→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

  • Respekt?

    Autor:a

    ai

    |

    9 Comentârs → on Respekt?

    Toscani Sensibilisierungskampagne.

    Das Land hat bei Starfotograf Oliviero Toscani, bekannt durch seine kontroversen Benetton-Plakate, eine Sensibilisierungskampagne gegen Mobbing unter Jugendlichen in Auftrag gegeben. Diese ist Teil einer breiter angelegten Initiative des Ressorts von LR Tommasini zugunsten von Legalität, Mehrsprachigkeit und gegenseitigem Respekt. Einmal vom Motiv abgesehen, das ich angesichts der Zielgruppe — beileibe nicht aus moralischen Gründen — nicht unbedingt passend finde, frage ich mich, wo denn bei der Anzeige die Mehrsprachigkeit, und somit der Respekt geblieben ist. Welche Glaubwürdigkeit vermittelt eine Kampa, die den Plurilinguismus vermitteln soll, dann aber sogar selbst die elementarsten Gebote der Zweisprachigkeit verletzt?

    Die landesweit angebrachten Plakate gibt es nämlich nur auf Italienisch. Somit ist die Mitteilung einem großen Teil der Bevölkerung gar nicht zugänglich. Ich selbst (der ich mich der italienischen Sprache einigermaßen mächtig fühle) dachte ursprünglich, dass »Bullo« mit »Macho« zu übersetzen wäre, was meiner Ansicht nach auch besser zum Motiv gepasst hätte.

    Oder soll hier gar suggeriert werden, dass die Problematik nur eine Sprachgruppe — und außerdem nur ein Geschlecht — betrifft?

    Toscani :bbd:.

    Cëla enghe: 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Das Pferd von hinten aufgezäumt.

    Da plant jetzt die italienische Regierung, die Prozesse zu verkürzen. Und welche Maßnahmen ergreift sie: Vereinfacht sie die Gesetze? Beschleunigt sie Prozeduren? Reduziert sie die Bürokratie? Stellt sie zusätzliche Richter und Staatsanwälte ein oder werden neue Computer angeschafft? Nichts von alledem! Man beschränkt die Dauer eines Prozesses pro Instanz einfach auf zwei Jahre, nach deren Ablauf der Angeklagte wieder auf freien Fuß gesetzt, das Verfahren endgültig eingestellt wird. Das könnte absurd klingen, wenn man nicht genau wüsste, welche Absicht hinter dieser Maßnahme steckt. Um den einen Unantastbaren zu schützen, scheut man nicht davor zurück, das gesamte System auf den Kopf zu stellen, der Gerichtsbarkeit den Todesstoß zu versetzen und die Arbeit von Richtern und Staatsanwälten ad absurdum zu führen, indem man Kriminelle massenhaft in die Straffreiheit entlässt.

    In Südtirol gibt es aber nach wie vor Zeitgenossen, die das italienische Justizsystem als eine Garantie für die Rechtssicherheit betrachten. Auch das könnte man unter Umständen absurd finden.

    Cëla enghe: 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Landesreferenda auf Ladinisch.

    In Südtirol muss immer von neuem für Rechte gekämpft werden, die eigentlich längst selbstverständlich sein sollten — und das ist derart mühsam, dass man oft mittelfristig ganz aufgibt. Die Ermüdungstaktik steckt denn wohl des Öfteren bewusst hinter den immer wieder festzustellenden Unzulänglichkeiten. Bei den kürzlich abgehaltenen Landesreferenda hat es die Ladinerinnen erwischt, die ihre Sprache auf den Stimmzetteln vergeblich gesucht haben, obwohl die Fragestellungen bei staatsweiten Befragungen meist dreisprachig abgedruckt sind.

    Erst jetzt hat sich die Landesregierung auf Druck der Partei Ladins Dolomites nachträglich dafür ausgesprochen, bei kommenden Befragungen auch die kleinste Sprachgruppe zu berücksichtigen. Dies bleibt jedoch auf die ladinischen Täler beschränkt. Die SVP Ladina hatte sich bei der Verabschiedung des Landesgesetzes zur direkten Demokratie ganz offensichtlich nicht für die Berücksichtigung der ladinischen Sprache eingesetzt. Fragt sich noch, mit welcher Begründung sich die Volkspartei als Vertretung der ladinischen Minderheit definiert.

    Cëla enghe: 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Watchdog für das Haus Athesia.

    Der Link ist schon seit einigen Tagen in der -Seitenleiste, jetzt möchte ich die Leser auch ausdrücklich auf das hervorragende neue Tschüssdolo-Blog aufmerksam machen. Dem bekannten Bildblog nachempfunden, das seit geraumer Zeit dem größten deutschen Boulevardblatt (und immer mehr auch anderen Zeitungen) auf die Finger schaut, hat sich der neue Wachhund des Südtiroler Massenblatts die Kontrolle der stark zentralisierten Südtiroler Medienlandschaft auf die Fahne geschrieben. Somit erfüllt endlich auch hierzulande das sogenannte Web zweinull seine Rolle als Garant der Meinungsfreiheit durch die Zerstreuung und Hinterleuchtung von Medienkonzentration. Dies war gerade in Südtirol längst überfällig, wo sich zuletzt bei den soeben gescheiterten Volksbefragungen gezeigt hat, welche Macht das Zusammenspiel von Einheitsblatt und Einheitspartei entfalten können. Diese schmerzliche Erfahrung war denn wohl auch der Startschuss für Tschüssdolo.

    Unbestätigten Vermutungen zufolge steckt hinter dem Pseudonym des Bloggründers (Sigi Steinbock) kein anderer als unser streitbarer Zeitgenosse Markus Lobis, dem ich auf diesem Wege meine Bewunderung für seine neueste Initiative ausspreche. Für diese These sprechen auch die Organisation des Blogs, der Schreibstil und selbstverständlich der Inhalt.

    Selbstverständlich ist auch ein Watchdog nicht vor Watchdogs geschützt.



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Kruzifix-Urteil stärkt Europa.

    Wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) am gestrigen Dienstag entschied, können Kruzifixe an öffentlichen Schulen die Religionsfreiheit und die Erziehungsfreiheit der Eltern verletzen. Insbesondere könne die Anbringung der Kreuze die Freiheit der Kinder “zu glauben oder nicht zu glauben” einschränken, weil sie dadurch einem nicht menschenrechtskonformen Anpassungsdruck ausgesetzt seien. Damit gaben die Richter einer aus Finnland stammenden italienischen Bürgerin recht und sprachen ihr eine Entschädigung von EUR 5.000,- zu. Sie hatte vor dem EGMR geklagt, nachdem sie vor italienischen Gerichten gescheitert war. Dass im Klassenraum ihres Kindes ein Kreuz hing, fand die bekennende Atheistin inakzeptabel.

    Die italienische Regierung hat bereits Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt, das jedoch nicht die automatische Entfernung aller Kreuze fordert. Es richtet sich vielmehr gegen zwei nach wie vor gültige verbindliche Anordnungen des faschistischen Unterrichtsministeriums von 1924 und 1928, in allen Klassenräumen Kruzifixe anzubringen.

    Verwaltungsgericht, Staatsrat und Verfassungsgericht hatten zuvor argumentiert, das Kreuz sei Ausdruck der italienischen Kultur und daher nicht ausschließlich als religiöses Symbol zu verstehen. Sie lehnten die Klage der Mutter ab. Der EGMR schloss sich dieser Linie jedoch nicht an, da das Kruzifix eindeutig dem Christentum zuzuordnen sei.

    Wenn man davon ausgeht, dass sich die westliche Kultur seit der Aufklärung durch eine allmähliche Überwindung des konfessionellen Staates auszeichnet, geht sie jedoch aus dem Urteil — anders als allgemein dargestellt — gestärkt hervor.



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Neue Töne.

    Autor:a

    ai

    |

    16 Comentârs → on Neue Töne.

    Freiheitliche: Freistaat.

    Niwo macht mich auf diesen neuen Aufkleber der Freiheitlichen aufmerksam.

    Wenngleich

    • ich (wie niwo selbst) noch lange nicht glaube, dass diese Kampagne und das damit zusammenhängende Konzept in irgendeiner Form mit dem Projekt von vereinbar sind;
    • ich die ausländerfeindliche und teilweise antisemitische Ausrichtung der Freiheitlichen verabscheue;
    • diese Partei in meinen Augen nach wie vor unwählbar ist;

    muss auch anerkannt werden, dass die Entwicklung in die richtige Richtung zeigt. Noch vor wenigen Jahren, als aus der Taufe gehoben wurde, wäre ein dreisprachiger Aufkleber zur Unabhängigkeit unvorstellbar gewesen. Umso mehr von einer Rechtspartei. Ja, selbstverständlich ist das Opportunismus — doch was ist schlimm daran, dass es allmählich auch den Rechten opportun erscheint, alle Sprachgruppen in ein entsprechendes Projekt einzubeziehen? Wie ernst sie es damit meinen, wird sich freilich noch zeigen.



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • SMG for Hektor.

    Norditalien.

    Die Südtirol Marketing Gesellschaft (kurz SMG) hat offenbar Tourismusdestinationen im Lande angeschrieben und ausdrücklich dazu aufgefordert, in englischen Texten nur noch die italienischen Ortsnamen zu benutzen. Den Erfindungen Tolomeis würde man damit aus äußerst zweifelhaften Marketing-Gründen erheblich mehr Raum und internationale Anerkennung bieten, als das Gesetz ohnehin schon zwingend vorschreibt. Wird in den Tourismusvereinen dem Druck aus Bozen entsprochen, wird die aufoktroyierte Ungerechtigkeit zu einer freiwilligen Südtiroler Angelegenheit.

    Die Politik hat für dieses Problem bis heute keine Lösung gefunden. Anstatt den seit dem Faschismus gedemütigten und nicht mehr amtlichen Ortsnamen durch gezielte Maßnahmen wieder die Würde zu verleihen, die ihnen zusteht, wird noch im 21. Jahrhundert aktiv Tolomeis Prontuario gestärkt. Und je länger man abwartet, desto mehr wird dieses Fälschungswerk zur unverrückbaren Wahrheit, während die historischen Ortsnamen quasi als Fassadenzusatz zur lokalen, folkloristischen Kuriosität abgewertet werden.

    Cëla enghe: 01 02 03



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Südtirol verliert.

    Südtirol verliert, nicht weil die Vorlagen des ersten Landesreferendums nicht umgesetzt werden, sondern — weil mit teils unlauteren Mitteln erfolgreich verhindert wurde, dass sich die Südtiroler überhaupt dazu aussprechen. Dabei wäre die Abstimmung in der Schweiz, in Bayern und selbst in der Gemeinde Urtijëi gültig gewesen — weil es dort kein Quorum gibt.

    Mit einer so mächtigen, wenngleich bröckelnden Einheitspartei wie hier, die jederzeit dafür sorgen kann, dass Volksabstimmungen ins Leere laufen, ist eine Beteiligungsschwelle von 40% vernichtend. Eine Chance werden nur Referenda haben, zu denen die SVP selbst aufruft — aber dann kann sie sie auch gleich durch den Landtag schleusen.

    Eine Analyse der abgegebenen Stimmen werde ich mir (weil müßig) sparen.

    [Diesen Eintrag schreibe ich übrigens aus der Schweiz, wo, wie ich bemerke

    • ebensowenig Chaos herrscht, wie in Bayern seit Einführung der direkten Demokratie die Lichter ausgegangen sind;
    • die Politiker wesentlich bescheidener und weniger arrogant/abgehoben sind als bei uns;
    • die ethnischen Minderheiten auch nicht unter die Räder gekommen sind, im Gegenteil;
    • die Blut- und Boden-Ideologie der Nazis keinen Anklang gefunden hat, Herr Campostrini;
    • über die Machtallüren von König Durnwalder gelacht wird und ein Berlusconi undenkbar wäre;
    • die Städte offener und kosmopolitischer sind als wohl überall sonst in den Alpen, obwohl das Stimmvolk dem EU-Beitritt (noch) nicht zugestimmt hat.]

    Mitbestimmung/ Politik/ · · · · Svizra/ · SVP/ ·

    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL