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  • Freiheit vor Doppelmoral.

    Am vergangenen Donnerstag ist eine Abstimmung im Stiftungsrat des Museion mit einem überraschenden Ergebnis zu Ende gegangen. Überraschend deshalb, weil das Landespresseamt schon am Vortag einen anderen Ausgang als sicher verkauft hatte.

    Den sechs hier oben verdanken wir es, dass sich die da unten mit ihrem Ansinnen nicht durchsetzen konnten, im Auftrag der wahlkämpfenden Politik Zensur auszuüben — knapper, als es die satte Zweidrittelmehrheit vermuten ließe.

    Ihnen verdanken wir also, dass sich das Museion als Freiraum für moderne und zeitgenössische Kunst gegenüber der Bigotterie und der Doppelmoral eines nur vordergründig aufgebrachten Landes behauptet hat. Und es ist selten, dass heute von einem Museum eine derartige Kraft ausgeht.

    Gesiegt haben die Demokratie und die liberalen Grundfreiheiten, aber auch all jene, denen das Werk missfällt. Sie können weiterhin frei entscheiden, welche Art der Kunst sie bevorzugen, und dabei die Freiheit der Kunst auf ihrer Seite wissen. Zurechtgestutzt wurde die Arroganz all jener, die wie Franz Pahl Erpressung für ein normales Mittel der Politik halten, und die sich volens nolens auf die Zeit der Bücherverbrennungen und der entarteten Kunst beriefen.

    Die Freiheit, die Demokratie, der Rechtsstaat sind zarte Pflänzchen, die niemals so stark sein werden, dass sie auf den ehrlichen Einsatz der freiheitsliebenden Bürgerinnen verzichten können. Doch im Museion haben sie jetzt hoffentlich einen starken Verbündeten.



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  • Die Basken, die Selbstbestimmung & Europa.

    Wie berichtet, hat die baskische Regierung einen Zeitplan für die Ausübung des demokratischen Entscheidungsrechts aufgestellt. Die ersten beiden von insgesamt fünf Hürden wurden bereits genommen, seit das Parlament von Euskadi die Abhaltung einer Volksbefragung beschlossen hat.

    Allerdings hat die Zentralregierung um José Luis Rodruà­gez Zapatero (PSOE) nun Widerspruch beim Verfassungsgericht eingelegt und verkündet, alle legalen Mittel einsetzen zu wollen, um den Basken diese Volksbefragung zu verwehren.

    Zur Erinnerung: Der Plan besteht aus einer ersten Volksbefragung, über die das baskische Volk seine Regierung damit beauftragen kann, die Selbstbestimmung auf den Weg zu bringen. Ein rechtlich bindendes Referendum über das Verhältnis der Region zum Königreich Spanien wäre nur der letzte Schritt des Vorhabens.

    Letzten Dienstag kündigte der baskische Präsident Juan José Ibarretxe an, er werde das Recht auf eine demokratische Entscheidung in der Europäischen Union thematisieren, und zwar unabhängig vom Beschluss des spanischen Verfassungsgerichts. Die Parteien EAJ-PNV, EA, IU und Aralar – ein Querschnitt der baskischen Parteienlandschaft – wollen ihre Kräfte bündeln, um ihr Ziel zu erreichen. »Wir werden unser Ziel in Spanien, vor der EU und vor der gesamten Welt verteidigen«, sagte er. Im gleichen Atemzug zeigte sich der Lehendakari jedenfalls »absolut überzeugt«, dass die Beurteilung durch das Verfassungsgericht positiv ausfallen werde, da es kein einziges »juristisches und demokratisches Argument« gegen die Abhaltung dieser ersten Befragung gebe.

    Freilich könnte man einen Auftrag der baskischen Gesellschaft, das Referendum auf den Weg zu bringen, bereits als Wunsch interpretieren, sich von Spanien loszulösen. Einige Parteien Euskadis plädieren für eine freie Assozierung mit dem Königsreich.

    Ibarretxe unterstrich, dass die Selbstbestimmung nicht nur die baskische Bevölkerung betrifft, sondern die Gesamtheit der Völker Europas und die demokratische Ausrichtung der Europäischen Union. Aus diesem Grund prognostizierte er, dass das Thema während der kommenden Monate in ganz Europa aktuell sein werde – und zwar nicht nur auf das Baskenland bezogen, sondern auch auf andere Regionen. Interessant an diesem Vorstoß ist, dass die Basken das Thema aus einer neuen, rein demokratischen Perspektive definieren möchten, und sich dabei nicht auf das Völkerrecht berufen.

    Der Lehendakari wandte sich in seiner Rede auch an den spanischen Regierungschef José Luis Rodrà­guez Zapatero, um sein Unverständnis darüber zu unterstreichen, dass eine einzige Person den Wunsch der »absoluten Mehrheit« der baskischen Bevölkerung ablehnen wolle, und damit womöglich verhindere, dass die Bürger ihre Meinung kundtun können.

    »Es ist aus demokratischer Sicht inakzeptabel, dass eine einzige Person, sei es auch der Präsident des Landes, sich gegen den Willen eines Parlamentes stelle, das die gesamte baskische Bevölkerung repräsentiert.«

    Ibarretxe vertrat die Auffassung, es sei »unentbehrlich, die Gesellschaft anzuhören«, wenn man die Gewalt der Untergrundorganisation ETA ein für alle Mal besiegen wolle. »Ich kann nicht akzeptieren, dass derjenige, der die Gesellschaft befragen will, der Spaltung bezichtigt wird, während der, der dies verbieten will so dastehe, als wolle er die Gesellschaft einigen«. Dies umsomehr, als die Bevölkerung stark hinter der Befragung stehe.



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  • Die mit dem Heer zündeln.

    Trotz einer im kontinentalen Vergleich sehr hohen Polizeidichte (siehe Tabelle) hat Italiens Regierung neulich beschlossen, auch das Militär auf die Straßen zu schicken, um zum Teil schwerst bewaffnet, aber ohne richtige Ausbildung Polizeiaufgaben zu erfüllen. Allem Anschein nach sind also selbst die überdurchschnittlich vielen regulären Ordnungskräfte außerstande, die Sicherheit im Lande zu garantieren.

    Begonnen wurde damit, Abfalllager und Verbrennungsanlagen bei Neapel im Zuge der Müllkrise von Soldaten absichern zu lassen. Nun sind alle größeren italienischen Städte sowie allgemein »sensible Orte« an der Reihe. Sie werden von einem zunächst mehr als 62 Mio. Euro teuren und 3.000 Mann starken Kontingent überschwemmt.

    Andere Demokratien gehen gerade im Hinblick auf das kriegsreiche 20. Jahrhundert weniger sorglos mit dem Einsatz von Soldatinnen im Inland um. Die Militarisierung des zivilen Umfelds erweckt schließlich beunruhigende Assoziationen, setzt dem Verhältnis zwischen Staat und Bürgerinnen die unfreundliche Fratze der Gewaltandrohung auf — und droht im Übrigen, dem internationalen Ansehen und dem Tourismus zu schaden.

    Nachdem sich zudem nach kurzer Zeit bereits gezeigt hat, dass das Heer das als akut empfundene Kriminalitätsproblem nicht bremsen konnte, erwägt der Verteidigungsminister — Rechtsaußen Ignazio La Russa — konsequenterweise eine weitere Aufstockung des Kontingents.

    Polizeidichte.


    Nachtrag:
    Verhältnis zwischen Polizeidichte und empfundener (!) Kriminalität. In Italien koinzidiert eine besonders hohe Präsenz von Ordnungshütern mit einem ziemlich ausgeprägten Unsicherheitsgefühl.

    Polizeidichte/Kriminalität.

    Dem Zweiten Periodischen Sicherheitsbericht der Deutschen Bundesregierung, 2006 entnommen.



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  • Die Trennung von Politik und Sport.

    Übersetzt aus: Racó Català.

    Wie oft haben wir gehört, man dürfe Politik und Sport nicht vermischen? Wir haben es aus dem Mund spanischer Sportautoritäten gehört, von der spanischen Regierung, Presse, Radio, dem spanischen Fernsehen, und auch von manchem — klar: spanischen — Sportler. Es heißt, dass die Verbindung von Sport und politischen Forderungen schädlich sei für den “guten Namen” des Sports. Es hieße nämlich “weiter zu gehen” als was Sport “sein soll”, nämlich “gesunder” Wettstreit, frei von politischen Interessen.

    Wir sehen es dieser Tage mit den Olympischen Spielen von Peking. Die spanische Presse macht uns vor, was es heißt, Politik und Sport zu trennen. Es genügt, irgendeine spanische (z.B. Sport-) Zeitung durchzublättern oder deren Webseite aufzurufen, um zu verstehen, dass sie dort keinesfalls Politik und Sport vermischen. Wenn von “den Unseren” oder “unseren Medaillen” die Rede ist, wenn man während der Direktübertragungen das unverrottbare “po-de-mos” (wir können! wir schaffen’s!) oder das zweifelhafte und unsportliche “a por ellos!” (“holt sie euch!”) hört. Wir haben es während der Fußball-WM erlebt,  als die spanischen Kommentatoren während dem Finalspiel daran erinnerten, dass dieses Team “uns alle repräsentiert! Viva España!”. Wenn dies nicht Vermischung von Sport und Politik ist, was ist es dann?

    Die Idee von “National”-Teams ist an und für sich bereits hochpolitisch. Die Olympischen Spiele sind im Grunde ein großer Wettbewerb der Nationen. Es gilt unter anderem die Flagge des Vaterlandes (welches Vaterlandes?) zu verteidigen, gegen jene anderer Vaterländer. Wenn sie davon sprechen, Politik und Sport zu trennen, widersprechen sie dem olympischen Selbstverständnis. Vertreter spanischer Verbände nehmen unter der spanischen Flagge teil, mit spanischen Fans die abermals spanische Flaggen zeigen. Politik und Sport? Soll man nicht vermischen. Sie sagen es für den Fall, dass irgendwo eine katalanische Auswahl teilnimmt. “Ihr vermischt politische Ziele und Sport!”. Sie tun es auch, aber dann ist es “gesund”.

    Politik und Sport zu vermischen, das machen alle Länder dieser Welt. China hat zwar “politische” Veranstaltungen während der Olympischen Spiele verboten. Was bedeutet dies aber? Dass Spanien und die anderen Länder nicht unter ihrer Flagge teilnehmen oder “politisch” feiern dürfen? Nein, es bedeutet, dass “andere”, wie Tibet (aber auch Katalanen und Basken) nicht “außersportliche”, politische Veranstaltungen organisieren dürfen. Die anderen, die “Offiziellen”, sie dürfen.

    Man darf Politik und Sport nicht vermischen, sagen die spanischen Medien. Die dann davon berichten, der spanische Golfspieler Sergio Garcà­a sei im US Open Dritter geworden, ohne zu erwähnen, wer denn Erster und Zweiter geworden sei. Wen interessiert das schon? Der Spanier ist Dritter, andere Informationen sind unwichtig. Eine spanische Sportzeitung zu öffnen, ihre Webseite zu lesen, bedeutet mit Politik überschwemmt zu werden. Ein Spanier ist 17. im Laufen, zwei Spanier sind im Schwimmfinale, Alonso ist achter nach dem freien Training — wer Erster ist, wird nicht erwähnt —, die à‘BA (!) denkt nur daran, olympisches Gold zu holen, ein Spanier ist Dritter beim Motorrad-GP, 250m³, auch hier erfährt man nicht, wer gewonnen hat. Vamos España! Gelbrote Flaggen überall, Feiern, Exaltierung spanischer Nationalsportlichkeit. Die Werbung stimmt ein in den Chor des “Spaniersein macht nicht stolz, es ist eine Verantwortung.”

    Den Extremfall haben wir bei der Übertragung eines Champions-League-Spiels der vergangenen Saison erlebt, zwischen Chelsea und Liverpool. In Ermangelung “spanischer Vertreter” in diesem Match – zu wem sollten die spanischen Kommentatoren da halten? Natürlich zu Liverpool… weil dort zwei oder drei Spanier spielen. Hervorragend. Man ist außerstande einen Sport als reinen Sport zu genießen, jede Begegnung wird analysiert, bis irgendwie ein Vorteil für Spanien festgestellt werden kann. Wenn bei Liverpool drei Spanier spielen, muss man als Spanier zu Liverpool halten, damit klar ist: Spanien ist dabei.

    Gute Beispiele hierfür sind auch die Formel 1 und die NBA. Wer hat in Spanien die Formel 1 verfolgt, bevor ein Spanier mit Gewinnchancen auftauchte? Niemand. Jetzt hingegen kennt jeder die Namen aller Rennställe, der Piloten und der Strecken. Wer hat die NBA verfolgt, bevor mit Gasol ein Spanier dort spielte? Als Pau bei den Grizzlies spielte, mussten wir uns alle Spiele dieser Mannschaft vorführen lassen, obwohl sie fast immer verlor. Plötzlich waren Tausende Spanier Grizzlies-Fans, “denn dort spielt ja ein Spanier!”. Und als er zu den Lakers wechselte, wechselten die Spanier ebenfalls zu den Lakers, kein Problem, man muss ja zu einem Spanier halten.

    […]

    Das ist die Trennung von Politik und Sport. Es ist dasselbe, was der Präsident des spanischen Rollsportverbandes, Carlos Paniagua, während der Versammlung des internationalen Verbandes (FIRS) in Rom meinte, als es darum ging, ob man den katalanischen Hockeyverband anerkenne. Er sagte es mit dem spanischen Reisepass in der einen Hand: Dass nämlich “die vom katalanischen Verband” kein eigenes Team bilden dürften, denn sie hätten ja einen spanischen Pass. Politik und Sport soll man nicht vermischen, sagen sie auch.

    Sie sagen es immer, aber was sie damit vermitteln wollen, ist dass wir es sind, die es nicht tun dürfen. “Vermischt nicht Sport und Politik”, unterstreichen sie, während sie jahrein, jahraus vom Stolz sprechen, das spanische Trikot zu tragen, das eigene Land zu vertreten. Den Gegnern rufen sie zu: “A por ellos!”. Klingt ja sehr sportlich, “a por ellos!”.

    Was hatten die Titelseiten der spanischen Zeitungen am Tag nach dem EM-Finale in Wien gemeinsam? Genau: “Viva España!” stand dort. Politik und Sport soll man nicht vermischen, jetzt ist es klar!



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  • Verfolgungswahn: Aufgedeckt.

    Südtirols Autofahrer werden von den Ordnungskräften schikaniert und abgezockt, Radarfallen lauern hinter jeder Hecke — und nirgends wird so viel geblitzt wie hier. Angeblich. Mal wieder Weltmeister, sowieso.
    Die Tageszeitung ruft zur Sabotage auf, Selbsthilfegruppen sprießen, der LH lässt ganze Anlagen abbauen, die Freiheitlichen rufen den Polizeistaat aus und selbst die Verbraucherzentrale ist auf des Rasers Seite. Doch wie so oft ist auch diese Hysterie bei genauerem Hinsehen mehr als übertrieben.

    Weil ich aus subjektivem Empfinden nicht glauben wollte, dass Südtirols undisziplinierte Autofahrerkaste im überregionalen Vergleich tatsächlich diskriminiert wird, habe ich im Internet recherchiert und Daten gesammelt. Setzt man nun die Anzahl der fest installierten Radargeräte in Relation zur Einwohnerzahl oder zur Fläche, ergeben sich geradezu ernüchternde Werte. In Südtirol wird — wenn überhaupt — unterdurchschnittlich viel (sprich: sehr wenig) geblitzt. Und außerdem: Nicht nur, dass das »Vaterland« Österreich ganz vorne liegt. Selbst in Italien gibt es Gebiete mit einer wesentlich höheren Radar-Dichte als bei uns.

    Fest installierte Radargeräte je 1.000 km² bzw. Million Einwohner. Einige Werte für ausgewählte Länder und Regionen:

    Radarfallen

    Legende: SG: Kanton Sankt Gallen – ST: Südtirol – LI: Provinz Livorno – PI: Provinz Pisa
    VB: Vorarlberg – BT: Bundesland Tirol – ZH: Kanton Zürich

    Quellen: Länder-Infos: European Speed Camera Database; Bundesland Tirol, Vorarlberg: ÖAMTC; Kanton Zürich, Sankt Gallen: Radar-Info-Zentrale.

    Zur Erläuterung: Spanien (E) hat mit 819 montierten Geräten die geringste Dichte (17,8 pro Million Einwohnern) unter den berücksichtigten Ländern. Italien (I) folgt mit 19,9. Spitzenreiter Österreich (A: 100,6) weist eine fünfmal höhere Konzentration an Radarblitzern auf.

    Unter den verglichenen Regionen kennt nur der Kanton Sankt Gallen (SG) weniger Radarkontrollen pro Einwohner als Südtirol (ST). Setzt man die Zahl der Blitzer in Relation zur Fläche, ist Südtirol mit 2,3 Geräten je 1.000 km² sogar Schlusslicht, und unterschreitet somit sogar den staatlichen (italienischen) Durchschnitt von 3,9 deutlich. In den toskanischen Provinzen Livorno (LI) und Pisa (PI) befinden sich wesentlich mehr Radargeräte als hierzulande, eindeutiger »Gewinner« der Wertung ist der Kanton Zürich mit rund dreißigmal mehr Apparaten pro Flächeneinheit als in Südtirol (73 zu 2,3 je 1.000 km²).

    Cëla enghe: 01 || 01



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  • Post vom Finanzressort.

    Im Zusammenhang mit den Bestrebungen der römischen Regierung, den Steuerföderalismus auf den Weg zu bringen, hat die Wirtschaftszeitung Il sole 24 ore neulich Daten veröffentlicht, wonach Südtirol nicht fit für die Steuerhoheit wäre. Dies angeblich, weil unser Land zur Zeit mehr Gelder erhält, als vor Ort Steuern eingetrieben werden.

    Auf meine Aufforderung hin, diese Einschätzung zu kommentieren und die offizielle Haltung der Landesregierung zur Steuerhoheit zu erläutern, ist heute ein Schreiben von Herrn Dr. Werner Frick bei mir eingegangen. Darin bestreitet der Landesrat die Behauptungen der Mailänder Wirtschaftszeitung.

    Insbesondere stellen wir immer fest, dass bei den Vergleichen zwischen den Regionen mit Spezialstatut und den anderen Regionen die völlig unterschiedlichen Kompetenzen bzw. finanziellen Verantwortlichkeiten unberücksichtigt bleiben.

    Was den Steuerföderalismus betrifft, gibt es eine klare Zusage:

    Das Land Südtirol möchte in Sachen Steuern mehr Verantwortung übernehmen. Wir sind aber nicht bereit, nur die Einhebung (Agenzia delle Entrate [Einnahmenagentur, Anm.]) zu tätigen, wenn wir nicht auch im Meritum des Steuerrechts Möglichkeiten der Gestaltung bekommen.

    Die konkrete Basis für die zukünftige Diskussion wird nun das Gesetz über den “Steuerföderalismus” des Ministers Calderoli werden. Dort geht es nicht, auch nicht bezüglich der Regionen mit Spezialstatut, um eine Steuerhoheit im engeren Sinne. Eher ist damit zu rechnen, dass die Regionen mit Normalstatut (so wie wir das vom Konzept her schon haben) eine Beteiligung an den staatlichen Einnahmen erhalten, die den Basis-Leistungsstandard insbesondere im Bereich der Sanität und des Sozialen und eventuell auch Lokaltransport garantieren. Darüber hinaus wird wohl den Regionen eingeräumt werden, für den regionalen Anteil, auch die Hebesätze zu varieren und – finanziell in einem geringen Ausmaß – auch eigene Steuern einzuführen. Letzteres wird auch die Gemeinden betreffen.

    Dr. Werner Frick
    Landesrat

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 | 06



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  • Kurzbericht Katalonien: Etikettierung.
    Vergleich mit Südtirol

    In Katalonien ist es längst gestattet, Produkte zu verkaufen, die ausschließlich auf Katalanisch beschriftet sind. Damit ist die Sprache in dieser Hinsicht rechtlich dem Spanischen gleichgestellt. Zwei Sprachen mit gleicher Würde.

    Und es gibt sie, diese ausschließlich auf Katalanisch beschrifteten Produkte — obwohl die Katalaninnen, anders als wir, nichts einfach aus dem Ausland importieren können, das schon in ihrer Sprache etikettiert wäre, sondern die ganze Arbeit selbst leisten müssen.

    Fotos von Produkten mit ausschließlich katalanischer Etikettierung:

    Bei uns ist dagegen bei nur auf Deutsch beschrifteten Produkten nach wie vor die italienische Nachetikettierung vorgeschrieben, bei der großteils der ursprüngliche deutsche Text mit unleserlichen italienischen Etikettchen überklebt wird. Umgekehrt gilt diese Pflicht für italienisch beschriftete Produkte nicht. Das ist nach wie vor ein kolonialistisches Selbstverständnis, das die Überlegenheit der Staatssprache beinhaltet (»Excoluimus…«) und anderen grundsätzlich nicht die gleiche Würde zugesteht.

    So sieht dann im Supermarkt aus, was einige als Vorzeigeautonomie bezeichnen:

    Diese anachronistische Vorschrift fördert nicht nur nicht den Verkauf von deutsch beschrifteten Produkten, sondern hemmt ihn aktiv durch massive Mehrkosten und dadurch, dass die Zusatzetiketten auch noch Käuferinnen abschrecken. Wer möchte sich schon Produkte mit lauter hässlichen und haptisch unangenehmen Etikettchen in den Kühlschrank stellen?

    Das ist das Gegenteil von Affirmative action. Jedes einzelne dieser nervigen Pickerln ist ein Armutszeugnis für ein mehrsprachiges Land.

    Cëla enghe: 01 02 | 03 || 01 02

    Vertiefung: Associació en Defensa de l’Etiquetatge en Català (ADEC).

    Die Fotos wurden im Brixner M-Preis und bei Orangutan in Olot (Katalonien) aufgenommen.



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  • Zensiertes Vater Unser.

    Zur selben Zeit, als in Brixen sogar der Papst einige Worte auf Ladinisch spricht, diskriminiert die Kirche diese Sprache im nahegelegenen Fodom: Der Bischof von Belluno, Giuseppe Andrich, sorgte vergangene Woche für Ärger und Aufsehen, als er dem Coro Fodom untersagte, das »Père Nòst« auf Ladinisch zu singen. So blieb eine Veranstaltung, die an das Ende des 1. Weltkriegs vor 90 Jahren erinnern sollte, ohne Vater Unser in jener Sprache, die wohl die meisten Kriegsopfer des Dolomitentales gesprochen und verstanden haben. Die Entscheidung des kirchlichen Würdenträgers ist ein typisches Symptom für den mangelnden Schutz und Respekt, den die ladinische Sprache und Kultur in der Nachbarregion genießen.

    Das ladinische Fodom (Buchenstein) gehört seit dem Faschismus zur italienischen Region Venetien. Bis ins Jahr 1964 war es jedoch noch Teil der Diözese Brixen.

    Am 27. Oktober 2007 sprach sich die Bevölkerung des Tals zusammen mit Cortina de Anpezo eindeutig für eine Rückkehr zu Südtirol aus. Mangelnden Respekt für eine Minderheit kann man eben auch mit mehr Geld in Venetien nicht wettmachen.

    Aus der Wochenzeitung La Usc di Ladins:

    Al Coro Fodom no i é sté mpermetù del cianté sun Col de Lana a la Mëssa per i mòrc n vièra. Ntánt a Persenon l Papa l saludáva per ladin al Angelus.

    Fodom – Ntel medemo moment che a Persenon, ndomënia passada, l Papa Benedët XVI l saludáva per ladin ntánt l Angelus, al Coro Fodom no i é vigniva mpermetù de de cianté l Père Nòst per fodom a la Mëssa sun Còl de Lana per duc i mòrc de la vièra e per i 90 agn da la fin de la Pruma Vièra. A di de nò l Vësco de la Dioceji de Belum – Feltre Giuseppe Andrich, che dijáva la Mëssa. Puoc chilometri in linea d’aria ntra la ponta del Còl de Lana e la senta vescovila de Persenon, da ulà che dependáva fin al 1964 ence Fodom, Còl e Ampëz, ma agn lum nte la sensibilité desmostrada ntei confronc de la mendránza ladina da chëla Gliejia che se proclama universal e apostolica.

    Doi peris e doi mesure ntei confronc de la medema popolazion. L Coro Fodom l eva sté nvié a acompagné co le ciántie la celebrazion dal grop alpini da Fodom, che ogni ann, la pruma domënia de agost, l organizeia chësta comemorazion. Davánt de scomencé la Mëssa l diretor Lorenzo Vallazza l ava prejenté al secretèr del Vësco l program de le ciántie. Ntra chëste ence l Père Nòst per Fodom. Per duta respòsta l se sentiva di na pruma che ”con duta probabilité l Vësco l no fossa sté d’acòrdo. A na seconda dománda l no definitif. Chël Père nost no l é dal fè. Parola del Vësco. Deguna spiegazion. Da capì la delujion, la marevoia e ence ncin la rabia dei corisć co i à sapù de chësta dezijión a la fin de la Mëssa. No l eva miga l prum viade che chëla ciántia la vigniva fata e no l eva mèi sté trat ca dificolté o problemi co le regole de la liturgia.

    D’autra pèrt ntel le val ladine de Südtirol la Mëssa la ven celebrada con normalité ence per ladin (almánco nte trope sue pèrt), auna al talián e al todësch. No se conta le publicazion co le traduzion de ciántie e pèrt de la liturgia per ladin. L medemo Vësco de Persenon Egger, de mère lenga todëscia, l à frecuenté n corso de ladin e l lo doura co l à da descore ai ladins. L cajo vòl che dagnára ndomënia passada, nvalgugn prevesc ladins i à abe consigné nte le mán del Papa Benedët XVI l test de la liturgia traslatada per ladin per l’aprovazion del Papa e podei coscita ester dourada nte la Mëssa a la pèr de chëla taliana e todëscia. “De ca no se pò gnánca cianté n Père Nòst. La ciántia l’é stada metuda ju ncora davánt troc agn da Nani Pellegrini, che l à fat ence la traduzion. Na traduzion no zèrto ufizial, ma che no l’à nconté problemi gnánca per ejemple n l ann passé, cánche l’é stada ciantada proprio al posto del Père Nòst a la Mëssa al santuar de Weissenstein, n ocajion del pelegrinagio dei ladins del Sela. Ilò no n eva demé ladins, ma ence taliagn e todësć, ma l Père Nòst l é sté lascé cianté mpò per ladin. Lascé cianté chël tòch fossa sté n at de sensibilité da pèrt del Vësco. Tánto plu nten luoch sacro come l Còl de Lana, ulà che à combatù e i é mòrc, auna a austriaci e taliagn, ence troc ladins. Colassù davánt novánta agn, i fodomi che combatáva per sua patria, L Imper Austro – Ungarico, ntra de lori i descoráva ladin e de segur i avarà ence perié per ladin, nte la disperazion de savei sue fameie dalonc e ntel vedei, ju nte la val, sue cèse che brujáva, bombardade.

    Ndomënia passada nte la buja de la mina l eva rapresentánc de nvalgugn de chi còrp militari che davánt 90 s’ava scombatù: alpini, kaiserjaeger, schützen. Ma demè l prescident del Altkaiserjaegerklub, Manfred Schullern l à recordé la verité storica. Che le val ladine nviade le fajáva pèrt del Tirol, con suo lengaz e sua cultura. L aut prelat belumat no l à demé desmentié de acené a chëst fat storich, ma l à chinamèi porté sun Col de Lana la censura. Andrich l à clamé le rapresentánze austriche “concitadins europei”. Ma ci concét alo l Vësco de l’Europa se l desmentia e l mët l bavaruol davánt a la bocia ai Ladins, l plu vegle pòpol de le Dolomiti e spò ncuoi de l’Europa Unida?

    Cëla enghe: 01



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