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  • Die Wichtigkeit der Verachtung…
    …für das eigene Ansehen.

    Bei den oberflächlicheren unter Südtirols »Bildungsbürgern« sind Reflexe weit verbreitet, die sie in der öffentlichen (oder zumindest in der eigenen) Wahrnehmung zielsicher zu den Guten und Gerechten katapultieren, egal, was sich hinter dieser Attitüde wirklich verbirgt. Sie kaschiert meist die Leere. Während in politischer Hinsicht das Bekenntnis zum Nationalstaat zum guten Ton gehört — und alles andere unreflektiert als vermeintlich provinziell und extremistisch abzulehnen ist — fällt eine Parallele in Hinsicht auf das kulturelle Leben auf: Wer etwas auf sich hält, findet dieses Land von vornherein zu engstirnig und verschmäht Dinge, die er gar nicht kennt. Dabei findet man in Südtirol inzwischen ein so reichhaltiges kulturelles Angebot auf höchstem internationalen Niveau, dass dieses Verhalten schnell als Vorwand entlarvt sein müsste. Meraner Musikwochen, Jazzfestival, Transart, TanzBozen, Busoni-Wettbewerb, Mahler-Musikwochen und — einmalig — die Manifesta sind nur einige der großartigen Veranstaltungen, die wir (meist auch noch zu Spottpreisen) serviert bekommen. Dazu kommen Tagungen, Filmtage und Symposien. Das Südtiroler Kulturinstitut holt die aufwändigsten Theaterproduktionen des deutschen Sprachraums nach Südtirol, das Teatro Stabile in Bozen zählt zu den renommiertesten des italienischen Sprachraums. So unterschiedlich ausgerichtete Einrichtungen wie das Museion, Kultur Meran oder die Brixner Hofburg bieten regelmäßig exzellente Ausstellungen an. Und die kleiner strukturierte lokale Kulturszene rundet das Angebot noch mit teils ebenfalls qualitativ hochstehenden Perlen ab.

    Das Ziel dieser Feststellung ist nicht, die — tatsächlich provinzielle — Auffassung zu verbreiten, wir hätten und könnten alles und wären besser als andere. In vielen Bereichen haben wir tatsächlich Nachholbedarf, manches sollte man auch besser aufeinander abstimmen. Es wäre aber zweckdienlicher, nicht a priori in (Selbst-)Verachtung zu versinken, nur um (vermeintlich) das eigene Ansehen zu steigern — sondern das kulturelle Leben selbstbewusst mitzugestalten und die mannigfachen Angebote wahrzunehmen.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Ende der Hetze?
    Quotation

    Der Alto Adige wird den Wert der Lokalberichterstattung neu entdecken, […] er wird mehr Abstand von der Politik halten — die Politik darf nicht die Agenda einer Zeitung diktieren. Es wird eine Zeitung sein, […] die über [die] bisherige Form des Zusammenlebens hinausdenkt, die nicht mehr den Konflikt als grundlegendes Element dieser Gesellschaft betrachtet.

    Was ich […] will: den Blick befreien, aufhören, unser Schicksal zu beklagen und zu schildern, was für Probleme wir in der Vergangenheit hatten. Ich möchte, dass wir vom Blick in den Rückspiegel wegkommen, unseren Blick nach vorne richten.

    Wir müssen mit der Vergangenheit reinen Tisch machen und dazu müssen wir uns der Wahrheit stellen. Das betrifft nicht nur die Attentate der 60er-Jahre: Wir sind bereit, die Dinge unter anderen Gesichtspunkten als in der Vergangenheit zu erzählen.

    Man kann die italienische Kultur auch verteidigen, mit Verstand, mit Argumenten, nicht blind, nicht gegen jemanden und nicht von vornherein. Ich war nicht in Bozen, als man über Friedens- oder Siegesdenkmal diskutiert hat, aber ich bin der Meinung, dass wir heute anders darüber diskutieren würden, offener, auf der Suche nach etwas Neuem, alte Denkmuster überwindend.

    [Wir leben] in einem Land, in dem es einen vielfältigen Journalismus gibt, eine Konkurrenz, die es dem Leser erlaubt, die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Wenn Sie nach Verona schauen, werden Sie dort nur mehr eine Tageszeitung vorfinden, hier herrscht eine erstaunliche Medienvielfalt. Und diese Vielfalt garantiert Freiheit.

    Alberto Faustini, neuer Chefredakteur der Tageszeitung »A. Adige«, in einem bemerkens- und lesenswerten ff-Interview (ff Nr. 27 vom 07.07.2011).

    Cëla enghe: 01 || 01 02 03



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  • Tolomeis Institut dichtmachen!

    Wie der Landeshauptmann erklärt, will uns Finanzminister Tremonti zum Sparen zwingen, obwohl Südtirol keine Schulden hat. Das Eingesparte wird auch nicht dem Staat überwiesen. Mit anderen Worten: Das Land verfügt dann über Geld, das es nicht ausgeben darf.

    Durnwalder sollte dem Minister einen Gegenvorschlag unterbreiten, der dem Staat eine echte Einsparung bringen würde: Die Schließung des Istituto di Studi per l’Alto Adige in Florenz, das — wie bereits beschrieben — auf Ettore Tolomei zurückgeht und nach wie vor besteht. Das Institut beruft sich bis heute u. a. auf ein Programm des Protofaschisten, das völlig unkommentiert auf seinem Webauftritt präsentiert wird. Auch sonst sucht man Spuren einer Aufarbeitung (oder auch nur einer milden Distanzierung) vergeblich. Dass eine derartige Einrichtung weiterhin mit öffentlichen Mitteln finanziert wird und sogar an einer öffentlichen Universität angesiedelt ist, ist in hohem Maße skandalös.

    Das Istituto di Studi per l’Alto Adige ist kein totes »Relikt«, sondern ein quicklebendiges Überbleibsel aus Italiens kolonialistischer Vergangenheit, das sich jetzt über die Toponomastikkommission des Landtags zu allem Überfluss auch noch direkt in die Südtiroler Politik einmischt.

    Keine Demokratin darf den Fortbestand einer derartigen Institution dulden!

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Warnschuss für die Faschos.

    Besser spät als gar nicht: Nachdem zwei ihrer neofaschistischen Kameraden vor einigen Monaten einem verkürzten Verfahren und somit freiwillig einer Geldstrafe zugestimmt hatten, wurden am 26. Juni die beiden uneinsichtigen Chefs von CasaPound Bozen, Andrea Bonazza, und Blocco Studentesco Mirko Gasperi in erster Instanz verurteilt. Den vier war von der Bozner Staatsanwaltschaft vorgeworfen worden, bei den letztjährigen Gedenkfeierlichkeiten für die Opfer der Karstschlünde (foibe) ihren Arm zum faschistischen Gruß erhoben zu haben. Bonazza und Gasperi hatten sich auf ein ordentliches Gerichtsverfahren eingelassen, weil sie der Meinung waren, ihre Tat sei nicht strafbar.

    Nicht nur ist es das erste Mal, dass die Staatsgewalt einigermaßen entschlossen gegen die schwarze Szene in Bozen vorgeht, es ist sogar das erste Mal, dass jemand in Italien für diesen Tatbestand verurteilt wird — in 66 Jahren Nachkriegsgeschichte. Dass dieser Präzedenzfall aus Südtirol kommt, ist nicht unbedeutend, und lässt sich wohl mit dem steigenden Druck aus Gesellschaft und Medien erklären, der sich besonders im Laufe der letzten Jahre (Antifa Meran, ff-Investigationen…) zugespitzt hat. Gerade jetzt, wo sich neofaschistische Gruppierungen in Italien regen Zulaufs erfreuen und teilweise von der Zentralregierung gedeckt werden, handelt es sich hierbei um ein höchst erfreuliches Signal, auf welches jedoch weitere konkrete Schritte folgen müssen. Noch immer ist der rechtsextremistische Buchladen CasaItalia in einem Gebäude des Südtiroler Wohnbauinstituts (Wobi) untergebracht.

    Das Urteil gegen Bonazza und Gasperi ist noch nicht rechtskräftig.



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  • CLIL: Einfach mal drauflos?

    Nachdem die Landtagskommission zur mehrsprachigen Schule, die von FLI und PDL beantragt worden war, ihre Arbeit abgeschlossen hat, sprechen die »Immersionisten« davon, dass eine neue Epoche angebrochen sei. Jetzt soll mit der mehrsprachigen Schule endlich ernst gemacht werden, heißt es selbst aus Regierungskreisen, wo LH-Stellvertreter Tommasini seit Monaten den Druck erhöht hat, um mehr Content and Language Integrated Learning (CLIL) an Südtirols Schulen zu ermöglichen. Dabei ist der Abschlussbericht der Kommission auf dem Niveau eines mittelmäßigen Mittelschulreferats, ein gesellschaftliches Gesamtkonzept, in das sich die mehrsprachige Schule einbetten ließe, gibt es nicht. Überhaupt hat sich die Kommission fast ausschließlich auf die »individuellen« Auswirkungen mehrsprachiger Unterrichtsmodelle konzentriert, ohne sich mit den gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu befassen. Interessante Schlussfolgerungen hätte diesbezüglich etwa das katalanische Modell ermöglicht, das in der Kommission jedoch nicht von einem katalanischen, sondern von einem italienischen Experten vorgestellt wurde, der den nun bekanntgewordenen Informationen zufolge kaum auf den gesellschaftlichen Aspekt aufmerksam gemacht hat.

    Ich betrachte es als ungemein dilettantisch, das Schulmodell von seinem Kontext losgelöst zu betrachten. Falls man unter den jetzigen Voraussetzungen mit mehrsprachigen Schulmodellen vorprescht, kann dies sich als Sackgasse ohne Wendemöglichkeit erweisen — ein Blick ins AstatSprachbarometer reicht, um zu verstehen, dass es einer komplexeren Lösung bedarf.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • Der SWR will die Finanzautonomie.

    Nicht zum ersten Mal hat »die Wirtschaft« vor wenigen Tagen verlangt, endlich die volle Finanzautonomie nach Südtirol zu holen. Vor geraumer Zeit war es kein geringerer als Dieter Steger gewesen, der im Namen des damaligen Kaufleuteverbands (heute: hds) die finanzielle Abkoppelung von Rom gefordert hatte. Und neulich hatte die Südtiroler Wirtschaftszeitung (SWZ) sogar öffentlich mit dem Gedanken der staatlichen Unabhängigkeit gespielt.

    Diesmal hat Präsident Christoph Oberrauch den bei der Generalversammlung des Südtiroler Wirtschaftsrings anwesenden Landeshauptmann aufgefordert, sich ernsthaft für die volle Finanzautonomie einzusetzen. Wenn man bedenkt, mit wieviel Eifer die SVP das sogenannte Mailänder Abkommen als Finanzautonomie verkauft, ist das eine öffentliche Bloßstellung. Auch eine deutliche Schelte wegen der ausufernden Bürokratie blieb Luis Durnwalder beim SWR nicht erspart.

    Neu an Oberrauchs Aussagen war aber weniger die Forderung nach einer umfassenden Finanzautonomie — die die Vorteile des Verteilens direkt an die Unannehmlichkeiten des Eintreibens koppeln und somit mehr Verantwortung erfordern würde — sondern vielmehr die Deutlichkeit seiner Worte zur Beschreibung der italienischen Situation:

    Staatschulden, Steuerhinterziehung, überschäumende Bürokratie, Rechtsunsicherheit, Korruption, Zerstrittenheit unter den politischen Parteien und kein Konsens bei der Bevölkerung für Sparmaßnahmen — eine Kettenreaktion, die in den Staatsbankrott führen muss, wo die Ersparnisse und Renten auf dem Spiel stehen und kein Platz für Zukunftsinvestitionen in Bildung, Infrastrukturen und Innovation ist.

    – Christoph Oberrauch

    Diese Ausführungen dürften dazu beitragen, die Zweifel derjenigen zu beheben, die sich noch vor wenigen Wochen gefragt hatten, ob Südtirol allein, ohne Italien, überhaupt wirtschaftlich überlebensfähig wäre: Kein Wirtschaftsvertreter würde die Steuerhoheit fordern, wenn sie nicht deutliche Vorteile verspräche. Vielmehr könnte unser Überleben auf dem Spiel stehen, wenn wir unsere Finanzen nicht bald schon von den römischen abkoppeln.



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  • Der Pakt mit dem Panda.

    Eine Dokumentation der ARD über die Machenschaften des WWF.



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