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  • Mut zur Utopiefähigkeit.

    Die Südtiroler Wirtschaftszeitung (SWZ) schreibt in ihrer Ausgabe vom 12.04.2013 in »Die unterschätzte Krise / Südtirol — Vorwürfe nach Konjunktureinbruch« über die Auswirkungen der schweren Wirtschaftskrise in Italien auf Südtirol.

    Der Artikel, geschrieben von SWZ-Chefredakteur Robert Weißensteiner, prognostiziert, dass die eigentlichen Rückwirkungen der Krise in Italien erst in den nächsten ein, zwei Jahren voll auf Südtirol durchschlagen werden. Bisher konnte das Schlimmste noch einigermaßen abgefedert werden.

    Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) der Handelskammer stellt eine düstere Prognose. »Im Mittelpunkt müssten Maßnahmen stehen, mit denen die steigenden Produktionskosten abgefedert werden können (Reduzierung der Energiekosten, der Kosten für die kommunalen Dienste, Abfederung des Steuerdrucks) und die ausufernde Bürokratie endlich eingebremst wird. Es gelte auch, starke Maßnahmen zur Förderung von Innovation und Exporten zu setzen«, so der Tenor im Artikel.

    Die beiden Landesräte Thomas Widmann und Roberto Bizzo erläutern im Artikel Maßnahmen zur Linderung der Krise. Die Handelskammer und die Wirtschaftsverbände sind allerdings der Meinung, dass das Land völlig ungenügend auf die Krise und auf seinen schrumpfenden Haushalt reagiert und dass die Verantwortlichen die Probleme unterschätzen und notwendige Strukturreformen versäumen.

    Der Präsident des Südtiroler Wirtschaftsringes (SWR) wird in derselben Ausgabe folgenderweise zitiert: »Wir brauchen in Südtirol umgehend einen Notfallplan, um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Betriebe zu sichern und zu verbessern. Vor allen Dingen gilt es auch, die Bemühungen zum Ausbau der Autonomie zu verstärken.«

    Die jüngste Ausgabe der SWZ (vom 19.04.2013), lässt vermuten, dass sich die Redakteure der SWZ sehr wohl bewusst sind, dass die primäre Ursache der schweren Krise in Italien liegt. Deshalb ist es einigermaßen erstaunlich, dass vor allem vom Land Südtirol Maßnahmen erwartet werden, die dieses aufgrund von fehlenden Zuständigkeiten gar nicht setzen kann. Dieser Ansatz zieht sich übrigens wie ein roter Faden durch die offizielle Rhetorik der Wirtschaftsverbände.

    Beleuchten wir einige Forderungen, die von den Wirtschaftsverbänden erhoben werden. Stichwort Bürokratieabbau: Die Situation eines durchaus repräsentativen Südtiroler Kleinbetriebes mit 4 Vollzeitäquivalenten stellt sich so dar, dass mehr als eine Halbtageskraft für Verwaltung und Buchhaltung benötigt wird. Die Aufgaben sind vielfältig. Neben Durc-Bescheinigungen, Black-List-Formularen, Intrastat-Erklärungen, ausufernden Arbeitssicherheitskursen und Datenschutzbestimmungen fallen noch die Wirtschaftsberatungskosten und die Kosten eines Arbeitsberaters ins Gewicht.
    In keinem der angeführten Bereiche verfügt das Land Südtirol über irgendwelche Zuständigkeiten. All diese Bereiche werden in Rom entschieden. Kollektivverträge, die Arbeitsgesetzgebung und sämtliche Rahmenbedingungen zur Wirtschaftordnung sind sowieso alleinige Zuständigkeit des Zentralstaates.
    Stichwort Steuergesetzgebung: Das Land und die Gemeinden verfügen über einige wenige bescheidene Möglichkeiten Akzente zu setzen. Im Wesentlichen liegt die Zuständigkeit beim Zentralstaat.

    Über den Landeshaushalt kann das Land Südtirol sehr wohl in das Wirtschaftsleben eingreifen. Über ein Subventionssystem nach dem Gießkannenprinzip wurde dies beispielsweise über Jahrzehnte getan. Trotzdem können diese Maßnahmen immer nur einen korrigierenden Charakter einnehmen. Alle wesentlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie Kollektivverträge, Arbeitsgesetzgebung, Familienrecht, Steuergesetze, Datenschutzbestimmungen usw. werden vom Zentralstaat entschieden.

    Warum verlangen die Wirtschaftsverbände deshalb vor allem Maßnahmen vom Land Südtirol? Eine Erklärung liegt darin, dass nur das Land Südtirol auf die Klagen der Wirtschaftsverbände reagiert. Rom sind die Wünsche der Südtiroler Wirtschaftsverbände gleichgültig. Dieses Bewusstsein scheint auch in Südtirols Wirtschaft vorhanden zu sein. Wohl auch deshalb fordert Hansi Pichler (Präsident des SWR) einen verstärkten Einsatz zum Ausbau der Autonomie. Ob ein solcher Ausbau in der derzeitigen politischen Melange, die in Rom herrscht, überhaupt realistisch ist, bleibt mehr als fraglich.

    Gerade deshalb ist es verwunderlich, dass Südtirols Wirtschaftsverbände nicht verstärkt die Karte der Sezession spielen. So, wie viele der uns benachbarten Alpenregionen (Nordtirol, Graubünden, Trentino, Salzburg, Oberbayern usw.) verfügt auch Südtirol über eine an und für sich recht gesunde Wirtschaftsstruktur. Nicht einige durchaus kritikwürdigen Fehlentscheidungen der Landesverwaltung sind für die düsteren Prognosen verantwortlich, sondern die mickrigen Gestaltungsmöglichkeiten über die das Land Südtirol effektiv verfügt.

    Südtirols Wirtschaftsverbände sollten deshalb Mut zur Utopiefähigkeit beweisen, das Thema Unabhängigkeit aus ökonomischer Sicht durchspielen und in ihren Szenarien als zukunftsweisende Perspektive etablieren. Der Status Quo bietet kaum Spielraum für eine eigenverantwortliche Entwicklung.



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  • Ecce renovatio!

    napolitano_non

    Seit Monaten wird in Italien kaum etwas so lautstark eingefordert wie Erneuerung, als ob etwas, bloß weil es neu ist, besser wäre, als das was bisher war. Das ging mit den Vorwahlen bei den Demokraten los, mit Beppe Grillos Wahlergebnis weiter und gipfelte heute — in die Wiederwahl eines bald 88jährigen Präsidenten. Der war 1945 der KPI beigetreten und saß 1953 zum ersten Mal im römischen Parlament. Alternativkandidaten waren Franco Marini (80) und, auf Vorschlag Grillos, Stefano Rodotà (in Kürze ebenfalls 80). Nicht zu vergessen Romano Prodi, mit 73 ein echter Jungspund.
    Ebenfalls zu dieser Erneuerung gehört, dass die Demokraten unter Bersani ihren prognostizierten Wahlsieg verbraten und gestern bei der Präsidentschaftswahl den letzten Funken Glaubwürdigkeit verspielt haben. In diesem Umfeld gelang es dem alten und ausgeleierten Silvio Berlusconi, sich als seriöser Staatsmann zu profilieren. Glaubt man den Umfragen, danken es ihm die Italienerinnen bereits durch hohe Zustimmungswerte — er liegt wieder an erster Stelle.

    Unter dem Eindruck von so viel Erneuerung und Handlungsfähigkeit musste jetzt also der Alte noch einmal zusagen, um zu verhindern, dass sich die Krise — keine vorwiegend wirtschaftliche, sondern eine vor allem institutionelle, demokratische und politische Staatskrise — noch einmal ausweitet. Die wichtigsten Etappen sind schnell zusammengefasst:

    • Silvio Berlusconi, unter dessen Führung die Krise sich erstmals zugespitzt hatte, wurde zum Rücktritt gezwungen.
    • Seitdem steht Mario Monti, ein nicht gewählter Technokrat, der italienischen Regierung vor. Seine Rettungsversuche unter Mitwirkung von Rechten und Linken haben die gesellschaftliche Notlage verschärft, ohne brauchbare Ergebnisse zu erzielen.
    • Aus den Wahlen ist ein Parlament hervorgegangen, das sich aufgrund unklarer Mehrheiten und gegenseitiger Vetos keine Regierung zustande brachte.
    • Um diese Misere zu lösen, berief Präsident Napolitano einen Weisenrat ein und übergab ihm eine Aufgabe, an der zuvor die Parteien gescheitert waren: Die Ausarbeitung eines konsensfähigen, minimalen Reform- und Koalitionsprogramms.

    Nachdem die Wahl eines neuen Regierungs- und eines neuen Staatschefs gescheitert ist, erscheinen jetzt sogar die Alten wie wahre Retter in der Not: Silvio Berlusconi und Giorgio Napolitano. Ecce prorogatio.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • Menasse über Katalonien und Schottland.
    Quotation

    Was in Katalonien und Schottland passiert, ist nicht neuer Nationalismus, sondern der Anfang seiner Überwindung. Die Basken haben kein Interesse, andere Regionen zu erobern, aber Spanien hat ein Interesse, die Basken zu beherrschen.

    Garibaldi wollte Italien national einigen — aber was hat dann Südtirol bei Italien zu suchen?

    Robert Menasse, Bozen, 18. April 2013 (im Gespräch mit )

    Cëla enghe: 01



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  • Deutsch im Sport geduldet.

    Wie Südtirol Online (Stol) berichtet, kann niemand verbieten, dass Südtiroler Fußballspieler auf öffentlichen Südtiroler Spielfeldern während eines Spiels untereinander auf Deutsch sprechen. Gleich zwei Schiedsrichter hatten das in jüngster Zeit anders gesehen.

    Der Südtiroler Schiedsrichterverband — dessen Homepage übrigens einsprachig ist — geht sogar so weit, zu gestatten, dass Südtiroler Fußballspieler mit Südtiroler Schiedsrichtern auf Deutsch kommunizieren dürfen. Bislang wurde laut Angaben einiger Verantwortlicher sogar mit einheimischen Schiedsrichtern Italienisch gesprochen. Allerdings sei dieses neue Zugeständnis eine Ausnahme: Amtssprache gegenüber Schiedsrichtern ist laut Schiedsrichterverband grundsätzlich Italienisch.

    Der Landeshauptmann weist (laut Stol) darauf hin, dass sich die »Südtiroler Amateurfußballer … auf das Autonomiestatut (Art. 99, 100) berufen und ihre Muttersprache ohne Einschränkung untereinander verwenden« dürfen. Eine sonderbare Auffassung der statuarischen Normen: Schließlich dürfte es in einem freien Land keines Autonomiestatutes bedürfen, um untereinander (wo auch immer) Deutsch, Französisch, Swahili oder eine andere Sprache der eigenen Wahl zu benützen. Wenn das Autonomiestatut etwas regelt, dann ist es die Amtssprache — und das ist laut Schiedsrichterverband (mit Durnwalders Zustimmung) im Sport ausschließlich die Staatssprache.

    Auf einen anderen Bereich umgelegt klingt Durnwalders Aussage so, als sagte er: »Die Südtiroler können sich auf das Autonomiestatut (Art. 99, 100) berufen und auf der Straße ihre Muttersprache ohne Einschränkung untereinander verwenden. Gegenüber einem Polizisten gilt selbstverständlich Italienisch als Amtssprache.«

    Dass es in Südtirol überhaupt einer offiziellen Feststellung bedarf, dass Spieler untereinander Deutsch sprechen dürfen, zeigt, wie weit wir es mit der »Vorzeigeautonomie« gebracht haben. Die Gleichberechtigung unserer Landessprachen ist noch weit von ihrer Verwirklichung entfernt.

    Cëla enghe: 01



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  • Robert Menasse in Bozen.

    Am morgigen Donnerstag liest Robert Menasse in Bozen aus seinem Buch

    »Der europäische Landbote«

    Datum: 18.04.13
    Uhrzeit: 18.00 Uhr
    Ort: Capitol 2, Dr.-Streiter-Gasse, Bozen
    Veranstalter: Club Alpbach Südtirol

    hat das engagierte Buch in einem früheren Beitrag gewürdigt.


    Politik/ Termin/ · · Robert Menasse/ · · · EU/ ·

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  • Ausschließende »Integration«.

    Mühlbacher Marktblatt.

    aus dem Gemeindeblatt »Mühlbacher Marktblatt« (Ausg. April 2013)

    Statt zu versuchen, die »nationalstaatliche Logik« abzuschwächen und auszugleichen, wird diese von Südtiroler Verwaltungen auch noch — mit äußerst fragwürdigen Argumenten wie der Schwierigkeit einer Sprache — unterstützt und verstärkt. Dass das nicht nur gedacht, sondern auch noch öffentlich kommuniziert wird, beweist völlige Überzeugtheit.

    Was wohl die armen Gemeinden etwas weiter drüben im Osttiroler Pustertal tun — haben sie doch leider nicht das »Glück«, auf eine »leichte« Sprache zurückgreifen zu können!? Wahrscheinlich sind dort die Zuwandernden intelligenter. Und genau darum geht es: Solche Denkmuster zeugen nicht vom Willen, unsere neuen Mitbürgerinnen als gleichberechtigte und -wertige Mitglieder in unsere Gesellschaft zu integrieren, sondern, sie auch aufgrund der Sprache weiterhin zu diskriminieren.

    Zum Vergleich einige Auszüge aus dem katalanischen Leitfaden für Integration:

    Wenn wir als Personen, die die neue Bevölkerung empfangen — ob dies nun in Gemeindeämtern, Ambulatorien, Schulen, Freizeit- oder Sporteinrichtungen etc. ist — die katalanische Sprache im Umgang mit ihnen beibehalten, erfüllen wir bereits eine wichtige Aufgabe der Inklusion von Zuwanderern, weil:

    a) …wir ihren gesellschaftlichen Ausschluss verhindern. Sicherlich wurden wir schon mehrmals mit der Überlegung konfrontiert, dass »die neuen Katalanen die katalanische Sprache nicht lernen brauchen, weil ohnehin jeder in Katalonien Kastilisch [Spanisch] versteht«. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Integration nicht mit der Möglichkeit der Kommunikation erschöpft ist: Die Integration beinhaltet die Möglichkeit, in Gleichheit mit allen anderen Bürgern an einem Ort zu leben. Deshalb ist die Aufnahme von Schülern und Familien in einem Gebiet, dessen [vorwiegende] Landessprache Katalanisch ist, ohne ihnen Zugang zu dieser Sprache zu gewähren, eine zusätzliche Form des gesellschaftlichen Ausschlusses.

    Die neu zugewanderten Personen wissen vielleicht noch nicht, welch positive Auswirkungen das Erlernen der katalanischen Sprache hat. Deshalb sollten wir uns als Fachleute in den unterschiedlichsten Bereichen des Empfangs positive Argumente vergegenwärtigen und sie den Zuwanderern vermitteln, um den Spracherwerb zu fördern (dies soll jedoch nicht eine Quelle von Spannungen werden). Im Folgenden stellen wir einige Gründe vor, welche beweisen, dass das Katalanische in unserem Land zur Überwindung von Grenzen beiträgt:

    a) Die Sprache ist für Mütter und Väter erforderlich, da es die wichtigste Schulsprache ihrer Kinder sein wird.

    b) Sie erlaubt es, mit dem Schulzentrum zu kommunizieren und dessen Aktivitäten mitzuverfolgen.

    c) Sie verleiht Selbstvertrauen, weil man damit wie die meisten anderen Bürger in der Landessprache kommunizieren kann (im Gemeindeamt, im Gesundheitssprengel, am Markt, in der Freizeit usw.)

    d) Sie trägt zur Empathie mit den Einheimischen bei, welche den Gebrauch der katalanischen Sprache — bewusst oder unbewusst — positiv einstufen.

    e) In zahlreichen Kursen, die Zuwanderern angeboten werden, werden Sprachdiplome verliehen, die bei der Arbeitssuche hilfreich sein können.

    f) Die katalanische Sprache ist als Instrument der gesellschaftlichen Inklusion wirksamer als andere Sprachen an anderen Orten. Ein Zuwanderer marokkanischen oder ecuadorianischen Ursprungs wird in Madrid größere Schwierigkeiten haben, als Einheimischer akzeptiert zu werden, bloß weil er Kastilisch spricht.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01



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  • Antwort auf einen ‘konstruktiven’ Beitrag.

    Vor einigen Tagen veröffentlichte Benno Kusstatscher auf Salto.bz einen Artikel, der den »Freistaat«-Befürwortern gewidmet ist. Kusstatscher kündigt einen »konstruktiven« Beitrag an, fällt jedoch sofort in einen plump-pauschalisierenden Ton auf Stammtischniveau, der gerne gerade den Unabhängigkeitsbefürwortern unterstellt wird. hat sich stets um eine möglichst analytisch-neutrale Berichterstattung bemüht, wird aber immer wieder von unseren Vorzeigeintellektuellen verunglimpft bzw. mit allerlei Vorurteilen bedacht. Ich habe den Artikel zum Anlass genommen, den Text zu »drehen«,um den Unabhängigkeitsgegnern einen Spiegel vorzuhalten: dass genau sie in jene Falle der Pauschalisierung tappen, die sie gerne uns vorwerfen.

    Der Text entspricht nicht der Meinung des Autors, sondern soll — als reine Umkehrung — eine entlarvende Wirkung entfalten: Auf dieser Ebene zu argumentieren ist nicht sinnvoll.

    Liebe Nationalstaat-Förderer, dieser Beitrag ist euch gewidmet. Damit es mir etwas leichter von der Feder geht, erlaube ich mir, euch mit aller Sympathie respektvoll als »Nationalisten« anzureden. Und doch juckt es mich, ein bissel zu stänkern. Nehmt es nicht persönlich. Es ist konstruktiv gemeint.

    Warum das Thema Nation/Italien für euch so aktuell ist, auch hier auf salto.bz, weiß ich auch nicht. Weil Berlusconi euch an Diktatoren des letzten Jahrhunderts erinnert? Weil ihr euch den Süd-Euro nicht entgehen lassen wollt? Weil ihr euch an Italiens Verschuldung solidarisch mitverantwortlich fühlt? Weil es Südtirol gut geht? Oder einfach, weil wir im Wahlkampfjahr sind?

    Es ist auch nicht meins, zu diskutieren, ob es in Zukunft über dem Nationalstaat Italien wieder wärmer schiene. Mich beschäftigt vielmehr, wie dieses ewige Nationalstaat-Beharren auf andere wirkt. »Italienisches Finale«, wenn ihr wollt. Ja schade, dass der Begriff derart negativ besetzt ist, trotzdem werdet ihr und eure Kinder (falls ihr überhaupt welche habt) euch daran gewöhnen müssen. Den nationalen Scherbenhaufen haben wir vor eurem ersehnten italienischen Wiederaufstieg.

    Immer nur Italien

    Ihr Nationalisten seid nicht die, die mit Ma-siamo-in-Italia-Sprüchen mühevoll aufgebautes Porzellan zerschlagen. Ihr habt durchaus intellektuelleren Zugang, seid verantwortungsbewusster. Zumindest glaube ich das hoffnungsvoll. Aber reflektiert ihr auch über die europäische Wirkung solcher Symbolik? Auch wenn wir hier auf salto.bz eben immer nur Südtirol, Südtirol, Südtirol diskutieren, lesen kann man uns weltweit. Was werden unsere Nachbarn sich denken?

    Ich mache mir es jetzt etwas leicht und tauche in ein hypothetisches Stammtischmilieu ein. Ein kleiner zynischer-böser Rundumblick, um euch wachzurütteln:

    An einem Stammtisch im Trentino könnte ich mir auch folgende Argumentationsweise durchaus vorstellen: »Ihr Südtiroler seid mir schöne Freunde! Erst schreit ihr ’Los von Trient’ und wollt die Region aushöhlen. Dann steigt ihr zwecks Euregio wieder mit uns ins Bett. Und schließlich knallt ihr uns mit dem Nationalstaat wieder in eine ungewisse Zukunft.«

    Am Nordtiroler Stammtisch könnte man Gedanken vermuten wie: »Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Wie lange wollt ihr noch von Berlusconis regiert werden? Seit Jahrzehnten strecken wir euch die Hand aus, haben euch bei Krankenhausaufenthalten, an der Universität bevorzugt. Trotzdem ist euch Italien lieber. Sobald es euch angesichts der italienischen Misere wieder schlechter geht, werdet ihr wieder zu uns kriechen und die Einheit Tirols beschwören.«

    Und in Osttirol: »Kaum haben wir wieder begonnen, uns mehr am gemeinsamen Pustertal zu orientieren, geht ihr mit eurem Nationalstaat baden. Wie sollen wir uns da in Zukunft weiterentwickeln, wenn ihr euch an dieses gescheiterte Nationalstaat-Modell klammert?«

    Im Münchner Bierzelt: »Nationalstaat? Pfui Deibel! Solln’s doch ba die Kanaken bleibn!«

    Im Engadin: »Die sollen doch machen, solange wir nicht für ihre Schulden haften müssen.«

    Katalonien, Schottland etc: »Diese feigen Südtiroler. Prahlen da von ihrer Vorzeigeautonomie und dann wird ihnen Stück für Stück genommen, ohne dass sie aufbegehren. Was seid ihr denn für Autonomisten, wenn ihr euch die Hosen ausziehen lässt, ohne jede Konsequenz? Wir gehen in jedem Fall weiter, mal sehen, wie weit ihr mit eurem Nationalstaaten-Gehabe kommt.«

    Brüssel nicht zu vergessen: »Jetzt geben wir denen die Werkzeuge in die Hand. Ein Europa der Regionen könnten sie bauen, endlich die Vision der Gründerväter eines Europas ohne Nationalstaaten verwirklichen. Etwas wirklich Großes und Visionäres schaffen. Aber nein, geschaut wird nur auf den Geldbeutel, solange Italien euch noch einen Teil eures Geldes überweist. Europa möchte die Nationalstaaten abschaffen, eine gemeinsame Wirtschafts- und Steuerpolitik machen, aber ihr beharrt in euren alten Grenzen im Kopf und möchtet unbedingt alles überholte bewahren, bis zum bitteren Ende. Wann wacht ihr endlich auf?«

    So, liebe Nationalisten, ohne polemisch sein zu wollen habe ich ich mich jetzt satt der Polemik bedient, um zu erklären, warum mir dies alles suspekt ist. Mir ist nämlich gute, interregionale Nachbarschaft lieber, als in alten Grenzen zu denken. Habt ihr nicht gedacht, dass euer Festhalten an einem gescheiterten Staat eure Nachbarn verunsichert, verärgert, brüskiert? Viel Feind viel Ehr? Europäische Zukunft wird doch nicht von egozentrischen Nationalmatadoren gebaut, sondern gemeinsam mit Nachbarn in Europa ohne nationale Grenzen. Europäische Innenpolitik nennt man sowas. Wir sollten uns bewusst machen, dass man ohne Freunde kein grenzenloses Europa bauen kann. Und dass man als gescheiterter Staat sehr viele Freunde braucht. Erkennt endlich, welchen Scherbenhaufen ihr uns und unseren Nachkommen hinterlassen werdet. Wer trägt dann die Schuld, alle jene, die am ewigen ’weiter so’ festgehalten haben, trotz einer sich anbahnenden Katastrophe? Bedenkt doch bitte bei künftigen Nationalstaat-Diskussionen, dass der nachbarschaftliche Aspekt genauso zum Thema gehört wie die »Siamo-in-Italia«-Problematik. Denkt etwas mehr in .eu und weniger in .it und noch viel Erfolg in diesem Sinne!

    Cëla enghe: 01



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  • Autodecisione: PDL possibilista.

    Lo si evince da un’intervista effettuata da Gabriele Di Luca per il portale Salto, nella quale il coordinatore del PDL sudtirolese, Alessandro Bertoldi, si dice favorevole all’indizione di un referendum indipendentista. Nella sfera politica della nostra terra, bisogna riconoscerlo, sta avendo luogo un processo di maturazione di non poco conto: recentemente sia il Movimento Cinque Stelle (M5S), sia Brigitte Foppa (Vërc) hanno accettato di distinguere fra autodeterminazione (referendum) e secessione (traguardo), dichiarandosi favorevoli alla prima pur avversando la seconda.

    Lo stesso vale per Bertoldi — che in caso di una consultazione voterebbe per il mantenimento dell’unità  fra Italia e Sudtirolo, «com’è scontato che sia». «Credo però fermamente nella democrazia e nella libertà , quindi un referendum non può trovarmi contrario, anzi», afferma l’esponente berlusconiano. Anche in questo caso continua comunque a persistere una certa confusione terminologica:

    Ovviamente dovrebbe trattarsi di un quesito sull’indipendenza e non sull’autodeterminazione. Quest’ultima, come hanno ribadito più volte gli organismi internazionali, è già  stata riconosciuta con l’autonomia, anche senza peraltro consultare il parere degli altoatesini di lingua italiana.

    Il referendum stesso, per definizione, non sarebbe altro che la realizzazione dell’autodeterminazione nella sua forma più democratica, ché sarebbe il popolo sudtirolese a determinare, liberamente, il proprio futuro. L’indipendenza, invece, è una delle possibili scelte che potrebbero scaturire dalla consultazione.

    Allo stesso modo una certa confusione va contestata anche all’intervistatore, quando chiede:

    Senta, concretamente, come pensa di attivare la procedura che porterebbe a un simile referendum? È consapevole del fatto che esistono dei vincoli costituzionali, tali da non permettere a una porzione di territorio di staccarsi dal resto dello Stato? Ed è consapevole, inoltre, che questa ipotesi contraddirebbe accordi internazionali stipulati con il contributo delle Nazioni Unite?

    È pur vero che la costituzione non prevede la possibilità  che una porzione di territorio si stacchi dal resto dello stato — ma è altrettanto vero che, già  oggi, il PDL e il M5S da soli avrebbero quasi la maggioranza dei due terzi, sufficiente a indire una consultazione in deroga a qualsiasi norma costituzionale, sempre che lo vogliano. Mentre non c’è proprio da aspettarsi che le Nazioni Unite possano avere alcunché da eccepire se le due parti in causa (l’Austria e l’Italia) concedessero al territorio fra loro conteso di «autodeterminarsi».

    Per quanto riguarda invece la procedura, Bertoldi sembra avere le idee piuttosto chiare, anche se la proposta di affidarsi a un sondaggio sembra perlomeno strampalata:

    Procederei così: prima un sondaggio a campione che sia ufficiale e diviso tra i tre gruppi, per capire se c’è la volontà  di pronunciarsi o meno; poi, se almeno due dei tre gruppi lo volessero, procederei con le urne, infine il quorum dovrebbe essere superiore ai 2/3 e anche la maggioranza non potrebbe certo essere fissata semplicemente al cinquanta per cento. Occorrerebbe creare le condizioni per una massima condivisione.

    Ad ogni modo le affermazioni del coordinatore pdl confermano una cosa: chi afferma che gli italiani, tout court, sarebbero contrari all’indizione di un referendum, sbaglia — ergendosi ad avvocato (non richiesto) di un intero gruppo linguistico a prescindere della vera volontà  delle persone.



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