Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Der Heiland kommt.

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    41 Comentârs → on Der Heiland kommt.

    Nach dem lang ersehnten Rücktritt von Silvio Berlusconi hat der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano mit den politischen Konsultationen begonnen. Es wird allgemein erwartet, dass er noch heute den Wirtschaftsexperten Mario Monti beauftragen wird, eine Regierung zu bilden.

    Damit folgt er einem Muster, welches in Italien seit Beginn der 1990er Jahre mehrmals zur Anwendung gekommen ist: Eine Regierung von Technokraten wird — ohne demokratische Legitimierung — berufen, um die Schäden zu reparieren, welche die Berufspolitiker verursacht haben. Damit wird einerseits die Politikverdrossenheit, andererseits der Glaube an die Überlegenheit des »starken Mannes« gefestigt, wenngleich es sich natürlich nicht um eine autoritäre, sondern um die angebliche Stärke des Fachwissens handelt.

    Meist zeichnen sich Technokratenregierungen jedoch gar nicht dadurch aus, dass sie bessere Fähigkeiten in sich vereinten, sondern vielmehr durch anders gewählte Prioritäten und durch eine gewisse demokratische Rücksichtslosigkeit; da sich ihre Mitglieder ja nicht einer Wiederwahl stellen müssen, können sie an der Meinung und den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbeiregieren. Zudem kommen Technokraten meist dann zum Zuge, wenn der Staat — aufgrund der offensichtlichen Unfähigkeit bestimmter Berufspolitiker, im Allgemeininteresse zu regieren, aber auch aufgrund des Unwillens des italienischen Wählers, Vertreter in die Parlamente zu entsenden, die schmerzliche Wahrheiten vor Schönwetterparolen und Steuergeschenke stellen — bereits gegen die Wand gefahren wurde. Dann ist es umso leichter, unangenehme, ja selbst unsoziale Maßnahmen durchzudrücken und als unausweichlich zu rechtfertigen.

    Dabei wird zuletzt unterbewertet, dass eine fähige Politikerklasse diesen Notstand hätte problemlos vermeiden können.

    Im speziellen gegenwärtigen Falle kommt erschwerend hinzu, dass Mario Monti der sprichwörtliche Bock ist, der zum Gärtner gemacht wird. Als Vertreter der Wirtschaft soll er nun den Schaden ausbügeln, den das heutige Wirtschaftssystem mitverantwortet hat. Er ist nicht nur ehemaliger EU-Kommissar, sondern — wie man Wikipedia entnehmen kann — Mitglied des Think Tanks Bruegel, Vorstandsmitglied der Bilderberg-Konferenz, führendes Mitglied der Trilateralen Kommission (welche sich u.a. für die Einschränkung demokratischer Rechte zugunsten einer Vorherrschaft der Wirtschaft ausspricht) und internationaler Berater von Goldman Sachs. Außerdem ist seine neue Regierung auf die Zustimmung der berlusconitreuesten Teile der PDL-Fraktion im Parlament angewiesen.

    Siehe auch: 01 02



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  • Integration: HC versus LA.

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    1 Comentâr → on Integration: HC versus LA.

    Am gestrigen Martinitag verweilten in Südtirol zwei Politiker, deren Aussagen und Einstellungen zum Thema Integration nicht unterschiedlicher sein könnten: Heinz-Christian Strache von den österreichischen Freiheitlichen und Lale Akqüm, Integrationsbeauftragte der deutschen Sozialdemokraten (SPD).
    Der Chef der österreichischen Freiheitlichen verfolgt mit seiner Partei im Wesentlichen das Prinzip, dass MigrantInnen, die bei uns arbeiten, Gäste sind, und nach getaner Arbeit wieder in ihre Heimatländer zurückkehren sollten.
    Ein doch einigermaßen menschenverachtender Ansatz. Nachdem die Zitrone ausgequetscht ist wird sie weggeworfen.
    Ein Ansatz der über Jahrzehnte in Deutschland verfolgt wurde. Man verstand sich partout nicht als Einwanderungsland, obwohl man faktisch eines war, und verweigerte sich demnach auch den notwendigen Maßnahmen, um Integration wirklich erfolgreich zu gestalten. MigrantInnen — oder Gastarbeiter, wie man sie damals nannte — wurden in den 60er, 70er und 80er Jahren weitgehend sich alleine überlassen. Glücklicherweise gibt es in Deutschland diesbezüglich seit Jahren ein Umdenken, man denke z.B. an die bunter werdende deutsche Fußballnationalmannschaft.

    Einen völlig anderen Ansatz verfolgt die Integrationsbeauftragte der SPD, Lale Akqüm. Das Wichtigste für eine gelungene Integration ist es laut ihr EinwanderInnen klar zu machen, dass sie die Sprache lernen müssen und das Wertesystem kennen und akzeptieren müssen.
    Die Einheimischen müssen EinwanderInnen zu verstehen geben, dass sie Menschen sind, die das Recht haben hier zu sein und nicht auf Dauer Gäste.
    Wenn diese Rollen klar sind müsste Integration laut Akqüm gelingen.

    Integration ist laut Akqüm dann fehlgeschlagen, wenn in der vierten Generation immer noch von Menschen mit Migrationshintergrund gesprochen wird, ihnen praktisch immer noch das Gefühl gegeben wird, in der Gesellschaft nicht angekommen zu sein.
    Vom Südtiroler Landtag wurde vor etlichen Wochen ein Integrationsgesetz verabschiedet, obwohl Südtirol in wesentlichen Bereichen über keinerlei Zuständigkeiten verfügt. Die Rahmenbedingungen, wie Integration abläuft und wann MigrantInnen die (italienische) Staatsbürgerschaft erlangen wird nämlich vom italienischen Zentralstaat festgelegt.
    Besonders der Erwerb der Landes-Sprache(n), der für Lale Akqüm essentiell ist, gestaltet sich in Südtirol aufgrund falsch justierter Rahmenbedingungen schwierig. Für eine Aufenthaltsgenehmigung für Südtirol sind neuerdings Sprachkenntnisse notwendig, nur Italienische, so die diskriminierende Bestimmung des Nationalstaates. Die Gleichstellung der Sprachen Deutsch und Italienisch wird damit wieder einmal ad absurdum geführt. Ein weiterer Baustein um Italienisch in Südtirol langfristig als lingua franca zu etablieren.
    Das Land Südtirol wird in Zukunft zwar verstärkt Sprachkurse für MigrantInnen anbieten, ob damit alleine die vom Staat zementierte Schieflage ausgeglichen werden kann ist fragwürdig, da das Land im Gegensatz zum Staat keine Sprache von vornherein diskriminiert, während in Anbetracht der vom Staat diktierten nationalstaatlichen Schieflage eine positive Diskriminierung zugunsten der deutschen und vor allem ladinischen Sprache durchaus berechtigt wäre.

    Ob den neuen SüdtirolerInnen in unserem Land ausreichend das Gefühl gegeben wird, dass sie bei uns willkommen sind, ist ebenfalls fraglich, ein weiterer Schlüssel laut Lale Akqüm. Der für ArbeitnehmerInnen immer noch sehr gute Arbeitsmarkt und das reiche Südtiroler Vereinswesen böten prinzipiell gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration. Soziale Härten aufgrund von Arbeitslosigkeit sind bei uns glücklicherweise nicht die Regel, allerdings müssten Arbeitgeber verstärkt in die Pflicht genommen werden. In Schweden müssen Arbeitgeber beispielsweise MigrantInnen bis zu 300 Stunden jährlich an Schwedischkursen finanzieren.
    Unsere Vereine sollten ebenfalls verstärkt dazu verpflichtet werden auf MigrantInnen zuzugehen.

    In Zukunft braucht es jedenfalls öfters Beispiele wie den pakistanischen Bäcker aus Stegen, der für das beste Südtiroler Schüttelbrot ausgezeichnet wurde.



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  • Kurzbericht: Nationalstaatsprinzip.

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    10 Comentârs → on Kurzbericht: Nationalstaatsprinzip.

    Neulich war ich zwei Tage lang in Ostösterreich, wo ich auf deren Einladung (gemeinsam mit einigen anderen Südtiroler Architekten und Planern) die Forschungs- und Herstellungsgebäude einer renommierten österreichischen Firma besichtigt habe.

    Neben den beruflichen Aspekten boten sich hierbei auch interessante Beobachtungsmöglichkeiten, was die Vorherrschaft des nationalstaatlichen Prinzips bei Privatunternehmen, sogar solchen des angeblichen »Vaterlandes«, anlangt.

    Eingeladen wurden wir vom ausschließlich italienischsprachigen Ansprechpartner der Firma in Südtirol. Obwohl das Mutterhaus im Direktkontakt (also ohne Vermittlung ihres lokalen Vertreters) mit Südtiroler Architekten sehr wohl die deutsche Sprache verwendet, flatterte uns im Vorfeld der Reise direkt aus Österreich ein offizielles Besichtigungsprogramm mit dem Namen »Programma Alto Adige« ins Haus, welches denn auch ausschließlich auf Italienisch abgefasst war. Ich konnte es mir nicht verkneifen, die Firma postwendend via Mail auf den Fauxpas hinzuweisen — etwas, was aber wohl kaum sonst ein Südtiroler je machen würde. Die Antwort war ernüchternd, nämlich, dass man nicht gewusst habe, »ob alle Teilnehmer hauptsächlich deutschsprachig sind« (Italienisch wird also als lingua franca betrachtet).

    Am Ankunftstag erzählte uns die charmante steirische (Portugal- und) Italienverantwortliche beim informellen Abendessen amüsiert, wie schwierig es beim Aufbau des italienischen Marktes vor einigen Jahren gewesen sei, die Nordtiroler Firmenvertreter (die bis dahin den Südtiroler Markt einfach mitbedient hatten) davon zu überzeugen, die Finger vom lukrativen Südtiroler Markt zu lassen, mit dem sie sich bis dahin ein willkommenes Zubrot verdient hatten. Sie habe sie aber darauf hingewiesen, dass Südtirol »nunmal leider« zu Italien (und somit zum Aufgabenbereich ihrer eigenen, der Italienabteilung) gehöre. »Siamo in Italia« auf Österreichisch — Euregio lässt freundlichst grüßen.

    Zum Abschluss des ersten Abends wurde noch vereinbart, wir sollten am darauffolgenden Morgen in der Firmenreception vorstellig werden. Sobald sie uns reden hörten, würden die Empfangsdamen gleich bescheidwissen, dass »die Italiener da sind« und sie, die Italienverantwortliche, herbeiholen. Vielleicht — meinte sie weiter — würden sie uns aber doch nicht richtig zuordnen können, weil wir ja mehrheitlich Deutsch sprächen. Das nahmen gleich einige (deutschsprachige) Gruppenmitglieder zum Anlass vorzuschlagen, wir könnten doch für den Zeitraum des Aufenthalts (in Österreich!) einfach Italienisch zu unserer ausschließlichen Kommunikationssprache machen. Kein Witz.

    So weit sollte es dann doch nicht kommen, informelle Gespräche wurden teils auch auf Deutsch geführt. Die gesamte Führung wurde jedoch auf Italienisch gehalten, weil ein einziger Teilnehmer nicht deutscher Muttersprache war. Obwohl er ausdrücklich sagte, seine passiven (!) Deutschkenntnisse würden ausreichen, um den Ausführungen zu folgen, sprachen sich die anderen gleich mehrheitlich dafür aus, aus wirklich zweifelhaftem »Respekt« alles auf Italienisch zu machen. Mehr als skurril, dass eine Steirerin ihre Produkte einer Südtiroler »Delegation« auf Italienisch vorstellt.

    Am Ende des zweiten Tages wurden dann noch allen Südtirolern die Firmenkataloge, -zeitschrift und andere Unterlagen in italienischer Sprache ausgehändigt (manche Versionen in deutsch-italienischer, andere in englisch-italienischer und spanisch-italienischer Fassung).

    So wird der Nationalstaat für uns Südtiroler selbst im deutschsprachigen Ausland (und noch mit aktiver eigener Zuarbeit) zur selbsterfüllenden »Prophezeiung«.



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  • VG-Urteil ermöglicht Obstruktion.

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    1 Comentâr → on VG-Urteil ermöglicht Obstruktion.

    Das Bozner Verwaltungsgericht (VG) hat angeblich die Interpretation der Landtagsgeschäftsordnung aufgehoben, mit der die Obstruktion eingedämmt und das Landesparlament in die Lage versetzt werden sollte, Gesetze zu beschließen, die als »heiße Eisen« gelten — zum Beispiel das Wahlgesetz oder die seit Jahrzehnten aufgeschobene Ortsnamenregelung.

    Der Entscheid des VGs (welcher bis zu einem endgültigen Urteil aufrecht bleibt) kommt knapp bevor kommende Woche der Toponomastik-Gesetzesentwurf der SVP ins Landtagsplenum kommen sollte. Dies scheint nun aufgrund der zu erwartenden Obstruktion, vor allem durch Rechtsaußen Donato Seppi, äußerst fraglich. Zieht die Sammelpartei das Gesetz nicht zurück, ist jedenfalls mit einem Scheitern zu rechnen.

    Für die italienischen Rechtsparteien könnte der Schuss allerdings nach hinten losgehen: Staatsanwalt Guido Rispoli musste die Ermittlungen gegen den AVS — der bei der Beschilderung der Wanderwege weitgehend auf italienische Ortsbezeichnungen verzichtet hatte — aufgrund des bestehenden gesetzlichen Vakuums einstellen. Unter diesen Voraussetzungen würde das Landesgesetz nicht nachträglich den Wegfall einiger italienischer Bezeichnungen legitimieren, sondern im Gegenteil überhaupt erst für eine Grundlage sorgen, aufgrund derer der Alpenverein dazu verpflichtet werden könnte, die wichtigsten italienischen Toponyme zu berücksichtigen. Ist der Landtag weiterhin außerstande, ein entsprechendes Gesetz zu verabschieden, hätten jetzt möglicherweise sogar die Gemeinden freie Hand, auf ihrem Gebiet über die Ortsbezeichnungen zu befinden.


    Medien/ Ortsnamen/ Recht/ · · · · · SVP/ ·

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  • AVS-Wegweiser nicht illegal.

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    22 Comentârs → on AVS-Wegweiser nicht illegal.

    Im Sommer 2009 hatten der CAI und die Tageszeitung A. Adige eine aggressive Kampagne gegen den Alpenverein Südtirol (AVS) gestartet, welcher bei der Anbringung neuer Wegweiser weitgehend auf italienische Ortsbezeichnungen, aber auch auf Zusatzinformationen in italienischer Sprache verzichtet hatte. Binnen kürzester Zeit hatten sich der Präfekt, die Staatsanwaltschaft und die italienische Zentralregierung eingeschaltet, welche zeitweise sogar mit dem Einsatz des Heeres (!) zur Entfernung der Schilder gedroht hatte.

    Heutigen Medienberichten zufolge wird Staatsanwalt Guido Rispoli demnächst seine Ermittlungen gegen den AVS einstellen, da die Schilder keinen Gesetzesverstoß darstellen; das Problem sei kein rechtliches, sondern vielmehr ein politisches. Wenn der Vergleich mit den Straßenbezeichnungen in Tramin stimmt, den der A. Adige heute anstellt, dürfte für die Einschätzung der Staatsanwaltschaft nicht einmal ausschlaggebend gewesen sein, dass die Schilder von einem privaten Verein aufgestellt wurden: Vor etlichen Jahren war gegen den Bürgermeister des Dorfes im Unterland ermittelt worden, weil er in seinem Dorf großteils einnamige Straßenbezeichnungen eingeführt hatte. Auch damals wurde das Verfahren eingestellt.

    Offensichtlich gibt es schlichtweg keine gesetzliche Vorschrift, welche die Zweinamigkeit vorschreibt. Dies eröffnet nicht nur für die Wanderbeschilderung, sondern auch für die umfassende Neuregelung der Ortsnamenfrage auf Landesebene völlig neue Perspektiven — in dem Sinne, dass man aufgrund eines rechtlichen Vakuums agieren kann. Der Landeshauptmann sollte daher umgehend seine Verhandlungen mit dem Regionenminister Fitto einstellen, zu denen er sich durch den massiven öffentlichen Druck der letzten Jahre hat verleiten lassen, und stattdessen die Materie dem Landtag überlassen, dessen Zuständigkeit sie ist.

    hatte von Anfang an die Auffassung vertreten, dass das Vorgehen des Alpenvereins nicht in Ordnung ist, was die einsprachigen Zusatzinformationen (Seilbahn, Hütte, Bushaltestelle, Parkplatz…) betrifft, und dass die Politik die Lösung der Ortsnamenfrage nicht aus Bequemlichkeit privaten Organisationen überlassen dürfe. Die damalige Stellungnahme scheint heute wieder aktueller denn je.



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  • Brugger für Abschluss mit Fitto.

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    6 Comentârs → on Brugger für Abschluss mit Fitto.

    SVP-Parlamentarier Siegfried Brugger drängt Luis Durnwalder, gegenüber Fitto in Sachen Wegweiser nicht mehr zu viele Forderungen zu stellen, um die Verhandlungen endlich zu einem »historischen« Abschluss zu führen. Trete Berlusconi zurück, müsse man sonst mit einer neuen Regierung von vorn beginnen. Glaubt Brugger, man solle in einer derart grundlegenden Frage zurückstecken, nur um möglichst schnell zu einem (zweifelhaften) Ergebnis zu kommen? (Nachdem man Jahrzehnte zugewartet hat?) Glaubt er ferner, eine Folgeregierung wäre einer Lösung weniger zugetan, als diese? Und schließlich: Ist er wirklich der Meinung, dass Abschlüsse mit diesen Herren irgendeinen Wert haben, nachdem die Einigung mit Kulturminister Bondi (faschistische Relikte) schlussendlich wirkungslos war?



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  • Auf der Straße der Peinlichkeiten.

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    33 Comentârs → on Auf der Straße der Peinlichkeiten.

    Roland Lang von der Bewegung Süd-Tiroler Freiheit nimmt sich in seiner jüngsten Aussendung eines Themas an, das wahrlich Aufmerksamkeit verdient. Es geht um den kreativen Umgang mit der deutschen Sprache auf den offiziellen Straßenschildern Bozens. (Mein persönlicher Favorit ist die Trienter Straße, die eigenen Recherchen zufolge in nicht weniger als fünf verschiedenen Schreibweisen ausgewiesen ist.)
    Herr Lang erweist den Bemühungen um korrekte Orthographie allerdings einen Bärendienst, denn dank seiner könnte der Wald an Schildbürger’schen Stilblüten bald noch viel dichter sein. Lang beharrt nämlich darauf und drängt die Stadtverwaltung dazu, die Venediger Straße in “Venedig-Straße” (sic! *fremdschäm*) umzubenennen. Wenngleich die Aufschrift »Venedigerstraße« — da zusammengeschrieben — nicht der deutschen Rechtschreibung entspricht, so ist Venediger Straße doch die korrekte Bezeichnung für eine Straße, die nach der Lagunenstadt benannt ist. Nahezu im gesamten deutschen Sprachraum wird die flektierte Variante verwendet. Bezeichnungen wie Romstraße und Mailandstraße bilden die Ausnahme und werden laut Duden — ohne Bindestrich — zusammengeschrieben. Langs »Korrektur« ist somit in zweifacher Hinsicht falsch. Lediglich in Liechtenstein und der Schweiz sind von obiger Regel abweichende Bezeichnungen gängig (Bernstrasse, Grenzacherstrasse…). Ein Blick in den Duden oder nach Innsbruck, wo in Sachen Straßenbezeichnungen und Rechtschreibung neuerdings vorbildliche Arbeit geleistet wird, hätte genügt. Der Süd-Tirol-Freiheit, pardon Süd-Tiroler Freiheit, sind doch hoffentlich der Bozner Platz, die Salurner Straße oder auch die Brunecker Straße (allesamt flektiert und ohne Bindestrich!) bekannt.

    Zugegeben, die deutsche Rechtschreibung ist einigermaßen komplex. Wer sich jedoch als Sprachhüter aufspielt, sollte seine Vorschläge zumindest mit dem Standardwerk der deutschen Rechtschreibung abstimmen. Um weiteren Peinlichkeiten vorzubeugen, hier noch ein paar andere Regeln zur Schreibung von Straßennamen. Die Vintlerstraße ist nach der Familie der Vintler benannt, während eine etwaige Vintler Straße den Ort im Pustertal als Paten hat. Eine Vintlstrasse gäbe es vielleicht in Zürich. Der Verdiplatz wird zusammengeschrieben, der Giuseppe-Verdi-Platz gekoppelt, wobei der Trend in Richtung letzterer Bezeichnung geht.

    Siehe auch: 01



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  • Minniti will Schule nach RSI-Kämpfer benennen.

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    47 Comentârs → on Minniti will Schule nach RSI-Kämpfer benennen.

    Aufgrund der einschlägigen Reformen sollen in Meran mehrere italienische Schulen zusammengelegt werden. Um einen Namen für das neue Schulzentrum ausfindig zu machen, haben sich die Verantwortlichen vor Ort ein partizipatives Modell ausgedacht: Schülerinnen und Eltern sollen Voschläge einbringen und darüber abstimmen, ein eigenes Komitee würde die Wahl dann begutachten und gegebenenfalls absegnen. Überraschenderweise zeichnet sich der Sieg eines »deutschen Namens« ab, jener des interethnischen Vordenkers Alexander Langer.

    Wie die Tageszeitung A. Adige in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, war dies für den — angeblich geläuterten — Postfaschisten Mauro Minniti Anlass genug, offiziell (und gegen die Prinzipien der Schulautonomie) bei der italienischen Schulamtsleiterin Minnei zu intervenieren, um diesen Namen abzuwenden. Vorwand: Es sei an der Zeit, Namen aus der lokalen (Meraner) Geschichte den Vorzug zu geben, anstatt sich auf Landesebene umzusehen. Merkwürdig, dass Minniti weder der alte Schulname (Giosuè Carducci, nachweislich kein Meraner), noch Straßenbezeichnungen nach irgendwelchen Militäreinheiten zu stören scheinen (die einige Splitter seiner Partei propagieren).

    Hochgradig skandalös und zeitgleich entlarvend ist jedoch einer der beiden Vorschläge, die der Landtagspräsident aus SVPs Gnaden selbst ins Spiel bringt: Die Schule solle entweder der jungen Meraner Jüdin Elena Stern gewidmet werden, die im Alter von sechs Jahren von den Nazis deportiert und ermordet wurde oder — man lasse sich die »angemessene« Kombination auf der Zunge zergehen — Erminio Barbieri, einem freiwilligen Kämpfer der faschistischen Sozialrepublik RSI, der von den Partisaninnen getötet wurde.

    Für Minniti wird es wohl wieder Zeit für eine Distanzierung. In einer funktionierenden Demokratie würde ihn die Landtagsmehrheit aus dem Präsidentenamt entlassen.

    Siehe auch: 01 02 03



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