.
    Corriere dell’A.Adige, 21.07.2013



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  • Vertrauen auf Vertragsbrüche.

    In der Nacht vom 29. auf den 30. Mai laufenden Jahres wurden Frau und Tochter des kasachischen Oppositionellen Mukhtar Ablyazov von einem Großaufgebot der Polizei, darunter rund 50 bewaffnete Digos-Beamte, gewaltsam von ihrem Haus in Rom abgeholt und unmittelbar nach Kasachstan abgeschoben, wo ihnen politische Verfolgung und Misshandlungen drohen. Wie ein römisches Gericht erst nachträglich feststellen konnte, bestand der vorgebliche Abschiebungsgrund nicht, da ein angeblich »gefälschter« Reisepass echt war.

    Angeblich verbirgt sich hinter der rekordverdächtigen Razzia eine undurchsichtige Intrige des kasachischen Botschafters, der sich die Zustimmung zum illegalen Vorgehen direkt im römischen Innenministerium holte. Zudem behauptet die sardische Tageszeitung Unione Sarda, auf der Insel habe vorab ein geheimes Treffen zwischen Silvio Berlusconi und dem kasachischen Präsidenten Nazarbayev stattgefunden, bei dem die Aktion geplant worden sei.

    Nach Überprüfung aller Fakten wurde die Abschiebung der Frau und des sechsjährigen Kindes aufgehoben, womit ihnen eine Rückkehr nach Italien offenstünde. Der völkerrechtlich hochsensible Vorfall veranlasste jedoch die Senatsfraktionen von SEL und Fünfsternebewegung (5SB), einen Misstrauensantrag gegen den zuständigen und politisch verantwortlichen Innenminister Angelino Alfano zu stellen, der ihn aber überstand.

    Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das Verhalten der Südtiroler SVP-Senatoren. Denn obschon

    • die PD-geführte Koalitionsregierung, wie wir berichteten, die Vereinbarung zwischen PD und SVP binnen kürzester Zeit dreimal gebrochen hat 01 02 03;
    • Rom derzeit »alles andere als autonomiefreundlich« ist, wie SVP-Senator Karl Zeller im Zusammenhang mit der möglichen Umwandlung Südtirols in eine Region warnend feststellte;
    • der Vorfall eine Menschenrechtsverletzung¹ darstellt;
    • es sich bei Alfano um einen Berlusconi-Intimus und um seinen designierten Nachfolger an der Spitze des (nicht gerade autonomiefreundlichen) PDL handelt;

    stimmten sie gegen den Misstrauensantrag. Ihre Begründung: Der Staatspräsident² habe auf die Wichtigkeit des Fortbestands der Regierung Letta hingewiesen. Mit anderen Worten: Das gute alte nationale Interesse. Dahingehend ist auch Zellers Hinweis zu verstehen, Italien habe keine bella figura gemacht, was in Zukunft unbedingt vermieden werden müsse. Ihren Wandel zu einer italienischen Regionalpartei hat die SVP somit wohl vollzogen.

    Wir erinnern uns: Anfang 2011 war die Sammelpartei in Südtirol noch scharf kritisiert worden, weil sie sich beim Misstrauensvotum gegen Kulturminister Bondi enthalten hatte. Der aber hatte keine rechtlich relevanten Vorfälle verschuldet, die SVP blieb ihrer blockfreien Linie (Enthaltung!) treu und der Minister machte umfangreiche Versprechungen (wenngleich die Sammelpartei, wie wir inzwischen wissen, nicht schlau genug war, sie rechtlich einwandfrei absichern zu lassen).

    1) mit den Menschenrechten nimmt es die SVP aber ohnehin nicht so genau, da ist sie immerhin konsequent.
    2) Garant der nationalen Einheit.



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  • Permanentes Referendum.

    Warum sich heute eine europäische Demokratie einem demokratischen Wunsch nicht dauerhaft widersetzen kann: In einem Leitartikel für die wichtigste und auflagenstärkste spanische Tageszeitung El País argumentiert Kolumnist Javier Perez Royo*, dass die Zentralregierung unbedingt mit Katalonien über die Abhaltung eines Unabhängigkeitsreferendums verhandeln müsse. Obschon die spanische — wie die italienische — Verfassung das Prinzip der »nationalen Einheit« enthält, verfüge Katalonien über völlig legale Mittel, die nächsten Jahre in ein permanentes De-facto-Referendum zu verwandeln. Mit möglicherweise fatalen Folgen für die Verfechter der Einheit.

    Permanentes Referendum

    Sich einer Verhandlung mit dem [katalanischen] Parlament und der Generalitat über eine Volksbefragung zu verweigern ist keine Option

    Ist in der Zentralregierung niemandem eingefallen, dass Katalonien das Funktionieren des politischen Systems in Spanien stören kann? Und dass dies auf eine verfassungsmäßig völlig legale Weise, ohne die Notwendigkeit »insurrektionalistischer Vorfälle« […], welche man vor dem Verfassungsgericht anfechten könnte, geschehen kann?

    Wenn ich »Katalonien« schreibe, beziehe ich mich auf die außerordentlich breite Mehrheit im [katalanischen] Parlament, welche sich rund um die Forderung nach einem Referendum zum sogenannten »Entscheidungsrecht« (dret a decidir) gebildet hat. Besagte Mehrheit wurde in allen seit Herbst 2010 abgehaltenen Wahlen sichtbar und wächst, wie unterschiedliche Studien aufzeigen, stetig weiter.

    Diese Parlamentsmehrheit verfügt, ohne den Rahmen des spanischen Rechts zu verlassen, über Werkzeuge, ihre eigene politische Agenda durchzusetzen und den Kampf um die öffentliche Meinung mit potenziell unumkehrbaren Folgen für die territoriale Integrität des Staates zu gewinnen. Die Weigerung der Zentralregierung, auch nur über die Abhaltung eines Referendums zu verhandeln, wird dazu führen, dass sich das politische Leben in Katalonien für die kommenden zwei Jahre in eine Art permanentes Referendum verwandelt.

    Das neulich im Camp Nou über die Bühne gegangene [Unabhängigkeits-]Konzert ist ein gutes Beispiel für das, was uns erwartet. In Kürze wird die Diada [katalanischer Feiertag, Anm.] stattfinden, die dem Modell der beiden vergangenen Jahre [Unabhängigkeitskundgebungen, Anm.] sowie der Proteste gegen das Urteil des Verfassungsgerichts, das Teile des reformierten Autonomiestatuts aufgehoben hatte, folgen wird. Letzteres war der Ausgangspunkt für die derzeitige Entwicklung.

    Die beiden kommenden werden entscheidende Jahre sein. In 2014 stoßen die Europawahlen im Mai auf das 300. Jubiläum der Diada [seit der Eroberung Kataloniens durch die Borbonen, Anm.] im September und auf das sieben Tage später stattfindende Unabhängigkeitsreferendum in Schottland. Die Europawahlen werden zu einem Referendum über das Selbstverständnis Kataloniens als Staat der EU werden. Ich glaube nicht, dass man eine gemeinsame Kandidatur aller unabhängigkeitsbefürwortenden Parteien, mit relevanten Persönlichkeiten der katalanischen Gesellschaft als Kandidaten und unter einem einzigen Programmpunkt (»wir sind ein Staat«) ausschließen kann. Obschon das Verfassungsgericht sagt, dass Katalonien keine Nation ist: Hier stehen wir nun. Vor einem derartigen Ansinnen würden die spanischen Parteien, PP und PSC-PSOE, in der Bedeutungslosigkeit versinken. Und unter dem Eindruck eines solchen Wahlergebnisses wäre die 300. Diada ebenfalls referendarischer Natur.

    Das Jahr 2015 könnte mit Neuwahlen zum katalanischen Parlament beginnen, bei denen sich die Parteien ein klares und unmissverständliches Mandat einholen, mit der Zentralregierung über die Abhaltung eines Referendums zu verhandeln. Es ist leicht vorhersehbar, dass sich auch in diesem Fall die Marginalisierung von PP und PSC-PSOE fortsetzen würde; die Wähler würden das Mandat mit einer überwältigenden Mehrheit ausstellen. Kann die Zentralregierung unter solchen Umständen den Wunsch [der Katalanen] ignorieren? Falls sie ihn ignorieren würde — hätte jemand einen Zweifel darüber, was bei den Kommunalwahlen im Mai passieren würde? Gibt es einen Zweifel, in welcher Stimmung die Diada 2015, zwei Monate vor den spanischen Parlamentswahlen, stattfinden würde? Könnte man ausschließen, dass jene [spanischen Parlaments-]Wahlen als ein Negativreferendum verstanden werden könnten, als ein Ablehnungsreferendum, bei dem die katalanischen Parteien, die die überwältigende Mehrheit der Katalanen repräsentieren, ihre Kandidatur verweigern würden? Wer hätte das politische System in Spanien unter diesen Vorzeichen noch in der Hand?

    Dies ist das Szenario, zu dem uns die Position der Zentralregierung, die Abhaltung eines Referendums zu verweigern, führen wird — besser gesagt: führen könnte. Und keiner der Schritte, die die katalanische Parlamentsmehrheit machen könnte, wäre verfassungswidrig. Im Gegenteil: Alle sind das Ergebnis verfassungsmäßig garantierter Rechte. Somit wäre die Zentralregierung ihres einzigen Werkzeugs, des Verfassungsgerichts, beraubt. Die Ausübung verfassungsmäßiger Rechte würde faktisch die Anwendung der spanischen Verfassung in Katalonien vereiteln, und das alles auf verfassungsmäßig einwandfreie Weise, ohne Anfechtungsmöglichkeit.

    Ich will damit sagen, dass die Verweigerung von Verhandlungen mit Regierung und Parlament der Generalitat über die Abhaltung eines Referendums auch für die keine Option ist, die die Einheit des Staates erhalten wollen. Ich hoffe und wünsche, dass es noch nicht zu spät ist, eine Verhandlung anzubahnen. Doch ich habe den Eindruck, dass wir am Limit angelangt sind.

    Übersetzung:

    *) Javier Perez Royo (Sevilla, Andalusien, 1944) ist Professor für Verfassungsrecht an der Universität Sevilla, deren Rektor er von 1988 bis 1992 war (zeitgleich: Präsident der spanischen Rektorenkonferenz). Doktorat der Rechtswissenschaften der Universität Sevilla, studierte und arbeitete er außerdem an der Universität Tübingen und am Heidelberger Max-Planck-Institut.

    Einmal mehr beweist sich, dass das Vorpreschen der Katalanen — im Gegensatz zum von Südtiroler Parteien mehrheitlich propagierte Stillhalten — Fakten schafft, wodurch neue Energien freigesetzt und Akteure auf den Plan gerufen werden, die sich sonst niemals dazu veranlasst sähen. Wenn man ein Ziel nicht verfolgt und dafür nicht einsteht, wird man es auch nicht erreichen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06



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  • Lokal sparen, zentral verprassen.

    Während der letzten Jahre wurde der Südtiroler Landeshaushalt vom Zentralstaat auf widerrechtliche Weise und in widerrechtlichem Maße gekürzt. Immer mehr Steuermittel wander(te)n direkt nach Rom, ohne dass die vereinbarten Anteile zurück in’s Land flössen.

    Gemeinhin wird behauptet, dass die Vertragsbrüche begangen wurden, um Südtirol an den unausweichlichen Sparanstrengungen des Staates zu beteiligen. Die dieswöchige Ausgabe der Südtiroler Wirtschaftszeitung (SWZ) jedoch widerlegt dies: Der Staat habe seine eigenen Sparziele keineswegs eingehalten. Zwar seien die Steuern erhöht worden, gleichzeitig jedoch auch der Schuldenberg und die staatlichen Haushalte gestiegen. Mit 526 Milliarden werde der Staat laut Haushaltsvoranschlag 2013 sogar soviel Geld ausgeben, wie nie zuvor — bei weiter steigendem Ausblick.

    Während die römische Politik also seit Jahren publikumswirksam Sparpakete präsentiert und von Stabilitätspakten schwafelt, steigen die Ausgaben, vor allem die laufenden. Für 2013 etwa sind 393 Milliarden für laufende Ausgaben und 44 Milliarden für Investitionsausgaben vorgesehen, dazu 89 Milliarden für Zinsen auf Staatspapiere.

    — Südtiroler Wirtschaftszeitung

    Nicht von Sparmaßnahmen sollten wir also sprechen, sondern »nur« von einer drastischen Zentralisierung.



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