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  • Glücksspiel(-)Autonomie.

    Vor wenigen Tagen hatte SVP-Abgeordneter Zeller Herrn Raffaele Fitto als einen »guten Minister« der Berlusconi-Regierung bezeichnet. In einem für seine Partei typischen Anflug von Realitätsverweigerung hatte er zudem behauptet, bis auf sehr wenige Bereiche (wie NISF, Steueragentur und Polizei) hätte Südtirol bereits alle Zuständigkeiten vom Staat übernommen. Nicht nur, dass dies freilich nicht stimmt — selbst dort, wo das Land auf dem Papier eine primäre Gesetzgebungsbefugnis hätte, muss es sich an die »allgemeinen Reformen« des Staates halten.

    Nun werden Zeller und die gesamte SVP gerade vom »guten Minister« auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Der hat jetzt nämlich den Ministerrat überzeugt, gegen das Südtiroler Glücksspielgesetz vorzugehen. Anders als die Bezeichnung des Gesetzes vermuten lässt, handelt es sich dabei gar nicht um eine eigenständige und umfassende Neuordnung des Glückspiels, wofür die beste Autonomie der Welt natürlich keine Befugnis hat. Mit breiter Mehrheit hatte der Landtag lediglich einige Ergänzungen zur staatlichen Norm beschlossen — etwa, dass in unmittelbarer Nähe von Schulen keine Spielstätten errichtet werden dürfen. Selbst dieses harmlose Gesetz geht den Zentralisten in Rom jetzt zu weit, und es liegt nahe, dass sie vor Gericht Recht bekommen: Landtagspräsident Dieter Steger hatte schon bei Verabschiedung des Gesetzes (in einem Anflug von Realismus) mitgeteilt, der Landtag wäre an die Grenzen seiner Zuständigkeiten gegangen. Und die sind sehr eng gesteckt.

    Cëla enghe: 01



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  • Karl Zeller — ein Kriegstreiber?

    Die Tageszeitung Alto Adige hat heute ein Interview mit SVP-Parlamentarier Karl Zeller veröffentlicht. Darin spricht er eine »dritte Phase« der Autonomie an, die in einen unabhängigen Staat münden könnte. Ausschlaggebend sei die Einbindung aller Sprachgruppen in einen gemeinsamen Prozess.

    Vor wenigen Tagen noch hatte Landeshauptmann Luis Durnwalder behauptet, die Unabhängigkeit sei nur durch einen Krieg erreichbar. Ist Zeller wirklich so verrückt, eine gewaltsame Auseinandersetzung in Kauf zu nehmen, um aus Südtirol einen eigenen Staat zu machen? Oder stimmt vielmehr, dass Durnwalders Aussagen reine Zündelei waren?

    Zweifellos muss in der Volkspartei große Verwirrung herrschen, wenn zwei Spitzenvertreter in kurzer Zeit derart widersprüchliche Meinungen von sich geben. Offensichtlich hat unsere Regierungspartei keine einheitliche Vorstellung, wie die Zukunft des Landes aussehen soll.
    Dazu gesellt sich, dass Parteisekretär Philipp Achammer in seinem Blog festhält, das Thema Selbstbestimmung »nicht mehr hören« zu können — und das, nachdem sich in einer Onlinebefragung über 90% seiner Leser dafür ausgesprochen haben.

    Zellers Aussagen sind trotz alledem ein Lichtblick: Er zwingt die SVP, sich erneut mit dem Thema zu befassen, positioniert es bei den Italienern und lädt sie gleichzeitig dazu ein, sich aktiv zu beteiligen.


    Medien/ Politik/ · · Karl Zeller/ · · · SVP/ ·

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  • »Llei del cinema« in Kraft.

    Am gestrigen Sonntag ist in Katalonien — ein halbes Jahr nach Veröffentlichung im Amtsblatt — das neue »Kinogesetz« in Kraft getreten. Teil der neuen Norm ist auch die Verpflichtung, die sprachliche Vielfalt des Landes zu berücksichtigen. Bisher waren nur rund 3% der Kinovorführungen in katalanischer Sprache, obgleich die Generalitat große finanzielle und organisatorische Anstrengungen unternommen hatte, um dies durch Anreize zu ändern. Mit dem neuen Gesetz müssen nun aber mindestens 50% der Vorführungen eines jeden Films in katalanischer Sprache erfolgen. Die Novelle wurde noch während der Regierungszeit von Sozialisten (PSC), Republikanischen Linken (ERC) und Grünen (ICV) verabschiedet und trotz äußersten Drucks der großen Filmverteiler und sogenannter Majors durchgezogen. Einige Kinobetreiber hatten, als der erste Entwurf des Gesetzes bekannt wurde, ihren absoluten Widerstand angekündigt und einen Kompromiss angeboten, der bis zu 7% Vorführungen in katalanischer Sprache vorsah. Das Kulturministerium der Generalitat entgegnete jedoch, das Angebot komme um Jahre zu spät; die freiwilligen Verpflichtungen der Filmverteiler — mit hohen Zuschüssen der Generalitat — hätten während der vorhergehenden Jahre keine Erfolge gezeitigt, weshalb man sich nun unwiderruflich für den gesetzgeberischen Weg entschieden habe.

    Die großen Kinobetreiber und die Filmverteiler starteten eine groß angelegte öffentliche Kampagne gegen das Gesetz und kündigten in hysterischen Werbeschaltungen ein großes Kinosterben an, falls der Entwurf verabschiedet würde. Einige gingen sogar so weit, das Publikum dafür verantwortlich zu machen, dass so wenige Filme auf Katalanisch gezeigt würden. Der Protest der Branche gipfelte am 1. Februar 2009 in einen Streik mit geschlossenen Kinosälen, der in der Bevölkerung jedoch auf breite Ablehnung stieß.

    Der rechtsgerichtete Partit Popular (PP) zerrte das Gesetz noch vor Gericht, wo es jedoch in vollem Umfang bestätigt wurde.

    Die Generalitat war der Auffassung, das Gesetz sei nötig, um den gesamten Sektor neu zu regeln, und zwar nicht nur hinsichtlich der sprachlichen Diversität. Es schafft einen einheitlichen Rahmen für die gesamte Kinoindustrie und reglementiert von der Produktion über die Kommerzialisierung bis hin zur Verteilung und Vorführung von Filmen alle wichtigen Bereiche des Sektors. Außerdem werden Archivierung und Verwahrung des filmischen Landesvermögens neu organisiert. Es ist auch die Schaffung und Förderung eines neuen Kinonetzwerks vorgesehen, wo bevorzugt europäische Filme in Originalversion sowie katalanische Produktionen gezeigt werden sollen.

    Der Schlüsselteil des Gesetzes ist jedoch zweifellos der sprachliche. Die Regierung war überzeugt, dass die derzeitige Situation nicht die gesellschaftliche und sprachliche Realität des Landes widerspiegle und das Recht der Bürger, Filme in beiden offiziellen Landessprachen sehen zu können, nicht gewahrt sei. Das katalanische Kulturministerium verwies darauf, dass das sprachliche Verhältnis bei Filmvorführungen wesentlich schlechter sei, als in anderen Bereichen. So führten etwa katalanischsprachige Radiosender in Hörerzahlen weit vor den spanischsprachigen, und es würden weit mehr als 3% katalanische Bücher verkauft, obwohl die Auswahl an spanischen Büchern ungleich größer ist.

    Konkret sorgt das neue Gesetz dafür, dass mindestens 50% der Vorführungen jedes übersetzten oder synchronisierten Films in katalanischer Sprache laufen müssen. Werke, deren Originalsprache Katalanisch oder Spanisch ist, sind davon also nicht betroffen. Außerdem gibt es eine Ausnahmeregelung für kleine Produktionen bzw. Filme mit sehr wenigen Vorführungen. Der Branche wird eine Übergangsfrist von vier Jahren eingeräumt, um die sprachlichen Verpflichtungen in vollem Umfang zu erfüllen. Außerdem ist ein territoriales »Gleichgewicht« vorgeschrieben, das verhindern soll, dass die Quote an katalanischen Vorführungen nur in bestimmten Territorien oder in Ortschaften mit geringer Bevölkerungszahl »abgearbeitet« werden, während anderswo weiterhin nur spanische Filme verfügbar sind. Im vergangenen Jahr waren 90% der Filme in Kataloniens Kinos spanisch synchronisiert (oder in spanischer Originalversion) und 2,7% katalanisch synchronisiert (oder in katalanischer Originalversion). Spanisch untertitelt waren 7,8% der Filme, katalanische Untertitel hatten dagegen 0,12% der Streifen. Umfragen bestätigen, dass die neue Quotenregelung in der Bevölkerung einen sehr breiten Rückhalt genießt.

    Das Gesetz sieht für Zuwiderhandlungen Mindeststrafen von EUR 5.000,- pro Kopie (!) vor, wobei zusätzliche Strafen an den Kassenerfolg des Films gekoppelt werden können. Insgesamt können Strafen in Höhe von bis zu EUR 75.000,- verhängt werden. Ein eigener Fonds wird unabhängige Filmverteiler und die katalanische Filmproduktion fördern.

    Dass eine Übergangsfrist von insgesamt fünf Jahren (vier Jahre für die sprachlichen Bestimmungen) bis zur vollen Umsetzung vorgesehen ist, könnte laut Ferran Mascarell, Kulturminister der neuen katalanischen Regierung, dazu beitragen, dass gar keine Strafen verhängt werden müssen — weil die Unternehmen genug Zeit haben, sich schrittweise anzupassen.

    Cëla enghe: 01



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  • Rechtsunsicherheit durch BBM.

    Die Landesregierung hat angekündigt, im Zuge der anstehenden Überarbeitung des Raumordnungsgesetzes die sogenannte Baubeginnmeldung (BBM) drastisch aufzuwerten; demnach soll in vielen Fällen die heute erforderliche Baugenehmigung entfallen, wie dies in Italien bereits der Fall ist. Es handle sich um eine Vereinfachungs- und Entbürokratisierungsmaßnahme.

    Nach dem Ausscheiden von Alfons Benedikter als ihr oberster Hüter wurde die Südtiroler Raumordnung happenweise aufgeweicht und immer unübersichtlicher, sodass sie heute einem Flickenteppich gleicht — und vor oft widersprüchlichen Sonderregelungen strotzt. Die Materie wird zudem nicht in einem einheitlichen Gesetz geregelt, sondern ist in verschiedene, oft unübersichtliche und widersprüchliche Gesetze und Dekrete zersplittert.

    In vielen Fällen sind sich heute nicht einmal mehr Fachleute — Planer, Juristen und Gemeindebauämter — einig, wie die einzelnen Vorschriften auszulegen sind. In diesem Kontext schafft die Baugenehmigung ein Mindestmaß an Rechtssicherheit: Wird ein Bauvorhaben von der Gemeinde genehmigt, erhält der Bauherr eine schriftliche Bestätigung darüber und darf erst dann bauen.
    Mit der BBM wird dieses Prinzip umgekehrt: Die Gemeinde erhält nur noch eine Meldung über den baldigen Baubeginn. Legt sie binnen 30 Tagen nicht Widerspruch ein, darf automatisch mit den Arbeiten begonnen werden. Das Schweigen der Gemeinde garantiert jedoch nicht, dass die Planung als gesetzeskonform eingestuft wurde bzw. dass sich Planer, Bauherrschaft und Behörden darüber einig sind, was erlaubt ist. Kontrollen erfolgen dann nämlich erst nachträglich, Planer und Bauherr müssen geradestehen. Dies eröffnet — auch, aber nicht nur dank unscharfen Raumordnungsgesetzes — Rechtsunsicherheit und Behördenwillkür Tür und Tor. Kann man wirklich von einer Vereinfachung sprechen, wenn zwar das Verfahren verkürzt, gleichzeitig jedoch die Unsicherheit und die Risiken deutlich erhöht werden? Und welche Auswirkungen hat diese Regelung auf das (vorgebliche) Ziel, eine geordnete Raumplanung und -nutzung zu gewährleisten?

    Es steht zu befürchten, dass nichts anderes als das Recht des Stärkeren (Recht des Reicheren) obsiegen wird. Wer es sich finanziell leisten kann, hohe Strafen zu entrichten, wird in Hinkunft bauen können, «wie und was er will». Abbrüche werden wohl nur dann verfügt, wenn krasse Vergehen begangen wurden; alles andere lässt sich dann sanieren — ein dauerhafter Bausündenerlass für Wohlhabende.

    Mit den nötigen Geldmitteln lässt sich außerdem ein Rechtsbeistand finanzieren, der die eigene Auslegung der schwammigen Gesetze eher durchboxen kann, als der kleine Häuslebauer mit eingeschränkten Mitteln. Dieser wird also aus Angst vor fetten Strafen mitunter nicht einmal seine Rechte voll ausschöpfen können — weil er so bauen wird, dass er bei Mitbürgern und Gemeinde möglichst nicht aneckt und keine Strafe riskiert.

    Eher als der Abschaffung der Baugenehmigung hätte es einer tiefgreifenden Reform derselben und der Baukommissionen bedurft, die heute großteils mit Laien besetzt sind, welche sehr oft außerstande sind, fachspezifische Einschätzungen und Anregungen abzugeben. Eine Reglementierung, Koordinierung und beratende Unterstützung der Bautätigkeit durch die öffentliche Hand ist aber nach wie vor vonnöten, da sie den Umgang mit den kostbaren Ressourcen Raum und Kulturlandschaft betrifft.

    Cëla enghe: 01



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  • Trenitalias Interessen (oder unsre).

    Heute hätte vom Verwaltungsgericht Rom, bezüglich des Halteverbotes der DB/ÖBB Züge auf der Brennerstrecke, das lediglich bis 10. März 2011 ausgesetzt wurde, eine Entscheidung getroffen werden müssen. Anstatt den skandalösen Erlass der italienischen Schienennetzbehörde definitiv aufzuheben, wurde die Entscheidung auf den 24. Februar 2011 vertagt.
    Wir wissen also nach wie vor nicht, ob nach dem 10. März überhaupt noch ein Eurocity Südtirol mit Innsbruck und München verbinden wird.

    Das Gericht hat die Entscheidung verschoben, weil die Eisenbahngesellschaft Trenitalia weitere Unterlagen vorgelegt hat, die beweisen sollen, dass die deutsch-österreichischen Konkurrenz-Züge dem Regionalverkehr auf der Brennerstrecke »wirtschaftlichen« Schaden zufügen.

    Eine völlig absurde Argumentationsweise, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Regionalverkehr in Südtirol und im Trentino von den jeweiligen Ländern finanziert wird. Wenn hier jemand darüber zu entscheiden hat, ob ein EC Zug eine Konkurrenz zum Regionalverkehr darstellt, sind es die Regionen, die den Regionalverkehr finanzieren. Diese haben sich aber letzthin, mit Ausnahme der von der Lega regierten Region Venetien, vehement gegen den Skandalerlass der italienischen Schienennetzbehörde ausgesprochen.

    Trotzdem ist der Protest Südtirols und des Trentino gegen die wettbewerbsverzerrende Politik von Trenitalia viel zu zahm. Hier werden grundlegende Interessen Südtirols verletzt — dagegen muss tagtäglich mit wesentlich höherem Einsatz gekämpft werden. Unter anderem muss der Bahngesellschaft Trenitalia klargelegt werden, dass der Regionalverkehr in Südtirol europaweit ausgeschrieben wird, wenn die Blockadepolitik nicht sofort eingestellt wird. Bahngesellschaften mit einer weit besseren Performance als Trenitalia gibt es genügend. Warum soll Südtirol Trenitalia über Regionalisierungsmittel und Prämienzahlungen (für Pünktlichkeit, Sauberkeit und funktionierende Türen) durchfüttern, wenn dieser Betrieb grundlegende Südtiroler Interessen boykottiert? Sollten wir vom internationalen Fernverkehr abgehängt werden, wird der Standort Südtirol nachhaltig geschädigt.



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  • No alla storicizzazione.
    Quotation

    La trattativa Comune-Provincia-Stato per la riapertura del Monumento alla vittoria sta subendo un’accelerazione. Come la giudica?

    Bene, sono favorevole. È giusto che il monumento venga aperto durante il giorno e la sera sia invece prevista ancora una protezione, per evitare atti di vandalismo. È una bella opera, è tempo che venga restituito ai cittadini.

    La proprietà è statale. Comune e Provincia spingono perché nella cripta venga aperto un centro di documentazione che racconti la storia del monumento e delle dittature di quell’epoca.

    Non credo che il ministro Bondi potrà mai autorizzarlo.

    Perché no?

    Significherebbe riaprire tensioni che non c’è bisogno di rinfocolare. Si faccia piuttosto una esposizione sulla prima guerra mondiale.

    Ma è un monumento eretto dal fascismo, perché non storicizzarlo?

    La popolazione ha già inquadrato quegli anni. Tornare alla divisione tra buoni e cattivi non ci farebbe bene. Lo ripeto, il ministero non darebbe il benestare.

    Giorgio Holzmann (PDL), estratto dall’intervista al quotidiano A. Adige, edizione odierna.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Zahnloses Recht für ladinische Gemeinden.

    Die italienische Rechtsordnung sieht ausdrücklich die Möglichkeit vor, die Bürgerinnen einer Gemeinde zu befragen, ob sie einen Regionenwechsel wünschen. Von diesem Recht haben die ladinischen Ortschaften in der Region Venetien — Anpezo, Fodom und Col — am 28. und 29. Oktober gemeinsam Gebrauch gemacht. Zumal die Vorlage von über 78 Prozent der Abstimmungsteilnehmer (und rund 56 Prozent der Stimmberechtigten) angenommen wurde, hätte das Innenministerium — laut Gesetz — binnen 60 Tagen darauf reagieren müssen. Weil dies nicht geschehen ist, hatten die Gemeinden Col und Fodom gesondert vor dem Verfassungsgericht geklagt — und Unrecht bekommen. Gemeinden hätten nicht das Recht, ihr Recht einzuklagen. Wenn das Innenministerium, das per definition über die Einhaltung von Gesetzen zu wachen hätte (weshalb ihm zum Beispiel die Polizei untersteht), sich nicht an dieses Gesetz hält, muss man eben abwarten und Däumchen drehen. Das nennt man dann — ja, richtig: Rechtssicherheit.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • Südtiroler Deutsch.

    Harald hat mich — aus welchem Grund auch immer — auf diesen Wikipedia-Eintrag über die Südtiroler Varietät der deutschen Sprache aufmerksam gemacht. Ich will ihn hier wiedergeben und nur in den Kommentaren sagen, was ich davon halte. Mich würde natürlich auch die Meinung der Leserinnen interessieren.

    Südtiroler Deutsch ist eine Varietät des Deutschen und durch Interferenzen aus dem Italienischen geprägt.

    Typisch zweisprachige Aufschrift in Südtirol mit Grammatikfehler (Kohlern bei Bozen).

    Entstehung des Landes Südtirol

    Anders als z.B. im Falle der sog. nationalen Varietät Österreichisches Deutsch sind in Südtirol unstrittig sowohl die Voraussetzungen zur Herausbildung einer an geographisch-politischen Grenzen festzumachenden sprachlichen Sonderentwicklung als auch faktisch konstatierbare Südtirolerismen gegeben, die definitionsgemäß tatsächlich auf Südtirol beschränkt sind und in Südtirol heute vom Großteil der Sprecher als standardsprachlich angesehen werden.

    Bis zum Ersten Weltkrieg war das Gebiet des heute so benannten Südtirol (italienischer Verwaltungsbegriff: Provincia Autonoma di Bolzano) Teil der Grafschaft Tirol, die auch große rein italienischsprachige Gebiete umfasste (sog. Welschtirol, z.B. Trentino) und seit dem Tod Margaretes von Maultasch durch Personalunion der neuen Tiroler Landesherren zum Habsburgerreich gehörte. Durch den Vertrag von Saint-Germain kam jedoch auch das überwiegend deutschsprachige Gebiet südlich des Alpenhauptkammes bis Salurn an Italien und wurde mit dem Trentino zu einer mehrheitlich italienischsprachigen Region vereint.

    Unter Mussolini wurde der Versuch unternommen, Südtirol zu italianisieren bzw. an die italienische Kultur zu assimilieren, d.h. Orts- und Familiennamen wurden von Ettore Tolomei durch italienische, oft frei erfundene Namen ersetzt und die Zuwanderung von Italienern aus anderen Regionen gefördert. Dadurch entstand südlich von Bozen ein ausgedehntes Gewerbegebiet (Alu-Werke) und westlich der Talfer eine italienische Neustadt mit faschistischer Architektur (Siegesdenkmal, jetziger Corso della libertà ). Eine Enteignung oder Vertreibung der Tiroler Volksgruppe, die in Südtirol zahlenmäßig immer die Mehrheit stellte und wirtschaftlich durch die einträgliche Landwirtschaft abgesichert war, bzw. eine ethnische Säuberung wurde von den italienischen Faschisten dagegen nie betrieben oder geplant. Erst Hitler strebte eine Umsiedlung der Tiroler Volksgruppe an. Im Zuge der sog. Option mussten die Südtiroler 1939 zwischen einem Verbleib in einem italianisierten Südtirol oder der Aussiedlung in die später von den Nazis im Zweiten Weltkrieg besetzten Ostgebiete wählen.

    Die überwältigende Mehrheit der Südtiroler stimmte zwar für das vermeintliche Deutschtum bzw. die Auswanderung, doch verließ wegen der Kriegswirren nur ein kleiner Teil tatsächlich Südtirol und wurde größtenteils in Südtiroler-Wohnsiedlungen in Österreich aufgefangen. Nach dem Weltkrieg kehrten viele der sog. Optanten dank des Gruber-De-Gasperi-Abkommens wieder nach Südtirol zurück, zumal sich Italien im Geiste der Aussöhnung verpflichtete, den Optanten wieder die italienische Staatsbürgerschaft zu verleihen.

    Bis zum vollständigen Inkrafttreten des Autonomiestatutes prägten ethnische Spannungen und sichtbare Polizei- und Militärpräsenz weiterhin den Alltag in Südtirol, spätestens seit den Neunzigern ist aber von einer breiten Zustimmung der Südtiroler zur Zugehörigkeit zum Staat Italien auszugehen. Politische Bestrebungen, eine Eigenstaatlichkeit oder sog. Selbstbestimmung (Eva Klotz) anzustreben, sind auf kleinste Gruppierungen beschränkt und eine Rückkehr zur Schutzmacht Österreich, deren internationalem Engagement auch vor der UNO die Erlangung der Autonomie zu verdanken ist, wird von keiner politischen Partei gefordert. Auch die langjährige Regierungspartei SVP, eine ursprünglich rein ethnisch definierte Sammelpartei, strebt keine Änderung des Status Quo oder gar eine Volksabstimmung an, da mit einem breiten Bekenntnis zur Zugehörigkeit zum Staat Italien zu rechnen wäre und damit dem durch das Autonomie-Statut dem Land Südtirol eingeräumten Sonderstatus die Legitimation entzogen würde. De facto bewirkte das Autonomie-Statut eine Art Eigenstaatlichkeit Südtirols, übergeordnete (d.h. staatliche bzw. italienische) Kontrollinstanzen fehlen weitgehend und auch in jenen Bereichen, in denen keine Autonomie vorgesehen wäre (Oberschulen), werden staatliche Gesetze nur bedingt verwirklicht, zumal in der rechtspraxis oft Unklarheit herrscht, wieweit nationale, d.h. italienische Bestimmungen auf Südtiroler Verhältnisse zu übertragen wären.

    Sprachliche Faktoren

    Die Situation des Deutschen in Südtirol unterscheidet sich von jener der Nachbarländer und ähnelt in gewissem Sinne der Rolle der Mundart und dem Einfluss des Romanischen in der Schweiz:

    • fehlende Verstädterung: der Großteil der Südtiroler lebt in Dörfern und Kleinststädten, selbst in der einzigen Großstadt, d.h. Bozen, erreicht der Anteil der deutschen Bevölkerung gerade einmal die Ausmaße einer Kleinstadt.
    • Lebendigkeit des Dialekts: in vielen Bereichen des täglichen Lebens (selbst an höheren Schulen, für die gesetzlich der Gebrauch des Standarddeutschen vorgeschrieben wäre) dominiert die Mundart, eine überregionale Umgangssprache fehlt weitgehend und eine dialektfreie Standardsprache, wie sie in weiten Teilen Deutschlands vorherrscht, wird als fremd abgelehnt, weshalb auch nur bedingt von Diglossie gesprochen werden kann.
    • Distanz zur Schriftsprache: die deutsche Standardsprache wird oft als fremd empfunden und Defizite im sprachlichen Ausdruck sogar der Gymnasiasten wurden im Auftrag der Südtiroler Landesregierung u.a. durch die Studie DESI wissenschaftlich nachgewiesen.01
    • fehlender Austausch mit sprachlich verwandten Regionen: anders als z.B. in Österreich, wo sich ein reger Bevölkerungsaustausch unter den einzelnen Dialekt(unter)gruppen nachweisen lässt, ruht Südtirol gewissermaßen in sich selbst. Mit der Errichtung universitärer Bildungseinrichtungen auch in Kleinststädten wie Brixen und Bruneck (Fachhochschulen wie die sog. Freie Universität Bozen oder die Europäische Akademie u.ä.) besteht für junge Südtiroler keine Notwendigkeit mehr, den Heimatort jemals zu verlassen. Das Südtiroler Schulamt weigerte sich sogar noch bis 2007 grundsätzlich, nämlich bis zum Unterliegen in vier Prozessen vor dem Verwaltungs- und Arbeitsgericht Bozen, österreichische Lehrer, deren Lehramt vom italienischen Unterrichtsministerium nach der EU-Richtlinie 89/48 anerkannt worden war, als reguläre Lehrer mit unbefristetem Dienstvertrag einzustellen, obwohl Südtiroler Lehrer auch ohne Lehramt solche Dauerstellen (insegnanti di ruolo / Stammrollenlehrer) erlangen konnten.
    • Isolation und latente Xenophobie bzw. Ethnozentrismus: Nach einer Verlautbarung der CARITAS vertreten 40% der Südtiroler bzw. laut ASTAT-Studie sogar zwei Drittel der Jugendlichen die Meinung, es gebe in Südtirol zu viele Ausländer,02 obwohl die Migrationsproblematik Südtirol erst sehr spät und bislang nur in kleinem Maßstab erfasste. Einwanderer-Kinder besuchen fast ausschließlich italienischsprachige Schulen: im Jahr 2007 betrug an deutschsprachigen Oberschulen (15- bis 19-Jährige) der Ausländeranteil nur 1,7%; lässt man jene Ausländer, die nur formal, d.h. wegen der Verheiratung eines ihrer Südtiroler Elternteile mit einem Österreicher oder Deutschen, als Ausländer zählen, außer Acht, sinkt der Ausländeranteil sogar auf 1,2% – an den italienischsprachigen Oberschulen in Südtirol beträgt er aber fast 9%. An den Grund- und Mittelschulen ist das Missverhältnis ähnlich: 2,6% zu 15,2% bzw. 2,4% zu 16,4%.
    • mangelnde Vertrautheit mit Fachsprachen und Verwaltungsterminologie: vielfach kennen Südtiroler Verwaltungsbedienstete zwar die italienischen termini technici, sind aber i.d.R. nicht mit den entsprechenden Ausdrücken und Wendungen in österreichischen oder deutschen Paralleltexten vertraut, weshalb Südtiroler fachsprachliche Texte für Nicht-Südtiroler oft wenig fachsprachlich und zuweilen auch unverständlich wirken.
    • Superstrat-Wirkung des Italienischen: in weiten Bereichen des Alltags müssen Verwaltungsbedienstete ohne Dolmetsch-/ Übersetzungsausbildung laufend rasch italienischsprachige Texte übersetzen, wodurch Interferenzen oft unvermeidbar sind. Viele der in aller Eile und ohne Sorgfalt geschaffenen Neologismen und Ausdrucksweisen werden mühelos in die Alltagssprache übernommen und gelten dank der Autorität der Behörde oft als richtig. Dies gilt für viele zweisprachige Aufschriften.

    Interferenzen

    Als typische Interferenzen aus dem Italienischen können gelten:

    • lexikalische Interferenzen: z.B. Identitätskarte (nach it. carta d’identità ) statt Personalausweis, Schulführungskraft (nach it. dirigente scolastico) statt Schulleiter (offizielle Bezeichnung in z.B. Österreich und Bayern) oder Direktor (Alltagswort für Schulleiter in Österreich und in deutschen Bundesländern), Neologismen wie Stammrollenlehrer (nach it. insegnante di ruolo = verbeamteter Lehrer, zumindest mit unbefristetem Dienstvertrag), wobei hier auch von einem Sachspezifikum gesprochen werden kann;
    • semantische Interferenzen: didaktische Tätigkeit(en) (nach it. attività  didattiche) statt dt. Unterricht in Wendungen wie: die Wiederholungsprüfungen müssen vor dem Beginn der didaktischen Tätigkeit abgeschlossen sein, die didaktische Tätigkeit endet Mitte Juni – die Interferenz liegt darin, dass didaktisch sich im Standarddeutschen immer auf die Didaktik, also die Wissenschaft vom Unterrichten, bezieht und nicht synonym mit Unterricht verwendet werden kann; Literat auch im Sinne von Latein-Deutschlehrer (nach it. materie letterarie).
    • syntaktische Interferenzen: häufig begegnen Genitivattribute oder auch lange Genitivattribut-Reihen anstelle von Komposita oder Präpositionalausdrücken nach dem Vorbild der italienischen di/della/…-Ausdrücke: z.B. die Vergabe der Stellen der Zweitsprachlehrer der Grundschule statt: die Stellenvergabe für Zweitsprachenlehrer (= Deutschlehrer an italienischsprachigen Schulen) an Grundschulen.
    • phraseologische/idiomatische Interferenzen: typisch Südtirolerisch ist die Verwendung der Präposition innerhalb auch mit Zeitpunkten, obwohl im Standarddeutschen innerhalb nur mit Zeitstrecken kombiniert werden kann (innerhalb zweier Tage, innerhalb von fünf Tagen), also z.B: das Gesuch (= Südtirolerisch fast immer statt sachlich richtigem: Antrag) muss innerhalb 31. Oktober eingereicht werden, wobei die italienische Konstruktion: entro il 31 ottobre falsch übertragen wurde; einen Gefallen machen steht für einen Gefallen tun (nach it. fare un piacere).
    • phonetische Interferenzen: z.B. die Aussprache des Digraphs <<qu>> als ku̯ wie im Italienischen statt kv wie im Standarddeutschen; Lanthaler vermutet, diese erst nach dem Zweiten Weltkrieg eingetretene Entwicklung gehe auf Volksschullehrerinnen zurück, die den Schülern im Schreibunterricht einschärften, qu dürfe nicht kw geschrieben werden, wobei das Italienische nur indirekt diese Ausspracheveränderung bewirkt hätte.

    Daneben treten im Südtiroler Deutsch Sprachformen auf, die nicht als Interferenz erklärbar sind, sich aber dennoch aus der besonderen Situation des Südtirolerischen erklären. So wird ähnlich wie in der Schweiz schriftlich als Relativpronomen meist das veraltete, im Mittelalter nach lateinischem Vorbild (qui/quae/quod) eingeführte und von Duden als papierenes Deutsch bezeichnete welcher/welche/welches benutzt, das aber im gesprochenen Deutsch in Südtirol kaum verwendet wird, also keineswegs der natürlichen Ausdrucksweise entspricht. Auch werden bestimmte, als politisch korrekt erfundene, Wörter wie z.B. das in der Schweiz gängige Lehrperson (statt Lehrkraft/Lehrkörper) benutzt. Oft ist eine für Mundartsprecher bezeichnende Unsicherheit der Grund für nicht-standardsprachliche Ausdrücke wie z.B. Einreichefrist mit unüblichem Fugen-e statt Abgabetermin o.ä. Andere Erscheinungen des Südtiroler Deutschen werden von Südtirolern selbst als mundartlich empfunden und sind in der Schriftsprache nicht anzutreffen, etwa das von vielen Nordtirolern als das Südtiroler Kennwort empfundene Pronomen: sell/semm bzw. verhaucht: hell (vermutlich aus der Amtssprache: < selbiger, selbigem) statt demonstrativem der/die/das, Beispiel: sell woas i nit für: «das weiß ich nicht».

    Oft überschätzt wurde die Übernahme italienischer Wörter (Sachspezifika oder praktische Kurzwörter wie targa für “Kennzeichen/KFZ-Nummerntafel”) und Interjektionen (Oschtia < it. ostia; magari usw.) in die Alltagssprache, die keine tiefergehende Beeinflussung des Sprachsystems an sich vermuten lassen und oft kurzlebig sind. In Stellenanzeigen fand sich etwa oft der Ausdruck militärfrei (für it. militesente), durch den der Bewerberkreis auf Männer mit abgeleistetem Militärdienst eingeschränkt wurde, der jedoch mit Abschaffung der Wehrpflicht ebenso schnell wieder verschwunden ist. Für Südtirol, obgleich nicht für das Deutsche in Südtirol, typisch ist auch die umgekehrte Beeinflussung. Italienische Aufschriften entsprechen häufig nicht den italienisch-standardsprachlichen, im eigentlichen Italien üblichen (vgl. attendere prego im Sinne des dt. Bitte warten! statt si prega di attendere oder un attimo). Da heute viele Italiener v.a. außerhalb der Großstadt Bozen einer starken Assimilierung an die (Süd-) Tiroler, d.h. deutschsprachige Kultur in Südtirol unterliegen und ihre Kinder vielfach in deutschsprachige Schulen schicken, um ihnen sozialen Anschluss und größere Arbeits-Chancen zu sichern, ist in bestimmten Bereichen mit dem Entstehen einer Interlanguage zu rechnen.

    Auswahlbibliographie

    • AUFSCHNAITER, Werner von. Sprachkontaktbedingte Besonderheiten der deutschen Gesetzes- und Amtssprache in Südtirol. In: Germanistische Mitteilungen, 16 (1982), S. 83-8.
    • BAUER, Roland. Deutsch als Amtssprache in Südtirol. In: Terminologie et tradtition. Hg. W. Osterheld. S. 63-84. Luxembourg: Office des publications officielles des communautés europeénnes. 1994.
    • EGGER, Kurt. Die Vielfalt der sprachlichen Ausdrucksmittel in der Umgangssprache von Schülern in Bozen. In: Vielfalt des Deutschen. Festschrift für Werner Besch, S. 653-63. Frankfurt a.M., 1993.
    • KRAMER, Johannes. Deutsch und Italienisch in Südtirol. Heidelberg: Winter, 1981.
    • LANTHALER, Franz und Annemarie Saxalber. Die deutsche Standardsprache in Südtirol. In: Österreichisches Deutsch. Linguistische, sozialpsychologische und sprachpolitische Aspekte einer nationalen Variante des Deutschen. Hg. Rudolf Muhr, Richard Schrodt und Peter Wiesinger. S. 287-304. Wien: Hölder-Pichler-Tempsky, 1995.
    • MOSER Hans und Oskar Putzer. Hg. Zur Situation des Deutschen in Südtirol. Sprachwissenschaftliche Beiträge zu den Fragen von Sprachnorm und Sprachkontakt. Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft – Germanistische Reihe, Band 13. Innsbruck, 1982.
    • PERNSTICH, Karin. Der italienische Einfluss auf die deutsche Sprache in Südtirol, dargestellt an der Südtiroler Presse. Schriften zur deutschen Sprache in Österreich, Band 11. Wien: Braumüller, 1984.
    • RIEDMANN, Gerhard. Die Besonderheiten der deutschen Schriftsprache in Südtirol. Duden Beiträge 39. Mannheim: Bibliographisches Institut, 1972.
    • RIEDMANN, Gerhard. Bemerkungen zur deutschen Gegenwartssprache in Südtirol. In: Standardsprache und Dialekt in mehrsprachigen Gebieten Europas. Hg. P. Sture Ureland. Linguistische Arbeiten, Band 82. Tübingen, 1979.

    Anmerkungen

    1. DESI wurde zusammen mit der ersten regionalen Auswertung der PISA-Studie in Südtirol 2003 durchgeführt, allerdings so wie auch PISA irregulär: ein Drittel der (schlechten) Schüler wurden von vornherein von der Teilnahme ausgeschlossen und der gesamte Englisch-Testteil wurde wegen angeblicher Benachteiligung der Südtiroler Schüler, die als erste Fremdsprache Italienisch lernen, nicht durchgeführt. Das DESI-Südtirol-Ergebnis liest sich nüchtern: am Wortfeld Bahnhof scheiterten alle Schüler, kein einziger konnte beispielsweise ein Stellwerk als solches benennen. Die bundesdeutschen Testexperten sprachen mit Rücksicht auf ihre offiziellen Auftraggeber wohlwollend von item bias und ignorierten die signifikanten sprachlichen Defizite – Aufgaben, in denen Südtiroler Schüler grundsätzlich schlecht abschnitten, wurden kurzerhand vor der Auswertung ausgeschlossen. Trotz dieser schönenden Faktoren fiel das Ergebnis eindeutig aus: im Wortschatztest erreichten nur 14% der Südtiroler Gymnasiasten die höchste Leistungsgruppe, der in Deutschland fast die Hälfte (!) der Fünfzehnjährigen angehört, umgekehrt lag ein Viertel (!) der Südtiroler Gymnasiasten in der allerschlechtesten Gruppe, die in Deutschland trotz aller Migrationsprobleme nur 7% ausmacht. Siehe den Offiziellen Schlussbericht der deutschen DESI-Projektgruppe auf der Homepage des PI: http://www.schule.suedtirol.it/pi/publikation/Desi.htm. Ergebnis des Wortschatztests (22,6 gegenüber 7,6% unter schlechtester Gruppe A, 44,2 vs. 14,2% in bester Gruppe C): S. 36; Ausschluss der Berufsbildung (= 30%!!): S. 7; Item-Bias: «Brötchen» nicht gekannt, S. 12; DIF-Analysen (Differential Item Functioning), bei Wortfeld Bahnhof völlig versagt, S. 17.
    2. Siehe http://www.social.bz.it/pressarchive.php?art_id=67611. Abgerufen am 20. November 2010.


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