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  • ASGB ausgebootet.

    Seit Jahren versuchen die sogenannten konföderierten Gewerkschaften Italiens, die vom Autonomiestatut vorgesehene Gleichstellung des ASGB in Südtirol zu sabotieren; besonders der SGB (CISL) tut sich seit Jahren mit Attacken gegen die autonome Südtiroler Gewerkschaft hervor. Er möchte ihr am liebsten ganz die Berechtigung absprechen, an Tarifverhandlungen teilzunehmen.

    Diese Drecksarbeit hat nun zum ersten wirklichen Erfolg geführt: Das Arbeitsministerium hat kürzlich ein Rundschreiben erlassen, wonach der ASGB und die mit ihm verknüpfte Landesbauarbeiterkasse nicht mehr zur Ausstellung der Konformitätserklärung DURC berechtigt sind, die für die Teilnahme an öffentlichen Bauaufträgen vorgeschrieben ist. Die Gleichberechtigung der Landesbauarbeiterkasse ist somit schwer beeinträchtigt.

    Bezeichnend ist, dass das Arbeitsministerium bislang stets die Berechtigung zur Ausstellung des DURC bestätigt hatte. Obwohl sich seitdem an der Rechtslage nichts geändert hat, macht gerade die angeblich unpolitische, nur an Einsparungen interessierte Technikerregierung eine Kehrtwende und beschneidet damit unsere Autonomie zum wiederholten Mal.

    Das ist der erneute Beweis, dass diese Regierung sehr wohl das politische Ziel der Zentralisierung und Gleichschaltung verfolgt, und dass sie dafür nicht einmal vor Vertragsbrüchen zurückschreckt. Solange dies unter der weitgehenden Gleichgültigkeit der Südtiroler Bevölkerung geschieht, wird sich daran wohl auch nichts ändern — Italiens Gerichte haben jedenfalls bewiesen, dass sie im Zweifelsfall den Zentralstaat decken.



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  • Hitler-Neid.
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    “Super-Mario”, die Griechen und andere EU-Schmarotzer haben sich wieder einmal durchgesetzt. Diese Staaten haben die EU von Anfang an als Selbstbedienungsladen gesehen. Diese Hasstiraden erinnern fatal an die Hitlerzeit. Auch damals erweckten die wirtschaftlichen Erfolge Deutschlands solchen Neid und Hass.

    Auszug aus dem Leserbrief von Christian Waschgler aus Dietenheim, erschienen in der heutigen Dolomiten-Ausgabe.

    Ein Kommentar zum Inhalt des Leserbriefes erübrigt sich. Es wäre aber an der Zeit, dass das Tagblatt der Südtiroler seine teils völlig unkritische Handhabung von Zuschriften überdenkt. Dass so etwas im Jahr 2012 widerspruchslos veröffentlicht wird, ist nicht rechtfertigbar.



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  • Südtiroler Dialekt?
    Quotation

    Der Südtiroler Dialekt stellt keinen eigenen Zweig des Tiroler Dialektes dar, zumal die Mundart mancher Gebiete Südtirols jener von benachbarten Orten jenseits der Staatsgrenze ähnlicher ist als jener von anderen Südtiroler Gebieten.

    Quelle: Wikipedia.

    Leider habe ich in letzter Zeit immer wieder — auch von akademisch gebildeten Südtirolern — gehört, in Südtirol werde ein völlig anderer Dialekt gesprochen als in Nord- und sogar Osttirol (wo doch großteils der Pusterer Dialekt gesprochen wird). Das wurde im Einzelfall sogar als Beleg dafür gewertet, dass Nord- und Südtirol schon vor der politischen Trennung kulturell getrennt waren.

    (Ob meine Einschätzung, dass die Unterschiede zwischen dem westlichen und dem östlichen Landesteil größer sind, als jene zwischen südlichem und nördlichem, haltbar ist, weiß ich nicht. Das Wikipedia-Zitat legt es jedenfalls nahe.)



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  • WordPress: Wie ein Nationalstaat.

    Brennerbasisdemokratie ist auf Grundlage der Blogsoftware von WordPress aufgebaut, welche selbstverständlich in vielen Sprachen der Welt verfügbar ist — aber leider nicht auf Ladinisch. Vor wenigen Wochen hatte ich (wie einigen aufgefallen sein dürfte) die Sprachdatei der Software mit einer weiteren, ladinischen Spalte versehen, um die Benutzeroberfläche des Blogs in die kleinste unserer Landessprachen zu übersetzen.

    Nun ist es so, dass für die Blogsoftware von WordPress in unregelmäßigen Zeitabständen — durchschnittlich etwa einmal im Monat, wie ich schätze — Aktualisierungen bereitgestellt werden, die durchzuführen sich empfiehlt. Bezüglich meiner Anstrengungen, die Oberfläche in’s Ladinische zu übertragen, hat dies im übertragenen Sinne ähnliche Auswirkungen, wie die Zugehörigkeit Südtirols zum Nationalstaat Italien. Da nämlich die ladinische Sprache nicht im Quellcode der Software enthalten ist, gehen mit jeder Softwareaktualisierung Teile meiner Übersetzungen wieder verloren, die entsprechenden Module erscheinen dann wieder in deutscher Sprache. So geschehen auch heute: Nach Durchführung eines Updates ist das Kommentareingabeformular wieder eingedeutscht.

    Selbstverständlich bestünde die Möglichkeit, WordPress anzuschreiben und anzubieten, meine Übersetzung offiziell in künftige Softwareversionen einzubauen, sodass sie dann dem Quellcode angehört. Doch meine Ladinischkenntnisse reichen nicht aus, um die Korrektheit meiner Sprachdatei garantieren zu können. Daraus ergibt sich der bereits genannte Aufwand, nach jeder Aktualisierung manuell nachzubessern.

    Was für ein Blog, das nicht präzise Sprachverpflichtungen einhalten muss, einen erträglichen und überschaubaren Mehraufwand darstellt, hat — wenn wir beim obigen Vergleich bleiben — für ein Land wie Südtirol erhebliche Folgen: So wie WordPress seinem Quellcode nach zwar mehrsprachig ist, aber die ladinische Sprache nicht beinhaltet, so ist der Nationalstaat Italien seinem Quellcode nach einsprachig italienisch. Jedes Mal, wenn ein neues Gesetz erlassen, ein neues Formular verfasst, eine staatliche Sensibilisierungskampagne gestartet wird, wird dies auf Italienisch gemacht. Irgendwann später stellt sich dann — vielleicht — die Frage, ob man für Südtirol das Gesetz, das Formular und die Kampagne in die deutsche und womöglich »sogar« in die ladinische Sprache übertragen soll. In vielen Fällen geschieht das nicht, da der Aufwand zu groß erscheint. Jedes Mal von neuem muss Südtirol jedoch in zahllosen Bereichen Energien verschwenden, um auf sich und die Bedürfnisse der Minderheiten aufmerksam zu machen.

    Staaten, deren Quellcode bereits mehrsprachig ist, haben dieses Problem nicht. Von der ersten Konzeption von Gesetzen, Kampagnen und vielem mehr an ist jedem Beteiligten bewusst, dass das »Angebot« in mehreren Sprachen verfügbar gemacht werden muss. Jene Energien, die eine Minderheit in einem Nationalstaat für die — zuletzt unzureichende, weil (wie die ladinische Blogübersetzung) von dauernden Rückschlägen gekennzeichnete — Anpassung von Maßnahmen auf die eigene Realität verschwendet, können dann wesentlich sinnvoller eingesetzt werden. Das ist ein Grund, warum wir glauben, dass ein unabhängiges Südtirol, wenn es richtig konstruiert ist, die Mehrsprachigkeit verbessern und trotzdem gleichzeitig noch neue Energien freisetzen könnte.



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  • Bisch a Tiroler, bisch koa Mensch?

    Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich einmal bei einer Generalprobe des Musikantenstadls in der Bozner Eiswelle zugegen war; obschon das Attribut “beruflicher Grund” mich doch einigermaßen reinwaschen dürfte. Jedenfalls war dieses Ereignis im Lichte der “Europaregion Tirol” und der damit einhergehenden Identitätsstiftung ein sehr interessantes. Völlig wertfrei möchte ich von einer Beobachtung erzählen, die ich dort gemacht habe und die mir in etwas abgeänderter Form auch regelmäßig im Alltagsleben begegnet.

    Um die Meute in Stimmung zu bringen, gibt es beim Musikantenstadl einen “Einpeitscher”. Bevor der immer gut gelaunte Andy Borg die Bühne betritt, schießt ein noch viel besser gelaunter Stimmungsmacher wie ein aufgeschrecktes Eichhörnchen wild fuchtelnd, brüllend und klatschend durch den Saal. Die Zuseher bedanken es ihm mit Applaus. “Wo sind unsere deutschen Freunde?” Stattlicher Applaus. “Wo sind die Nordtiroler?” Großer Applaus. “Wo sind die Osttiroler?” Vereinzelter Applaus. “Wo sind die Südtiroler?” Riesengroßer Applaus. Und wohl in der Hoffnung, den kolossalsten Beifall des Abends einzufahren, brüllte der gute Mann – der dem Dialekt nach zu urteilen aus dem Raum Innsbruck stammte – zu guter letzt ins Mikro: “Und wo sind die Tiroler?” Das Ergebnis war ungefähr der große Applaus der Nordtiroler mit den vereinzelten Klatschern der Osttiroler zusammengenommen¹. Der “Einpeitscher” versuchte erfolglos sein Erstaunen über die enttäuschenden Dezibel zu kaschieren, schoss aber sogleich ein “Und jetzt alle die Hände über den Kopf” nach und die Welt war wieder in Ordnung.

    Von den Untiefen des Musikantenstadls nun wieder zurück herauf in den Alltag: Da ich meinen Nordtiroler Zungenschlag nicht zu verstecken vermag und auch nicht will, schallt mir südlich des Brenners immer wieder die Frage entgegen: “Du bisch obr a Tiroler?” Ich habe mir mittlerweile angewöhnt darauf mit der – zugegeben etwas süffisanten – Gegenfrage “Du epper nit?” zu antworten und genieße dann ganz absonderlich die überrascht-verlegenen Blicke und das eilig-rechtfertigende “Jo, obr I moan …”. Wenngleich es auch einige gibt, die dann noch einer Erklärung bedürfen, was ich denn nun damit meine.

    Das “höfliche” Äquivalent des kollegialen “Du bisch obr a Tiroler?” ist das amtliche “Ah, Sie sein Ausländer?”, das einem nicht selten in der Südtiroler Verwaltung begegnet. Wiewohl die Formulierung im bürokratischen Sinne durchaus korrekt sein mag, fröstelt mich die Kälte dieser Titulierung im Vergleich zum herzlich-warmen Empfang der mir in Südtirol im Allgemeinen bereitet wurde.

    Ich bilde mir ein, dass man besonders dem Nordtiroler Zuwanderer mehrheitlich wohlwollend gegenübersteht und bin mir bewusst, dass die obigen Formulierungen nicht böse gemeint und bisweilen sogar positiv konnotiert sind. Sie zeigen aber auch, dass die jahrzehntelang aufrechte und mittlerweile bekanntlich “nicht mehr existierende Grenze” wie auch die nationalstaatliche Logik den Sprachgebrauch prägen. Der Weg hin bzw. zurück zu einer territorialen Tiroler Identität im Sinne der Europaregion – die dann nicht bloß die “echten Tiroler”, sondern alle Ansässigen miteinschließt und als Tiroler begreift – ist ein verdammt weiter. Aber irgendwann muss man sich auch zum entferntesten Ziel auf den Weg machen.

    1) Dass die Welschtiroler überhaupt außen vor gelassen wurden, ist wohl ob der Erfahrungswerte bezüglich der Biographie des “gemeinen Musikantenstadlbesuchers”  durchaus nachvollziehbar

    Cëla enghe: 01



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  • Ceteros excoluimus.
    Quotation

    Italia-Germania: ci siamo. È molto più di una partita. Italia e Germania sono sempre state nemiche, e quando erano alleate non c’era da fidarsi. L’Italia è un mondo e una civiltà, chiamiamola classica-latina-cattolica, la Germania è un altro mondo e un’altra civiltà, chiamiamola romantica-gotica-luterana. Si dice: i tedeschi ci amano ma non ci stimano, noi li stimiamo ma non li amiamo. Perché non li amiamo? Perché non ci stimano? Noi abbiamo fatto qualcosa che loro han sempre sognato e mai avuto: abbiamo dominato il mondo per secoli, impiantando la civiltà. Abbiamo imposto la lingua, il diritto, i tribunali, i codici, la letteratura, il teatro, il pensiero, la storiografia.
    […]

    Ferdinando Camon sull’A.Adige di oggi.

    Sono passati 90 anni da quando l’Italia si precipitò sciaguratamente nell’equivoco fascista di considerarsi il degno successore dell’Impero romano. Con tutte le tragiche e criminali conseguenze che conosciamo.

    Hinc ceteros excoluimus lingua legibus artibus.

    Ma da quell’epoca ad oggi molti, troppi, sembrano non avere imparato nulla. Tra cui il più importante (per diffusione) quotidiano in lingua italiana del Sudtirolo. Mentre Camon termina così

    Chiunque vinca stasera, domani resterà la poca simpatia o l’antipatia o l’odio che c’è sempre stato. E sempre ci sarà.

    rimaniamo tutti in attesa delle prossime bellissime quanto inutili articolesse sulla pacifica convivenza e lo spirito europeo.

    Cëla enghe: 01 || 01



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  • Verleihung der Staatsbürgerschaft.

    Der Rai Sender Bozen berichtete während der gestrigen Tagesschau über die Verleihung der italienischen Staatsbürgerschaft an acht ImmigrantInnen. Anwesend bei der kleinen Feier laut Bericht unter anderem der neue Präfekt Valerio Valenti, der Bozner Bürgermeister Spagnolli und Vertreter des Heeres!

    Die Verleihung der Staatsbürgerschaft ist vielleicht das stärkste institutionelle Zeichen, dass ImmigrantInnen in ihrer neuen Heimat angekommen sind. Der Zentralstaat scheint sich dieser Symbolik bewusst zu sein. Zumindest laut dem gestrigen Kurzbericht dürfte die Verleihungszeremonie in einer x-beliebigen italienischen Provinz nicht von der gestrigen Zeremonie in Bozen unterscheidbar sein. Alleinige Sprache der kleinen Feier, die Sprache des Zentralstaates. Die Beamten und Institutionen, mit denen die neuen SüdtirolerInnen, im Zuge der Aufenthaltsgenehmigung und der Beantragung um die Staatsbürgerschaft, in Kontakt treten, sprechen ausschließlich die Sprache des Nationalstaates. Und selbstverständlich zählen auch nur italienische Sprachkenntnisse, wenn es um die Aufenthaltsgenehmigung geht.

    Der Zentralstaat spielt hier seine Kompetenzen bewusst aus, um in Südtirol neue Fakten im nationalstaatlichen Sinne zu schaffen. Dabei wird nicht nur das Prinzip der Gleichstellung der deutschen mit der italienischen Sprache mit Füßen getreten, sondern auch das Autonomiestatut, das auf dem Pariser Vertrag beruht, und der Artikel 6 der italienischen Verfassung werden in ihrem tieferen Sinn ignoriert.

    Minderheitenschutz im Kontext der Immigration muss bedeuten, dass der Zentralstaat sich aktiv dafür einsetzt, dass die neuen SüdtirolerInnen sprachlich und kulturell mit der gesamten Palette Südtirols in Berührung kommen. Der Nationalstaat macht genau das Gegenteil. Ein Beleg, dass es dem Zentralstaat nicht um eine wirkliche Förderung von Minderheiten geht und, dass die Zugehörigkeit zum Nationalstaat Italien institutionell der falsche Rahmen ist, um Südtirol wirklich mehrsprachig und multikulturell zu machen.



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