→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

  • Faschistengruß ist »out«.

    Das Zeigen des »römischen Grußes« — in abgewandelter Form auch als Hitlergruß bekannt — gilt in Italien bis dato als Kavaliersdelikt. Wiederholt zeigten Spitzensportler (Lazio-Spieler Paolo Di Canio, Nationalspieler Gianluigi Buffon…) die Geste öffentlich, die Wahl Gianni Alemannos zum römischen Bürgermeister wurde mit ausgestrecktem Arm gefeiert. Unterstützer Berlusconis zeigten den Faschistengruß, während sie ihrem Idol mit Duce-Rufen einheizten und Ministerin Brambilla konnte sich den römischen Gruß selbst während einer Amtshandlung nicht verkneifen.
    Auch in Südtirol war die Geste in einschlägigen Kreisen stets gern gesehen, als etwa Siege der italienischen Nationalelf gefeiert wurden oder um Kundgebungen der Schützen zu begrüßen.

    Als Antifaschist ist es mir eine besondere Genugtuung, dass letzte Woche gerade in Südtirol zwei Männer erstmals hohe Strafen zahlen mussten, um einem Prozess wegen Verstoß gegen das Scelba-Gesetz 01 zu entgehen. Zwei weitere (darunter Andrea Bonazza, Leitfigur des Neofaschismus im Lande) werden sich vor Gericht verantworten müssen, weil sie dem Vergleich nicht zustimmten — sie sind sich keiner Schuld bewusst. Dass Südtirol jetzt — zumindest in Italien — eine Vorreiterrolle einnimmt, ist wohl nicht zuletzt auf den breiten gesellschaftlichen Konsens zurückzuführen, den die Ächtung neofaschistischer Betätigung genießt. Bislang hinken staatliche Institutionen dem Wunsch der Bevölkerung hinterher.

    In Hinblick auf den »Marsch auf Bozen«, den die faschistische CasaPound am 5. März plant, ist dieser Präzedenzfall von besonderer symbolischer Bedeutung: Erstmals macht die Justiz deutlich, dass sie Übertretungen in diesem Bereich nicht mehr grundsätzlich mit Laschheit begegnet. Es war hoffentlich keine Eintagsfliege.

    Cëla enghe: 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • HGV konstruktiv.

    Nachdem es durch Durnwalders Ankündigung, nicht an den Feierlichkeiten zur italienischen Einheit teilnehmen zu wollen (nach Anfeuerung durch diverse Medien) zu Spannungen und Protesten gekommen war, hat nun HGV-Direktor Walter Meister einen exzellenten Vorschlag unterbreitet, wie man darauf reagieren könnte. Anders als im Falle der Wanderschilder, als der Chefhotelier noch auf Anbiederung gesetzt und von der Politik einen Rückzieher gefordert hatte, geht er diesmal besonnener vor. Er regt an, die Kulturressorts von Tommasini (PD) und Kasslatter-Mur (SVP) möchten doch eine Broschüre ausarbeiten lassen, mit der die Urlauber kurz und bündig über die Geschichte und die besonderen gesellschaftspolitischen Verhältnisse in unserem Lande informiert werden. Die kompakte Publikation könnte man in Hotels und Tourismusämtern aufliegen lassen.

    Durch Aufklärung für Verständnis zu werben ist nicht nur redlicher als der Ausverkauf unserer berechtigten Anliegen — und somit im Interesse beider Seiten — sondern auch mittelfristig sinnvoll, da Vertrautheit eine hervorragende prophylaktische Wirkung entfachen kann: Möglicherweise finden in Hinkunft gewisse Hetzkampagnen keinen fruchtbaren Boden mehr; Vorurteile, denen sogar die Bürgermeister von Florenz und Turin aufgesessen sind, könnte man abbauen. Im Hinblick auf eine weitere Entwicklung der Eigenregierung oder auf die Auflösung des Verbunds mit dem Nationalstaat ist eine angemessene, objektive Außendarstellung ohnehin unentbehrlich.

    Eine derartige Broschüre wäre die ideale Gelegenheit, die einschließende italienische Landesbezeichnung »Sudtirolo« erstmals in einer amtlichen Publikation zu benützen, nachdem es uns Minister Bondi (FI) in seinem Brief vorgemacht hat.

    Cëla enghe: 01 02



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Die Macht des »Alto Adige«.

    Selbst Günther Pallaver scheint die Rolle des A. Adige nicht mehr ganz geheuer zu sein:

    Transkription:

    »Der Politikwissenschaftler Günther Pallaver hat auf die herausragende Rolle der Medien im Konflikt um die 150-Jahr(e)-Feiern hingewiesen. Das Beispiel der Tageszeitung »Alto Adige« verdeutliche eine seit 20 Jahren anhaltende Entwicklung in Italien. Die Medien haben laut Pallaver das Primat der Meinungsbildung übernommen. Die Medien trieben die Parteien vor sich her, und nicht umgekehrt. Der ‘Alto Adige’ stellt laut Pallaver keine Ausnahme dar, sondern bestätige die Regel. Er nehme Einfluss auf die Haltung aller Parteien unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung.«

    aus den Radionachrichten im Rai Sender Bozen, 14.02.2011, 12 Uhr; danke an Beppi für Hinweis und Mitschnitt

    Pallaver schreibt immerhin regelmäßig Leitartikel für den A. Adige und trägt dazu bei, dem Blatt Legitimation zu verleihen.

    Definiert man den Journalismus als vierte Gewalt, ist die Rolle dieser Zeitung in der Südtiroler Politik eine Missachtung des Gewaltenteilungsgebots. Aufgrund der inhaltlichen Ausrichtung schadet diese Einflussnahme dem friedlichen Zusammenleben und dem sprachgruppenübergreifenden gesellschaftlichen Zusammenhalt.

    Cëla enghe: 01 02 03



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Egregio Presidente Napolitano…

    Qualche giorno fa si è rivolto al nostro Landeshauptmann, Luis Durnwalder, invitandolo a partecipare ai festeggiamenti per l’unità d’Italia. Lo ha fatto adducendo motivazioni false e putroppo anche offensive per molti sudtirolesi, cercando ancora una volta di attribuirci un’identità che non abbiamo scelto e che non ci appartiene. Di più, molti di noi si sono convinti che il modello nazionale, che ha portato molta sofferenza all’Europa del secolo scorso, non è adeguato a garantire un futuro di pacifica convivenza alle popolazioni di questa terra, nemmeno attraverso l’autonomia.

    Lo stato nazionale, per indole, è incapace di integrare le diversità valorizzandole, ma tende sempre a un livellamento verso il basso. Gli sviluppi contrari a questa tendenza «naturale» sono visti con diffidenza e destinati a doversi giustificare costantemente, costringendo a sforzi ingenti al solo scopo di non doversi conformare.

    Il rappresentante di uno stato plurale non si sarebbe rivolto ai sudtirolesi chiedendo un atto di fede e di adesione alla comunità nazionale predominante, ma ne avrebbe valorizzato il ruolo contaminante. Ovviamente non è con un atto singolo che si cambia il carattere, l’impostazione di uno stato incapace di dare visibilità nel quotidiano alle diverse comunità  che lo compongono. Ne è un sintomo il manifesto apparso anche a Bolzano nella sua versione monolingue, a simboleggiare il disinteresse verso la nostra specificità.

    Constatata l’impraticabilità di una sua evoluzione positiva — me ne sono convinto da parecchio tempo — solo la progressiva dissoluzione dello stato nazionale ci permetterà di sperimentare modelli alternativi basati sul rispetto reciproco e sulla diversità. Non ho nulla da festeggiare, non perché rattristato da eventi risalenti a 90 anni fa, ma perché spero in un futuro senza nazionalismi. Ecco perché in quest’occasione mi sento ben rappresentato da Durnwalder, che lascia libertà di scelta ma non aderisce in quanto rappresentante di una realtà complessa.

    Cordialmente

    Cëla enghe: 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Neue Kundgebung von CasaPound.

    Erst vorgestern war eine Kundgebung von CasaPound aus Sicht der Faschisten (Eigendefinition!) sehr erfolgreich verlaufen: An ihrem Gedenkmarsch zu »Ehren« der Vertriebenen aus Istrien und Dalmatien sowie der Opfer der Karstschlünde (Foibe) hatten sogar mehrere Mitglieder des Bozner Gemeinderates teilgenommen, darunter der Vorsitzende der PDL-Fraktion, Paolo Bertolucci.

    Nun planen die so geadelten Extremisten gar eine »nationale« Kundgebung in unserer Landeshauptstadt, um mit martialischen Parolen (Bild zum Vergrößern anklicken) deren Zugehörigkeit zu Italien zu unterstreichen. Anlass ist das 150. Jubiläum der italienischen Einheit, an dessen Feierlichkeiten sich Landeshauptmann Durnwalder nicht beteiligen wird. Die rund um diese Entscheidung entstandene nationalistische Rhetorik erinnert an dunklere Kapitel unserer Geschichte.

    ruft alle Entscheidungsträger dazu auf, die provokative Demonstration zu untersagen und lädt schon jetzt alle Demokraten ein, sich an eventuellen Gegenveranstaltungen zu beteiligen. Auch und gerade diejenigen, die für einen Verbleib Südtirols bei Italien eintreten, sollten sich eine faschistische Vereinnahmung verbitten.



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • 150 Jahre Einheit: Ein Einwand.

    Mir persönlich gingen die Andreas-Hofer-Feierlichkeiten im 2009er-Jahr ja einigermaßen am Arsch vorbei. Wie auch die anstehenden Festivitäten zur “Einheit Italiens” (Stichworte: China, Reissack und umgefallen). Dennoch habe ich angesichts der Polemiken der vergangenen Tage in Folge der durnwalderschen Aussagen etwas Interessantes festgestellt: Ist es nicht erstaunlich, dass ein “non festeggiamo” seitens eines Vertreters einer ungefragt und unfreiwillig zu diesem Staat gehörenden Volksgruppe einen Skandal darstellt, während Mitbürger italienischer Muttersprache, die an den Hofer-Feierlichkeiten teilnehmen wollten (wobei Hofer schon überhaupt nichts mit Italien zu tun hatte, denn der wurde 51 Jahre VOR der jetzt gefeierten Einheit von Franzosen und Luxemburgern erschossen), oftmals in die Nähe von Vaterlandsverrätern und extremistischen Ewiggestrigen gerückt wurden, obwohl deren Vorfahren genauso Tiroler waren wie unsere und an der Seite Hofers gegen Bayern und Franzosen gekämpft hatten?!?!?

    Cëla enghe: 1



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Doch Deutsch für Zuwanderer?

    SVP-Senator Oskar Peterlini konnte einen wichtigen Etappenerfolg für die Gleichstellung der deutschen Sprache einfahren. Auf seinen Vorschlag hin verpflichtete der italienische Senat gestern die Regierung, die vorgeschriebenen Sprachprüfungen für Zuwanderer auch in deutscher Sprache anzubieten. Bekanntlich müssen neue Mitbürger aus Nicht-EU-Ländern seit kurzem einen Italienischtest ablegen, bevor sie um eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis ansuchen dürfen. Peterlini argumentierte, diese Ungleichbehandlung sei verfassungswidrig, da in Südtirol die deutsche und die italienische Sprache gleichgestellt seien.
    Die Zustimmung des Senats zu seinem Antrag wird nicht automatisch zur Einführung von Deutschprüfungen führen. Die Zentralregierung wird jedoch darauf hinarbeiten müssen. Ob und wie schnell dieses Ziel erreicht werden kann, wird sich erst zeigen.

    Die Sprache ist für den Zusammenhalt und die gesellschaftliche Entwicklung eines Landes gerade bei der Integration ein ausschlaggebender Faktor. Wir hatten daher die bisherige Diskriminierung aufs Schärfste kritisiert.

    Cëla enghe: 01 02 03



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL