Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Querfinanzierung weg?

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    1 Comentâr → on Querfinanzierung weg?

    Nach jahrelangem Tauziehen zwischen Rom und Bozen ist jetzt klar, dass die Zentralregierung die Konzession der Brennerautobahn neu ausschreiben wird. Beschlossen wurde das in Rom und auch die Ausschreibung wird dort verfasst. Bedingungen, die etwaige Bewerber erfüllen müssen, wie etwa die Umsetzung von Lärmschutz- und Kompensationsmaßnahmen vor Ort, werden folglich nicht in Südtirol festgelegt.

    Allerdings droht auch schon die nächste Gefahr: Die A22 hat während der letzten Jahre rund 500 Millionen Euro beiseite gelegt, welche für die Querfinanzierung von Eisenbahn und BBT zweckgebunden sein sollten. Da Rom dieses Geld aufgrund der Krise gut gebrauchen kann, wird jetzt jedoch befürchtet, dass der Staat die Gelegenheit der Vergabe nutzen wird, um es auf Nimmerwiedersehen im eigenen Schlund verschwinden zu lassen.

    Dabei handelt es sich bei der Summe eigentlich um eine Gegenleistung der Autobahn für die Belastungen vor Ort sowie um einen Beitrag zu deren Reduzierung.



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  • Induktiv daneben.

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    7 Comentârs → on Induktiv daneben.

    Auf der Webseite der Tageszeitung A. Adige wurde gestern ein nur wenige Zeilen langer Artikel publiziert, der jedoch in vielerlei Hinsicht bemerkenswert ist. Unter dem Titel “Se il tedesco ‘traduce’ il ladino” wird dort das Foto eines einnamig ladinischen Wegweisers veröffentlicht, auf den mit einem Marker die Bezeichnung “Raschötz” geschrieben wurde. Der angebliche ladinischsprachige Einsender dazu:

    Le traduzioni vanno bene solo se sono in tedesco?

    Der Redakteur bestärkt sogleich diese Einschätzung indem er schreibt:

    ’Resciesa’ (Anm.: der besagte ladinische Flurname auf dem Schild) è il nome storico, quindi, secondo la logica dei ‘puristi’ non traducibile. Sul Salto di San Genesio, ad esempio, le traduzioni in italiano delle località aggiunte col pennarello dagli escursionisti su cartelli rigorosamente solo in tedesco, sono state cancellate perché ‘invenzioni tolomeiane’. Evidentemente, quando le invenzioni sono nella lingua di Goethe, il problema non sussiste. Tutto questo mentre rimane irrisolto il problema della sostituzione dei segnali monoligui (sic!) sui sentieri, dove, spesso, anche le indicazioni di pericolo sono solo in tedesco.

    Ob es nun zündlerischer Vorsatz oder einfach nur grenzenlose Dummheit ist, kann und will ich nicht beurteilen. Wie man aber nach jahrelanger Diskussion immer noch so undifferenziert “argumentieren”, haarsträubende induktive Schlüsse ziehen und der Sachlage derart nicht mächtig sein kann, ist zumindest bemitleidenswert. Aus diesem Mitleid heraus erkläre ich die Materie noch einmal:

    1. Es stimmt, dass man Namen grundsätzlich nicht übersetzen kann, da sie im Gegensatz zu Wörtern, die etwas benennen, etwas bezeichnen und mit dem Bezeichneten untrennbar verbunden sind. Wenn auch die Wörter, aus denen der Name besteht, eine übersetzbare Bedeutung haben, so verlieren diese Wörter diese Bedeutung, sobald sie Teil eines Namens sind. “Dreikirchen” beispielsweise bezeichnet eine bestimmte Örtlichkeit, wo natürlich drei Kirchen stehen. Dennoch heißen andere Orte, wo es drei Kirchen gibt, nicht notwendigerweise so. “Dreikirchen” hat demnach seine wörtliche Bedeutung verloren, da es einen spezifischen Ort eindeutig definiert. Die Namensbestandteile können daher auch nicht – wie es in Übersetzungen vorkommt – durch Synonyme ersetzt werden. Am besten veranschaulicht dies der “semantische Umkehrschluss”. Ich kann von der Romantik der drei Kirchlein in “Dreikirchen” begeistert sein, nicht aber von der Romantik der drei Kirchen in “Dreikirchlein”.
      Dies ist, anders als es der Redakteur andeutet, keine schrullige Einzelmeinung von “Puristen”, sondern weit verbreiteter sprachwissenschaftlicher Konsens.
    2. Theoretisch kann man nur etwas übersetzen, was auch eine Bedeutung hat. Obwohl ich, wie ich unter Punkt 1 beschrieben habe, einen Ortsnamen auch dann nicht “übersetze” wenn ich die einzelnen Namensbestandteile, sofern sie etwas bedeuten bzw. uns die Bedeutung und Etymologie bekannt ist, in eine andere Sprache übertrage. Brennero ist demnach keine “Übersetzung” von Brenner, sondern lediglich eine phonetische Anpassung des Exonyms an das Endonym. Bisweilen gibt es auch zwei oder mehrere historisch gewachsene Bezeichnungen für ein und dieselbe Örtlichkeit. Der höchste Berg der Welt hat beispielsweise zwei Endonyme, da die Menschen sowohl dies- als auch jenseits des Himalayas unabhängig voneinander einen Namen für den Berg gefunden haben — Sagarmatha und Chomolungma — und ein sehr bekanntes und weit verbreitetes Exonym — Mt. Everest. Ähnlich verhält es sich – wenn ich nicht irre – mit Neumarkt vs. Egna. Es gibt also sowohl historisch gewachsene Endonyme (München) als auch Exonyme (Monaco). Manche Exonyme wurden “übersetzt” (Settequercie), andere haben eine völlig unterschiedliche Etymologie (Vipiteno). Nicht zuletzt muss man aber auch den qualitativen Unterschied zwischen einer mutwilligen “Übersetzung” bzw. “Bezeichnung” zum Zwecke der Assimilierung und einer historisch gewachsenen exonymen Betitelung berücksichtigen. Exonyme Bezeichnungen sind legitim, sollten aber keine Offizialität haben. “Raschötz” ist überdies keine “Erfindung”, sondern ein historisch gewachsenes Exonym – in gewissem Sinne sogar Endonym, da die Alm an deutschsprachiges Gebiet grenzt. [siehe]
    3. Abgesehen davon, dass “Raschötz” keine “invenzione” sondern argumentierbar ein historisches Endonym ist, setzt der abenteuerliche induktive Schluss, dass es auf “deutscher Seite” ok sei, Namen grundsätzlich zu übersetzen und Schilder illegalerweise zu beschriften, der ganzen Agitation die Krone auf. Aufgrund eines einzelnen einnamig ladinischen Wegweisers auf den eine andere Bezeichnung geschrieben wurde, auf die Allgemeinheit zu schließen, ist absurd. Wenn ich irgendwo im italienischen Viertel in Bozen eine faschistische Schmiererei finde, kann ich doch auch nicht daraus schließen, dass es den italienischen Antifaschismus nicht gibt. Mir ist jedenfalls nicht bekannt, dass es auf deutschsprachiger Seite nennenswerte Strömungen gibt, welche deutsche Exonyme auf einnamig ladinischen Schildern fordern. Ebensowenig wurden meines Wissens in Ladinien flächendeckend einnamige Wegweiser nachträglich mit deutschen Exonymen versehen, noch wird derartiges Vorgehen öffentlich goutiert oder gar eine Gefährdung deutschsprachiger Wanderer heraufbeschworen, weil in Ladinien die im deutschen Sprachraum gängigen Exonyme auf den Schildern fehlen. Im Gegenteil, Egon Kühebacher, eine der wichtigsten wissenschaftlichen Stützen der Befürworter der “historischen Lösung”, schlägt für Ladinien ein Zurückfahren der deutschen Exonyme vor, obwohl diese meist historisch gewachsen und keine faschistischen Erfindungen sind.

    Abgesehen davon, dass Warnhinweise auf Wegweisern in den Bergen natürlich mehrsprachig sein müssen, dies nach meinem Dafürhalten auch von niemandem bestritten wird und der AVS zur Zeit Umgestaltungen vornimmt, die über das bloße Aufstellen von Warnhinweisen auf Italienisch hinausgehen (Stichwort: Tolomei hält in den Bergen Einzug), ist das unautorisierte Anbringen von zusätzlichen Bezeichnungen oder Informationen – seien sie nun deutsch, italienisch oder chinesisch – schlicht und einfach Sachbeschädigung, gegen deren Verursacher normalerweise ermittelt werden müsste. Diesbezüglich hab ich aber noch nie etwas in den Medien gelesen.



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  • Wegsperren.
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    8 Comentârs → on Wegsperren.
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    Das Spannende in Südtirol ist doch die kulturelle Vielfalt. Ich hoffe, dass hier niemand auf die Idee kommt, die Ladiner oder die Italiener wegzusperren. Der richtige Ansatz ist schon, diese Vielfalt innerhalb einer größeren Grenze wahrzunehmen und davon zu profitieren.

    Horst Reichenbach, Leiter der Task Force Griechenland der Europäischen Kommission, im dieswöchigen ff-Interview auf die Frage: »In Südtirol diskutiert man im Moment […]: Weg von Italien? Freistaat? Freikaufen…?«

    In Anlehnung daran, was ich schon bezüglich Prof. Sonja Puntscher Riekmann geschrieben habe, kann ich nur sagen: Ernüchternd, dass einem überzeugten Europäer zum Thema Unabhängigkeit nichts anderes einfällt, als

    • es zu Mehrsprachigkeit und Vielfalt in Widerspruch zu setzen;
    • undemokratische und menschenrechtswidrige Absichten zu unterstellen.

    Siehe auch: 01 02



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  • Hodonomastische Faulheit.

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    8 Comentârs → on Hodonomastische Faulheit.

    Die aus Bozen bekannte Unsitte, zweisprachige Straßenbezeichnungen zusammenzufassen, scheint nun auch in mehrheitlich deutschsprachigen Gemeinden (im Bild: Schild in Bruneck) um sich zu greifen.

    Dabei wird aus »Faulheit« (bzw. missverstandener »Übersichtlichkeit«) eine Schreibweise bevorzugt, die im Deutschen schlicht und ergreifend falsch ist. Korrekt müsste es nämlich Paul-von-Sternbach-Straße lauten — mit drei Bindestrichen!



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  • Rück-Schrittmacher.

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    5 Comentârs → on Rück-Schrittmacher.

    Vor rund einem Jahr hatten wir die Entwicklung beanstandet, ganze Tourismusregionen in Südtirol — ohne demokratische Mitbestimmung — der nationalstaatlichen Logik folgend nur noch mit dem italienischen (meist während des Faschismus aufoktroyierten) Namen zu vermarkten.

    Eines der damals genannten Negativbeispiele war das Hochpustertal, welches sich selbst deutschen Gästen nur noch als Sextner Dolomiten – Alta Pusteria präsentierte. Der in politischen Sonntagsreden verkündeten Absicht, Grenzregionen (wie das Osttiroler und das Südtiroler Hochpustertal) zusammenwachsen zu lassen, steht dies sogar diametral entgegen.

    Die heurige Werbekampagne an Südtirols Bushaltestellen geht sogar noch einen Schritt weiter. Auch die Sextner Dolomiten werden jetzt sprachübergreifend nur noch als Dolomiti di Sesto bezeichnet:

    Die Tourismusvereine setzen ihre Italianisierungsarbeit also unbeirrt fort. Die Entwicklung schreitet — dem subjektiven Eindruck nach — sogar so schnell voran, wie nie zuvor seit Ende der faschistischen Ära. Dies, während man sich andernorts längst auf die eigenen Wurzeln und auf Authentizität besinnt (01 02).

    Siehe auch: 01



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  • Finanzen: Rechtsstaatlichkeit — wo?

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    18 Comentârs → on Finanzen: Rechtsstaatlichkeit — wo?

    Wie das Landespresseamt vermeldet, hält Rom zurzeit 350 Millionen Euro zurück, die Südtirol zustehen. Schon ab Oktober wäre das Land somit nicht mehr in der Lage, seinen Verpflichtungen nachzukommen und Rechnungen für geleistete Arbeiten zu bezahlen.

    Fast zeitgleich wird das bankrotte Sizilien mit einer außerordentlichen Finanzspritze in ebensohohem Ausmaß bedacht.

    Ähnlich verhält es sich mit der Immobiliensteuer IMU: In Süditalien konnten die Beträge, welche aufgrund des Immobilienbestandes geschätzt wurden, bei weitem nicht eingetrieben werden. Hierzulande waren die Einnahmen dagegen sogar höher, als zunächst angenommen. Fazit: Der Staat hat bereits angekündigt, in Südtirol auch jenen Anteil für sich behalten zu wollen, der früheren Aussagen zufolge den Gemeinden zustünde. Plötzlich sollen die Kommunen nur noch Beträge in Höhe der alten ICI-Einnahmen behalten dürfen, was bedeutet, dass auch in diesem Fall wieder Dutzende von Millionen nach Rom abfließen.

    So dreist hatte es der Zentralstaat noch nie getrieben: Nur in zweiter Linie geht es um die Höhe der Beträge — doch als offiziellen Grund für die ungleiche Mehrbelastung einer Region die eigene Unfähigkeit zu nennen, in ganzen Landesteilen Steuern einzutreiben, hat mit rechtsstaatlichen Grundsätzen nichts mehr zu tun. Ähnlich verhält es sich mit der willkürlichen Zurückhaltung geschuldeter Beträge.

    So versinkt auch ein wirtschaftlich gesundes Land wie Südtirol zwangsläufig in jener Planlosigkeit, welche Italien in den Abgrund gerissen hat. Und Firmen, die für das Land arbeiten oder gearbeitet haben, können sich nicht mehr sicher sein, dafür auch bezahlt zu werden — was gerade in der Krise für neue Pleiten und Arbeitslose sorgen dürfte. Ein Teufelskreis.



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  • Divided by rates.
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    2 Comentârs → on Divided by rates.
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    Little divides Stefan and Georg living either side of the Brenner Pass linking Austria and Italy. Although they carry different passports, they speak the same language – German – run similarly successful tourism businesses in one of the wealthiest and most glorious corners of a united Europe, and are clients of the same banking group, UniCredit.

    Only that Georg on the Italian side of the mountains pays twice as much interest on his loans as his neighbour Stefan in Austria. Georg – who incidentally has never been to Rome in his life but visits land he owns in Canada every year – wonders where Europe is heading.

    So does Roberto Nicastro, general manager of UniCredit, explaining that based on Italy’s high borrowing costs on its sovereign debt – yielding more than 6 per cent compared with Austria’s just less than 2 per cent – the bank is obliged to pass on widely different rates to its prime clients in the two countries.

    Source: Financial Times (online).

    Unlike many Tyrolean politicians the Financial Times seems to share ’s opinion that borders do still exist. From an economical point of view — according to the newspaper — there apparently even is a “right” and a “wrong” side of the border to be on. And we live on the wrong side.



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