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  • Ökostaat — Umdenken bei den Grünen?

    Wie das Nachrichtenportal Südtirol Online berichtet, haben die Südtiroler Grünen im Rahmen ihrer jährlichen Sommertagung vier Themen für das kommende Arbeitsjahr festgelegt. Unter anderem will sich die Partei verstärkt des Themas Eigenstaatlichkeit annehmen, konkret ist von einem Ökostaat Südtirol die Rede. Obschon diese Meldung noch keine konkreten Schlussfolgerungen zulässt, ist davon auszugehen, dass sich die Grünen fortan nicht mehr grundsätzlich gegen die Unabhängigkeit aussprechen, sondern ergebnisoffen mit dem Thema auseinandersetzen wollen. Das Stichwort »Ökostaat« lässt erahnen, dass es um ein alternatives Modell gehen soll, welches die Stärken unseres Landes in den Vordergrund stellt. Dazu gehört neben einem ausgeprägten Umwelt-Knowhow auch die Mehrsprachigkeit.

    Es ist sehr erfreulich, dass die Grünen sich endlich einer ernsthaften Diskussion stellen wollen. wird dranbleiben und genau beobachten, ob auf diese Absichtserklärungen auch Taten folgen.

    Die weiteren Themen, mit welchen sich die Grünen in Hinkunft näher befassen wollen, sind Legalität und Rechtsstaatlichkeit (Transparenz), ökologische Wende (neuer Umgang mit Energien) sowie Gemeinwohl.

    Cëla enghe: 01



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  • Dänische Drohung.

    »Zurückziehen oder unabhängig werden« — das ist die für Südtiroler Ohren reichlich merkwürdige Drohung des dänischen Premierministers Rasmussen an die Regierung der Färöer-Inseln. Sie zeugt von einem Demokratieverständnis, das sich deutlich von dem unterscheidet, was wir in unseren Breiten gewohnt sind.

    Doch der Reihe nach: Grund für Rasmussens Äußerungen ist der neue Verfassungsvorschlag, den die Mittelinksregierung aus Sozialdemokratinnen, Republikanerinnen und Christdemokratinnen dem Inselparlament der Färöer Inseln (Løgting) vorlegen will. Der Text widerspricht in zentralen Punkten der dänischen Verfassung, erwähnt Dänemark und die Monarchie an keiner Stelle und schreibt fest, dass »die gesamte Staatsgewalt vom färingischen Volk ausgeht«.

    Anstatt die Muskeln spielen zu lassen und zum Beispiel einen direkten Eingriff anzudrohen, beschränkt sich die Zentralregierung in Kopenhagen darauf, die Färöer-Inseln vor die Wahl zu stellen: Entweder sie passen ihr Grundgesetz dem Rahmen der dänischen Verfassung an oder sie sollen so konsequent sein, sich für unabhängig zu erklären. Welchem Weg sie folgen wollen, haben die färingischen Regierungsparteien indes noch nicht entschieden: Zwar wollen alle am vorgeschlagenen Text festhalten, aber nur die Republikanerinnen sprechen sich ausdrücklich für die Unabhängigkeit aus.



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  • Kein Engagement für .stl

    Als die Katalanen vor nunmehr sechs Jahren ihr eigenes Internet-Suffix bekamen, war das eine bahnbrechende Errungenschaft. Die Regeln der internationalen Vergabestelle ICANN sahen keine territorialen Endungen vor, die nicht etablierten Staaten entsprachen. Doch die findigen Katalanen gaben nicht auf und erreichten die Zuweisung eines eigenen Suffixes — dann eben nicht als Territorium, sondern als kulturelle Gemeinschaft. Dies brachte die positive Nebenwirkung mit sich, dass Erwerber einer .cat-Adresse einen inhaltlichen und/oder sprachlichen Bezug zu Katalonien nachweisen müssen, wodurch verhindert werden konnte, dass die Endung vor allem an Seiten mit Katzenbezug (.cat) vergeben würde.

    Im Jahr 2011 ist eingetreten, was 2005 noch niemand ahnen konnte: Die ICANN hat beschlossen, die Vergabe von Suffixen weitgehend zu liberalisieren. Obwohl die Zuweisung erst 2012 starten wird, haben bereits zahlreiche Konzerne und Organisationen ihre neuen Endungen vorgemerkt. Regionen mit erhöhtem Eigenregierungsanspruch, welche dadurch (wie die Katalanen) ihren Wiedererkennungswert steigern wollen, haben die Möglichkeit genutzt, um den Registrierungsprozess für eigene GeoTLDs (Toplevel-Domains mit geographischem Bezug) in Gang zu setzen. So werden ab 2012/2013 unter anderem galicische (.gal), bretonische (.bzh), walisische (.cym), schottische (.scot) und baskische (.eus) Adressen erwartet. Auch einige Großstädte wie Berlin (.berlin), Barcelona (.bcn), New York (.nyc) und Neapel (.naples) haben ihre Kandidatur bereits eingereicht.

    Südtirol scheint diese Entwicklung bisher einmal mehr verschlafen zu haben: Obwohl zahlreiche Firmen, Organisationen und Private schon jetzt auf alternative Endungen (vor allem .st und .bz) ausweichen, um einen territorialen Bezug herzustellen, hat weder das Land, noch eine private Interessensgemeinschaft bis dato einen Antrag bei der ICANN eingereicht, um Südtirol eine eigene Endung (.stl, .str oder .trl zum Beispiel) zu sichern — welche auch einen kulturellen und wirtschaftlichen Mehrwert bedeuten könnte.

    Cëla enghe: 01 02 || 01



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  • Zum Wohl!

    Autor:a

    ai

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    Die vom Europaabgeordneten der SVP gepriesene Verordnung zur Lebensmittelkennzeichnung wurde von der Verbraucherzentrale Südtirol gescholten, unter anderem, weil sie den Bedürfnissen der Minderheiten nicht Rechnung trägt. Genau diese Bedürfnisse hatte sich die Volkspartei vor sehr langer Zeit eigentlich auf die Fahnen geschrieben. Die katalanischen Europaabgeordneten hatten — anstatt sie wie Dorfmann zu loben — versucht, die Verordnung mittels eines Abänderungsantrags zu verbessern, womit sie scheiterten. In ihrer endgültigen Fassung schreibt die Verordnung die Etikettierung in mindestens einer Amtssprache der EU vor. Dies würde in Spanien das Minderheitenschutzniveau deutlich senken, da in Galicien und Katalonien die jeweiligen Landessprachen bislang mit der Staatssprache gleichgestellt sind: So wie Produkte ausschließlich auf Spanisch etikettiert sein dürfen, ist es auch gestattet, Produkte ausschließlich auf Galicisch oder Katalanisch zu beschriften. Zum Vergleich: In Südtirol müssen Produkte nach wie vor auf Italienisch beschriftet sein, eine Gleichstellung der deutschen und ladinischen Sprachen gibt es nicht. Besonders katalanische Firmen machen ausgiebig Gebrauch von ihrem Recht, welches durch die jüngste Richtlinie gekippt werden könnte; die »Regionalsprachen« Galicisch, Baskisch und Katalanisch sind nämlich (noch) keine Amtssprachen der EU.

    Die katalanische Brauerei Moritz hat sich jetzt eine kreative Form des Protests und der Sensibilisierung einfallen lassen: Sie hat 736 Flaschen mit Sonderetikettierung angefertigt, genausoviele, wie Abgeordnete im Europaparlament sitzen. Neben der üblichen Inhaltsangabe auf Katalanisch wurde der zweisprachige Slogan »beure una cervesa catalana, és beure una cervesa europea – drinking a catalan beer is drinking a european beer« auf die Etiketten gedruckt. Die drei katalanischen EU-Abgeordneten (CiU, Grüne und ERC) haben zugesagt, die Flaschen während der kommenden Tage an ihre Kollegen zu verteilen.

    Prost, Herr Dorfmann! Lassen Sie es sich schmecken.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Zugewanderte zu Italienerinnen.

    Obwohl der Senat auf Antrag Oskar Peterlinis (SVP) die Regierung verpflichtet hatte, Zugewanderten in Südtirol Deutschkurse und -prüfungen anzubieten, hat Minister Elio Vito heute mitgeteilt, dass es nicht dazu kommen wird. Seit einigen Monaten müssen Migrantinnen in Italien — auch in Südtirol — verpflichtende Sprachtests in italienischer Sprache ablegen, bevor sie eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten.

    Seine Ablehnung begründete der Minister damit, dass der Nachweis in ganz Italien Gültigkeit habe und deshalb nicht der Gleichstellung von Deutsch und Italienisch in Südtirol unterliege. Selbst von ursprünglich in Aussicht gestellten freiwilligen Deutschtests war nicht mehr die Rede.

    Damit behindert ein angebliches »nationales Interesse« auch weiterhin die ausgewogene und effektive Integration von neuen Südtirolerinnen, da sie zwar die Staatssprache beherrschen müssen, Deutsch und Ladinisch jedoch nicht. Das schafft eine eindeutige Sprachhierarchie. Diese Misere beweist einmal mehr, dass uns unsere Autonomie selbst in Schlüsselbereichen keinen ausreichenden Handlungsspielraum gewährt, um eine den Südtiroler Bedürfnissen entsprechende Gesetzgebung sicherzustellen. Dass die Entwicklung der Südtiroler Gesellschaft maßgeblich von Rom aus gesteuert wird und dabei die Mehrsprachigkeit unter die Räder kommt, ist ein kaum zu überschätzender Missstand. Die Zeitbombe tickt weiter.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07



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  • Das Schindluder.
    D'Hondt

    Als die damalige Landtagspräsidentin Julia Unterberger (SVP) vor einigen Wochen per Interpretation die Obstruktionsmöglichkeiten der Opposition einschränkte, bezeichnete ich das hier als durchaus vertretbar — allerdings mit der Einschränkung, dass die SVP ihren gestärkten Handlungsspielraum zur Verabschiedung längst überfälliger und von der Opposition torpedierter Gesetze nutzen müsse, und nicht um Schindluder zu treiben. Zum Beispiel sollte sich die Mehrheitspartei davor hüten, im Alleingang ein neues Wahlrecht zu beschließen, welches ihr die Erlangung der absoluten Sitzmehrheit im Landtag erleichtern würde.

    Jetzt zeichnet sich jedoch genau dies ab: Die Volkspartei schickt sich an, das Wahlrecht zu novellieren, und beabsichtigt die Einführung des D’Hondt’schen Verfahrens zur Sitzzuteilung, welches Großparteien zu Lasten von kleineren klar begünstigt. Ich habe hier eine kleine Simulation durchgeführt, die zeigt, wie sich unterschiedliche Verfahren bei gleichem Wahlergebnis auf die Sitzverteilung auswirken:

    Wenn die Quoten der Parteien an den zu vergebenden Sitzen (Spalte: »exakt«) keine ganzen Zahlen sind, kommen bei proportionalen Wahlsystemen Verfahren zur Anwendung, welche eine Umwandlung der Quoten in Sitze ermöglichen und dabei Ungerechtigkeiten (verzerrende Abweichungen) minimieren sollen. In der vorliegenden Simulation wurden folgende weitverbreitete Verfahren miteinander verglichen: Hare-Niemeyer-Verfahren (HN), D’Hondt-Verfahren (DH) und Sainte-Laguë-Verfahren (SL). Es wird deutlich, dass das von der SVP bevorzugte System (DH) große Parteien belohnt und kleine Parteien stärker bestraft, als die beiden anderen: So kann sich Partei A mit 90.000 der 182.000 Gesamtstimmen (49,45%) ausschließlich mit D’Hondt die absolute Sitzmehrheit (18 von 35 Mandate sichern).

    Kein Verfahren konnte sich international gegenüber allen anderen durchsetzen, da keines eine perfekt proportionale Sitzzuweisung erlaubt. Jedes von ihnen hat Vor- und Nachteile (s.) — doch seine Eigenschaften lassen D’Hondt gerade für Südtirol ungeeignet erscheinen: Laut Wikipedia ist die Verzerrung durch dieses Verfahren (Abweichung von der Proportionaliät) gerade dann besonders hoch, wenn große Unterschiede in den Parteistärken bestehen (die SVP ist hierzulande mit Abstand die stärkste Partei), viele Parteien an der Wahl teilnehmen (2008 waren es nicht weniger als 15) und relativ wenige Sitze zu vergeben sind (die 35 Sitze des Südtiroler Landtags sind im Vergleich zu 187 im Bayerischen Landtag, 69 in Schleswig-Holstein oder 51 im kleinen Saarland relativ wenige).

    Noch problematischer ist freilich, dass der Umstieg auf das D’Hondt-Verfahren nicht von einer breiten Mehrheit der Landtagsfraktionen vorgeschlagen wurde, sondern vom potenziell größten Nutznießer selbst.



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  • Das neue Sprachrohr.tv

    Die vom engagierten und streitbaren Zeitgenossen Kurt Duschek gegründete Diskussionsplattform Sprachrohr.tv wurde rundum erneuert und mit neuen Interaktionsmöglichkeiten ausgestattet, die den meisten Internetnutzern aus sozialen Netzwerken bekannt sind. Dies verleiht den Teilnehmern eine aktivere Rolle und soll das Zustandekommen politischer Diskussionen erleichtern. So ist es möglich, Medien hochzuladen, Veranstaltungen anzukündigen und Umfragen zu erstellen, andere Mitglieder können als Freunde gekennzeichnet oder einer Gruppe zugeordnet werden.

    Bekannt geworden war die Plattform durch die zahlreichen Videos, in welchen Duschek bekannte Südtiroler und einfache Bürger zu aktuellen Themen befragte. Duschek sitzt für die Grünen im Meraner Gemeinderat.

    Die Brennerbasisdemokratie wünscht dem neuen Sprachrohr.tv viel Erfolg — offene, freie Denkarbeit braucht das Land, möglichst losgelöst von den Platzhirschen der Südtiroler Medienlandschaft.


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