Einen Tag nach Veröffentlichung seiner Blog-Mitteilung zum Thema Selbstbestimmung bekräftigt Michael Hitthaler von den Jungen Grünen seinen mutigen Vorstoß im Tageszeitung-Interview.

Auf Evas Spuren.
Was wie ein vorgezogener April-Scherz klingt, ist grüner Ernst: Die Jungen Grünen treten für das Selbstbestimmungsrecht ein. Die “Tageszeitung” hat sich von Michael Hitthaler erklären lassen, was in die Jungen Grünen gefahren ist.
Tageszeitung: Herr Hitthaler, die Jungen Grünen fordern in einer Pressemitteilung die Selbstbestimmung. Mit Verlaub: Haben Sie gekifft?
Michael Hitthaler (lacht): Nein, die Grünen treten seit jeher für die Basisdemokratie ein. Bei jedem Liftprojekt fordern wir, dass die Bevölkerung ihre Meinung sagen kann. Daher sehe ich nicht ein, warum man die Basis nicht darüber abstimmen lassen soll, ob sie bei Italien bleiben wolle oder nicht.
In Ihrer Pressemitteilung schreiben Sie, die römische Regierung lasse keine Möglichkeit aus, um Minderheiten klarzumachen, wer das Zepter der Macht in den Händen halte, die Autonomie werde in Frage gestellt. Ist Ihre Forderung nach Selbstbestimmung eine Trotzreaktion auf die Berlusconi-Regierung?
Dass die Regierung Berlusconi bereits stark autoritäre Züge aufzeigt, steht außer Frage. Und wenn Berlusconi so weitermacht, dann müssen wir uns wirklich fragen, ob wir in diesem Staat noch willkommen sind. Und warum soll man nicht das Volk fragen, ob es bei Italien bleiben oder weg wolle.
Verstehen wir Sie richtig: Sie fordern tatsächlich die Selbstbestimmung so wie ein gewisser Sven Knoll oder eine Eva Klotz?
Schauen Sie: Erstens ist die Selbstbestimmung nicht ein Thema, das nur der Rechten gehört. Ich kenne viele Linke, die ebenfalls für das Selbstbestimmungsrecht eintreten. Es gibt auch bei uns Jungen Grünen Leute, die dafür wären, wenn Südtirol einen Weg in die Eigenständigkeit ginge. Das ist nicht meine Linie, aber ich finde es gut, wenn darüber diskutiert wird.
Und was ist Ihre persönliche Linie?
Unser Beitrag soll in erster Linie ein Denkanstoß und ein Diskussionsbeitrag sein. Ich habe genau das, was ich jetzt sage, schon 2006 in einer Radiosendung gesagt, nur hat sich damals niemand aufgeregt. Ich denke aber, dass sich — wenn die Regierung Berlusconi so weitermacht — irgendwann schon die Frage stellt, was wir tun sollen. Und warum soll man dann nicht das Volk fragen und sich danach richten was das Volk will?
Interview: Artur Oberhofer.
Der Titel, den das Blatt dem Interview verpasst hat, verrät einmal mehr, wie schwer sich manche in Südtirol mit einer unvoreingenommenen Zuordnung beim Thema Unabhängigkeit noch immer tun. In dieser Hinsicht scheint sich bei der Tageszeitung seit Veröffentlichung des ersten Artikels über die Brennerbasisdemokratie wenig getan zu haben — als man uns »stramme Genossen« nannte.