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  • »Neue« Grundschüler 2011/12.

    Wieder hat das Astat die Zahlen des aktuellen Schuljahres veröffentlicht — und wieder sucht man einen relevanten Indikator vergeblich: In welche Schulen schicken Migranten ihre Kinder und in welchem Ausmaß? Da diese Daten indirekt in den veröffentlichten Angaben enthalten sind, habe ich mir einmal mehr die Mühe gemacht, sie herauszuschälen. Und das ist das Ergebnis:

    Zuwanderer nach Schulmodell.

    Wie man sieht hat es an Südtirols Grundschulen im Vergleich zum Vorjahr eine anteilsmäßige Verschiebung zugunsten der deutschen und ladinischen Schulen gegeben. Trotzdem kann man für die Minderheiten bei weitem nicht von einem zufriedenstellenden Verhältnis sprechen — besonders wenn man berücksichtigt, dass diese Daten zwar Zuwanderer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beinhalten, aber nicht solche aus dem italienischen Staatsgebiet. Würde man die Statistik um diese Verzerrung bereinigen, ergäbe dies, dass Zuwanderer, deren Muttersprache weder Deutsch noch Italienisch ist, ihre Kinder noch stärker in nationalsprachliche Schulen einschreiben, als es der Anteil von 50,62% vermuten ließe.

    Nachtrag: Einer (hetzerischen) Pressemitteilung der Freiheitlichen entnehme ich, dass die Grundschüler aus Deutschland und Österreich 136 sein sollen. Zieht man diese von den Schülern an deutschen Schulen ab, erhält man folgendes Ergebnis:

    Zuwanderer nach Schulmodell.
    Das dürften gute Näherungswerte für eine »bereinigte« Situation sein, wobei vielleicht einige bundesdeutsche und österreichische Kinder eine ladinische oder eine italienische Schule besuchen. Zudem bleiben Schüler aus der Deutschschweiz nach wie vor unberücksichtigt.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • Ein Bettler-Gütesiegel.

    Wie die Antifa Meran beklagt, werden die Töne gegen bettelnde Menschen auch in Südtirol immer rauer. Je mehr eine Gesellschaft verarmt — und das tut sie durch Wirtschaftskrise und steigende Steuern auch hierzulande — desto mehr wächst der Neid, und zwar leider viel zu oft nicht Reichen und Privilegierten, sondern den noch Ärmeren gegenüber. Jetzt spricht sich auch der ehemalige Bozner Vizebürgermeister, Elmar Pichler-Rolle (SVP), für ein Bettelverbot in der Landeshauptstadt aus.

    Was solche Verbote bringen, nämlich nichts als Symptombekämpfung — die unangenehmen Erscheinungen, die mit der steigenden Armut und Verwahrlosung einhergehen, werden einfach vom Stadtbild entfernt — habe ich bereits vor einigen Jahren geschrieben, als es der Polizeipräsident war, der die Stadtoberen von der Notwendigkeit einer Verordnung überzeugen wollte.

    Ich möchte aber auch nicht sämtliche Bedenken der Bevölkerung vom Tisch fegen, denn ich selbst habe auch manchmal ein ungutes Gefühl, wenn ich Bettelnden mein Geld gebe. Genauso wie bei wohltätigen Spenden für größere Organisationen ist es durchaus legitim, sich darüber Gedanken zu machen, ob das Geld auch bei denen ankommt (bzw. bleibt), die es benötigen. Aufgedeckte Skandale haben bereits des Öfteren gezeigt, dass Zweifel nicht immer unberechtigt sind.

    Nun gut, einige NROs haben auf diese Vorfälle reagiert und lassen ihre Arbeit neuerdings von unabhängigen Fachleuten unter die Lupe nehmen — auch in Südtirol. Dafür erhalten sie dann ein Gütesiegel. Dies soll dem Spendenwilligen zumindest ein wenig Orientierung bei der Auswahl des Begünstigten bieten.

    Da die meisten Menschen heute nicht bloß kein Interesse, sondern auch schlichtweg keine Zeit haben, sich mit dem Thema persönlich auseinanderzusetzen oder etwa ein direktes Gespräch mit einem Bettler zu suchen, wäre meiner Meinung nach auch für sie so etwas wie ein Gütesiegel von Vorteil. Was zunächst aufwändig klingt, ist eigentlich recht einfach umsetzbar und bereits aus vielen Städten bekannt: Als ich etwa in Berlin lebte, wusste ich, dass ich mich auf Menschen verlassen kann, die mir eine Straßenzeitung verkaufen. Auch in Innsbruck gibt es so etwas, den 20er. Da es sich um »organisiertes Betteln« im positiven Sinne handelt, kann man sich als Spender ziemlich sicher sein, dass das Geld bei den Bedürftigen selbst ankommt und dass es sich bei den Verkäuferinnen nicht um Schwindler handelt. Oft haben sie auch die Gelegenheit, selbst redaktionell tätig zu sein und erhalten somit — wenn sie dies wünschen — einen niederschwelligen Eintritt ins Berufsleben.

    Die Politik täte gut daran, sich für ein solches Projekt starkzumachen, anstatt auf rasche und billige Lösungen zurückzugreifen, durch welche die Bedürftigen höchstens in eine andere Stadt oder — im schlimmeren Fall — in die Kriminalität abgedrängt werden. Es muss auch nicht unbedingt eine Zeitung sein. Bettlern, die sich nicht am Projekt beteiligen wollen, wird es danach ohne dieses »Gütesiegel« sowieso schwerfallen, zu bestehen. Ein Bettelverbot braucht es nicht.



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  • Pustertaler Freiheit.

    Ein Blogleser hat den Innichner Tourismusverein (TV) auf den -Artikel über die Digitalanzeige am Ortseingang aufmerksam gemacht. Die Antwort, die ihm der Präsident des TV daraufhin geschickt hat, ist derart skandalös, dass er sie mir zur Kenntnisnahme weitergeleitet hat. Es hat aber noch mehrerer Tage und einiger Überredungskünste bedurft, bis sich unser Blogleser einverstanden erklärt hat, dieses Schmankerl zu veröffentlichen. Der Herr — der auch Gemeindereferent unter BM Tschurtschenthaler (SVP) ist — hat in seiner öffentlichen Rolle als TV-Präsident gehandelt. Und wie ich finde hat die Öffentlichkeit das Recht (oder zumindest ein Interesse) zu erfahren, wie manch voll…autonomer »Volksvertreter« tickt:

    Sehr geehrter Herr [Blogleser]!

    Es wird immer interessanter[,] wie sich die gebildete Klasse Südtirols sich [sic] solcher Probleme annimmt!

    Eigentlich müssen wir uns glücklich schätzen, dass das die einzigen Probleme sind [, die] wir in Südtirol haben!

    Eines muss ich Ihnen klarstellen, dass was wir in Innichen publizieren geht sie [sic] gar nichts an und vor allem

    Interessieren mich Belehrungen in dieser Art gar nicht!!!

    Jedenfalls werde ich, als Verantwortlicher[,] anordnen[,] nichts zu ändern!

    Zum guten Schluss lade ich Sie gerne zu einem persöhnlichen [sic] Gespräch im TVerein Innichen ein[,] um noch mal

    Eindringlich meinen Standpunkt zu überbringen, auch weil ich die schriftlichen Sachen als [sic] unpersöhnlich [sic] finde!

    Und eins ist klar, dass wir genüber Ausländern unser Dorf in gewollter Weise immer mit San Candido kommunizieren und dies

    Aus folgenden Grüden [sic]:

    seit 1920 gehören wir politisch zu Italien

    für ausländische Gäste sind wir Italiener

    interessieren unsere ausländische [sic] nicht[,] was in Südtirol politisch
    abgeht!!

    4. haben wir nicht genug Personal[,] um allen Gästen unsere
    Vergangenheit zu erklären!

    Ganz zum Schluss möchte ich Ihnen sagen[,] dass ich Doppelstaatsbürger bin AUT/ITA[,] deswegen finde ich es als tief beleidigend[,] mir ethische Diskurse über unser Deutschtum zu machen!

    Mit freundlchen [sic] Grüssen [sic]

    [Name]

    Tourismusvereinspräsident

    Cëla enghe: 01



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  • Tenebre senza lingue.

    Valentino Liberto, sul suo blog, ha pubblicato un bellissimo racconto, dal titolo «le tenebre linguistiche», che prende posizione, più o meno esplicitamente, su alcune idee sviluppate e difese da — ricordandoci quali siano i possibili problemi legati al plurilinguismo e alle battaglie «nazionaliste» che a esso sovente s’accompagnano. Gli avvertimenti contenuti nel pezzo sono serissimi e vanno considerati con grandissima attenzione, perché la possibiltà  di una deriva «etnocentrica», anche in un sistema «postetnico», non è mai solamente teorica. Ed è per questo che qui abbiamo avviato la formulazione di una carta fondamentale che dimostri quale debba essere il codice programmatico di uno stato ispirato alle idee di : Solo garantendo una formazione plurilingue, una mirata attenzione «asimmetrica» per le lingue meno diffuse (italiano e ladino), l’assenza di partiti «etnici» (e via discorrendo) si può favorire lo sviluppo di una società  plurilingue, postetnica e indivisa — opposta ai modelli sostanzialmente monolingui e ossequianti le logiche «nazionali» citate nel pezzo di Valentino (come in Belgio e in Québec).

    L’aspetto meno convincente del racconto è rappresentato dalla vaga insinuazione che un modello postetnico e «indipendente» sia esposto a maggiori rischi da tal punto di vista rispetto all’odierna autonomia. In realtà , non solo ciò si può in larga misura prevenire prendendo le necessarie precauzioni, ma il racconto tralascia di citare come, in senso assolutamente asimmetrico e a danno delle minoranze l’autonomia si stia già , seguendo le logiche dello stato nazionale, rivelando incapace di garantire pari dignità  alle lingue. E non si tratta certo di cavilli, ma di temi centrali come l’integrazione (per la quale lo stato ha definito — anche per il Sudtirolo — la «lingua unica nazionale») e dunque le profonde trasformazioni sociali che ci attendono, o la sempre più sentita tutela dei consumatori. Certo, da un punto di vista nazionale, e Valentino si premura di suggerirlo, questi vengono percepiti come problemi non «reali»¹; ma basta guardare la situazione in cui versano la maggior parte delle minoranze in Italia (e in buona parte degli altri stati nazionali) per renderci conto di cosa significhi questa gerarchia delle priorità : Lì, di «problemi» legati al plurilinguismo, non ve ne sono certo. Non più. Aria pura.


    ¹ Ma guai se una volta fosse la lingua franca a subire un piccolo torto.



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  • Ricettazione, il CAI dice no.

    Al CAI non lo ammetterebbero mai — i montanari son modesti — ma se la sezione di Bolzano qualche giorno fa ha rifiutato di vendere il Schlernhaus (o di permutarlo con altri due rifugi) è perché sanno che non si vende ciò che è stato sottratto a qualcun altro. Il prestigioso rifugio, costruito nel 1883 dal Club Alpino Tedesco ed Austriaco (DÖAV), era stato espropriato e consegnato al CAI dal regime fascista nel 1924 contestualmente alla dissoluzione forzata dell’Alpenverein Bozen.

    Se gli fosse stato chiesto di restituirlo gratuitamente, come è giusto che sia, non avrebbero certamente rifiutato. Ma la ricettazione no. C’è chi obietta che il CAI avrebbe potuto restituire spontaneamente i rifugi ai legittimi proprietari alla fine dell’epoca fascista — ma non esageriamo. In fondo, anche le opere d’arte e gli altri oggetti di valore trafugati dai nazisti in molti casi sono stati restituiti solo parecchi anni dopo, e dietro presentazione di relativa documentazione.

    Quindi: Chiedete, e vi sarà certamente dato.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • Testis Relikte.
    Quotation

    Einige von mir kommentierte Auszüge aus dem heutigen Dolomiten-Interview mit Regierungskommissär Fulvio Testi aus Anlass seiner Frühpensionierung:

    Der Architekt des Siegesdenkmals, Marcello Piacentini hat in Rom das Forum Italicum gebaut, wo sich das Olympiastadion befindet, das Marmorstadion und das olympische Schwimmstadion. Das hat die Gemüter der Römer nie beunruhigt. […] Hier in Südtirol gibt es eine andere Realität, dessen bin ich mir bewusst.

    Hier in Südtirol hat auch niemand die Schleifung des Drususstadions, des Lido oder der sogennanten Grieser Lauben gefordert. Es gibt nicht nur einen Unterschied zwischen Rom und Bozen, sondern auch noch einen zwischen funktionaler Architektur und einem Denkmal.

    Ich bin dafür, den Namen Vetta d’Italia beizubehalten. […] Es geht ja darum, wie verbreitet ein Name ist — in Zeitungen, im Internet, nicht nur in Südtirol, sondern auch auf dem gesamten Staatsgebiet.

    Nicht nur Geographiewissenschaftler weltweit, sondern auch die UNO sieht das völlig anders. Und: Heißt Trient bald auch offiziell Trient, wenn wir den überregionalen Kontext mitberücksichtigen? Oder gilt dieses Privileg nur für nationale Mehrheiten?

    Wenn ich heute die auf Deutsch verfassten Medienberichte verfolge, dann verstehe ich viel mehr als 2007. Deutsch sprechen ist jedoch schwierig. Wenn man sich wirklich verstehen will, dann sind Sprachkenntnisse aber kein Hindernis.

    Klar, die lingua franca spricht ja jeder. Auf regionale Folkloresprachen ist der Herr deshalb nicht angewiesen.

    Cëla enghe: 01 || 01



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  • Gentrifizierung stoppen.

    Es ist eine ganz spezielle Form der Gentrifizierung, welche inzwischen auch große Teile der Alpen erfasst hat. Wozu sie führt, können wir mittlerweile schon in zahlreichen Tourismushochburgen in Südtirol beobachten. Ein Paradebeispiel befindet sich jedoch vor den Toren unseres Landes, im Venetien zugeschlagenen Tiroler Ort Cortina (Anpezo): Zahlungskräftige »Auswärtige« haben dort, besonders seit den Olympischen Spielen von 1956, nach und nach große Teile des Immobilienbestands erworben, um sich den Wunsch nach einer Zweitwohnung zu erfüllen. In der Regel sind die dann nur noch wenige Wochen im Jahr bewohnt. Die daraus resultierende Wohnungsknappheit ließ — gepaart mit dem großen »Appeal« des Standorts — die Wohnungspreise in die Höhe schnellen, sodass besonders junge Einheimische keine Chance mehr hatten, vor Ort an erschwinglichen Wohnraum zu gelangen. Viele wanderten ins nahegelegene Cadore aus und kehren seitdem oft täglich in ihren ursprünglichen Heimatort zurück, wo sie ihr Brot damit verdienen, dass sie für diejenigen arbeiten, von denen sie vertrieben wurden. Das hat nicht nur zur Entvölkerung des Ortes geführt, der zur Nebensaison einer Geisterstadt ähnelt, sondern auch zur Marginalisierung des einheimischen dolomitenladinischen Idioms, das vom Aussterben bedroht ist.

    Besonders in den ladinischen Tälern Südtirols und in einigen Gemeinden des Hochpustertales hat diese Entwicklung inzwischen ebenfalls ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen. Während mehrere Schweizer Kantone, aber auch das Bundesland Tirol, dieses Problem durch gezielte Gesetzesmaßnahmen weitgehend in den Griff bekommen haben, ist Südtirol mit dem Modell der sogenannten Konventionierung — die zudem häufig umgangen wird — noch eher schlecht aufgestellt.

    Im Jahr 2009 hatten die Abstimmenden beim Landesreferendum einem einschlägigen Gesetzesvorschlag der Union für Südtirol (UfS) breite Zustimmung erteilt. Seitdem ist leider — auch aufgrund des verfehlten Quorums — wenig geschehen.

    Seit einigen Wochen machen der Heimatpflegeverband, die Gewerkschaft ASGB und der Schützenbund in einer gemeinsamen Initiative auf dieses Problem aufmerksam. Die BürgerUnion, Nachfolgerin der UfS, will einen Gesetzesentwurf in den Landtag bringen. Es ist höchste Zeit, dass die Südtiroler Politik auf diesem Gebiet tätig wird.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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